Textdaten
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Autor: Heinrich August Masius
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Titel: Rettung eines Lützowers
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 239–240
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[239] Rettung eines Lützowers.[1] Der letzten und verzweifelten Gegenwehr des Lützower Corps in dem schmachvollen Ueberfalle bei Kitzen am 17. Juni 1813 hatte die hereinbrechende Dunkelheit schnell ein Ende gemacht. Nur hie und da vertheidigten sich noch Einzelne und versuchten mit oder ohne Erfolg sich durchzuschlagen. Dazu gehörte auch ich. Als ich nun aber an der linken Schulter verwundet worden war, mußte ich den Kampf aufgeben. Es blieb mir nichts weiter übrig, als mich auf die bewährte Tüchtigkeit meines Pferdes zu verlassen. Ich gab ihm also die Sporen, sprengte davon und machte erst Halt in einem nicht allzufernen Laubholze, wo ich für’s Erste geborgen war.

Sehr bald ergab es sich hier, daß ich nicht allein war. Etwa zwanzig Cameraden, zum Theil verwundet und ohne Waffen, waren eben so glücklich wie ich gewesen. Unter ihnen waren namentlich der Rittmeister von Heiden und Lieutenant von Löschbrand. Der letztere hatte eine tiefe Wunde am Kopfe. Ich nahm mein schwarzseidenes Halstuch und verband sie ihm. Dann hielten wir einen Kriegsrath, was nun weiter zu thun sei, und kamen bald überein, da uns ja nur der Rückzug übrig blieb, uns nach Böhmen durchzuschlagen, das bis dahin neutral war. Nach kurzer Rast brachen wir also auf und ritten weiter. Selbstverständlich hüteten wir uns dabei, so gut es ging, irgend einen Ort zu berühren oder ihm auch nur zu nahe zu kommen.

Mit Anbruch des Tages hatten wir unweit von dem Städtchen Teuchern zwischen Weißenfels und Zeitz wieder ein Laubholz erreicht. Hier machten wir auf einem offenen Platze Halt, sahen uns aber plötzlich von polnischen Ulanen überfallen, die jedenfalls unserer Spur gefolgt waren. Eine Flucht war unmöglich, auch konnten wir selbstverständlich nicht daran denken, uns zu vertheidigen, dazu war unsere Zahl zu klein, zumal da Etliche verwundet und sogar ohne Waffen waren. Es blieb uns nichts übrig, als uns zu ergeben. Rittmeister von Heiden nahm also ein weißes Taschentuch und winkte damit Pardon zu. Zu unserer großen Verwunderung wurde es aber durchaus nicht beachtet. Die Feinde schossen ihre Pistolen auf uns ab, sprengten heran, umzingelten uns, rissen uns von den Pferden und plünderten uns aus. Dann mußten wir unsere Pferde führen und wurden gen Weißenfels transportirt.

In der Nähe dieser Stadt, unweit vom Schießhause, mußten wir Halt machen und eine Front bilden. Man befahl uns die Pferde stehen zu lassen und zwanzig Schritte vorzutreten. Nun wurden unsere Pferde ergriffen und weggeführt. Uns selbst gestattete man, uns auf den Boden nieder zu setzen oder zu legen. Wir thaten es, allein unsere Lage fing bald an, eine recht peinliche zu werden.

In Folge der Anstrengungen und Strapazen der vorigen Nacht waren wir nicht allein todtmüde, sondern wurden auch von beißendem Hunger gequält. Umsonst aber baten wir, daß man uns etwas Brod verabreichen möchte. Nicht einmal für das Geld, welches einer unserer Cameraden in seinem Stiefel verborgen hatte, konnten wir etwas bekommen. Ja, so hart und grausam behandelte man uns, daß selbst die Personen aus der Stadt, welche Theilnahme für uns hatten und etwas bringen wollten, abgewiesen wurden. Der Tag verging, und wir bekamen nichts. Mit Einbruch des Abends aber mußten wir antreten und rechts und links von Infanterie umgeben abmarschiren. Wir ließen Weißenfels links, zogen hinter den sogenannten Klemmbergen vorüber und gelangten in der Nähe der Herrenmühle auf die Straße nach Leipzig.

Den saueren Marsch dahin habe ich mein ganzes übriges Leben hindurch lebendig im Gedächtnisse behalten. Die Grausamkeit der Feinde gegen uns zeigte sich während desselben erst recht in ihrem höchsten Glanze. Es fiel den uns transportirenden Officieren auch jetzt noch nicht im Entferntesten ein, uns etwas zur Stärkung verabreichen zu lassen. Hätte sich nicht ein zufällig an uns vorüberreitender Major der Artillerie über mich erbarmt, so wäre ich wohl gleich wie einige Cameraden liegen geblieben oder gar umgekommen. Ich hatte das Pferd, welches er ritt, sofort als das meinige erkannt und dem neben mir marschirenden von Hill zugerufen: „Sieh mein Pferd!“ Das hatte derselbe gehört und war an mich herangeritten, um mich darüber auszufragen. Ich muß annehmen, daß er an meinen derben Antworten Wohlgefallen fand, denn er that mir dann viel Gutes. – Nachdem er schon wiederholt auf dem Marsche, aber leider immer vergeblich, versucht hatte, uns einen Trunk Wasser oder Bier verabreichen zu lassen, brachte er uns, namentlich mir, in der Nähe von Markranstädt, wo wir einen kurzen Halt machten, selbst einige Butterbrode. Das stärkte mich so, daß ich mich wieder weiter schleppen konnte. Als er wegritt, wies er tröstend auf die Thürme von Leipzig und sagte: „Wer weiß, wie es dort kommt!“ Als wir aber diese heißersehnte Stadt endlich erreicht hatten, graute der Morgen. Wir machten Halt auf der Promenade unweit des Roßplatzes.

Unsere Ankunft war sofort dem Commandeur, Herzog von Padua (Arighi), gemeldet worden. Schon nach einer halben Stunde kam derselbe [240] in Begleitung einiger Officiere selbst. Er musterte und bedeutete uns, daß wir Quartiere bei unseren Cameraden in der Pleißenburg erhalten sollten. Gegen fünf Uhr wurden wir dahin abgeführt. Wie uns der Herzog gesagt hatte, fanden wir dort einen Theil unserer Leidensgefährten, die schon bei Kitzen gefangen genommen worden waren.

Die guten Leipziger hatten von Anfang an ein großes Interesse für uns an den Tag gelegt. Man hatte ihnen erlaubt, die Wunderthiere des Corps der Rache zu sehen, und sie hatten davon den liebenswürdigsten Gebrauch gemacht, indem sie Etlichen von uns zur Flucht verholfen hatten. Zu dem Ende waren die lieben Leute mit doppelter Kleidung hereingekommen und mit einfacher wieder weggegangen, während die glücklichen Cameraden, die man sich ersehen hatte, in dem Hofraume, wo Heu und Stroh aufgeschichtet war, oder in den umliegenden Gebäuden Zeit und Gelegenheit fanden, sich umzukleiden und davon zu machen. Es läßt sich denken, daß auch ich dieses Glück mit Freuden begrüßt haben würde. Da man aber bereits hinter diese Schliche gekommen war und Niemand mehr ohne Paßkarte eingelassen wurde, auch die Cameraden sich einander das Wort gegeben hatten, von dieser Art der Flucht keinen weitern Gebrauch zu machen, so mußte ich es wohl in einer andern Weise versuchen.

Zur damaligen Zeit stand die schöne jetzige katholische Kirche in Leipzig noch nicht; der Gottesdienst wurde vielmehr in der Pleißenburg gehalten. In einem Seitengebäude wohnte auch der katholische Küster. Das hatte ich bald genug entdeckt und faßte darnach meinen Plan.

Es mochte etwa gegen zehn Uhr des Morgens sein, als ich im Hause desselben Clavier spielen hörte. Als Freund der Musik, dachte ich, darfst du es wohl einmal versuchen, ob du nicht näher kommen kannst. Da wir frei im Hofe der Pleißenburg herumgehen durften, lag mir dazu zunächst nichts im Wege. Ich trat also in das Haus, pochte höflich an die Thür der Stube, wo gespielt wurde, und bat, als man mich eintreten hieß, ein wenig zuhören zu dürfen. Der Küster, welcher gerade sein Töchterlein unterrichtete, gestattete das. Sobald sich aber eine Gelegenheit bot, suchte ich ein Gespräch anzuknüpfen. Auch das gelang mir, und das erste Resultat desselben war, daß ich durch das erwähnte Töchterlein ein Briefchen an meinen Freund, den Leinwandhändler Friederici, gelangen lassen konnte; das andere, daß ich durch diesen trefflichen Mann wieder zu Geld kam, da ich bald darauf ein freundliches Billet mit fünfzehn Louisd’or erhielt; das dritte, daß ich von der guten Küsterfrau zu Tische geladen wurde. Ich nahm dies natürlich dankbar an und bat nur, mir eine Flasche Wein dazu holen lassen zu dürfen. Man gestattete auch dies, und ich hatte die Freude, sie mit meinem freundlichen Wirth und seiner Familie leeren zu können.

Dabei fand ich nun Gelegenheit, mit meiner eigentlichen Herzensangelegenheit herauszurücken. Ich sondirte und klopfte an, ob sie mir nicht zu meiner Befreiung behülflich sein wollten.

Dieser erste Versuch mißglückte mir indeß vollständig. Der Küster erzählte mit, daß er sich bereits durch die Befreiung zweier russischen Officiere der größten Gefahr ausgesetzt habe und deshalb noch unter polizeilicher Aufsicht stehe. Es sei ein Glück für ihn gewesen, daß seine geistlichen Oberen für ihn eingetreten seien und bei dem Herzoge ein gutes Wort für ihn geredet und sein Leben gerettet hätten. Er wies mich auf seine noch unerzogenen fünf Kinder hin und verbat sich jede weitere derartige Zumuthung.

Ich sah ein, daß sich für’s Erste nichts weiter thun lasse. Ich wäre aber kein Lützower gewesen, wenn ich nun gleich alle Hoffnung aufgegeben hätte. Das that ich denn auch keineswegs und verlebte deshalb diesen und die kommenden Tage größtentheils im Kreise dieser Familie. Sogar des Nachts brachte ich im Hausflur zu, wo man mir mein Strohlager aufzuschlagen gestattet hatte, während meine Cameraden in den Stroh- und Heuhaufen auf dem Hofe oder in den anliegenden Gebäuden der Pleißenburg übernachteten. So war der Sonntag herangekommen.

Schon des Morgens um sechs Uhr dieses Tages, als ich noch auf meinem Strohlager lag, wurde ich benachrichtigt, daß das Frühstück da sei. Ich raffte mich auf und erkundigte mich nach der Ursache, weshalb wir heute unser Frühstück so früh erhielten. Zu meinem Schrecken erfuhr ich, daß wir heute in die Kerker gesperrt werden sollten, um nicht wieder herausgelassen zu werden. Als Grund davon gab man an, daß die Katholiken sich beklagt hätten, wir hätten ihren Gottesdienst gestört und man mache ihre Burg zu einer Mördergrube. Jetzt war guter Rath theuer.

Noch mit dem Brod in der Hand, begab ich mich in das Haus des Küsters. Hier fand ich die Stubenthür nicht verschlossen, trat ein, näherte mich dem Alkoven, weckte den noch schlafenden Küster und seine Gattin und theilte ihnen mit, was ich soeben gehört hatte. Zugleieh wiederholte ich nun meine Bitte, daß er mir zur Flucht behülflich sein solle. Ich bat, daß er mir das Nöthige von seiner Küsterkleidung leihen möge, damit ich so verkleidet in die Kirche und von da in die Stadt entkommen könne. Sollte ich erkannt werden, so würde ich ihn doch nicht verrathen. Jetzt sei der Augenblick meiner Rettung oder nie. Allein auch das blieb ohne Erfolg. Ich mußte das Zimmer unverrichteter Sache verlassen und stand nun rathlos auf der Hausflur.

Ueber eine Weile kam die Hausfrau heraus und schritt an mir vorüber in die anliegende Küche, um Feuer anzumachen und Kaffee zu kochen. Zu ihr ging ich hin, brachte meine Bitte nochmals vor und versprach ihr Alles, was ich besaß, wenn sie mir Kleider, Barbierzeug und Gesangbuch brächte. Jetzt war ich glücklicher. Die gute Frau sagte, daß sie nochmals mit ihrem Manne reden wolle. Sie ging in das Zimmer, kam bald darauf wieder zurück und bedeutete mich, auf den Boden zu gehen und mich dort einstweilen zu verbergen, bis sie das Gewünschte hinaufbringe. Wenn mir die Rettung gelungen wäre, sollte ich dann die Kleider in ein Tuch binden, das sie mir mitgeben wolle, und bei Friederici niederlegen; von da würden sie dann abgeholt werden. Ich dankte herzlich, aber kurz und befolgte sofort ihren Vorschlag. Vor Freude und Erwartung bebte mir das Herz. Ich fühlte, daß es sich um mein Leben handeln konnte.

Auf dem Boden angelangt, zog ich zunächst einen Dachziegel auf und schaute hinunter auf den Hof, um zu sehen, was da vorgehe. Ich gewahrte nun, wie meine Cameraden in die Kerker getrieben wurden und wie man alle Winkel nach dem Fehlenden durchsuchte. Selbst die Strohlager durchstach man und auch auf die Küsterwohnung sah ich drei Mann zuschreiten. Gleich darauf hörte ich sie schon die Treppe heraufkommen. Ich sah mich schnell nach einem Versteck um, konnte aber nichts entdecken, was mir dazu hätte dienen können. Im Augenblicke der Noth schwang ich mich jedoch noch auf die Rußesse und legte mich platt nieder. Es war die höchste Zeit. Kaum hatte ich das ausgeführt, als schon ein Mann heraufkam und sich auf dem leeren Boden umschaute. Ich hatte das Glück unentdeckt zu bleiben und hörte ihn bald darauf wieder die Treppe hinuntergehen und mit den andern Beiden das Haus verlassen. Jetzt athmete ich auf, und gleich darauf erschien auch die Küsterfrau und brachte mir die gewünschte Kleidung. Ein paar Minuten reichten hin, um mich in das Bild des ehrsamen Küsters zu verwandeln. Nur die Abnahme meines Bartes bereitete mir etliche Verlegenheit und Schwierigkeit, denn das Messer war ziemlich stumpf und das Wasser kalt geworden.

So nothdürftig in den Stand gesetzt und ausgerüstet, trat ich meinen Armensündergang an. Ich drückte den Küsterhut möglichst tief in das Gesicht, nahm das Gesangbuch in die Hand und stieg die Treppen hinunter. Unangefochten verließ ich das Haus und auch zwei Marketenderinnen, die an der Hausthür Posto gefaßt hatten und wuschen, hatten mich nicht erkannt und mir keine weitere Verlegenheiten bereitet. Ich hatte wohl Grund das zu befürchten, denn die eine von ihnen war in Hamburg, als sie einer Magd den Milchtopf vom Kopfe gerissen hatte, mit etlichen Kantschuhieben von mir regalirt worden. Auch den Hof passirte ich ungehindert und erreichte glücklich das Gotteshaus. Hier hielt ich meinen Hut betend vor die Augen, näherte mich dann einigen Herren, die links von mir knieten, und wartete, was weiter kommen werde.

Nicht lange währte es, so erhob sich der mir zunächst Knieende, ein junger Mensch von etwa fünfzehn Jahren. Er blieb stehen, sah mich mit großen Augen an, und es fehlte nicht viel, so hätte er laut zu lachen angefangen. Schnell aber schien er sich noch zu besinnen. Er trat zu dem älteren Herrn neben ihm heran und flüsterte ihm etwas in’s Ohr. Was er sagte, verstand ich nicht, aber es schien mir, daß mich auch dieser nunmehr einer Musterung unterwarf und als ob ich also aus dem Regen in die Traufe gekommen sei. Einen Augenblick versuchte ich in dieser Noth zu beten, aber es gelang mir schlecht genug. Ich machte daher, daß ich fortkam, mischte mich unter die Menge, die gerade die Kirche verließ, und passirte so unangefochten auch den Wachtposten am Thore der Pleißenburg. Endlich befand ich mich im Freien, aber auch jetzt noch schien nicht alle Gefahr beseitigt zu sein.

Während ich die Burgstraße hinabging, hörte ich plötzlich hinter mir: „Pst! Pst!“ Ich wußte wohl, daß ich damit gemeint sei, aber es fiel mir nicht ein, mich umzudrehen. Da bekam ich plötzlich einen Schlag auf meine linke Schulter, daß ich fast laut aufgeschrieen hätte. Als ich mich umwandte, sah ich den ältern Herrn vor mir, der mich in der Kirche erkannt zu haben schien. Er sagte mir aber sofort in dem artigsten Tone, daß ich von ihm nichts zu fürchten habe. Er wisse, daß ich einer der unglücklichen Preußen und von Allem beraubt sei, und erlaube sich nur, mir zum Fortkommen seine Börse anzubieten. Vergeblich suchte ich die Wahrheit seiner Entdeckung zu leugnen und gab mich für einen Oekonomieverwalter aus der Gegend von Bernburg aus. Er sagte mir in’s Gesicht, daß das nicht wahr sei und daß mich nicht nur der eben erst schlecht beseitigte Bart verrathe, sondern daß auch sein Sohn, der von dem Küster Unterricht erhalte, dessen Kleidung erkannt habe. Ich war also überführt, befand mich aber in guten Händen. Der brave Mann warnte mich noch, die lebhafteren Straßen zu betreten, wo ich leicht in größere Gefahren kommen könnte, und führte mich durch Nebengäßchen in das Haus meines Freundes Friederici. An der Treppe bot er mir nochmals seine Börse an; ich schlug sie aus und bat um seinen Namen. Die Erfüllung dieser Bitte verweigerte er der schlimmen Zeiten wegen. Dann entfernte er sich schnell, und ich bin nur einem Unbekannten dankbar geblieben.

Im Hause meines Freundes Fr. wurde ich auf das Herzlichste aufgenommen. Er ließ mir einen Friseur und Kleider kommen, und bald war der wilde Jäger und schlecht nachgebildete Küster in einen lammfrommen Oekonomen mit gelben Stulpenstiefeln umgewandelt. Als solcher verließ ich mit heißem Danke für die mir erwiesene Liebe meines Freundes schon nach zwei Tagen Leipzig und traf einige Tage später bei dem Amtsrath Breymann in Bernburg ein, wo ich für den Augenblick sicher zu sein glaubte.




Diese Kitzner Erinnerung giebt uns Veranlassung, die Leser der Gartenlaube an die Mittheilung zu erinnern, welche wir in Nr. 11 des Jahrgangs 1863 über die treue Pflegerin des bei Kitzen verwundeten Theodor Körner machten. Die wackere Frau nun, die Gattin des damaligen Gärtners Häusser in Großzschocher bei Leipzig, welche den von ihrem braven Manne im Walde aufgesuchten und in sein Haus gebrachten Freiheitskämpfer mit größter Hingebung und unermüdlicher Sorgfalt pflegte, ist vor wenigen Wochen als hochbetagte Greisin in ihrem Heimathdorfe gestorben und unter großer Betheiligung der ganzen Gegend zur letzten Ruhe gebettet worden. Friede sei der Asche dieser würdigen Patriotin!

  1. Mittheilung der Erlebnisse eines alten Lützowers, des Rendanten a. D. Masius zu Zeitz, nach dem Ueberfall bei Kitzen am 17. Juni 1813.