Textdaten
<<< >>>
Autor: Heinrich Ehrlich
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Pablo de Sarasate
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 131
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[113]

Pablo de Sarasate.0 Nach einer Photographie von Fr. Hanfstängl in München.

[131] Pablo de Sarasate. (Mit Portrait S. 113) Unter den berühmten Geigenvirtuosen der Gegenwart besitzt Sarasate entschieden die stärkste Anziehungskraft für das große Koncertpublikum. Und auch der strengere Kunstkenner, der solche Anziehungskraft nicht als entscheidenden Maßstab für sein Urtheil betrachtet, muß dennoch deren volle Berechtigung anerkennen. Denn sie ist bei Sarasate eine Art von elektrischer Wirkung, sie entfließt seiner Individualität, seiner eigenthümlichen und musikalischen Persönlichkeit. Man kann der musikalischen Richtung eines andern Geigers mehr Sympathie entgegen bringen; man kann mehr für Joachim schwärmen, dem die Geige eigentlich nur als Kunstmittel dient. Aber Niemand kann behaupten, daß heute irgend Einer vollendet schöner Geige spielt, als Sarasate, und Niemand kann sich der augenblicklichen Wirkung entziehen. Die sinnliche Klangwirkung seines Tones, die Glockenreinheit in den höchsten Lagen ist bezaubernd; die Sicherheit und Eleganz seiner Technik ist unvergleichlich, dem Hörer wird recht behaglich zu Muthe, wenn Sarasate leicht spielend die größten Schwierigkeiten sozusagen hinwirft, die Andere nur mit Anwendung großer Aufmerksamkeit überwinden. Sein Vortrag ist immer feurig und geschmackvoll, man wird nie eine unnoble Färbung, einen zu scharfen Accent von ihm vernehmen. und was als Zeichen echt künstlerischen Strebens hervorzuheben ist: er ist noch im steten Fortschreiten begriffen, bei jeder Wiederkehr giebt er neue Beweise ernsten Studiums.

Pablo de Sarasate ist im März 1844 in Pamplona geboren. Sein Vater war Militärkapellmeister und ein tüchtig gebildeter Musiker.

Der Knabe zeigte schon im vierten Jahre entschiedenes Talent zur Musik. im siebenten spielte er bereits im Theater in Corunna, wohin der Vater versetzt worden war. Im achten kam er nach Madrid und wurde der Liebling der Königin Isabella. In der spanischen Hauptstadt genoß er auch zum ersten Male gründlichen Unterricht. Sein Lehrer, Manuel Rodriguez, der noch heute als alter Herr in Cartagena lebt war kein glänzender Virtuose, aber ein gediegener Musiker. Als Pablo zwölf Jahre alt war, brachte ihn seine Mutter nach Paris und verschaffte ihm da Eintritt ins Konservatorium. Bald überflügelte er alle seine Mitschüler, errang immer die ersten Preise und gewann auch die Liebe der Direktoren dermaßen, daß ihn einer derselben, Monsieur de la Sabathie, als Pflegesohn annahm. Dreiundzwanzig Jahre alt, begann Sarasate seine Reisen. Zuerst mit Strakosch für drei Jahre nach Amerika, dann mit Ullman in Frankreich, Belgien, Holland etc. Im Jahre 1876 kam er nach Deutschland und trat zuerst im Leipziger Gewandhause auf, mit ganz ungemeinem Erfolge. Seither ist er in England, Rußland, Frankreich und in seinem Vaterlande aufs Glänzendste gefeiert worden, kommt aber jeden Winter nach Deutschland.H. Ehrlich.