Photographieren nach Roentgen

Textdaten
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Titel: Photographieren nach Roentgen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 276a
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[276a] Photographieren nach Roentgen. Im Anschluß an unsere früheren Mitteilungen über die Entdeckung der Roentgenstrahlen und deren praktische Verwertung bringen wir heute die Ansicht eines Laboratoriums, in welchem gerade eine photographische Aufnahme nach Roentgen gemacht wird. Auf dem Tische links erblicken wir einen Induktionsapparat, von dem der Strom zu einer Hittorffschen oder Crookesschen Röhre durch Leitungsdrähte hinübergeht. Unter der Röhre liegt eine gewöhnliche Kassette, in der sich eine lichtempfindliche Platte befindet. Die Dame, deren Hand photographiert werden soll, legt dieselbe einfach auf die geschlossene Kassette unter die Röhre. Läßt man nun den Apparat in Thätigkeit treten, so erstrahlt die Röhre in phosphoreszierendem Lichte, die Roentgenstrahlen dringen durch die Weichteile der Hand sowie durch das Holz, und auf der Platte kommt der Eindruck eines Schattenbildes des Knochengerüstes zustande. In gleicher Weise können kleinere Tiere und andere Gegenstände photographiert werden, indem man sie zwischen die Röhre und die Kassette bringt. Diese Art photographischer Aufnahmen wird am hellen Tage oder bei Gasbeleuchtung ausgeführt, da ja die gewöhnlichen Lichtstrahlen die schützende Masse der Kassette nicht durchdringen können. Die Entdeckung Roentgens gab Anlaß zu vielen Versuchen. Es hat sich dabei gezeigt, daß die Roentgenstrahlen nicht nur von den Crookesschen Röhren ausgehen, sondern auch unter anderen Bedingungen entstehen können. Man hat sie im Licht der elektrischen Glühlampe sowie im Licht der Auergasbrenner nachgewiesen, auch sollen sie Begleiter aller Phosphorescenzerscheinungen sein.

Die photographische Aufnahme einer Hand mittels der Roentgenstrahlen.
Nach dem Leben gezeichnet von E. Thiel.

Sehr merkwürdige Versuche wurden ferner von Ludwig Tormin in Düsseldorf angestellt, der von der Ueberzeugung durchdrungen ist, daß sein Körper besondere magnetische Kräfte besitzt, die, wie Mesmer und Reichenbach es lehrten, durch die Fingerspitzen ausströmen. Unter anderen veranstaltete Tormin nun auch folgende Probe: In dem Deckel der Kassette wurde ein Kreuz ausgeschnitten, alsdann legte man in dieselbe, natürlich im Dunkeln, eine lichtempfindliche Platte ein, steckte die Kassette in einen Kasten und schob dessen Holzdeckel fest zu. Nun stemmte Tormin während 45 Minuten die Fingerspitzen der rechten Hand gegen den Deckel des Kastens. Bei der nachfolgenden „Entwickelung“ der Platte zeigte sich auf ihr das Bild des kreuzförmigen Ausschnitts. Dieser und andere ähnliche Versuche haben wohl bewiesen, daß von der Hand des Experimentators Strahlen ausgegangen sein müssen, die weder Licht- noch Wärmestrahlen sind. Ob diese Strahlen gleichfalls Roentgenstrahlen sind, können erst weitere Versuche lehren, deren Fortsetzung dringend erwünscht erscheint.