Nis Randers
- [118]Nis Randers.
- Krachen und Heulen und berstende Nacht,
- Dunkel und Flammen in rasender Jagd –
- Ein Schrei durch die Brandung!
- Und brennt der Himmel, so sieht man’s gut:
- 5Ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Flut;
- Gleich holt sich’s der Abgrund.
- Nis Randers lugt – und ohne Hast
- Spricht er: „Da hängt noch ein Mann im Mast;
- Wir müssen ihn holen.“
- 10Da faßt ihn die Mutter: „Du steigst mir nicht ein:
- Dich will ich behalten, du bliebst mir allein,
- Ich will’s, deine Mutter!
- Dein Vater ging unter und Momme, mein Sohn;
- Drei Jahre verschollen ist Uwe schon,
- 15Mein Uwe, mein Uwe!“
- Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach!
- Er weist nach dem Wrack und spricht gemach:
- „Und seine Mutter?“
- Nun springt er ins Boot und mit ihm noch sechs:
- 20Hohes, hartes Friesengewächs;
- Schon sausen die Ruder.
- [119]Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz!
- Nun muß es zerschmettern . . .! Nein, es blieb ganz! . . .
- Wie lange? Wie lange?
- 25Mit feurigen Geißeln peitscht das Meer
- Die menschenfressenden Rosse daher;
- Sie schnauben und schäumen.
- Wie hechelnde Hast sie zusammenzwingt!
- Eins auf den Nacken des andern springt
- 30Mit stampfenden Hufen!
- Drei Wetter zusammen! Nun brennt die Welt!
- Was da? – Ein Boot, das landwärts hält –
- Sie sind es! Sie kommen! – –
- Und Auge und Ohr ins Dunkel gespannt . . .
- 35Still – ruft da nicht einer? – Er schreit’s durch die Hand:
- „Sagt Mutter, ’s ist Uwe!“
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