Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Othello und Desdemona
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 121, 132
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[121]

Othello und Desdemona.
Nach einem Gemälde von A. Muñoz Degrain.

[132] Othello und Desdemona. (Zu dem Bilde S. 121.) Das Bild von Muñoz Degrain stellt uns die Scene dar, welche der Katastrophe des Shakespeareschen Trauerspiels „Othello“ vorausgeht: wir sehen den eifersüchtigen Mohren, wie er die Vorhänge des Bettes seiner Desdemona zurückschlägt, um ans Werk der Strafe, der Rache zu gehen. Hat doch der heimtückische Jago das unschuldige Weib Othellos schmählicher Untreue bezichtigt: das bei Cassio gefundene Schnupftuch war für Othello ein unwidersprechliches Beweisstück, daß Desdemona ihn verraten hatte. Und damit Cassio nicht widersprechen, nicht die Wahrheit enthüllen konnte, hatte Jago dafür gesorgt, daß ihm der Mund auf ewig geschlossen wurde. Othellos Eifersucht hat sich bis zum Wahnsinn gesteigert; er will die Schuldige strafen, wie sie es verdient. Und doch – als er sie so daliegen sieht, friedlich, harmlos mit dem Engelsangesicht, das von keiner Schuld, von keiner Unruhe der Leidenschaft spricht, da bannt ihn der Liebreiz des anmutigen Weibes, und wenn auch sein Entschluß, ein strenges Strafgericht zu halten, nicht erschüttert wird, so ist doch seine Seele auch von weichen Gefühlen bewegt, und indem er Desdemona immer wieder küßt, ruft er aus:

„O würz’ger Hauch, der selbst Gerechtigkeit
Ihr Schwert zu brechen zwingt! – Noch einen! einen!
Sei, wann du tot bist, so, dann töt’ ich dich
Und liebe dich nachher – noch einen und den letzten!
So süß war nie so tödlich. Ich muß weinen.
Doch sind’s grausame Thränen; dieser Schmerz
Ist wie des Himmels, strafend, wo er liebt.“

Der Maler hat uns diesen inneren Kampf in der Brust des schwarzen Feldherrn, diese plötzliche Hemmung des unerschütterlichen Entschlusses in der Haltung und den Gebärden desselben ebenso anschaulich dargestellt wie die Holdseligkeit und Unschuld der schlummernden Desdemona. †