Textdaten
Autor: Albert Emil Brachvogel
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Person ohne Ich
Untertitel:
aus: Lieder und lyrische Dichtungen,
S. 145–146
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1861
Verlag: A. Vogel & Co.
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[145]

 Person ohne Ich.

Hast Du kaum vom Mutterschooße
Recht im Dasein Fuß gefaßt,
Wird alsbald dir ohn’ Erbarmen
Andres Wesen angepaßt.

5
Affenliebe, oder rüde

Stockphilistertyrannei
Bricht den freien Geist und Willen,
Ach dein schönstes Selbst, entzwei!

Eltern, Tanten Gouvernanten,

10
Alles an dir renkt und rückt,

Bis Gewohnheit, Qual und Schmerz dir
Allen Lebensmuth geknickt;

Wirst dich selber, deine Triebe,
Zu erkennen, schnell entwöhnt,

15
Bis du mit der Narrenschelle

Und der Kette dich versöhnt,

[146] Wirst, da du dich nimmer in Dir
Findest, nie des Lebens froh,
Zeugst du endlich selber Kinder, –

20
Machst du’s ihnen ebenso!


Bis zum Bett und in den Teller,
Weiter reicht der Blick nie aus,
Alle Wünsche gehen schlafen,
Ist nur Geld und Brot im Haus;

25
Bist du endlich alt geworden

Und den Kindern recht zur Last,
Gehst du in das Wesenlose,
Fast, – wie du’s verlassen hast.

Ueber deinem Grabe freuen

30
Erb’ und Stolataxe sich, –

Zwar Person bist du gewesen, –
Aber nimmermehr ein Ich!

Anmerkungen (Wikisource)

  • Stolataxe: Gebühr für kirchliche Amtshandlungen, hier für die Durchführung des Begräbnisses (siehe auch stoltaxe und stolgebühr im Grimmschen Wörterbuch)