Reales Staats- und Zeitungslexicon (1704):Vorrede

Dieser Text bedarf einer Überarbeitung. Grund: PR1-Links einbinden.
Bitte hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung.
Zuletzt bearbeitet am 15.05.2021 (vor 1322 Tagen)
Textdaten
Autor: Johann Hübner
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Vorrede
Untertitel:
aus: Reales Staats- und Zeitungs-Lexicon
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1704
Verlag:
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


Vorrede Herrn Johann Hübners, Rectoris des Hochfürstl. Sächsischen Gymnasii zu Merseburg.

Geneigter Leser. I. Was die Lesung der Zeitungen vor einen vielfältigen Nutzen hat, das wird unnöthig zu erinnern seyn, nachdem solches allbereit vor 28. Jahren der vortrefliche Hr. Christian Weise, mein treugewesener Lehrmeister, in einer curieusen Schrifft weitläufftig ausgeführet hat.

II. Es haben sich auch nach diesem die Liebhaber solcher Nouvellen dergestalt vermehret, daß auch die Einwohner auff dem Lande hin und wieder nicht ungeschickt sind, einen Staats-Discours nach ihrer Art, mit einander zu führen.

III. Nun trägt sichs gleichwohl gar offte zu, daß ein Gelehrter und gereister Mann, eine und die andre passage aus den Zeitungen nicht verstehet, und wenn das am grünen Holtze geschicht, was will am dürren werden? Ich will so viel sagen: Wenn die, so studiret, nicht allemahl wissen, was sie lesen, was vor Zweiffels-Knoten müssen denjenigen allererst vorkommen, die mit den Musen keine sonderliche Bekantschafft haben?

IV. Ich will dem curieusen Leser dieser Vorrede dreyßig Wörter hersetzen, welche fast täglich in den Zeitungen vorkommen, und wenn er dieselben alle dreyßig so verstehet, daß er von einem iedweden eine deutliche Beschreibung geben kan, so will ich den vorhergehenden Paragraphum widerruffen.

V. Was ist demnach 1. eine Terze. 2. ein Chiaus. 3. eine Faussebraye. 4. Reis Effendi. 5. Gala. 6. Ruota. 7. Caimacan. 8. Strelitzen. 9. Schout by Nacht. 10. Coche- [(2)] nille. 11. Glacis. 12. Exchequer. 13. Caravane. 14. Seraglio. 15. Rospolite Rusczenie. 16. Praeconisiren. 17. Pensionarius. 18. Indulto. 19. Gens d'armes. 20. Brigantine. 21. Pincke. 22. Maravedis. 23. Assecuration. 24. Arriere Ban. 25. Divan. 26. Committe. 27. Courtine. 28. Favoritta. 29. Talismans und 30. Tarif.

VI. Ich habe aber diese Vocabula nicht denen zur Probe hingesetzt, die entweder consummate Politici sind, oder von den Zeitungen, so zu sagen, Profession machen: Denn die in allen Politischen Wissenschafften versiret sind, die werden mein Rätzel leicht errathen, wenn sie gleich mit keinem Kalbe pflügen.

VII. Sondern ich habe nur mit denen zu thun, welche in diesem Stücke die Pluralität machen; und mit denselben bin ich nicht zu frieden, wenn sie mir gleich in genere zur Antwort geben, daß Reis-Effendi eine türckische Charge, und Brigantine eine Art von Schiffen sey: sondern wer mich überreden will, daß er diese Terminos alle verstehet, der muß mir von einem iedweden ein kurtze, ab er doch deutliche und zulängliche Beschreibung machen können.

VIII. Wiewohl ich habe nicht Ursache, ausser den Gräntzen meines Beruffes zuschreiten, sondern ich will mich nur um junge Leute bekümmern, dergleichen unter meiner Auffsicht stehen: Dieselbigen werden nicht allein die oben zusammen gesuchten Vocabula schwerlich von sich selber verstehen; sondern man würde mit leichter Mühe noch andere dreyhundert auszeichnen können, die einer deutlichen Erklärung nöthig hätten.

IX. Nun habe ich zwar nach meinem Vermögen, so wohl in den Geographischen, als auch in den historischen Fragen keine Gelegenheit vorbey gelassen, wo ich was zur Erleuterung der Zeitungen habe beytragen können: Es hat auch der renommirte Schulmann Herr M. Christian Juncker, treuverdienter Con-Rector bey dem Fürstl. Gymnasio zu Schleußingen vor kurtzer Zeit ein compendieuses [(3)] Zeitungs-Lexicon ausgefertiget: Es wird auch niemand einen Bogen von den so genanten Hamburgischen Remarquen, die der curieuse Herr Ambrosius Lehmann wochentlich der gelehrten Welt communiciret, duch lesen, daß er nicht was artiges und zum Verstande der Zeitungen gehöhriges daraus lernen sollte: Zugeschweigen, was man dem Verfasser des wohlgemachten Extractes der Leipziger Gazetten, in vielen, und sonderlich in Genealogischen Dubiis, vor großen Danck schuldig ist.

X. Dieses alles aber ist zum wenigsten denjenigen nicht zulänglich gewesen, die gerne alles beysammen haben, daß sie nicht viel Bücher kauffen dürffen; und auch feine in Alphabethischer Ordnung, damit ihnen das Nachschlagen nicht sauer ankömmt.

XI. Alle diese Leute nun werden in gegenwärtigen Realen Staats- und Zeitungs-Lexicon ihr großes Vergnügen finden, und dem gelehrten Verfasser, der seiner anderwärtigen Schrifften wegen mehr als zubekannt ist, vor diese mühsame Arbeit vielfältigen Danck abstatten.

XII. Zum wenigsten habe ich an meinem wenigen Orte in dieser Vorrede ein öffentliches Bekäntnüs ablegen wollen, daß ich dergleichen vollständiges Zeitungs-Lexicon offtmahls gewünschet, und nach meinen Gedancken, auch nunmehro an diesem mit grossem Fleiße aus so vielen unterschiedenen Wissenschafften zusammen getragenen Wercke, gefunden habe.

XIII. Ich recommendire demnach dasselbige allen Liebhabern der Zeitungen, und sonderlich der noch in der Blüthe stehenden studierenden Jugend auff das beste: Mit beygefügtem sehnlichen Wunsche, daß sich nunmehr auch jemand übe die Land-Charten, welche täglich mehr verwirret, zerlästert, und zerstümpert werden, erbarmen, und diese bey den Zeitungen unentbehrliche Instrumente in bessern Stand setzen möge! Geschrieben im Gymnasio zu Merseburg an der Leipziger Oster-Meße 1704.