Textdaten
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Autor:
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Titel: Rembrandt van Ryn
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 687–688
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[687] Rembrandt van Ryn. (Zu unserer Kunstbeilage.) Das unserer heutigen Nummer beiliegende Selbstporträt Rembrandts, nach dem im Louvre befindlichen Original von 1660, giebt in seiner kraftvollen Energie und künstlerischen Pracht das charakteristische Bild des Mannes, der heute unbestritten unter die wenigen ganz großen Führer der Kunst gezählt wird. Der junge Rembrandt (geb. 1606) genoß in dem vermögenden Elternhaus zu Leyden eine gute Bildung und kam früh zu tüchtigen Künstlern in die Lehre, aber bald schon suchte er sich eigene Wege und schuf besonders auch in der Kunst des Radierens die Technik, welche in [688] seiner Hand zu einer so ungeahnten Höhe emporwachsen sollte. Nach einem kurzen Aufenthalt bei den Eltern in Leyden siedelte er ganz nach Amsterdam über und galt dort bald, besonders im Porträt, als erster Namen: er schuf vor 1631 eine große Anzahl von Bildnissen, darunter mehrere seiner glänzendsten Werke, wie z. B. das heute im Haag befindliche wundervolle Bild des Anatomen Tulp und seiner Schüler, er erhielt Bestellungen vom Prinzen-Statthalter, und seine Bilder wurden ihm hoch bezahlt. Das Geld floß leicht in seine Kasse, allerdings ebenso leicht wieder heraus, denn er war ein sorgloser Haushalter und hatte eine verhängnisvolle Leidenschaft für schöne Schmucksachen, Raritäten, Prachtstoffe u. dergl., die er in seinem Atelier anhäufte, oder seiner schönen jungen Frau Saskia van Uylenburgh schenkte, die er 1634 heimführte. Die Glückszeiten dauerten indessen nicht lange: 1642 starb Saskia bei der Geburt eines Sohnes, Titus, nachdem drei frühere Kinder vorangegangen waren, und von hier an blieben Ungemach und Sorgen das Teil des Meisters, der sich immer tiefer in seine Arbeit vergrub, Bilder und Radierungen machte, aber die Ordnung seiner Geldangelegenheit versäumte und diese mit Leihen und Bürgen stets verschlimmerte. Rembrandts vorzugsweise der biblischen Welt entnommenen Stiche, z. B. das berühmte „Hundertguldenblatt“, entstammen großenteils jener Zeit. Bald häuften sich die Schicksale auf den stets menschenscheuer werdenden Künstler. Das Publikum fing an, seine Manier des Helldunkels unangenehm zu finden, und wandte seine Gunst den Porträts von Van Dyk und seiner Schule zu; die Geldverlegenheiten steigerten sich zu solcher Höhe, daß Rembrandt 1656 genötigt war, den Bankerott zu erklären, und nun wurde ihm alles genommen: sein geliebtes Haus mit den Ateliers und der Schätze bergenden „Kunstkammer“. Wohl arbeitete er rastlos weiter, verlor aber auch noch seinen Sohn und war zuletzt so vergessen von der Oeffentlichkeit, daß seine einst so hoch bezahlten Bilder um Bettelpreis zu haben waren und niemand von den Zeitgenossen seines am 8. Oktober 1669 erfolgten Todes nur erwähnt hat. Das nachfolgende Geschlecht heute vergessener Größen verachtete ihn als „Schmutzmaler“, dessen Zeichnung freilich durch ihre Richtung auf das Natürliche und Kräftige „nicht ganz schlecht gewesen sei“. Heute aber steht er längst anerkannt als einer der Hochbegnadigten, welche nur die Natur belauschen und getreulich wiederzugeben denken und dabei unbewußt überall die Spur ihres mächtigen Wesens dem Werke als Bestes aufprägen. Diese Wenigen sind die großen Genies der Menschheit.