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XII. Kapitel
Schlußbetrachtung. Übersicht über die Geschichte der Heraklesvorstellungen
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aus: RE:Herakles
Seite: 1116–1121
von: Otto Gruppe
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H. ist kein altgriechischer Held oder Gott; er ersetzt auch nicht einen altgriechischen oder vorgriechischen Helden oder Gott in dem Sinne, daß dieser vorzugsweise in ihn aufgegangen ist oder H. vorzugsweise dessen Züge trägt. Nicht nur in der mykenischen Kultur (Furtwängler Gemmen III 44), sondern in den gesamten Überresten der griechischen Kunst bis zum Ende des 8. Jhdts. findet sich nichts, was mit einiger Sicherheit auf die Bekanntschaft mit H. oder eine ihm verwandte Gestalt hinweist. (Das schließt natürlich nicht aus, daß einzelne Züge älterer Helden nachträglich auf H. übertragen sind.) Ebensowenig ist H. der Heros oder Gott der Dorier oder irgend eines andern griechischen Stammes; sind die griechischen Stammwanderungssagen nicht überhaupt geschichtlich wertlose Vermutungen, welche die antiken Geschichtsforscher aus den ihnen vorliegenden Stammtafeln der großen Geschlechter zusammenstellten, so müssen die in ihnen geschilderten Ereignisse in eine Zeit fallen, die von H. noch nichts wußte. Andrerseits geht aber die neuere Forschung zu weit, wenn sie glaubt, daß die wichtigsten Bestandteile des H.-Mythos erst in den ostgriechischen Pflanzstädten. besonders in Rhodos, gedichtet sind. Zwar sind mehrere der Gedichte, welche die Taten des H. erzählten, im 6., vielleicht auch schon im Ausgang des 7. Jhdts. in Kleinasien oder einer vorgelagerten Insel entstanden, und natürlich haben sie sich bei der künstlerischen Ausgestaltung der Freiheiten bedient, die dem griechischen Dichter als gestattet galten, aber, wenn nicht alles trügt, in geringerem Grade, als dies für andere Sagen, z. B. die troische, angenommen werden muß. Gerade der Kern der H.-Sage, der Dodekathlos, war, als sie ihn umzugestalten begannen, im Mutterland bereits so festgewurzelt, daß, abgesehen von einigen Zusätzen und Veränderungen, namentlich in der örtlichen Ansetzung, ihre Umgestaltungen [1117] später wieder ausgestoßen wurden; und auch die Sagen von der Jugend und dem Tod des Helden sind großenteils nur aus den politischen Verhältnissen und Bestrebungen des Mutterlandes zu verstehen. Und zwar ist der älteste Teil der H.-Sage, das Lied von den Kämpfen im Dienst des Eurystheus, spätestens im Anfang des 7. Jhdts. für einen Herrscher vom Heraion bei Tiryns gedichtet worden, der sich von der Oberhoheit von Troizen frei gemacht, seinen Wohnsitz nach der Larisa von Argos verlegt, den nördlichen Teil der Peloponnes sowie den östlichen von Mittelgriechenland in seine Gewalt gebracht und an vielen Orten Tempel seiner Geschlechtsgottheit, der von ihm zur Götterkönigin erhobenen Hera, gegründet hatte. Vielleicht ebenfalls in Argos sind, als dieses auch in die südliche Peloponnes, in Aitolien, Akarnanien und Epeiros, vordrang, die Sagen von der Eroberung von Pylos und Sparta und von der Hochzeit mit Deianeira gedichtet worden. Ob auch einige der an der Nord- und Ostküste des Ägäischen Meeres spielenden Sagen bereits dieser Schicht angehören, ist deshalb zweifelhaft, weil hier die argivischen Pflanzstädte, namentlich Rhodos, zum Teil unmittelbar die Erben ihrer Mutterstadt wurden, so daß nur eine schwache, jetzt nicht mehr wahrnehmbare Scheidelinie zwischen beiden Sagenschichten bestanden haben kann. Dagegen suchten die freigewordenen peloponnesischen Städte, namentlich Sparta, Tegea und Korinth, deren führende Geschlechter zum Teil schon vorher den H. in ihre Stammtafeln verflochten haben mögen, nach dem Zusammenbruch der argivischen Macht im 7. Jhdt. die H.-Sagen zu ihrem Ruhm auszunützen; wenn sie dabei so weit gegangen sein sollten, den Helden sich ganz anzueignen und die argivische Geburt zu leugnen, so hat dies Bestreben in keinem Fall zum Ziel geführt. Wohl aber hat Theben, das sich um dieselbe Zeit nach Eroberung der chalkidischen Besitzungen an der Küste und nach Niederwerfung von Orchomenos zum Haupt von Boiotien gemacht hatte, zwar auch die argivische Sage von dem Dienste des H. bei Eurystheus nicht unterdrücken können, aber doch durchgesetzt, daß einige damit vereinbare Sagen und vor allem die Geburt in Theben allgemein anerkannt wurden. Von größter Bedeutung wurde die H.-Sage in den Kämpfen, die im Anfang des 6. Jhdts. zur Umgestaltung des delphischen Heiligtums führten. Während der alte Tempeladel, die Geschlechter, die sich in Krisa versammelten, den Helden als Gottesfrevler brandmarkten, bezeichneten die malischen und thessalischen Fürsten, denen schließlich der Sieg beschieden war, den H. als ihren Ahn oder als Gastfreund ihrer Ahnen. Zahlreiche Sagen wurden damals neu gedichtet, in denen sich die Siege und Hoffnungen der streitenden Parteien spiegelten. Vieles davon ist erhalten, so neben dem Dienst bei Eurystheus der Dienst bei Omphale, die freilich als Herrin von Delphoi in der Sage vergessen ist; den argivischen H. hat auch die Dichtung an den sangesfrohen malischen und thessalischen Höfen nicht zu unterdrücken vermocht. Dagegen ist in diesem Kreise etwas anderes durchgesetzt worden: wahrscheinlich durch delphischen Orakelspruch ist H. als [1118] Gott erklärt und danach seine Himmelfahrt auf dem Öta gedichtet worden. – Zu den Siegern im Kampf um Delphoi hatte das aufstrebende lydische Königshaus, vielleicht schon ehe die Entscheidung gefallen war, Beziehungen, jedenfalls wurden diese bald nachher angeknüpft; so kam H. auch in die lydische Sage, er wurde der Ahnherr des Kroisos. Anfangs wurde die delphische Sage, wie es scheint, wenig angetastet; man begnügte sich damit, Lyder in Delphoi wohnen zu lassen. Später aber wurde H. ganz und gar zum Lyder, Omphale zur lydischen Königin, aber zugleich zu H. Gattin, zur Stammutter des Kroisos gemacht; auch andere Gestalten der thessalisch-malischen H.-Sage wanderten nach Lydien oder in eine der vielen Kolonien, welche die von Alyattes und Kroisos beherrschten Griechenstädte unter deren Schutzherrschaft ausgesandt hatten. Gleichzeitig wurde aber die Vorstellung von H. dadurch sehr verändert, daß er barbarischen Göttern und Heroen gleichgesetzt wurde. Schon vorher war er von Ioniern oder Rhodiern in dem Stadtkönig von Tyros wieder erkannt worden und auch in den westlichen Pflanzstätten, wo die ostgriechischen Kolonisten mit Phoinikern zusammentrafen, an dessen Stelle getreten; wahrscheinlich um die Wende des 7./6. Jhdts. war auf Grund dieser Gleichsetzung, aber zugleich mit sinnreicher Benutzung älterer örtlicher Überlieferungen in Korinth die Gestalt des Palaimon Melikertes geschaffen worden. Derartige Angleichungen muß es damals viel gegeben haben. Die wichtigste von ihnen war die, welche H. einem Gotte der Zeit (o. S. 1104ff.) gleichsetzte; sie hat es wohl mit bewirkt, daß, wahrscheinlich in Ionien, H. in die theogonischon Dichtungen kam. Aber auch alle diese Neuerungen, die sich zum Teil von der ursprünglichen Sage ganz entfernten, sind später, obwohl sie zum Teil eine Zeitlang weitere Kreise bestimmt haben müssen, allmählich fast ganz wieder ausgeschieden worden, soweit sie sich nicht – wohl oder übel – mit dem argivischen H. vereinigen ließen. – Dies Zurückgehen auf das ursprüngliche H.-Bild ist im wesentlichen das Werk der Dichter, die im Lauf des 6. Jhdts. die H.-Sage zwar nicht schufen, aber doch in die Form gossen, in der sie weiter leben sollte. Manche dieser Dichter mögen in Kleinasien gelebt haben, aber das ist nicht das Wesentliche: Werke dieser Art, die sich nicht mehr an einen örtlich begrenzten Zuhörerkreis wenden, konnten ebenso gut in Sizilien oder auch im Mutterland entstehen. Da ihren Dichtern daran lag, möglichst viel von der vorhandenen Sage zu verwerten oder wenigstens zur Verfügung zu haben, so mußten sie bewußt oder unabsichtlich auf die argivische Urform, das einzig Gemeinsame in den weit auseinanderstrebenden abgeleiteten Sagen, hinaufsteigen. Auch von diesen Werken, deren Zahl nach dem allerdings nicht ganz klaren Ausdruck bei Aristot. ποιητ. 8 p. 1451 a 20 nicht ganz klein gewesen zu sein scheint, ist nicht viel mehr überliefert als einzelne Namen. – Ganz abzusehen ist von der Heraklee des Demodokos, die Ps.-Plut. ποτ. XVIII 4 für die Herkunft des nemeischen Löwen zitiert. Zweifelhaft ist Peisinus, dessen Heraklee Peisandros ausgeschrieben haben soll (Clem. Alex. στρ. VI 25. 2 p. 751 Po. nach [1119] Aristoteles ?), der aber nach v. Wilamowitz Hom. Unters. 347 der Verfasser des Gedichtes ist, das andere dem Peisandros zuschrieben. Daß über dessen Dichter in der Tat Zweifel herrschten, ergibt sich aus (Eratosth.? bei) Strab. XV 1, 9 p. 688; das hinderte die Rhodier nicht, ihm eine Statue zu setzen, weil er als erster aller Dichter alle Athloi des H. dargestellt habe (Anth. Pal. IX 598). Daß das in zwei Bücher geteilte Gedicht nur den Dodekathlos enthielt, kann aus dieser Angabe nicht gefolgert werden: Antaios’ Bezwingung (frg. 6) und der Kentaurenkampf frg. 9) könnten als Episode bei einem der zwölf Kämpfe erzählt worden sein, aber bei der Erschließung der Quellen in den Thermopylen läßt sich dies nicht leicht annehmen. Übrigens ist es gar nicht sicher, daß das unter Peisandros’ Namen umlaufende Gedicht überhaupt noch den älteren Werken zuzurechnen ist; die Alten haben dies freilich unbedenklich geglaubt, aber es erregt Bedenken, daß darin der indische Zug erwähnt war (frg. 1). – Noch weniger ist die Heraklee des Konon (Schol. Apoll. Rhod. I 1165) oder Kinaithon (ebd. 1357) bekannt; da Hylas’ Entführung erwähnt wurde, scheint der Argonautenzug darin vorgekommen zu sein. Die Entstehungszeit des Gedichtes ist ebenfalls unsicher. Das Lied Οἰχαλίας ἅλωσις kann wenigstens mit Wahrscheinlichkeit dem 6. Jhdt. zugesprochen werden; die Alten, die als Verfasser Homer oder dessen Gastfreund Kreophylos von Samos (Kallim. bei Strab. XIV 1, 18 p. 638) nannten, haben es freilich für weit älter gehalten. Nach Clem. στρ. VI 25, 2 soll Panyasis sein Werk bestohlen haben, dessen Heraklee aber nach den etwas reichlicher erhaltenen Bruchstücken auch andere Teile der H.-Sage, vielleicht das ganze Leben des Helden, umfaßte. Einzelne Abenteuer hatte Stesichoros dargestellt; Geryoneis, Kerberos und Kyknos sind bezeugt. Den Kampf mit Kyknos erzählt auch das einzige erhaltene Gedicht dieser Gattung, die Eoie Ἀσπὶς Ἡρακλέους. Dies ist der dürftige und unsichere Rest der Dichtungen, die im 6. Jhdt. die Taten des H. oder einzelne von ihnen dargestellt hatten. Manche dieser Dichtungen haben die Sagen noch selbst geschaffen, die sie erzählten; allein immer mehr ging man dazu über, aus dem unermeßlich reich, aber sehr widerspruchsvoll gewordenen Stoff auszuwählen und sich auf seine Ausgestaltung zu beschränken. Trotzdem haben diese Gedichte des 6. Jhdts. eine große Bedeutung in der Geschichte der H.-Sage. Sie und die von ihnen abhängigen Logographen, von denen namentlich Pherekydes im zweiten und dritten Buch die H.-Sage ausführlich dargestellt hatte, sind ein unentbehrliches Glied der Kette, welche die früh verschollenen sagenbildenden ältesten Lieder mit der späteren Sage verbindet, die seit dem 5. Jhdt. in den Grundzügen feststeht; daß überhaupt das spätere Altertum ein einheitliches H.-Bild besaß, nachdem die Entwicklung der Sage zu ganz abweichenden, einander ausschließenden Vorstellungen geführt hatte, ist vorzugsweise dem Einflusse der Dichtungen des 6. Jhdts. zuzuschreiben, die das ganz Widerstrebende nicht beachteten und damit ausmerzten. Nicht ein einzelnes Epos, aber doch das Wesentliche, was den Epen dieser Zeit gemeinsam war, ist, wenn auch keineswegs [1120] ganz frei von späteren Zutaten, in den mythographischen Handbüchern, besonders bei dem für H. verhältnismäßig alte Überlieferungen wiedergebenden Apollodor und seinen zahlreichen direkten oder mittelbaren Ausschreibern (vgl. z. B. Pediasimos in Wagners Apollodor S. 247ff.; Bassi Riv. di fil. 1895, 361ff. 1896, 544ff. Tzetz. chil. II; über das in den Abb. Akad. Upsala herausgegebene, ebenfalls byzantinische und auch in Versen abgefaßte Werk s. Nachmanson Berl. Phil. Wochenschr. 1909, 522ff.), erhalten, und da mit diesen die älteren Kunstwerke, namentlich die sf. Vasenbilder, oft in Einzelheiten übereinstimmen, so müssen auch sie großenteils von Dichtungen des 6. Jhdts. abhängen. – Während sich in diesen Gedichten das Bild des H. noch entwickelt, wenigstens einheitlicher gestaltet, beginnt doch das Interesse für den Helden abzunehmen. Die bildlichen Darstellungen werden seltener, lieber schmückt man die Gefäße mit Szenen aus dem troischen Krieg. Auch die attische Tragödie (Fahlnberg De Hercule tragico, Leipz. Diss. 1892) hat sich um den Helden, der doch in Attika viele Kultstätten hatte, nicht sehr gekümmert, hauptsächlich wohl, weil die Sage zu wenig Gelegenheit zur Seelenmalerei bot; erst in höherem Alter haben Sophokles und Euripides den leidenden H. auf die Bühne gebracht. Desto mehr beschäftigte H. die Komödie und das Satyrspiel, die namentlich den Fresser (s. S. 1005, 15) verspotteten und die ebenfalls dazu beitrugen, die ernste Behandlung der Sage zu erschweren. Sohon das dem Homer zugeschriebene Epos Κέρκωπες hatte eine Episode humoristisch behandelt; Epicharm {Ἀλκυονεύς frg. 4; Βούσειρις frg. 21; Ἡρ. ἐπὶ τὸν ζωστῆρα und πὰρ Φόλῳ frg. 76ff. in Kaibels Dor. com.) und Rhinton (ebd. 185, 3) waren gefolgt; jetzt ergriffen auch das Satyrdrama (z. B. Sophokl. Ἡρ. ἐπὶ Ταινάρῳ TGF² frg. 205; vgl. auch frg. 689; Astydamas d. J. Ἡρακλῆς ebd. 779, 4; Achaios Λίνος, ebd. 754, 26; Ὀμφάλη, 754, 32) und die Komödie den dankbaren Stoff. – Während die ernste Dichtung sich allmählich von H. ab wandte, beschäftigte sich die aufblühende Prosa desto mehr mit ihm. Hatten die Logograph»n des 5. Jhdts. (über Hekataios’ γενεαλ. s. o. Bd. VII S. 2745, 37ff.) sich noch ziemlich eng an die Epen des 6. Jhdts. angeschlossen, so gestalteten Spätere die Sage immer freier aus, um der geschichtlichen Wahrscheinlichkeit näher zu kommen; eine Mittelstellung zwischen beiden nimmt Herodor ein (FHG II 27ff.), der in mindestens 17 Büchern (Athen. IX 80 p. 411 a) über H. schrieb; auch von Plutarch ist ein Werk über unsern Helden bezeugt (frg. 33 p. 48 Did.; vgl. Plut. Θησ. 29. Gell. n. A. I 1), das aber wahrscheinlich schon nicht mehr ausschließlich den Zweck verfolgte, die Geschichte festzustellen, sondern zugleich sittliche Ideale aufstellen wollte. Schon im 5. Jhdt. gab es ἔπαινοι Ἡρακλέους (Plat. συμπ. 5 p. 177 b), zu denen auch der von Prodikos in den Ὧραι (Schol. Aristoph. νεφ. 361) erzählte Mythos von H. am Scheideweg (o. S. 1008, 50) gerechnet wird. Andere Reden auf den Helden sind der H. des Antisthenes (o. Bd. I S. 2542, 43), die Prunkrede des Matris, wie es scheint, Diodors Hauptquelle (Holger Matris, Tübing. Progr. 1881. Bethe [1121] Quaest. Diod. 41ff.), Dions ἐγκώμιον (vgl. v. Arnim Dio v. Prus. 155) und die Rede des Aristeides (XL bei Keil II 325ff.). Über die rhetorische Ekphrasis des Theodoros Prodromos (12. Jhdt.) s. Majuri Rendiconti RAL 1908, 536ff. 552. Herodor schrieb einen geographischen Kommentar zu H.’ Wanderungen, Schulten Herm. IL 153. – Durch den Umstand, daß sich das Königshaus und nach seinem Vorbild mehrere vornehme Geschlechter Makedoniens auf H. zurückführten, scheint in hellenistischer Zeit das Interesse der Dichter für H. etwas belebt worden zu sein, doch standen die Herakleen des Rhianos (Suid. s. v. Susemihl Alex. Litt. I 401, 15), Diotimos (Athen. XII 80 p. 603 d. Suid. s. Εὐρύβατος. Apostol. VIII 12) und Phaidimos (Athen. XI 99 p. 498 e; vgl. über alle drei v. Wilamowitz Her. I 67f.) und Nikanders Οἰταϊκά (Schneider 29ff.), die auch H.-Mythen darstellten, ebenso wie die römischen den H. behandelnden Epen, eposartigen Dichtungen und Dramen (z. B. Ovid. Her. 9. Sen. Hercules Oetaeus und H. furens, die von Wernsdorf Poet. Lat. min. 1, 282 unter Nemesianus’ Namen herausgegebenen Laudes Herculis, Caesars gleichnamiges Werk, s. Suet. div. Iul. 56), wohl überhaupt nicht mehr in Beziehung zu dem, was die Zeit bewegte. Dagegen wurde eine andere Seite des H.-Dienstes jetzt überaus populär; war schon in der Blütezeit der attischen Kultur H. ein Vorbild der Epheben gewesen, so mußte er, je mehr sich mit der sinkenden Bildung das allgemeine Interesse auf den Sport beschränkte, um so ausschließlicher der Schutzherr der Gymnasien werden (vgl. o. S. 1007, 21).