Prometheus (Gedicht, späte Fassung)

Textdaten
Autor: Johann Wolfgang von Goethe
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Prometheus
Untertitel:
aus: Goethe’s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Zweyter Band.
S. 76–78
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: vor 1779
Erscheinungsdatum: 1827
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Der Erstdruck des Gedichtes findet sich hier: Prometheus (1789)
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[76]
Prometheus.


Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst,
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,

5
An Eichen dich und Bergeshöhn;

Müßt1 mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,

10
Um dessen Gluth

Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Aermeres
Unter der Sonn’, als euch, Götter!
Ihr nähret kümmerlich

15
Von Opfersteuern

Und Gebetshauch
Eure Majestät,
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler

20
Hoffnungsvolle Thoren.


Da ich ein Kind war,
Nicht wußte wo aus noch ein,
Kehrt’ ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär’

25
[77]
Ein Ohr, zu hören meine Klage,

Ein Herz, wie mein’s,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir
Wider der Titanen Uebermuth?

30
Wer rettete vom Tode mich,

Von Sklaverey?
Hast du nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest jung und gut,

35
Betrogen, Rettungsdank

Dem Schlafenden da droben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?

40
Hast du die Thränen gestillet

Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,

45
Meine Herrn und deine?


Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehen,
Weil nicht alle

50
Blüthenträume reiften?


[78]
Hier sitz’ ich, forme Menschen

Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sey,
Zu leiden, zu weinen,

55
Zu genießen und zu freuen sich,

Und dein nicht zu achten,
Wie ich!

Anmerkungen von Wikisource

1 eigentlich Mußt, aber in dieser Ausgabe ein Druckfehler, der schon in der vierbändigen Ausgabe der Schriften 1791. Bd. 4, 405 beseitigt wurde und sich wieder eingeschlichen hat (s. Gustav von Loeper (Hrsg.): Goethes Werke. Herausgegeben im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. I. Abtheilung. 2. Band. Seite 312-313, Weimar 1888)



  Dieser Quellentext existiert auch als Audiodatei. (Mehr Informationen zum Projekt Gesprochene Wikisource)

Datei speichern | Lizenz