Textdaten
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Autor: Stefan George
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Titel: Nietzsche
Untertitel:
aus: Der siebente Ring
S. 12–13
Herausgeber: {{{HERAUSGEBER}}}
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1907
Verlag: Blätter für die Kunst
Drucker: Otto von Holten
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: ULB Düsseldorf und Commons
Kurzbeschreibung:
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[12]

NIETZSCHE

Schwergelbe wolken ziehen überm hügel
Und kühle stürme – halb des herbstes boten
Halb frühen frühlings ... Also diese mauer
Umschloss den Donnerer – ihn der einzig war

5
Von tausenden aus rauch und staub um ihn?

Hier sandte er auf flaches mittelland
Und tote stadt die lezten stumpfen blitze
Und ging aus langer nacht zur längsten nacht.

Blöd trabt die menge drunten · scheucht sie nicht!

10
Was wäre stich der qualle · schnitt dem kraut!

Noch eine weile walte fromme stille
Und das getier das ihn mit lob befleckt
Und sich im moderdunste weiter mästet
Der ihn erwürgen half sei erst verendet!

15
Dann aber stehst du strahlend vor den zeiten

Wie andre führer mit der blutigen krone.

[13]

Erlöser du! selbst der unseligste –
Beladen mit der wucht von welchen losen
Hast du der sehnsucht land nie lächeln sehn?

20
Erschufst du götter nur um sie zu stürzen

Nie einer rast und eines baues froh?
Du hast das nächste in dir selbst getötet
Um neu begehrend dann ihm nachzuzittern
Und aufzuschrein im schmerz der einsamkeit.

25
Der kam zu spät der flehend zu dir sagte:

Dort ist kein weg mehr über eisige felsen
Und horste grauser vögel – nun ist not:
Sich bannen in den kreis den liebe schliesst ..
Und wenn die strenge und gequälte stimme

30
Dann wie ein loblied tönt in blaue nacht

Und helle flut – so klagt: sie hätte singen
Nicht reden sollen diese neue seele!