Textdaten
<<< >>>
Autor: Joachim Ringelnatz
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Rettende Insel
Untertitel:
aus: Allerdings, S. 120–121
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1928
Verlag: Ernst Rowohlt Verlag
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[120]
RETTENDE INSEL


Wenn Parteien sich und Massen
Sichtbar und geräuschvoll hassen
Kling das mir wie Meeresrauschen.
Und dann mag ich henkelltrocken

5
Still auf einer Insel hocken,

Die mich zusehn läßt und lauschen.

Nicht, daß ich dann etwas schürfe
Oder was dazwischen würfe
Oder schlichten wollte, nein,

10
Nein, ich weiß, das muß so sein.

Und ich dehne mich und schlürfe
Eingefangnen Sonnenschein.

Wechselnd laut und wieder leise
Rauscht das Meer in weitem Kreise

15
Mir vertraute Melodie.

Wo blind oder falsch gestempelt
Mißklang sich an Mißklang rempelt,
Windelt neue Harmonie.

Und dann schwimmt – fast ist es schade –

20
Noch ein Mensch an mein Gestade,

Sucht an meiner Bulle halt.
Aus ist die Robinsonade,
Denn nach Insulanersitte

[121]
Sag ich unwillkürlich: „bitte!“
25
Und ein zweiter Pfropfen knallt.


Und wir trinken. Es gesellen
Andre sich dazu. Die Wellen
Glätten sich. Der Haß zerstiebt.
Bis zuletzt in süßer Ruhe

30
Niemand noch was in die Schuhe

Andrer schiebt,
Und sich alles gegenseitig
Eingehenkellt ganz unstreitig
Duldet, gern hat oder liebt.