Neue holländische Kunst in Berlin

Textdaten
Autor: Adolf Behne
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Titel: Neue holländische Kunst in Berlin
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aus: Freiheit, 3. Jahrgang, Nummer 527 (Samstag 11. Dezember 1920), Abend-Ausgabe, [S. 2]
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Erscheinungsdatum: 11. Dezember 1920
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Neue holländische Kunst in Berlin

     Mit aufrichtiger Freude begrüßen wir die holländischen Künstler in Deutschland. Und mit besonderer Freude konstatieren wir, daß die National-Galerie ihnen, im Kronprinzenpalais, Gastrecht gegeben hat. Die Galerie tritt damit aus ihrer musealen Abgeschlossenheit heraus, sie beginnt zu wirken, zu arbeiten, zu leben, und wir haben zugleich den schönen Gewinn, daß der Besuch der holländischen Künstler außerhalb des Kunsthandels geschieht. Die Galerie würde sich ein Verdienst erwerben, wenn sie die mit dieser holländischen Ausstellung begonnene Arbeit konsequent fortführen würde. Eine Ausstellungsgelegenheit, die allen Machenschaften des Kunsthandels absolut entzogen bleibt, ist eine der dringendsten Aufgaben der Gegenwart und eine solche Ausstellung zu schaffen ein hundertmal wirk[s]amerer Beitrag [z]ur Behebung der „Not der deutschen Kunst”, als alle Protestversammlungen und Ministerreden.

     Mit der holländischen Ausstellung tritt gleichzeitig die „Kornscheuer“ in das Licht der Oeffentlichkeit, von der bald ausführlich gesprochen werden soll. Heute greife ich [a]us ihrem Programm nur heraus, daß sie den internationalen Austausch der Kunst mit Nachdruck pflegt. Sie hat bisher in Holland, Belgien, England, Frankreich und Deutschland festen Fuß gefaßt – neuerdings auch in Rußland. Sie ist kein Handelsunternehmen, sondern eine Selbsthilfe der Künstler in allen Ländern – ein Anfang, dem wir mit starken Hoffnungen jeden Erfolg wünschen. Alle, denen die Pflege der Internationalität Sache der Ueberzeugung ist, müssen durch ihre Teilnahme die Bestrebungen dieser Ausstellung, deren Material der „Kornscheuer“ verdankt wird, unterstützen. Wenn es die „Berufenen“ so schwer einseh[e]n, wie wichtig der Austauch der Kunst für das neue Europa ist – das Proletariat wird es erkennen. Ein Massenbesuch dieser ersten Ausstellung würde von größtem Wert sein.

     Und die schöne strenge Geschlossenheit, der innere Reichtum dieser Ausstellung verdienen den aufmerksamen Besuch aller Kunstfreunde. Einige der Künstler haben seit langem in Europa den wohlverdienten Ruf von Führern, wie Jan Toorop, Thorn-Prikker, Lodewijk Schelfhout und Mendes da Costa, dessen van Gogh-Statuette zu den schönsten Werken der Ausstellung zählt. Mehrere sind seit Jahren bei uns bekannt wie Kees van Dongen, Jacoba van Heemskerck (schade, daß nicht ihre guten neuen Glasfenster gezeigt werden können) und van Rees. Mit be[s]onderer Freude aber sehen wir die Jugend – die Maler Piet Mondrian, Theo van Doesburg, Konijnenburg, Schwarz, Piet und Mathieu Wiegmann, Saalborn, Havermanns, van der Leck, Lau und ihre Kameraden. Therese van Halls „arbeitende Frau“ verdient unter den wenigen Plastiken genannt zu werden und eine plastische Arbeit ist es, die als die schönste Gabe der Ausstellung erscheint: Hildo Krops „Drei Köpfe“. Es wäre schön, wenn diese Arbeit in der Galerie bleiben könnte.

     Zur Eröffnung der Ausstellung erschien das erste Heft der „Kornscheuer“-Zeitschrift, der u. a. der große holländische Baumeister H. P. Berlage einige schöne Geleitworte gab. Ich möchte einen[WS 1] Satz herausgreifen[,] der jene Gesinnung in sich trägt, die der gesamten neuen holländischen Kunst eigen ist: „Nur eine Kultur, die in ihrem stilistischen Einheitsgedanken alle Künste liebevoll aufnimmt und pflegt, vermag den Teufel zu bannen. Wir werden daher in der Zukunft noch einmal einen Tempel bauen, aber einen Tempel, dessen Lichtausstahlung nicht mehr verblaßt. Und wir werden darin wieder göttlich anbeten, aber noch anders als zu Zeiten derjenigen Baudenkmäler, welche wir jetzt staunend bewundern. Denn wir werden unser Ziel so hoch stecken, daß das Unerreichbare erreicht wird.“

     Es kommt nun alles darauf an, daß wir, wenn wir den Besuch der Holländer erwidern, es mit einer Auswahl neuer deutscher Kunst tun, die ein ebenso [gr]oßes Maß von Verantwort[l]ichkeitsgefühl beweist, wie diese holländische Kollektion, deren Wirkung keine geringe ist. Adolf Behne.     

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: enen