Noch einmal der Heiligenschein

Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Noch einmal der Heiligenschein
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 120
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1873
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[120] Noch einmal der Heiligenschein. Herr Dr. J. Schnauß in Jena schreibt uns anläßlich des Artikel „Ueber den Heiligenschein“ von Carus Sterne in Nr. 3 der Gartenlaube über eine ähnliche eigenthümliche Erscheinung, welche dem größeren Publicum wohl kaum bekannt sein dürfte. Während nämlich in dem genannten Artikel nur von subjectiven Lichterscheinungen, die in einer optischen Täuschung bestehen, die Rede ist, handelt es sich hier um einen wirklichen Lichteffect, der jeden Augenblick von Jedermann gesehen werden kann, in seinem naturgetreuen photographischen Abbild wenigstens. Die Sache ist folgende: Man bemerkt an manchen Photographien, besonders solchen, die in früheren Jahren noch nach den alten Collodiumrecepten (ohne oder mit nur wenig Bromsalzen) angefertigt wurden, schon auf den negativen Bildern einen eigenthümlichen Lichthof um die dunkelsten Partien des Portraits, aber nicht bloß der Person, sondern auch des Stuhles, Tisches u. s. w. Im Negativ stellt sich dieser Lichthof natürlich als ein dunkler, allmählich heller werdender Umriß dar, im positiven Papierabdruck erscheint derselbe folglich hell und macht ganz den Effect einer phosphorescirenden Lichthülle um die Figur.

Schon in Sutton’s „Dictionary of Photography“ ist dieser Erscheinung als einer bei Anfertigung von Daguerreotypen und Glaspositiven besonders häufig beobachteten gedacht. Da nicht anzunehmen, daß von den abgebildeten Gegenständen ein besonderes, für das Auge unsichtbaren Licht ausgegangen sei, so mag die Ursache dieses Phänomens wohl in einer eigenthümlichen Beschaffenheit des gerade verwandelten Jodsilbers zu suchen sein, bleibt jedoch immer von wissenschaftlichem Werthe. Sicher ist, daß dieselbe nicht in einer fehlerhaften Lichtzerstreuung der photographischen Linsen ihren Ursprung hat. Wäre es möglich, diesen eigenthümlichen Lichthof beliebig hervorzubringen, so dürfte sich wohl schon irgend ein speculativer Kopf diesen Mittels bemächtigt haben, um Leichtgläubige wirklich hinters Licht zu führen und auf Verlangen mit einem Heiligenschein zu umgeben. Ein Wink für die im Humbug so starken Yankees, denen Geisterphotographien ja schon längst ein wichtiges Beweismittel der Spiritisten abgeben!