Professor Heinrich Hertz †
[83] Professor Heinrich Hertz †. Das Jahr 1894 hat gleich zu seinem Beginn in die Reihe der deutschen Naturforscher eine schwere Lücke gerissen. Am Neujahrstage starb zu Bonn der Professor der Physik Heinrich Hertz, noch nicht ganz 37 Jahre alt, der Mann, dessen Forschergeist es gelang, das Wesen jener geheimnisvollen Kraft zu erfassen, nach der man so gerne unser Zeitalter zu benennen pflegt, der Elektricität.
Man wußte schon längere Zeit, daß die Licht- und Wärmestrahlen sich in Form von Wellenbewegungen oder Schwingungen einer feinen durch den ganzen Weltraum verteilten Substanz (gewöhnlich „Aether“ genannt) fortpflanzen; dem Rätsel der elektrischen und magnetischen Fernwirkungen dagegen stand man noch zweifelnd und tastend gegenüber. Wohl hatte der englische Physiker Maxwell vor 30 Jahren aus theoretischen Erwägungen geschlossen, daß auch die Elektricitat auf solchen Schwingungen beruhe, aber es fehlte der Beweis, und Maxwells Lehre fand ebensoviele Gegner wie Anhänger. Hertz ist es gewesen, der die so überaus schwierige Aufgabe gelöst, den Zusammenhang zwischen Licht und Wärme einerseits, Elektricität und Magnetismus anderseits durch Versuche bewiesen und damit die Einheit zweier bisher als verschieden betrachteter Gruppen von Naturerscheinungen dargethan hat.
Durch diese That hat sich Hertz mit einem Schlage in die erste Linie unter den Naturforschern aller Kulturvölker gestellt. Und doch war er damals, als er seine grundlegenden Untersuchungen ans Licht der Oeffentlichkeit brachte, noch nicht einmal ganz 32 Jahre alt! Am 22. Februar 1857 zu Hamburg geboren, hatte er erst dem Baufach sich gewidmet, dann aber mehr und mehr in mathematische und physikalische Studien sich versenkt, so daß er schließlich den praktischen Beruf aufgab, um sich ganz seiner Wissenschaft zu widmen. Nachdem er in Berlin als Assistent von Helmholtz tiefgreifende Anregung erfahren, ließ er sich in Kiel als Privatdocent nieder, wurde dann Professor an der Technischen Hochschule zu Karlsruhe, von wo er 1889 an die Universität Bonn berufen wurde. Wie viel hätte man von seiner so überaus glänzenden Begabung noch erwarten dürfen! Aber es hat nicht sein sollen! Ein schweres Leiden, das ihn seit langem quälte, hat seinem Wirken ein schmerzlich frühes Ziel gesetzt.