Textdaten
Autor: Lili Grün
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Titel: Notschrei einer allzu Braven
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aus: Prager Montagsblatt, 58. Jg., Nr. 25, 24. Juni 1935, S. 8
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1935
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Erscheinungsort: Prag
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 Notschrei einer allzu Braven

Ach, ich geh’ mir selber auf die Nerven,
Weil ich gar so artig bin,
Und voll unentwegter Pflichterfüllung
Steck ich stets in meiner Arbeit drin.

5
Niemals tu ich einen Schritt vom Wege,

Nicht einmal in meinen Träumen hintergeh
Meinen Mann ich, und die Leute sagen,
Daß man so was nur begeisternd finden kann[.]

Doch dies ew’ge Schulterklopfen

10
Find’ ich unerträglich und gemein,

Und ich fleh zum blauen Sommerhimmel:
Herrgott, laß mich einmal anders sein!

Laß mich tolle Kapriolen schlagen,
Laß mich lasterhafte Dinge sagen,

15
Laß mit angeklebten Wimpern

Meine Aeuglein herzlos klimpern,
Laß mich faul auf meinem Diwan liegen
— Und in diesem Zeichen — Herrgott —
Laß mich siegen!

20
Niemand kann sich selbst entrinnen,

Brav bleibt brav und schlimm bleibt schlimm —
Und die andern sind die Schlimmen —
— Wenn ich noch so neidisch bin!

 Lili Grün.