Papiergeld und Papiergeldfälschungen

Textdaten
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Autor: Eduard Grosse
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Titel: Papiergeld und Papiergeldfälschungen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 21, S. 349–351
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Papiergeld und Papiergeldfälschungen.

Von Eduard Grosse.

Im zweiten Teile seines „Faust“ giebt Goethe eine recht erbauliche Schilderung von der Einführung des Papiergeldes. Der Erfinder ist dort kein Geringerer als Mephistopheles selbst, „der Geist, der stets verneint“, der Beherrscher des nordischen Hexen- und Geisterreiches. Er befindet sich mit Faust am kaiserlichen Hofe, allwo großer Geldmangel herrscht, und tritt hier als Retter aus der Not auf, indem er das volksbeglückende Zahlungsmittel der Kassenscheine ausfindig macht. Heermeister, Schatzmeister und Marschalk treten fröhlich vor den geldbedürftigen Kaiser, der ob dieser Fröhlichkeit verwundert dreinschaut, bis ihm der würdige Kanzler einen Kassenschein vorzeigt und ihn dabei belehrt:

„So hört und schaut das schicksalschwere Blatt,
Das alles Weh in Wohl verwandelt hat.
(Er liest.) ‚Zu wissen sei es jedem, der’s begehrt:
Der Zettel hier ist tausend Kronen wert.
Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand,
Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland.‘“

Dem Kaiser kommt die Sache verdächtig vor, und er braust zürnend auf: „Ich ahne Frevel, ungeheuren Trug!“ Allein er wird begütigt und wundert sich nur noch, daß der Zettel seinen Leuten für gutes Geld gilt. Aber warum sollte er das nicht? Mephistopheles und Faust haben ja die unschätzbare Entdeckung gemacht, daß in der Erde viel verborgenes Gold liegt; das kann doch als genügende Bürgschaft gelten, man braucht es eben nur auszugraben! Und dann:

„Ein solch Papier, an Gold und Perlen Statt,
Ist so bequem, man weiß doch, was man hat; –
Will man Metall, ein Wechsler ist bereit,
Und fehlt es da, so gräbt man eine Zeit.
Pokal und Kette wird verauktioniert,
Und das Papier, sogleich amortisiert,
Beschämt den Zweifler, der uns frech verhöhnt.
Man will nichts anders, ist daran gewöhnt.“

Oesterreichischer Einlösungsschein vom Jahre 1811.

Die Satire, welche in Goethes Versen liegt, hat einen tiefen Sinn. Denn das Papiergeld – so ungefährlich es bei vorsichtiger Finanzwirtschaft ist – hat doch schon großes Unglück angerichtet und ganze Völker in unsägliches Elend gestürzt. Etwas Teuflisches hängt ihm an, und hinter seiner scheinbaren Harmlosigkeit grinst das satanische Auge Mephistos.

Uebrigens hat Goethe seinem Faust und Mephisto etwas in die Schuhe geschoben, woran sie unschuldig sind. Nicht zu Fausts Zeiten und nicht in Europa wurde das Papiergeld erfunden, sondern schon viel früher im fernen Reiche der bezopften Chinesen. Dort ereignete es sich angeblich um das Jahr 119 v. Chr., daß die Staatseinnahmen mit den Staatsausgaben nicht mehr gleichen Schritt hielten, wodurch die Regierung in große Geldverlegenheit geriet. Um Geld zu schaffen, ließ man Hirschhäute in fußgroße Stücke zerschneiden, mit Schrift und Ornamenten bemalen und gab sie sozusagen als Staatsschuldscheine in Zahlung. Die Großen des Reiches zahlten dafür bereitwillig die geforderten Summen, verkauften die Staatsscheine wieder an andere, und so wurde der erste Schritt zu der Schuldschein- und Papiergeld- (oder eigentlich Ledergeld-) Wirtschaft gethan. – Das wirkliche Papiergeld kam erst viel später, ungefähr um das Jahr 1000 in Aufnahme. Ein chinesischer Minister hatte den klugen Einfall, das schwere Metallgeld durch bedruckte Papierscheine zu ersetzen, die man „Tchitsi“ nannte. Sie wurden, da die Chinesen schon damals den Holztafeldruck kannten, in großen Massen gedruckt und bildeten die ersten Umlaufsnoten. Später führte man Papierscheine ein, die „Kiao-tsu“ hießen und eine Umlaufzeit von drei Jahren hatten, worauf sie vom Staat eingelöst und durch neue Scheine ersetzt wurden.

Das Volk scheint aber an dem Papiergeld nicht viel Freude gehabt zu haben, denn viele weigerten sich, ihr gutes Metallgeld gegen die verdächtigen Papierzettel herzugeben. Da druckten die Staatslenker einfach auf die Banknoten: „Es wird angeordnet, daß Papiergeld mit dem kaiserlichen Siegel ebenso in Zahlung zu nehmen ist wie Kupfergeld; wer nicht gehorcht, der wird geköpft.“ Das war deutlich, und da jedermann lieber sein Kupfergeld als seinen Kopf hergab, so kamen die Papierzettel zur allgemeinen Anerkennung, und China genießt die Ehre, das erste Papiergeld besessen zu haben.

Schwedisches Papiergeld vom Jahre 1663.

Während der dreijährigen Umlaufzeit gingen naturgemäß viele Banknoten teils durch Unfälle, teils durch die Unachtsamkeit der zeitweiligen Besitzer verloren. Die Regierung konnte selbstverständlich nur die vorhandenen Banknoten wieder einlösen, die Einlösungssumme für die verlorengegangenen Noten verblieb ihr als willkommener Gewinn, und so war für sie im Papiergelde eine ergiebige Goldgrube entdeckt. Doch wie den Entdeckern von Goldlagern stets Freibeuter nachfolgen, die an der glücklichen Entdeckung teilhaben wollen, so folgten hier die Papiergeldfälscher. Was die Regierungsdrucker machen konnten, das konnten auch die Privatdrucker machen, und bald kamen findige Holztafeldrucker auf den Einfall, die Papierzettel der Regierung nachzumachen und die Nachahmungen als Geld in Umlauf zu setzen. So hatte China neben seinem ersten Papiergeld zugleich die ersten Papiergeldfälscher, mit denen die Regierung schon harte Kämpfe bestand, bevor man noch in Europa etwas von der neuen Herrlichkeit wußte.

Die europäischen Staaten entschlossen sich erst viel später zur Einführung des Papiergeldes. Allerdings ließ schon Kaiser Friedrich II. während der Belagerung von Faënza ein Notgeld aus Leder herstellen, um seinen Soldaten die Löhnung zahlen zu können, und ebenso ließ die belagerte Stadt Leiden im Jahre 1574 Gulden aus Pappe prägen; auch in Rußland wurden schon Notrubel aus Leder ausgegeben, doch hatte dieses Geld immer nur den Zweck, in Zeiten der Kriegsnot einen augenblicklichen Ersatz für das fehlende Metallgeld zu bieten.

Das erste, eigentliche Papiergeld kam in Schweden zur Verwendung. Die schwedische Regierung erteilte im Jahre 1656 dem Finanzmanne Johann Palmstruck die Erlaubnis zur Ausgabe von Banknoten, worauf vom Jahre 1661 an durch die Stockholmer [350] Bank sogenannte „Transportzettel“ ausgegeben wurden. Dem dünnen Papier schenkte man damals noch wenig Vertrauen, man druckte die Scheine auf starke Pappe, wodurch sie allerdings haltbarer wurden, aber auch sehr viel Platz brauchten und gegen das Metallgeld keine erhebliche Verkehrserleichterung gewährten. Die Scheine sind – wie die Abbildung einer Banknote von 1663 auf S. 349 erkennen läßt – sehr einfach mittels Buchdrucks hergestellt, die Nummern und Namen geschrieben. Dem Vorgange Schwedens folgte im Jahre 1694 die Bank von England, 1695 Norwegen, 1713 Dänemark, 1718 Frankreich, wo der Schotte Law eine Staatsbank errichtete und durch übermäßige Ausgabe von Banknoten zum erstenmal das Teufelchen weckte, das verborgen in den Papiernoten lauert; Rußland ließ sich natürlich die neue Errungenschaft auch nicht entgehen und gab vom Jahre 1768 an Papiergeld aus, Oesterreich war ihm 1762 schon vorangeschritten; Sachsen folgte zu Ende des 18. Jahrhunderts, und in Preußen wurde das erste Papiergeld 1805 unter dem Freiherrn v. Stein in den Verkehr gebracht.

Die schlimmsten Erfahrungen mit den heimtückischen Wertpapieren machte Frankreich. Hatte schon der oben erwähnte Schotte Law durch Mißbrauch der bequemen Einrichtung Verwirrung in die französischen Finanzen gebracht, so erreichte die Papiergeldwirtschaft ihren Höhepunkt während der Revolution. Die Güter des Adels waren eingezogen und sollten verkauft werden; da der Verkauf aber nur langsam vorwärts schritt und der Konvent Geld brauchte, so beschloß man, im Werte der in Beschlag genommenen Güter Staatspapiergeld, sogenannte „Assignaten“, auszugeben. Die Güter sollten demnach als Unterpfand oder Deckungswert der ausgegebenen Assignaten gelten.

Französische Assignaten aus den Jahren 1791 bis 1794.
Verkleinert.

Doch eine Revolution kostet sehr viel Geld, und die Regierung sah sich gezwungen, immer mehr und mehr Assignaten drucken zu lassen, und stellte auch diese Druckthätigkeit nicht ein, nachdem der Nennwert der Assignaten den Taxwert der Güter längst überschritten hatte. Fehlte es an Geld, so druckte man ganz munter Assignaten, und da diese sehr leicht nachzuahmen waren, so fanden sich auch bald Falschmünzer, welche nach Kräften bei der Papiergelderzeugung mithalfen. Besonders gaben sich die Herren Engländer große Mühe, möglichst viel gefälschtes Papiergeld in Frankreich einzuführen. Den vereinten Anstrengungen der Regierung und der Fälscher gelang das fast Unglaubliche, den Gesamtbetrag der umlaufenden Assignaten auf nahezu 250 Milliarden Franken zu bringen. Und nun kam der unvermeidliche Rückschlag. Frankreich war mit Papiergeld überschwemmt, die Regierung nicht in der Lage, das Papiergeld jemals wieder einzulösen, dieses verlor schnell an Wert, die Preise der Waren dagegen stiegen ebenso reißend, und endlich kam es so weit, daß die Assignaten ganz entwertet wurden. Niemand wollte die Scheine mehr in Zahlung nehmen, und wer solche besaß, gab seine Mißachtung dadurch zu erkennen, daß er damit einen Ort tapezierte, den man nicht gern öffentlich nennt. Die Folge aber war, daß Tausende um ihr Vermögen kamen und viele Familien ins Elend gestürzt wurden. Dieser große französische Staatsbankrott zeigt so recht das Teuflische, das dem Papiergelde anhängt, und an ihn dachte wohl auch Goethe, als er seine Satire auf die Papiergelderfindung schrieb. Wir wollen nicht unterlassen, hier die Abbildung einiger solcher französischen Unglückspapiere zu geben.

Nicht ganz so schlimm, aber schlimm genug, erging es dem österreichischen Volke. Oesterreich war durch die napoleonischen Kriege tiefer und tiefer in Schulden geraten, es half sich – wie vor ihm Frankreich – mit dem verlockenden Mittel des Papiergeldes. Die Anfertigung wurde ins Ungeheuerliche gesteigert, und im Jahre 1811 war infolgedessen der Wert des Papiergeldes so tief gesunken, daß man für 100 Gulden Silber 1800 Gulden Papiergeld zahlte. Das im Umlauf befindliche Papiergeld betrug in diesem Jahre 1060000000 Gulden, und da die Regierung keine Möglichkeit sah, alle diese Scheine jemals voll einlösen zu können, so war sie genötigt, sie außer Kurs zu setzen und mit den Besitzern eine Art Zwangsvergleich zu schließen. Sie druckte neues Papiergeld, die sogenannten „Einlösungsscheine“, von denen oben S. 349 einer abgebildet ist, und löste damit das alte Papiergeld auf die Weise ein, daß für je fünf Gulden altes Geld ein Einlösungsschein von einem Gulden gezahlt wurde. Die Besitzer von alten Kassenscheinen büßten demnach vier Fünftel ihrer Habe ein.

Wo Papiergeld ist, da sind auch Fälscher. Denn das Papiergeld lockt förmlich zur Fälschung, da die Stoffe, aus denen es besteht, durchaus minderwertig sind, eine glückliche Fälschung von hohen Banknoten aber stattliche Summen einbringen kann. Und vor der Nachahmung auch der kunstvollsten Banknote schreckt ein geschickter Fälscher nicht zurück, denn er sagt sich: „Was Menschen machen, das können auch Menschen nachmachen!“

Die erfahrenen, geschäftskundigen Fälscher gehen mit großer Schlauheit vor, sie arbeiten niemals allein, sondern vereinigen sich zu größeren Banden, die in verschiedenen Ländern ihre Verbindungen haben. Ihr oberster Grundsatz ist, das Geld niemals da auszugeben, wo es angefertigt worden ist. Von diesem Grundsatze weichen nur Stümper ab, und diese werden meist sehr schnell von der Behörde entdeckt. Die erfahrenen Sünder dagegen suchen sich durch ein Gewebe vorgeschobener Personen zu decken, das falsche [351] Geld läuft erst durch verschiedene Hände, bevor es unter das Publikum gelangt, und das erschwert die Entdeckung der Fälscher ungemein. Denn während beispielsweise das Geld in Rußland ausgegeben wird, sitzen die Herren Fälscher wohlgeborgen in London oder Paris, und wird einer der Helfershelfer bei der Ausgabe falscher Scheine ertappt, so ist der Weg bis zu den Fälschern so weit und das Gewebe der vorgeschobenen Personen meist so undurchdringlich, daß es nur selten gelingt, die Fälscherbande selbst aufzuheben.

Die Lieblingsstadt der Falschmünzer ist London, wo falsches Papiergeld in ungeheuren Massen hergestellt wurde und noch wird. Das am meisten von den Fälschern geschädigte Land aber ist Rußland, wo es nach der Aussage erfahrener Finanzleute nahezu ebenso viel falsches Papiergeld geben soll wie echtes. Ist das wohl auch übertrieben, so steht doch fest, daß ganz ungeheure Summen gefälschter russischer Banknoten im Umlauf sind. Die Londoner Fälscher geben sich nicht mit Kleinigkeiten ab, sie machen ihre Geschäfte im großen und bringen Hunderttausende nachgemachter Noten in den Verkehr. So wurde vor einiger Zeit eine Sendung von Gesang- und Gebetbüchern aufgehoben, in denen, sauber zwischen den Blättern verpackt, 80000 Stück falsche Rubelnoten enthalten waren, jede einzelne derselben im Werte von fünf bis zu fünfzig Rnbeln.

Thatsache ist, daß die Fälschungen meist ganz vorzüglich ausgeführt sind und daß es selbst Kennern nicht leicht fällt, die Falsifikate sofort zu ermitteln. Je mehr sich die Staatsanstalten anstrengen, das Papiergeld zu vervollkommnen, desto größere Anstrengungen machen auch die Fälscher, und wenn die Finanzleiter glauben, ein Mittel entdeckt zu haben, das die Nachahmung bis zur Unmöglichkeit erschwert, so werden sie meist sehr bald aus diesem süßen Traume aufgerüttelt.

Daß den Fälschern nichts unmöglich ist, das wurde jüngst der Bank von Frankreich recht eindringlich durch einen Chemiker bewiesen, der durch seine etwas absonderliche Beweisführung großes Aufsehen und berechtigte Heiterkeit erregte. Eine Fälscherbande hatte es für gut befunden, die französische Bank bei der Herstellung der 500-Franknoten emsig zu unterstützen, und bald waren so viel täuschend nachgemachte Noten in Umlauf, daß sich die Bank von Frankreich entschließen mußte, die Noten einzuziehen und neue anzufertigen. Da den Fälschern bei ihren Nachahmungen die Photographie große Dienste leistet, so war man bestrebt, die neuen Noten mit Farben zu drucken die sich schwer photographieren und bei der Aufnahme nicht voneinander trennen lassen. Man glaubte dies zu erreichen, indem man auf einen blauen Unterdruck einen rosafarbenen Ueberdruck machte, wodurch ein violetter Schein entstand. So gesichert, gab man sich der angenehmen Erwartung hin, nunmehr Ruhe vor den Fälschern gefunden zu haben.

Diese ließen auch nichts von sich hören; dagegen teilte eines Tags ein Pariser Chemiker Namens Schlumberger den Leitern der Bank von Frankreich mit, daß es eine Kleinigkeit sei, ihre neuen Scheine nachzubilden, und machte sich anheischig, den Beweis durch die That zu liefern. Zugleich bot er ein von ihm erfundenes Verfahren, welches jede Fälschung unmöglich machen sollte, zum Kauf an. Die Leiter der Bank gingen weder auf den einen, noch auf den andern Vorschlag ein und waren so vorsichtig, Schlumberger das Nachmachen der neuen Scheine zu verbieten. Dieser ließ sich jedoch durch das Verbot nicht einschüchtern, ging unbekümmert an die Arbeit und stellte einen vorzüglich gelungenen Nachdruck der Note her, dem zugleich Abdrücke der blauen und roten Platte beigefügt waren. Er machte – um sträflichen Gebrauch der Falsifikate auszuschließen – die Abdrücke auf dickes Papier und änderte die Hauptzeile „500 Francs“ in „500 Liards“ um. Die Abdrücke legte er dem Fachblatt „Le Moniteur industriel“ bei, und so hatte das französische Volk die eigentümliche Ueberraschung, schon kurze Zeit nach der Ausgabe der neuen, für unnachahmbar gehaltenen Noten eine täuschende Nachahmung in 30000 Abdrücken verbreitet zu sehen.

Schlumberger erlebte die Freude, die Lacher auf seiner Seite zu haben. Aber der Vorhang über dieser Fälschungskomödie war noch nicht gefallen. Der findige Chemiker wurde wegen seines gutgemeinten jedoch eigenmächtigen Vorgehens in Anklagezustand versetzt und mußte das Kunststück, die französischen Banknoten nachgebildet zu haben, mit 500 Frank Strafe bezahlen; sein Mitverschworener, der Redakteur des „Moniteur industriel“ kam mit 100 Frank Buße davon.

Das deutsche Papiergeld wird unter strenger Ueberwachung in der Reichsdruckerei zu Berlin gedruckt. Die Zeichnungen, mit denen das Papiergeld bedruckt ist, wurden von verschiedenen Künstlern entworfen und gingen aus einer zu diesem Zweck ausgeschriebenen Preisbewerbung hervor. Der Entwnrf zu den 1000-Markscheinen stammt von Professor Luthmer in Frankfurt a. M. und von Maler Otto Knille in Berlin, der Entwurf zu den 100-Markscheinen von Professor Paul Thumann, und die Entwürfe zu den 50-, 20- und 5-Markscheinen rühren von Professor Sohn in Düsseldorf her. Die Druckplatten wurden von den Professoren Meyer, Eilers und Forberg sowie von den Künstlern der Reichsdruckerei gestochen. Der Druck der Scheine erfolgt nicht unmittelbar von den Originalplatten, sondern von verstählten galvanischen Niederschlägen, deren jeder ungefähr 150000 Abdrücke aushält.

Als Schutz gegen Fälschungen sind in das Papier der deutschen Kassenscheine bekanntlich dunkelgefärbte, lokalisierte Fasern eingebettet, die besonders an den 50-Markscheinen deutlich zu erkennen sind. Das Papier wird unter strenger staatlicher Aufsicht gefertigt und darf zu keinen anderen Zwecken abgegeben werden. Da man sich auf den Schutz der Druckfarben und Zeichnungen nicht mehr verlassen konnte, so griff man zu dem Schutz der eingebetteten Fasern und glaubte damit ziemlich sicher zu sein, weil zur Nachahmung des Papiers die Einrichtung einer vollständigen Papierfabrik erforderlich ist. Früher glaubte man dasselbe auch von den Wasserzeichen, die aber doch von den Fälschern vorzüglich nachgeahmt wurden. Ebenso machen diese unternehmenden Herren jetzt große Anstrengungen, die lokalisierten Fasern nachzuahmen, und es sind schon einigemal gelungene Falsifikate aufgetaucht. Man sieht, den Fälschern ist nichts heilig, sie schrecken vor keinem Hindernisse zurück, und wie sich die Regierungen auch anstrengen, die Nachahmung zu erschweren, die Fälscher finden immer wieder Mittel, die Hindernisse zu überwinden und ihr unsauberes Geschäft weiter zu treiben. So lange es Papiergeld giebt, wird es wohl auch Papiergeldfälscher geben.