Neckarsage
Wann d’je in der Ghannsnacht[1] fische fährscht
Uf de Neckar, in der dunkle Nacht, –
Wann d’im Schtrom um Hülf was rufe hörscht,
Junger, merk der’s un nemm dich in Acht!
Bleib schtill, um Goddes Wille! bleib schtill,
Der Neckar is helwer, er hot die Macht,
Er verlangt e lewendigi Seel die Nacht.
Wann in der Ghannedagsnacht Eener bad’t
Befehl er sich Goddes allmächdiger Gnad,
Er is hin, wann en die nid bewacht.
Wann’s Wasser reißt, do hebt sich e Hand,
Die zieht ’n in Schtrom, – er meent an’s Land!
Er verlangt e lewendigi Seel die Nacht.
Drei Dag lang findt mar de Dodte nit,
Drei Dag lang un drei Nacht;
Am virde erscht bringt’ n’s Gewässer mit
Do seht ’r jo, – ’s is keenn nadürliches Ding, –
Er hot um de Hals rum en blooe Ring!
Der Neckar-Geischt war’s, – er hot die Macht,
Er holt sich e Seel in der Ghannsdagsnacht.
- ↑ Johannisnacht.