Textdaten
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Autor: Christian Fürchtegott Gellert
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Titel: Philinde
Untertitel:
aus: Sämmtliche Schriften. 1. Theil: Fabeln und Erzählungen, Zweytes Buch. S. 215
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1769
Verlag: M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck 1746/48
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[215]
Philinde.


Philinde blieb oft vor dem Spiegel stehn;
Denn alles kann man fast den Schönen,
Nur nicht den Trieb, sich selber gern zu sehn,
Und zu bewundern, abgewöhnen.

5
Dieß ist der Ton, aus dem die Männer schmähn;

Doch, Mädchen, bleibet nur vor euren Spiegeln stehn!
Ich laß es herzlich gern geschehn.
Was wolltet ihr auch sonst wohl machen?
Beständig tändeln, ewig lachen,

10
Und stets nach den Verehrern sehn?

Dieß wäre ja nicht auszustehn!

     Genug, das schöne Kind, von der ich erst erzählte,
Bespiegelte sich oft, und musterte das Haar,
Und besserte, wo nicht das mindste fehlte.

15
     Ihr Bruder, der ein Autor war,

Sah sie am Spiegel stehn und schmählte.
„Habt Ihr Euch noch nicht satt gesehn?
Ich geb es zu, Ihr seyd sehr schön!
Doch sein Gesicht die ganze Zeit besehn,

20
Verräth ein gar zu eitles Wesen.“

Herr Autor, sprach sie, der ihr seyd,
Hebt mit mir auf; denn sich gern selber lesen,
Und gern im Spiegel sehn, ist beides Eitelkeit.