Textdaten
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Autor: Werner von Haxthausen
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Titel: Neugriechische Volkslieder
Untertitel:
aus: Wünschelruthe – Ein Zeitblatt. Nr. 11, S. 44, Nr. 12, S. 48
Herausgeber: Heinrich Straube und Johann Peter von Hornthal
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Erscheinungsdatum: 1818
Verlag: Vandenhoeck und Ruprecht
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Erscheinungsort: Göttingen
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Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[44]
Neugriechische Volkslieder.

(Aus einer vielleicht einmal erscheinenden Sammlung neugriechischer Volkslieder mit deren Uebersetzung geben wir hier einige der vortrefflichsten, jedoch nur in Uebersetzung, da die Originale für ein Zeitblatt nicht besonders passen würden.)

1.

Abendeinsamkeit.


Mein Mond du leuchtend leuchtender und lichtgewandbekleideter
Dort oben der du wandelst, und nieder der du schauest!
Ob meine Liebe du wohl sahest, den meinen Vielgeliebten?
In welchem Pallast er nun sitzt, in welchem Pallast trinket?
Weß Hände wohl ihm schenken ein? und ach die meinen feiern!
Weß Augen ihn bewundernd schauen? und ach die meinen weinen!
An wessen Tisch er niedersitzt? und meiner steht verlassen!
Weß Lippe kosend mit ihm spricht? und ach die meine dorret!


[48] Seit 30 Jahren ist durch Aufklärungssucht bei den Griechen, besonders im Archipel, viel von alten Gebräuchen und Gewohnheiten untergegangen, so unter andern früherhin die Sitte, daß die Verstorbenen, nachdem die Freunde und Verwandten in Feier- (den rechten Trauer-) Kleidern sie im offnen Sarge von ihres Gleichen, als Jünglinge von Jünglingen, Kinder von Kindern, Alte von Alten getragen, zu Grabe geleitet, diese dort noch einmal niedergesetzt wurden. Dann traten Alle einzeln herzu und küßten den Todten den Mund und stellten sich in einen Kreis, aus dem alsdann alte Frauen hervortraten, und einen Klaggesang anstimmten, worin sie gleichsam aus der Seele des Todten Abschied von der Erde und allem was ihnen nahe stand, nahmen. Diese Gesänge, die keineswegs wirkliche Kirchenlieder, kommen jetzt meist ab. Die ganze Sitte hat noch etwas von altgriechischem Character, ja die Lieder selbst möchten uns verführen zu glauben, daß sie aus der heidnischen Zeit stammen; sie drücken bloß die tiefste Trauer aus, daß wir Abschied nehmen müßen von der Erde und der Freude, und in die dunkle Nacht sinken; aber durchaus nicht die Christliche Gesinnung, deren Lieder und Hoffnung und Freude auf ein lichtes ewiges Leben geben. –

Die beiden hier abgedruckten Lieder sind Klagen verstorbener Kinder, und von so wunderbarer Tiefe, daß wir ihnen nichts ähnliches zur Seite zu setzen wüßten.


2.

Jenseits vor jenem Felsgebirg, dem allerhöchsten und großen,
Das Wolken um die Gipfel hat, und Nebel um die Wurzel,
Dort wächst das Kräutchen Vergeßenheit, das weiden die Schaafheerden,
Dort gehen Schaaf-Mütter hin und vergessen ihre Lämmer.
Geh hin auch du mein Mütterchen, daß meiner du vergeßest!
Tausendmal äß’ ich auch davon, vergessen hätt’ ich nimmer!


3.

Meine feuerrothe Nelke, und du blaue Hyacinte
Beuge dich, daß ich dich greife, und ’nen süßen Kuß dir gebe!
Und von hinnen soll ich reisen, und Vater läßt mich nimmer!

Meine feuerrothe Nelke, und du blaue Hyacinte
Beuge dich, daß ich dich greife, und ’nen süßen Kuß dir gebe
Und von hinnen soll ich reisen, und die Mutter läßt mich nimmer!

Kommen ist die Zeit und Stunde, wo wir uns trennen werden
Und uns nimmer mehr begegnen, und mein Herz thut mir so wehe!
Weil wir so uns trennen werden und uns nimmer mehr begegnen!
Und die Augen sind voll Thränen, und sie drehn sich starr wie Räder,
Weil wir so uns trennen werden und uns nimmer mehr begegnen!