Neujahrsgruß an die Geistigen Deutschlands

Textdaten
Autor: Kurt Tucholsky
unter dem Pseudonym
Theobald Tiger
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Titel: Neujahrsgruß an die Geistigen Deutschlands
Untertitel:
aus: Die Weltbühne. Jahrgang 18, Nummer 1, Seite 23.
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 5. Januar 1922
Verlag: Verlag der Weltbühne
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Die Weltbühne. Vollständiger Nachdruck der Jahrgänge 1918–1933. 18. Jahrgang 1922. Athenäum Verlag, Königstein/Ts. 1978. Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[23] Neujahrsgruß an die Geistigen Deutschlands
 von Theobald Tiger

Blickt her!
 Ihr kamt ins leise Gleiten –
die alte Zeit, sie winkt und winkt…
Ihr dürft euch über Stile streiten,
indes Ihr immer tiefer sinkt.

5
Im Schrank hängt noch ein guter Sacco,

im Bord steht noch ein Lederband.
Einst saht Ihr noch die Sadda Yacco,
Ihr wußtet, wo Mentone stand.

Und immer kleiner wird die Wohnung,

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und immer kleiner wird der Kreis.

Uns alle fleddert ohne Schonung
des Unternehmers Hungerpreis.

Wann habt Ihr aus den stickigen Lüften
zum letzten Male ausgespäht?

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Was wissen wir von fremden Düften,

von dem, was draußen vor sich geht?

Kommiß. Kommiß. Und Bureaukraten.
Er hats geschafft, der Militär:
Vom Volk der Denker und Soldaten

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nimmt Keiner einen Knochen mehr.


Ihr repetiert die alten Lieder
zum Ueberdruß. Die Muse schielt.
Ein sanfter Balkan senkt sich nieder,
in dem ihr keine Rolle spielt.

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Der starke Händler sitzt am Ruder,

die Finger dick, den Nacken feist.
Du bist ein, bleibst ein armes Luder,
auch wenn du hübsch zu schreiben weißt.

Und Frauen, Blumen, Weltenräume,

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sie blühn für Den, der stärker war.

Schlag, Künstler, deine Purzelbäume!
Du bist nicht mehr. Es fliehn die Träume…
In diesem Sinn:
 Ein frohes Jahr –!