O du mein Oesterreich (Dörmann)

Textdaten
Autor: Felix Dörmann
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: O du mein Oesterreich
Untertitel:
aus: Neue Freie Presse - Morgenblatt, Nr 11692, 11. März 1897, Seite 5
Herausgeber: Dr. Eduard Bacher, Moritz Benedikt
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 11. März 1897
Verlag: Österreichisches Journal
Drucker: Druckerei der „Neuen Freie Presse“
Erscheinungsort: Wien
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: ÖNB-ANNO
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

[5]

O du mein Oesterreich.

Ich sehʼ die andern Völker frühlingstrunken
Mit neuer Kraft die neuen Bahnen gehʼn,
Und du mein Oesterreich? So tief gesunken,
So tief wie heutʼ, habʼ ich dich nie gesehʼn.

Die Freiheit, die mit jungfräulichem Zagen,
Ein scheues Kind, demüthig dir genaht,
Du hast sie höhnend ins Gesicht geschlagen
Und rühmst dich noch der unerhörten That.

O du mein Oesterreich, wer darf noch hoffen,
Wenn selbst dein Volk, aus dem die Zukunft steigt
Von giftigen Pfeilen bis ins Mark getroffen,
Bethört, versumpft sich einem Götzen neigt.

Die Dunkelmänner mit und ohne Kutten
Vereinten sich zum unheilvollen Bund.
Wo bleibt der neue Ullerich von Hutten,
Wer bohrt die Feinde jauchzend in den Grund?

Die Stunde kam, wir brauchen einen Führer,
Der Feuer in die dumpfen Massen trägt,
Der wie ein Sturmwind, wie ein Flammenschürer
Durch alle Herzen wie der Frühling fegt.

O du mein Oesterreich, wann wird er reißen,
Der graue Nebel, der dich eng umflicht.
Wann schickt die Sonne dir die jungen, heißen
Brandpfeile zu – wann endlich kommt das Licht?

O du mein Oesterreich, wann wird dein Lallen,
Dein dumpfes Lallen zum empörten Schrei.
Zum Schrei des Zorns, vor dem die Götzen fallen,
O du mein Oesterreich, wann wirst du frei?

Felix Dörmann.