Pritschen-Peter
Dieser Mann lebte als lustiger Rath bei Friedrich IV., Kurfürsten von der Pfalz, und war ein witziger Kopf.
Der Kurfürst war einst unwillig auf ihn und befahl ihm, den Hof zu räumen. „Ich bins zufrieden,“ – antwortete der Narr – „aber laßt mich mit der Silberkammer den Anfang machen!“
In einem Wirthshause zu Heidelberg stand der Vers angeschrieben:
„Wer vor zwanzig Jahren nicht schön,
Vor dreißig Jahren nicht stark,
Vor vierzig Jahren nicht witzig,
Vor fünfzig Jahren nicht reich,
An dem ist alle Hoffnung verloren.“
[517] Dies las einst Jemand Petern vor, welcher darauf antwortete: „Nun, so ist Alles an mir verloren! Schön bin ich nicht, das seht ihr wohl; stark bin ich nicht, das weiß ich wohl. Klug bin ich nicht, sonst wär’ ich nicht Pritschen-Peter. Reich bin ich auch nicht, sonst borgte mir jeder Wirth gleich eine Kanne Weins, was aber nie der Fall ist. Drum möge mir Gott und mein gnädiger Herr helfen!“
Einmal hieß ihn Jemand einen Narrenfresser, dem gab er zur Antwort: „Da ist’s ein Wunder, daß du noch am Leben bist; oder du mußt noch nicht lange zu Hofe oder hier in der Stadt seyn!“
Ein Anderer sagte zu ihm: „Ich wollte, du wärst entweder ein ganzer, oder gar kein Narr, so könnte man besser mit dir zu recht kommen!“ – worauf er versetzte: „Gib mir deinen Sparren zu dem meinigen, so bin ich ein ganzer Narr!“
Als ihn Einer fragte, warum die meisten Narren keine Weiber hätten, oder warum, wenn sie auch welche hätten, sie doch keine Kinder bekämen? entgegnete Peter: „Mein! weißt du den Spruch nicht: ‚Die Welt ist so voll Narren, daß keine mehr nöthig sind!‘“