Pionierübungen vor dem Kronprinzen bei Wernsdorf

Textdaten
<<< >>>
Autor: T.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Pionierübungen vor dem Kronprinzen bei Wernsdorf
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 34, S. 605, 607–608
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[605]

Uebung des Garde-Pionier-Bataillons vor dem Kronprinzen bei Wernsdorf.
Originalzeichnung von E. Hosang.

[607] Pionierübungen vor dem Kronprinzen bei Wernsdorf. (Mit Illustration S. 605.) „Wer den Frieden erhalten will, bereite sich zum Kriege vor“ ist ein Grundsatz, welchem in vollem Umfange gerecht zu werden, die deutsche Heeresleitung in hohem Maße bemüht ist. Dankbar blickt der deutsche Bürger auf den kaiserlichen Kriegsherrn, der nicht nur selbst immer wieder von Neuem nach dem Rechten sieht, sondern auch seinen Sohn, den erlauchten Kronprinzen beauftragt, überall da zu rathen, zu bessern und zu helfen, wo es die körperlichen Anstrengungen nicht mehr erlauben, daß der greise oberste Kriegsherr es selbst vollbringe.

So richtete sich denn auch vor kurzer Zeit das fürstliche Auge auf die Leistungen der Ingenieure und Pioniere, welchen in etwaigen künftigen Kriegen sicherlich kein leichtes und geringes Maß von Thätigkeit zugemessen sein wird, sei es die Gegner im verschanzten Lager an der Landesgrenze aufzusuchen, den Weg in die feindlichen Festungen und Sperrforts vorzubereiten, sei es die eigenen Festungen daselbst zu vertheidigen, den Feind aufzuhalten, um in dieser Weise den deutschen Herd so lange zu schützen, bis die im Innern des Landes mobilisirten Armeen dem feindlichen Heere entgegen zu treten im Stande sind.

Die Herstellung und Zerstörung von Brücken, das Ueberschreiten von Strömen und Festungsgräben, eine Verhinderung des Ueberganges seitens unseres Gegners bildeten den Gegenstand der Uebungen, welche im Beisein des Kronprinzen am 16. Juli auf der Dahme bei Wernsdorf seitens des Garde-Pionier-Bataillons zur Ausführung gelangten.

Wie das beigefügte Bild zeigt, handelte es sich um einen Brückenschlag, welcher den Uebergaug eines Korps über den vorgenannten Fluß ermöglichen sollte. Zum schnellen Uebersetzen der Truppen hatte man zwei Brücken geschlagen: die eine als Pontonbrücke aus dem vorbereiteten Material unserer Brückentrains, wie solches mit ins Feld genommen wird, die andere als Pfahljochbrücke aus unvorbereitetem Material, wie dergleichen aus Wäldern, durch Abbruch von Gebäuden etc. gewonnen werden kann.

Kaum war jedoch die Avantgarde, von welcher bereits einige kleinere Abtheilungen vor dem Beginn des Baus der Brücken vermittelst Pontons auf das andere Ufer übergesetzt worden waren, auf letzterem angelangt, als sie, von stärkeren feindlichen Kräften gedrängt, wieder weichen und den Rückmarsch auf das soeben erst verlassene Terrain antreten mußte.

Jetzt galt es, dem nachdrängenden Gegner den Uebergang über die Brücken zu wehren. Die Pontonbrücke wurde schleunigst durch Ausfahren der in einzelne Glieder von zwei und vier Pontons zerlegbaren Brücke an das befreundete Ufer gebracht.

Nicht auf gleiche Weise war jedoch die gezimmerte Pfahljochbrücke zu entfernen. Eine Beseitigung derselben in ihrem ganzen Umfange durch Menschenkräfte war ein Ding der Unmöglichkeit. Hier hieß es, gewaltsamere Mittel zur Anwendung bringen. Schnell wurde die Brücke in der Nähe der beiden Ufer zur Sprengung vorbereitet und außerdem die den Brückenausgang auf der anderen Seite sichernde, bereits zuvor angelegte Mine zündfertig gemacht, um dieselbe in dem Augenblicke, in welchem [608] der Gegner die Brücke erreicht haben würde, zur Explosion bringen zu können, wodurch Tod und Verderben in die Reihen desselben geschleudert werden sollten. Jedoch wurde hierdurch nur ein kurzer Aufenthalt erzielt; der durch die Zündung hervorgerufene Eindruck wirkte nur in moralischer Beziehung und wurde von dem kampfmuthigen Gegner bald überwunden, der sich, von erneuter Schlachtenlust entbrannt, zum zweiten Male auf die Pfahljochbrücke warf, um sich endlich am andern Ufer mit dem Gegner messen zu können.

Plötzlich ein jähes Halt, ein neues furchtbares Krachen, Dröhnen und Gepolter, ein Zurückfluthen der streitbegierigen nachdrängenden Massen.

Die an den Jochen zuvor angebrachten Ladungen waren entzündet worden. Nach Abzug des durch die Explosion von Schießwolle und Pulver erzeugten Dampfes zeigten sich dem Auge zwei weitklaffende Lücken. So war auch der Uebergang über die gezimmerte Brücke zur Unmöglichkeit geworden.

Alles war vortrefflich geglückt, der Kronprinz hatte sich von Neuem überzeugt, daß er sich auf die Pioniere in jeder Weise verlassen könne.

Dankend schied der hohe Herr von der Uebungsstelle, Hochs und Hurrahs des ebenfalls von dem Schauspiele befriedigten, auf einem Dampfschiffe erschienenen Publikums freundlichst annehmend, um sich auf einem durch Pioniere geführten Boote nach der nächsten Eisenbahnstation zurückzubegeben. T.