Ordnung unnd satzung über weyne

Textdaten
Autor: Maximilian I.
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Titel: Ordnung unnd satzung über weyne
Untertitel: Ausschreiben betr. die Verfälschung des Weins
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Entstehungsdatum: 24. August 1498
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Verlag: Friedrich Riedrer
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Erscheinungsort: Freiburg
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Quelle: Hermann Baumeister, Der Freiburger Buchdruck in der Inkunabelzeit, Schauinsland 126, 101, 2007 nach dem Exemplar im Frankfurter Stadtarchiv, auch abgebildet in: Der Kaiser in seiner Stadt, Freiburg i. Br. 1998, S. 198.
Kurzbeschreibung: Der Reichstag zu Freiburg verabschiedete 1498 eine Ordnung unnd satzung über weyne, in der die Verfälschung und Panschung des Weines unter Strafe gestellt wurde. Diese Verordnung wurde noch vor dem Reiheitsgebot für Bier 1516 erlassen.
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Wir Maximilian von gottes gnaden | Römischer künig / zůallentzeiten merer des Reichs | zů Hunngern | Dallmatien | Croatien etc. künig Ertzhertzog zu Osterreich | Hertzog zů Burgundi | zů Brabant | zů Gelldern etc. Grafe zů Flandern | zů Tyrol etc. Embieten. n. allen vnd yegklichen Curfürsten / Fürsten | geistlichen vnd welltlichen | Prelaten | Grafen | Freyen | herrnn | Rittern | knechten | Haubtleüten | Vitzthůmben | Vögten | Pflegern / Verwesern | Ambtlewten | Schultheyssen | Burgermeistern | Richtern | Reten | Burgern | gemeinden | Auch den Weynkiesern | Visierern | Eychern | Vnderkewffern | Ewtrern | Penndern | besehern der Wein | vnd andern | so mit weynen vnd fassen zů handlen haben | vnd sonnst allen anndern vnsern vnd des heilgen Reichs vnderthanen vnd getrewen | in was wir den stattes oder wesens die sein | den diser vnser künigclicher brief | oder glawplicher abschrift | dauon fürkumbt | vnd zů wissen wirder | Vnnser gnad vnd alles gůt | Erwirdigen | Hochgebornen | Wolgebornen | Ersamen | Edlen lieben Neuen | öheimen | Churfürsten | Fürsten | Andechtigen | vnd getrewen | Nachdem weylend der durchleüchtigest Fürst herr Fridrich Römischer keyser etc. vnnser lieber herr vnnd vatter loblicher gedechtnuss | die pösen schedlichen gemechd der Weyne verbotten | vnd deßhalben mit zeittigem Rate | ettlich ordnung vnd satzung gemacht | vnd außschreiben lassen hat | Vnnd aber mit solichen pösen gemechten | seidher nit still gestanden | sunnder darüber als wir zům ermalen bericht sein | wider die yetzberürt | vnsers lieben herren vnd vaters satzung vnd ordnung | dannocht an vilennden | die Weyn | wider Ir natur | in menigerley weyse | mit vnzimlichen pösen gemechden belestigt | vnd annders dann Sy | von natur seyen zůbringen vnderstanden werden. Daraus | als wir bey den gelerten der Artzney | vnd sunst erfinden | den menschen zůuil malen swere lang werende vnüberwyndtlich tödtlich kranckheiten. Vnnd sunderlich | den Frowen personen so sy swanger | oder nachdem sy kindes genesen | oder aber sunst mit natürlichen kranckheiten beswert sein. dermassen schaden vnd verderbnuß empfahen. das Sy vnnd ire frücht | der sterben | oder fürohin nit mer empfengklich noch fruchtpar werden mügen volgen | Darein wir als Römischer Regirender künig | gemeinem nutz zůgůt | gnedigklichen gesehen | vnd darumb mitsampt vnnsern vnd des heiligen Reichs Churfürsten | Fürsten / Stennden vnnd gemeiner besamblung | auf dem Reichstag allhie zů Freyburg zůuerhüttung solichs übels gesetzt | vnnd geordennt setzen vnnd orden auch von Römischer künigklicher macht wissenntlich mit disem brieff.

Zům ersten | da die Weynper | so die von den weynreben zů den kalltern | oder pressen | vnnd darauf gebracht werden. on alles gemechd vnnd zůsatz | ausgebresset | der wirtz in slechte | vnzůberayttet einichs gemächts vass getan | vnd dieselben most mit steter ordennlicher füll gehalten | damit die volkumenlich vnnd gentzlich ir verierunge haben mügen | vnd auch fürter denselben weynen keinerley schedlich vnnd pöss gemechd oder zůsatz | weder auch mit bedempfen | zůmachen | oder in einich ander weyse getan | sunder das die | mit ordenlicher füll wie oben begriffen ist | biss zům ablassen gehalten werden süllen.

Zům andern | so man die weyne ablassen welt | oder wurde | das man die dann in slechte vnzůberayte einichs gemechts vaß | ablass doch also ob yemand wer der were | zů dem ablassen vmb bestendigkeit willen des weins | sein vass mit einem Swefel zůberayten wolt. das solt | er zůtůn macht haben. doch einen weyne ein mal | vnd nit mer | auch nit annders | dann zůberaytung eins fürderigen vass | Ein lot lawtters Swefels. Also sol es auch gehalten werden | nach antzal des Swefels zů einem grössern | oder kleinern vass | Doch ob yemand weyne überlannd füren wolt | der den in bestendigkeit zůbehalten wytteres swefels dann yetzberürt notdurfftig were | der mag solh vaß | mit einem swefel | auch zimlichen beraytten. Vnnd nemblich zů dem weyne | die als obsteet zůuor geswefelt weren | in ein füderig vaß | ein halb lot swefels. Weliche aber vormals nit geswefelt wern | in ein füderig vass | ein lot lawtters swefels wie vorsteet vnd fürter nach antzal | des swefels zů einem grossern vnd kleinern vass | vnd auch nit mer noch ferrer. Vnd welcher oder welche Ire weyne also geswefelt haben | der oder dieselben | süllen den auch also für geswefelt verkawffen | das den kawffern eroffnen | damit derselb weyne nit weiter geswefelt | sunder damit wie obgeschriben steet gehalten. Vnd wer dise ordnung vorgeschriben verbreche / oder die wein anders | oder mer dann obsteet geswefelt het | das dann dem | oder denselben | die vass darinn solher wein erfunden wurd | zůstůnd daselbs | der boden außgeslagen vnd der weyne darinn verschüt | vnnd darzů von denen | da solich gemehd / oder mer geswefelt weine dann vorgemelt ist / bey funden | vnnd betretten wurden dem Fürsten / herren / oder Stat / dem derselb vberfarer / obgemelter ordnung zůstůnd solh vberfaren verkünndt / vnd alsdann derselbig vberfarer seiner herrschafft | von einem yeden Aymer einen Reinischen guldin vnablößlich zů bůss zůgeben verfallen sein | vnnd gegeben werden.

Nachdem auch yezůzeitten / die fůrlewt / vnd schifflewt weyn zů wasser | oder lande fůren | vnd Iren lon darumb empfahen vnderwegen in herbergen | vnd in Iren eygen wonungen aus den vassen / so Sy also füren | one der herren der sy sein | wissen | weyne dieblich nemen | vnd nach Irem gefallen verzeren | vnd an desselben genomen weynes stat | wasser giessen | vnd die vaß widerumb damit zůfüllen | das solhs hinfüro denselben fůer | vnd schifflewten nit verhengt gestat / noch zůgesehen: sunder darumb | mitsambt den Ihenen so Inen des verhollffen hetten weren wirtsknecht | oder annder nach mass Irer verhandlung an Iren Eren | leiben | vnd güttern vnnachlessig gestrafft werden.

Es sol auch ein yeder Fürst. Graf. Herr | vnd vnnser vnd des Reichs Stette | In seinen gerichten | vnd gebieten allenthalben zůhandthabung vnd haltung solher vorbestympten ordnung | einen oder mer | Ambtlewt nach gelegenheit Ir yedes gebiet | ordnen | Vnnd von dem / oder denelben Amptlewten | wann sy zů solhem Ambt aufgenomen werden. Eyde zů got vnd den heiligen nemen. Auch dar zů den Benndern / Eychern vnderkewffern / vnd anndern Iren Amptlewten | vnd den Iren / so in Iren gerichten vnd gebieten gesessen vnnd vnderworffen sein / vnnd mit weynen vnd vassen zůhandlen haben / bey Iren pflichten / damit Sy Inen verbunden sein / ernstlich beuelhen vnd Sy darzů halten vnnd vermügen | das sy auf solh gemechd der weyne / Ir fleyssig aufsehen haben / vnd wo sy die | hiewider erkunden Irer herrschafft anbringen / vnd die ytzt gemelten verordneten Amptlewt solh ir ampt / trewlich vnd aufrichtiklich verwesen / vnd damit wie vorgeschriben stet handlen / Auch darinn weder miet / gab / fründtschafft / veindtschafft | noch ichts anders ansehen | sunder strackhs vnnd aufrichtigklich allein | denselben iren ampten außwarten | vnnd nachgeen wellen | getrewlich vnnd vngeuerlich | damit das | so annders dann wie obsteet erfunden wurd | auch obgeschribner mass gestrafft werd.

Wo aber yemannd wer der | oder die weren /geistlich oder weltlich personen | erfunden wurden | von wem / oder so offt das beschehe der einicherley pöss vnnd schedlich gemecht | nichtzit außgenomen | dann allein die obgeschriben zůlassung des swefels | in die weyn oder vass tette | machte / oder zůtůnd bestelte | es wer vor / oder nach dem ablass / durch sich selbs oder yemands annders demselben süllen zůuorderst / von stundan / an den ennden da solh weyne gefunden werden / den vassen den poden außgeslagen / vnd der weyn verschüt | vnd darzů | ein yeder zů yedem male / Ein pene / Nemlich hundert guldin Reinisch / halb in vnnser vnd des Reichs Camer / vnnd den anndern halbentiel seiner herrschafft vnableßlich zůbetzalen verfallen sein | vnnd also gestrafft werden.

Item es süllen auch / Alent Salue / Wermutweyn vnd ander der gleichen würtzwein. deßgleichen die Petwein / Kempwein / vnd Sponwein hierinn die zů iren fůgklichen zeiten / zůnyessen zůgebrauchen wie sich zympt / vnnd von allter herkumen ist. vorbehalten vnnd aufgesatzt. deßgleichen auch der Malfasier Rainfal / vnd annder welsch weyne / Auch gefewrt / getrebert / vnnd gesotten weyne | doch das in dieselben Malfasier / Reinfal / vnnd annder wellisch weyne / noch auch / in die gefewrten getreberten vnd gesott weyne | keinerley schedlich oder pös gemehd / oder zůsatz getan / noch das der keiner vnder den anderen gezogen / auch mit andern weynen nit gemeret | sunder yeder für sich selbs hingegeben vnnd außgeschencht werden bey der hochsten půss wie obsteet.

Solichs verkünnden wir Eüch. Gebieten Eüch auch darauf von Römischer küngklicher macht bey vermeydung vnnser vnnd des Reichs sweren vngnad vnd straffe. Vnnd darzů verliesung einer pene Nemlich Fünfftzigk Marckh lötigs golds / vns in vnser künigklich Camer / vnableßlich zůbetzalen ernnstlich vnd wellen das Ir solher obberürter ordnung vnnd satzung | nach seiner innhalt nachkumet / vnnd die allenthalben in Ewern gerichten / vnd gebieten / offenlich verkünden lasset. vnnd bey Ewren vndertanen darob seyet / schaffet / vnd bestellet. damit die obbestympt ordnung vnd satzung nach irer Innhalt / on abgang / durch Sy genntzlich volzogen vnnd dawider nit getan werd / Als lieb Eüch sey vnser vnd des Reichs swere vngnad | vnd die obberürten pene zůuermeyden /. Mit vrkünd dits briefs besigelt mit vnnserm künigclichen aufgedrücktem Insigel Geben zů Freyburg im Bryßgow am xxiiii tag des Monets Augusti. Nach Cristigebürde Vierzehenhundert | vnd im Achtundnewntzigisten | Vnsrer Reich des Römischen im dreytzehenden / vnd des Hungreschen im Newnten Jaren.


Anmerkungen (Wikisource)

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Der Druck ist in mehreren Exemplaren erhalten. Er ist bibliographisch verzeichnet im VE15 als M-114 (Eisermann, Falk: Verzeichnis der typographischen Einblattdrucke des 15. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, 3 Bände, Wiesbaden 2004) und im ISTC als im00383230.

Die maßgebliche Textedition erschien in: Deutsche Reichstagsakten. Mittlere Reihe Bd. 6, Göttingen 1979, S. 705–708.