Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. Zehntes Heft

Textdaten
Autor: Diverse
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. Zehntes Heft
Untertitel: erschienen in der Reihe: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Vorlage:none
Drucker:
Erscheinungsort: Dresden
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite



[a] [b]

[a]
Mitteilungen


des


Vereins für Geschichte Dresdens.




Zehntes Heft.



Dresden.
K. S. Hofverlagsbuchhandlung Wilhelm Baensch.
1892.

[b]

[b]
Mitteilungen


des


Vereins für Geschichte Dresdens.




Zehntes Heft.



Dresden.
K. S. Hofverlagsbuchhandlung Wilhelm Baensch.
1892.

[a] [I]


I.
Dresdner Briefe
1625–1670.


Ein Bild aus dem Dresdner Leben im 17. Jahrhundert.


Mitgeteilt
von
Lic. Dr. Georg Buchwald,
Diakonus in Zwickau.



[II] [1] Seit im Jahre 1869 Hugo Ilberg, damals Rektor des Zwickauer Gymnasiums, in seiner Einladungsschrift zur Einweihung des neuen Schulgebäudes das Gedächtnis seines einst hochberühmten Amtsvorgängers Christian Daum[1] erneuerte[2], und seit Kämmel über den Letzteren erklärte: „Eine wirklich befriedigende Biographie des verdienten Mannes fehlt noch“[3], ist die in der Zwickauer Ratsschulbibliothek aufbewahrte handschriftliche Hinterlassenschaft Daums mehrfach der Gegenstand der Forschung gewesen. In systematischer Weise aber erfolgt die Sichtung jenes Schatzes erst in neuester Zeit durch den Zwickauer Gymnasialoberlehrer Dr. Richard Beck, der sich durch die in der That nicht geringen Schwierigkeiten von gewissenhafter Durchforschung des sehr umfänglichen handschriftlichen Nachlasses Daums nicht abhalten läßt und in einem Lebensbilde des alten Polyhistors uns bereits eine wertvolle Frucht seiner Studien gegeben hat[4]

Als die Hauptquelle für die Beziehungen Daums zu Dresden bezeichnet der Letztgenannte die Briefe desselben an den Bruder, den (seit 12. Mai 1630 „bestallten“) kurfürstlichen Kanzleibeamten („Hof-Kanzleiverwandten“) Johannes Daum[5] in Dresden, [2] die in Daums Korrespondenzbüchern im Konzept noch erhalten sind. Leider fehlten zur Vervollständigung jener „Hauptquelle“ bisher die Briefe Johannes Daums an den Zwickauer Bruder, bis dieselben vor kurzem dem Herausgeber bei dem Forschen nach den Beziehungen Daums zur Lutherlitteratur[6] ungesucht in die Hände fielen. Der Handschriftenkatalog der Zwickauer Ratsschulbibliothek weiß von ihrem Dasein nichts.

Diese Briefe, unter denen sich auch einige an den Vater David Daum in Zwickau und an andere Personen befinden, geben ein interessantes Bild aus dem Leben Dresdens, wie überhaupt ein Kulturbild jener Zeit.

Ohne Mühe wäre es möglich gewesen, einen Briefwechsel der beiden Brüder zusammenzustellen. Der Herausgeber sah hiervon, wie auch von einem vollständigen Abdruck der Briefe Johannes Daums ab, weil sonst ein dem Werte des Ganzen kaum entsprechender Umfang erreicht worden und zahlreiche Wiederholungen unvermeidlich gewesen wären.

In dem vorliegenden Auszuge ist die Schreibweise des Originals beibehalten worden. Das zum Verständnis, insbesondere zur Bekanntschaft mit den erwähnten Personen Nötige geben die Anmerkungen, in denen vornehmlich folgende Werke herangezogen worden sind:

Müller, Joh. Seb., Des Chur- und Fürstlichen Hauses Sachsen Annales von Anno 1400 bis 1700. Weymar 1701.

Zirschke, J. G., Entwurf eines Chronologischen Verzeichnisses von des Hohen Hauses Sachsen, Albertinischer Linie, Hof-, Kriegs- und Civil-Staat. 2 Theile. Görlitz 1754–55.

Hasche, Joh. Chr., Diplomatische Geschichte Dresdens. 3. Theil. Dresden 1817.

Böttiger, C. W., Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. 2. Band. Hamburg 1831.

Klemm, Gust., Chronik der Königl. Sächsischen Residenzstadt Dresden. Herausgeg. von P. G. Hilscher. 1. Band. Dresden 1837.

Müller, Karl August, Forschungen auf dem Gebiete der neueren Geschichte. 1. u. 2. Lieferung. Dresden und Leipzig 1838.

[3] Herzog, Emil, Chronik der Kreisstadt Zwickau. 1. u. 2. Theil. Zwickau 1839–45.

Vehse, Ed., Geschichte der deutschen Höfe seit der Reformation. 30. Bd. 5. Abtheilung: Sachsen. 3. u. 4. Theil. Hamburg 1854.

Herzog, Emil, Geschichte des Zwickauer Gymnasiums. Zwickau 1869.

Kreyßig, A. H., Album der evangelisch-lutherischen Geistlichen im Königreiche Sachsen. Dresden 1883.

Mitteilungen des Altertumsvereins für Zwickau und Umgegend. Heft III. Zwickau 1891.



5. September 1625.

Kindliche liebe undt Treue zuvorn, Lieber Vater[7]! Augusti[8] Fortzug hab ich verstanden, und ist die schuldt niemand als euer selber, hettet ihr ihn noch eine weile alhier gelaßen, so wehre das nicht geschehen, auch mit der Kranckheit, die er alhier zum valete. bekommen, verschonet bleiben können, den es ist mir schon lengsten in Kopff herumbgangen, das er bey Euch nicht lange verbleiben werde. Dann wo eine Stieffmutter ist, so ist der Stieffvater auch nicht weit darvon. Nun der liebe Gott stercke und erhaltte ihn bey guter gesundheit. Ob er nun bey Herzogk Friezens[9][WS 1] Compagnia ist, möchte ich gerne wißen. –

Es seind von Ihr Churf. Durchl. zu Sachßen Trommelschleger und Pfeiffer, soviel derer zu erlangen, anzunehmen befohlen worden.


26. Juli 1631.

Herzlieber Vater! Aus euerm schreiben, welches mir zwar wol zukommen, hab ich, das ihr an dem lincken schenckel schaden empfangen und daran lagerhafftig sein müsset, mit schmerzen verstanden, welches wol zu beclagen, weil aber solch unglück der liebe [4] Gott euch zugeschickt, wollet ihrs mit gedult ertragen. Derselbige wirdt euch die schmerzen lindern, und zu voriger gesundtheit wiederumb verhelffen. Was unsern Augustußen anlanget, vernehme ich, das ihr seidt berichtet worden, als wann er sich vor 2 Jharen in Schlesien uffgehalten und alda gedienet haben solte. Nun befinde ich aus seinen mir zugeschickten schreiben ein andres, und ist nicht ohne, das er sich zu Brieg nicht vor 2 Jharen, sondern Ao. 1626 bey einer hoffbarbiererin etzliche wochen ufgehalten und von dannen in Preußen sich begeben wollen, aber an der Polnischen grenzen von den Crabaten außgezogen und geprügelt worden, das er sich notwendig zurück zu seiner vorigen Meisterin wieder wenden und den winter uber bey ihr bleiben müßen. Weil aber das Gräffl. Schlickische Regiment alda gelegen, hat er sich unter des Graffen Compagni vor einem Feldscherer bestellen laßen, hernacher da gedachter Graff in wenig Monat zu Hirschberg in warmbadt mit Todt abgangen, hat er sich, weil seine gelegenheit alda zu bleiben, lenger nicht gewesen, unter des Obristen Wachmeisters Hans Sigmundt Leisers Compagni gebrauchen laßen, und seinem Schreiben nach, welches zu Fürstenwalda im Haubtquartier im Junio 1627 datirt, gute gelegenheit, die er ihme nicht beßer wünzschen möcht, haben solte. Ao. 1628 den 9. Maij hab ich von meinem Tischgesellen, welcher in Magdeburg Generalzeugmeister gewesen und neben dem Bischoff[10] zu Wolffenbüttel bißher gefangen gesessen, damals von Prag aus schrifftlichen bericht bekommen dieses inhalts: gedachter Obrister Wachmeister commandiret jetzo das Schlickische Regiment als ein Obrister Leutenandt, hat ein Österreichisches Fräulein von Buhaim geheyrathet, mit nahmen Werbele, der ligt in Holstein, ist ein alt Regiment, das in 12 Jahr gedienet. Dieser Leiser sol viel vor sich gebracht haben, aber man wil sagen, das er wegen seines geizes und uberlast den er den leuthen gethan, und die Soldaten große noth leiden laßen, von H. Feldtmarschalck Schlicken sol [5] von Commando gesetzt und in ungnaden sein, wie ich es von seinem gewesenen Leibschützen gehöret.

Nun hab ich von etzlichen jetzo alhier geworbenen Soldaten, welche gleichsfals damals in Holstein gelegen, vernommen, das Ir Regiment in Italien, das Schlickische aber ins Niederlandt weren verschicket worden, ob Augustus nun von Kriegswesen wiederumb loß und nacher Brieg kommen mag sein, ist mir weiter nicht wißend, wil aber sobaldt Post von hier neingehet, an den hoffbarbierer Pekersdorffern schreiben und erkundigung einnehmen, ob Augustus bey ihme gewesen oder nicht und die darauf erfolgte antwortt mit ehistem euch zufertigen.

Von Avisen ist nichts denckwürdiges vorhanden, als das die Tillyschen wiederumb unter des Schwedens Klopffe geweßen. –

Die Churf. Abgesandten nacher Franckfurt seindt Praesident Metzsch[11], Kaspar von Ponigkau, Haubtmann zu Wurzen, D. Tünzel[12], D. Oppel[13], werden morgen oder Mittwochs früe ihren uffbruch nehmen. Beygefügtes Pergamen wollet ihr Christianussen zustellen, sol darmit vor lieb nehmen.

Nach verlesung bitte ich das schreiben zureisen.

Morgen sollen die Schanzgräber zu Wittenberg und die Heerfartswägen uf den 30. dies alhier in Zeughauß erscheinen. –


25. Mai 1633.

Herzlieber Vater!  Aus euerm an mich gethanen schreiben hab ich vernommen, das ihr Christianum nunmehr nacher Leipzig verschicket habt, alda seine studia zu continuiren, darzu Ihme Gott der Allerhöchste mit seinem heyligen Geiste beystehen wolle, das er seine studia also anlege, damit er kunfftigk mit der zeitt gebraucht werden möge. Ich erfreue mich auch, das ich solches an Ihme erlebet, wil ihme so viel zu fernerer promotion zu helfen mir müglichen, als ein Bruder nicht laßen, sondern auch, soviel [6] in meinen wenigen vermögen, mit etwas beyspringen, damit er desto beßer fortkommen kan. – –

Aus Schlesien hat man keine gewiße particularia außer die einkommenden avisen, die nicht der mühe verlohnen, ein buchstaben darvon zu communiciren. Die Kalcksteinischen[14] und Vitzthumbischen[15] Regimenter, wie auch die noch übrigen zum Leibregiment gehörigen Compagnieen, zusammen 1500, seindt in heraus marchiren und vorgestern zu Görlitz ankommen, werden, wie man vermeint zu den Taubischen [16] und Weimarischen Volck stoßen, was darnach ihr intent, hat man zuvernehmen, werden in durchziehen fein rein ufreumen, das es zuerbarmen. Gott stehe den seinigen bey und beschere uns entweder den lieben frieden oder den lieben Jüngsten Tagk.

Bey weme Christian zu Leipzigk sein quartier, wollet ihr mich doch berichten, damit ich ihm zuschreiben kan.

Das vor 2 Jharen mir versprochene Crucifix darzu ich etwas von golde geben, wollet mir doch, wofern es noch bey euch zuerhalten, mit Tobiaßen[17] schicken.

Der Französische Gesandter, der den 10. dieses mit 80 Pferden und 55 Personen anhero kommen und verschienen Sontags seine Abfertigung bekommen, liegt, weil er sich etwas unpaß befindet, noch alhier, gehet täglichen ein stattliches uf die Kerl uff[18].


23. Juli 1633[19].

Was den betrübten Zustandt zu Zwickau[20], den du mir [7] jetzo zu wissen thust, belanget, habe ich leider allzu sehr vernommen, und H. D. Richters[21] sambt seinem weib, Kindt und einer Magd Todt, welche alle 4 uf einmal zu Marienthal elendiglich gestorben, hab ich ungerne erfahren, haben einen bauer, damit sie zur erden haben bestattet werden können, geldt über geldt geben, das er sie ufn schubkarn an bestimbten ortt geführet und damit der Sarck nicht geschwancket, hat der Alte Schösser zur Augustusburg beyhergehen und denselben halten müßen. Göttliche Allmacht wende solche straffe von Ihnen und uns, welche bey uns auch grassiren wil, und heut vermöge der einkommenden Zettel in der Zahl 32 Personen gewesen, gnediglichen abe. Hierbey uberschicke ich dir 1½ Th., die wollest du zur notturfft brauchen und dieselben nicht vergeblich loß werden, seind darunter vor 18 Gr. Erfurdische groschen, welche bei euch güldig, bey uns aber nicht güldig seind, wirst dieselben wohl loß werden können. –

Der Zwickauische Bothe Tobias ist vor wenig Tagen, wie er von hinnen wieder nach haus gehen, uf der Freybergischen straßen Todes verblichen.


16. September 1633[22].

Was deine mutation von Leipzigk anlanget, weiß ich nicht, wo du dich wegen der Infection wirst sicher uffhalten können, den diesen Monat alhier schon 516 Personen in der stille begraben worden, hielte meines Theils dafür, du bliebest, wo du wärest. Denn nunmehr der Winter baldt vor der Thür, so wirdt hernach, ob Gott will, die Infection nicht so starck mehr grassiren. Des Vatern und der Stieffschwester Tödtlichen abgangk hab ich allererst verschienen Donnerstag schmerzlichen erfahren. Der liebe Gott beschere ihnen die Ewige Ruhe und am Jüngsten Tag ein fröliche aufferstehung zum ewigen Leben. Der gute Mann wirdt sich nicht allein wegen des Feindes plötzlichen einfalls, sondern auch über der vorgegangenen Plünderung zu Tode gehermet haben. An welchem Tage er in Gott selig verschieden und wie es sonsten im Hause zustehet, ob auch noch was von mobilibus vorhanden, hab [8] ich Christoph Huthen, der alhier gewesen, gebethen sich zuerkundigen [23] und die beschaffenheit mit ehisten anhero zu berichten; so baldt ich nun was in erfarung bringen werde, sol dirs mit gewisser gelegenheit communicirt werden.

Deinem begeren nach hette ich dir gerne von Gelde, ob gleich die Einnahme jetzt schlecht, was schicken wollen, so kan ich wegen des vor 8 Tagen an meinen Collegen unversehenen Todesfall nicht in die Cammer, sondern mus mich mit den meinigen, was ich umb und an habe, behelffen oder borgen. Wollest aber unter dessen mit inliegenden Rheinischen Gulden, den ich auch aufgenommen[24], vor willen nehme. Mit den strümpffen kan ich dir diesmal nicht dienstlichen sein.


3. Juni 1635[25]

– – Gestern frue umb 3 Uhr ist Friedrich Lebzelter mit dem Friedensschluß, den unser gnedigster herr volzogen und unser 3 ufs Pergamen geschrieben, und etliche 40 häutte darzu gewesen, von hier nach Praag abgeschickt worden, erwartten dergleichen originalien von Key. Mait. wieder, so wirdt hernach die publication in unsern landen auch erfolgen. Königl. Mait. seind verschienen Freitag zu Prag einkommen und vermeint man, sie werden ihren wegk anhero nehmen[26].

[9]
29. November 1636[27].

– – Meiner Braut nahmen, den du zu wissen begehrest, kan ich mit einem solchen sig. MW schreiben, heist Martha Wincklerin, ihr H. Vater hat geheissen Johann Winckler[28] undt Diaconus gewesen – Nota: Mein bathe hat gleich auch so geheissen M. Johann Winckler[29] –, die Stieffmutter ist noch am Leben und hat M. Joachim Rudolffen, Pfarrern zu Leuben[30] uf der Meilen hier, itzo zur Ehe, die Schwester heist Ursula, hat erstlich M. Christoff Neandern Cantorem alhier, und hernach meinen Collegen, H. Andreen Wolseckern gehabt, ist nunmehr eine Witbe, so seind auch 3 bruder vorhanden, der Eltiste, Johannes, dienet bey einem von Adel bey Altenburg vor einem Schreiber, der 2., Tobias, studirt Theolog: zu Wittenberg, und der 3. Christianus, ist noch zu Hauß. Stelle es nun zu deinem gefallen, ob du zu unserer Hochzeit, welche zwischen hier und Lichtmeß, wils Gott, angestelt werden soll, Carmina verferttigen und drucken lassen wilst, damit wir etwas zum gedechtnüs haben, kanstu nun gute freunde hierzu vermögen, die mir dergleichen ehr anthun können, nehme ich solche zu danck an. Der Tag soll dir, darnach du dich richten kanst, auch baldt angezeigt werden.


25. Dezember 1636.
Salutem et fraternum amorem.

Herzlieber Bruder! Dir gebe Ich hiermit freundtbrüderlich zu vernehmen, wie daß aus sonderbarer schickung Gottes des Allmechtigen [10] sowohl auch vorgehabtem rath und bedencken uf beiden seiten, Ich mich mit der Erbarn und Vieltugentsamen Jungfrau Marthen, des weilandt Ehrwürdigen, Achtbarn und Wolgelarten Herrn Johann Wincklers, gewesenen Diaconi allhier seel. hinderlassenen Tochter, in ein Christliches Ehegelöbniß eingelaßen, welches wir uff den 5. Februarii kommendes 1637. Jahrs geliebts Gott durch die Priesterliche Copulation vollziehen zu lassen entschlossen. Wann dann dich bey solchen hochzeitlichen ehren Ich und meine liebe vertrautte dich gerne wünschen und haben möchten, Alß ist unser beiderseits freundtbrüder- und ehrengebührliches bitten, du wollest bemeltes Tages alhier, alda du mit einem bequemen Losament versehen werden solst, erscheinen und hernach den Christlichen Kirchgang mit deiner gegenwart zieren, unns bei Göttlicher Allmacht umb eine ersprießliche und friedtliche Ehe verbitten und hierauf dem angestalten hochzeitlichen Convivio unbeschwert beywohnen und in fröligkeit anfahen, mitteln und vollenden helffen. Solches gereicht zu förderst Gott dem Allmechtigen als Stifftern und erhaltern des heil. Ehestandes zu Lob und Preiß, dann auch mir und meiner vertrautten zu sonderbaren ehren und gefallen, Und Ich thue dich hiermit der Göttlichen gnadenschutz treulich empfehlen.


25. Dezember 1636.

Herzlieber Bruder Christiane! Dein Schreiben ist mir durch Zeigern wol zu kommen und bedancke mich der uberschickten Carmina. Deinem begeren nach berichte Ich Dich hiermit, daß H. Andreas Wolsecker seel. eben solche bestallung, als ich jetzo habe, gehabt, und bloß HoffCanzleyverwandter und nicht Geheimer Canzleyverwandter, wie du mich tituliren thust, gewesen, ob ich gleich etliche Jahr bey der Geheimen Canzley hab aufwartten müssen, hab ich doch solche bestallung niemals acceptiren wollen, denn ich befinde mich bey meinem Collegio Gott lob etwas geruhiger, wenn du von Carminibus mir was dediciren wilst, kanst du das wortt Geheim außen lassen. So baldt nun von Ihrer Churf. Durchl. mir die Victualien und andere sache, so ich zu meiner hochzeit außgebethen, bewilligt werden, will Ich die hochzeit anstellen und dir den Tag etwas zeitlich notificiren. Meine Herzallerliebste [11] lest dich, Schwager Nicoln und Muhm Sabinen resalutiren. Ich wolte wünschen, das ich ein Bette von der Schulen alhier hette, denn sie seind hier sehr theuer, ja fast alles ist nicht sehr wolfeil.


8. Februar 1637.

Salutem et Officia. Herzlieber Bruder Christiane! Dein Schreiben neben den Carminibus hab ich von Vetter Christoff Seideln am verschienen Sontags gegen Abent zu rechter gewünschter zeit wol empfangen und bedancke mich dafür freundbrüderlichen, wil es bey fürfallender occasion mit danckbarkeit zu verschulden wissen. Bey der hochzeit seindt 2 Diaconi, 5 Secretarien, darunter zwene Schwägern und mehrentheils der Schreiberey zu gethane Personen gewesen, ist alles Gott lob schiedt: und friedlich, auch fein erbar zugangen, das es männiglich gelobet, hab auch den Seegen Gottes reichlich gespüret, das ich mich verwundern müssen, so hat mir der liebe Gott auch ein fein hochzeitgeschenck bescheret, daß ich ursach hab dem Allerhöchsten darfur zu dancken; hette wünschen mögen, du hettest selbst darbey sein und es mit genießen sollen. Vetter Christoff der wirdt dir hiervon weiter bericht thun. Sonsten habe ich nichts vernommen, das an den gedruckten sachen etwas were getadelt, sondern vielmehr gelobet worden, und wenn sie nicht zu rechter zeit hetten sollen ankommen, mirs sehr hette rauen sollen. Von meiner Jungfrau Bruder ist nichts ankommen, hat wegen unsicherheit der strassen nachbleiben müssen. – – Wegen der gethanen glückwünschung und überschickten praesents, welches zwar nicht nötig gewesen, thue ich mich Brüderlich bedancken und wünsche von herzen, Göttliche Allmacht wolle dir wiederumb alles liebe und angenehmes geben, damit es uf beiden seiten wol zugehen möge. – – Ihre Churf. Durchl. haben mir zu meiner hochzeit ein stück wildt, Eine Tonne Alten Wein, ¼ Centner Karppen und 18 Thaler zu einem Becher gnedigst bewilliget, welches itziger Zeit vielen nicht wiederfehret, es haben sich auch vornehme leute darüber verwundert, das ichs erhalten habe.

[12]
7. Juli 1637.

– – Gleich alß ich mein schreiben siegeln wollen, kömt Zeitung ein, daß die Ungern die Schwedische Infanteri ganz niedergemacht und die pagagi und auch Artollori bei Landsberg abgenommen haben sollen, das Banier nur mit der Cavalleri durch die Warte nach Colberg darvon kommen sein sol. Die besten stücken die der Feind bei Landsberg gepflanzet gehabt, sollen Ihm zusprungen, was weiter einkombt, berichte ich mit ehesten.


5. Dezember 1637.

Salutem et fraternum amorem. Herzlieber Bruder Christiane! Dir gebe Ich aus betrübtem gemüth zuvernehmen, wie das Gott der Allerhöchste am verschienen Freytag Nachts ¼ uff 11 Uhr mein herzliebes weib, nachdem sie zuvor 3 Tage und 2 Nacht in kreißen gewesen und uberaus große schmerzen, das es einen stein in der Erden erbarmen mögen, ausgestanden, von dieser müheseligen bösen welt abgefordert und in sein ewiges Reich zu sich genommen hat und mir armen verlassenen witber ein liebes Töchterlein mit Nahmen Maria Elisabeth hinterlassen. Wie schmerzlich nun mir dieser früe zeitige Todesfall fürkömbt, kanst du leicht erachten, denn Ich an meinen lieben weibe seel. einen getreuen und bestendigen Ehegatten gehabt, ja wann sie mir was an den Augen hette ansehen können, sie mirs willig gethan, sie hat sich auch gegen jedermann freundlich und gutthätig erzeiget, das sie nun von menniglich sehr betauert wirdt. Weil es nun Gottes des Allmechtigen wille also gewesen, muß ich mich zufrieden geben, der verleihe mir hierzu gedult und kräfftigen Trost und beschere meinem lieben Kinde ein fein Mensch zur Amme, das es möchte wohl erzogen werden. In was vor ein schwer haußcreüz ich kommen und noch kommen werde, hast du abermals zu ermeßen, In dem ich hier keinen treuen Menschen bey mir und nun förderhin mit Gesinde haußhalten muß, so überschätzen die Ammen einen so hoch, das es zuerbarmen, man muß ihnen wöchentlich 12–15 gr. lohn geben ohn das eßen und trincken. Ich weiß nicht, wo ich diese uncosten nehmen werde, es ist mir ein ungläublich geldt zum Begräbnüß und was zum Kindtauffen ein wenig ist eingeschafft [13] worden, uffgangen, daß ich also in schulden gerathen, das Ich nicht weiß, wie ich werde wieder daraus kommen. – –

Wie hat meine Jungfrau seel. ein groß Verlangen nach den ziegenkäsen gehabt und immer gesagt, wenn kommen denn einmal eure Zwickischen käse an, hab ich zur antwort geben: ad calendas graecas.


19. Dezember 1637.

Herzlieber Bruder! Auß deinem an mich gethanen schreiben hab ich vernommen, daß du mit mir wegen meines von Gott mir zugeschickten haußcreuzes ein Christliches mitleiden trägest, darfur thue ich mich freundbrüderlich bedancken, wolte von herzen wünschen, das der liebe Gott mir mein liebes und getreues weib seel. noch lenger an der seiten hette lassen sollen, weil es aber des Allerhöchsten wille also gewesen, muß ich meinen willen in Gottes willen stellen. Der verleihe mir in meinem schweren haußcreuz Cristliche gedult! Das Kindt ist den 30. Novembris nach Mittage umb 3 Uhr geboren, die Mutter den 1. Decembris Nachts umb 11 Uhr gestorben, es haben ihr die vornehmsten weiber alhier die besten sachen, die hierzu dienlich eingeben, aber es hat nichts helffen wollen. Sie ist immer zuvor mit sterbensgedancken umbgangen, wie sie dann 14 Tage vor ihrem seel. ende zu mir sagte: Herr Johannes, da habt ihr ein buch, das will ich in mein Nehebuldt legen. Darinnen hab ich meinen leichenspruch und die gesänge geschrieben. Die wollet ihr mir, wenn ich sterbe, zum leichentext nehmen lassen. – –

Wie elende traurige Weinachten werde ich haben, wolte Gott, das die legation nach Wien baldt fortgienge, wolte ich mich bemühen, das ich könte mit fortkommen, damit ich das elendt etlicher maßen mit vergeße.


16. Juli 1638.

Es ist dir ohne weitleufftig erzehlen bewust, das Gott der Allerhöchste vor etliche 30 wochen mir mein liebes weib seel. von der seiten weggenommen, dardurch ich nun in betrübten witberstandt [14] bin gesetzt worden. Nun wil es meine gelegenheit mit gesinde allein haußzuhalten nicht geben, sondern uff ehrlicher leuthe zureden hab ich bey mir beschlossen, mich anderweit zu verheyrathen. Inmaßen mir dann unterschiedliche mittel, die theils 2 und 3000 fl. vermögens haben sollen, vorgeschlagen worden, hab aber zu den hiesigen Frauenzimmer, weil sie so uberaus stolz, frech und hoffertig sein, keine beliebung; sonsten hab ich auch ein Vorschlag zur Mosel bey Zwickau, H. M. Glaßmanns[31], Pfarrers daselbst, Tochter, ist mir von guten freunden darzu gerathen worden, weil sie ein fein still, eingezogen und haußlich Mensch, ohngefähr von 18 Jharen sein soll, auch ihr Vater sich vernehmen lassen, etzlich 100 fl. mitzugeben, und uber dieses solte tägliche hülfe folgen, auch kunfftig von ihrer Großmutter ein ehrlicher Erbfall zu gewartten sein soll. Nun bedürffe ich hierinnen ehrlicher Leuth rath, was mir hierinnen zu thun; denn die andere Ehe gefehrlicher als die erste, auch an frembde unbekandte örther zu heyrathen, man es nicht alzeit wol trifft, denn wie man spricht: weit gefreyt, weit geheit. So bitte Ich dich Bruderlichen, du wollest dich mit Muhm Sabinen, die du meinetwegen ehrengebührlichen salutiren wollest, in geheim erkundigen, was es vor eine gelegenheit mit der Person habe, ob sie ein still und eingezogen Mensch, als wie mir beschrieben worden, was des Vaters vermögen und wer ihre Großmutter sey. Dieses alles wollest du dich in vertrauen erkundigen und es so mit Muhm Sabinen anstellen, daß ich nicht ins geschrey komme. Wenns nun mit der Person, als wie sie mir beschrieben worden, das sie ein hübsch und wolgezogen Kindt sein soll, also beschaffen und der Vater seine milde handt auch aufthete – wenn aber des Pfarrers vermögen sich nicht hoch erstrecken solte, könte er auch nicht viel mitgeben, sonsten soll er eine gute Pfarr haben und wie inliegender Zeddel[32] ausweiset zum Decem haben ohne den garbenzehenden und was sonsten uf dem Pfarrguthe erbauet wird – könte man sehen, wie den sachen [15] zu thun were; ehe ich aber von dir wieder bescheidt erlange, kan ich mich noch nichts erkleren, bitt wollest mich mit der Antwortt ehist versehen, damit ich den guten ehrlichen leuten uff ihr schreiben meine erclerung wieder thun kan.

Bitte nach verlesung das schreiben zu cassiren, damit es niemandt unter die Hände komme, und gedencke meiner je mit nahmen nicht, sondern thue es nur vor dich oder wie du es am besten vermeinest.


4. August 1638.

Ich bedancke mich zwar wegen der communicirten guten nachrichtung in der bewusten sachen, aber ich bin gleichsam erschrocken, wie ich das schreiben gelesen, daß das Mensch von Angesicht nicht schön, sonsten aber gespräch- und haußhältig sein soll. Nun ist sie mir vor ein hübsch Mensch, inmaßen ich dann aus deinem vorigen schreiben auch vernommen, beschrieben worden. Ist sie nun etwan heßlich und ungestalt, so würden M. Deckert[33] und Simon Erleman [34], der selber einen schönen Spiegel hat, an das Mensch sich nicht gemacht haben. Wer dich nun hierinnen bericht hat, der wirdt sie vielleicht kennen, wie sie von Angesicht siehet, ob sie Bockengrübig oder sonsten ganz schwarz unterm gesichte aussiehet. Mit bitt, du wollest dich noch einst bemühen und bey Muhm Sabinen, die du unbeschwert grüßen wollest, erkundigen und mich mit aller ehister gelegenheit wieder berichten. Ich achte die Betten, das geräthe und Silbern gürtel ganz nicht, denn ich selber Gott lob 6 gürtel und ein beschläg beysammen, so soll es ihr an seiden Kleidern und geschmeide, ohne meines Kindes schaden auch nicht mangeln. Wenn nur sonsten mir hierinnen zu rathen were, von der schönheit kan ich zwar nicht eßen, wie ich an meinem lieben weibe seel. erfahren; die war, wie sie noch eine Jungfer, auch schön und hat einen schönen gleichen gang, aber die schönheit verlohr sich hernach baldt. Darumb kan sich das blat baldt wenden, und kan, was zuvor schön, hernach heßlich, und was zuvor heßlich [16] gewesen, hernach schön werden. Ich muß diese woche mein liebes Kindt, das mich viel kost und viel ausgestanden hat, abgewehnen laßen, weil die Amme schwehr gehet, ich wil aber mit ihr handeln, das sie es uf etzliche wochen noch behelt, bis ich mit der obgedachten Person beßere nachrichtung von dir bekomme, sol ich nun zu dem Kinde noch ein Frau oder Magdt halten, wirdt mirs schwer eingehen, denn sie hier herlich gehalten sein wollen. Ich kann, wenn ich ein weib habe, etwas neher wegkommen. Ja, wenn das Kindt thete[35], ich wolte das freyen noch wol ein weile anstehen laßen, so treibt mich die noth darzu.


14. Juni 1639.

– – – Sonsten hab den betrübten und elenden Zustandt der Stadt Zwickau[36] leider Gott erbarms genugsam erfahren und trage deßwegen mit meinen lieben Landsleuthen billig ein herzliches mitleiden, bitte derwegen täglich in meinem gebeth, Gott der Allerhöchste wolle Sie ferner vor allem unfall Väterlich behüten und aus ihren großen nöthen endlich helffen. Ich hab vor diesem offtermals gesagt, Gott wirdt diese Stadt wegen der großen ungerechtigkeit straffen, welches nunmehr, Gott erbarms, wahr worden. Meinen Zustandt betreffende, bin ich zwar mit meinem lieben Kindt bisher noch bey ziemlicher gesundtheit gewesen, darfür seiner Göttlichen Allmacht ich herzlichen dancksage, aber das tägliche außkommen wil itzo schwer halten, sintemal bey uns nichts zu thun, vor mittag gehet man in die Schul, nach Mittag bleibt man daheim, das also nichts zu verdienen, weiß nicht, wie in die lenge ich mich erhalten werde; es wirdt alles dreyfach theuer, nirgendt ist kein einsehen, man lests bundt uber eck gehen, aber wir armen Diener werdens inne. Ich hoffe, der liebe Gott wirdt den garauß mit uns machen, wie es sich denn schon anläßet, indem die hitzigen Fieber ziemlich alhier herumb wandern, und wenn eines kranck wirdt, mag es sich immer schicken zu einem seel. sterbstündtlein, wie [17] mir dann neülicher Zeit ein Schwager, Michael Poppe, der Goldtschlager, und eine Schwägerin, die Frau Kriegszahlmeisterin alhier gestorben, das also immer ein gut freundt nach dem andern dahin gehet; der getreue fromme Gott helffe, das wir selig sterben und aus dieser Gottlosen bösen Welt kommen mögen. Keine beßerung ist nicht mehr zu hoffen, die Liebe ist bey Männiglichen erloschen, bey Freunden und Feinden. – –

President Metzsch[37] und D. Alex Faber liegen kranck. Der Buchhalter ist todt, und Rudolph Vitzthumb von Apolda wirdt uf künfftigen Donnerstag begraben werden.


3. Dezember 1639.

– – – Sonsten berichte ich dich hiermit, daß am 24. Novembris umb 10 Uhr nach gehaltener früePredigt in meines Nachtbarn hinderhauß eine große Feuersbrunst entstanden und ziemlichen schaden in der Nachtbarschaft gethan, wie ich erstlich das geschrey gehört und in meiner SchlafCammer das Feuer gesehen, bin ich dermaßen darüber erschrocken, das ich nicht gewust, was ich thun oder laßen solte; ist alßbaldt der gute ehrliche Mann Wolf Ferber[38] mit seinem Diener zu mir kommen, vermeinend, es were bey mir, weyl die Lohe uber mein Losament geschlagen, und sich bemühet, eins und das andere weg zu schaffen, welches auch erfolget; weil man aber hernach gesehen, das durch vleißige abwehrung das Feuer zu den fördern gebeuden nicht kommen, sondern nur bey den hindern geblieben, hab ich mit meinen sachen etwas zurückgehalten und nicht alles wegtragen laßen. Es ist dem lieben getreuen Gott, das es noch so gnädig abgangen, und auch das es nicht bey der Nacht geschehen, höchlich zu dancken. Ich vermiße zwar viel sachen, sonderlich von weißem gerethe, die mir wegkkommen, allein ich muß es vergeßen und dem Allerhöchsten darfür dancken, das er mich vor dieser gefahr so gnädiglich behütet hat. Ich hatte mich anfenglich drein ergeben, das ich zum Armen Mann werden würde. Meine Magdt, die etliche wochen kranck gelegen und selbigen Tag sich wieder ufgemacht hatte, kunte mir [18] nicht helffen, viel weniger ich ihr, daß ich also, wenn H. Wolf Ferber nichts gethan, anfangs wenig gehülfen gehabt hette. Da die feuersbrunst, die bis nachts 12 uhr gewehret, in etwas gedempfet, kamen, die meine gute, teils nahe freunde sein wollen und gaben sich an mir zu helffen, ja post festum, hette ich nicht eher was wegkflehen dörfen, bis sie zu hülfe kommen weren, hette ich wol 10 mal zum bettler werden können. Dem getreuen Barmherzigen Gott sey nochmals lob und danck, daß er mich und die meinigen vor dieser feuersbrunst so gnädig und väterlich beschirmet hat, er behüte uns ferner für solchem und andern Unglück und gebe uns einmal, was uns nutz und gutt ist an leib und an der Seel, hie zeitlich und dort ewiglich.


3. Februar 1640.

Brüderliche liebe und treue zuvorn, herzlieber Bruder, Dir gebe ich hiermit freundlich zuvernehmen, wie das aus sonderbarer schickung Gottes des Allmächtigen sowol auch vorgehabten rath und bedencken zu beiden seiten ich mich anderweit mit der Erbarn und Vieltugentsamen Jungfrau Annen Margarethen, des weilandt Ehrenvesten und Ehrenwolgeachten Herrn Georg Bleyens, der Churf. S. ältern frau witben gewesenen Leibschneiders und Viertelsmeisters alhier hinderl. Tochter in ein Christliches Ehegelöbnüs eingelaßen, welches wir uf den 23. Februarii geliebts Gott durch die Priesterliche Copulation zuvolziehen entschlossen. – –[39]


20. Februar 1640.

Herzlieber Bruder! Dein geliebtes Schreiben, darinnen du mir zu meinen hochzeitlichen Ehrenfreuden Gottes reichen Seegen, glück, heil und alle wolfarth wünschen, auch darneben carmina nuptialia übersenden thust, hab ich wol empfangen. Bedancke mich erstlich wegen beschehener gratulation, wie auch der überschickten Carmina freundbrüderlichen. Seine Göttl. Almacht gebe dir wiederumb alles liebes und gutes, damit es uf beiden seiten wol zugehen möge. Nun hette ich nichts liebers gesehen, alß das du [19] dich hierher begeben hettest und meine hochzeitliche festivitet hettest helffen celebriren; weil es aber die noch continuirende Kriegsunruhe verhindert, muß ich dich billich entschuldiget halten. Sonsten berichte deinem begeren nach ich dich hiermit, das meiner Braut alter uf kommenden 18. Junij 19 Jhar ist, und meiner verstorbenen Frauen seel. 31 Jhar 17 Wochen. Meiner braut bruder Hans Seiffardt Bley ist ein studiosus Theologiae, ihr Schwager M. Michael Lembach[40] ist Conrector alhier, hat sonsten andere ehrliche freundtschafft mehr. – –

Mit dem Titul bin ich wol zufrieden, gefelt mir beßer, als wenn er noch so groß bralisch were, ich bin der hoffart nicht geneigt, meine braut aber kan es desto besser, soll ihr aber nach der hochzeit wol gewehret werden. –


20. April 1640.

– – Daß du bist berichtet worden, daß mein Kindt etwas krumb und ungestalt sey, ist Gott lob nicht, allein das es uf die beine nicht alzeit tretten kan, ist diß die ursach, weil das arme Kindt zu schwach an beinen, auch stets an denselben ausgeschlagen, daß es nicht müglichen uf die beine zu bringen gewesen, weil es das arme liebe waiselein alles aussiechen muß, was es von 4 Ammen gesogen hat, hoffe aber zu Gott, weil ich abermals andere mittel gebrauche, er werde wol helffen, damit das liebe Kindt auch möchte gehen lernen können. Die Stiefmutter hat sich des Kindes bisher wenig angenommen; weil ich mich aber bey den freunden beschwert gemacht habe, stellet sie sich nun, als wolte sie einmal eine Mutter werden, hoffe aber, sie werde sich, weil sie noch jung, wol mit der Zeit in die Poßen zu schicken lernen wißen. Die Dreßdner Hoffart hab ich Ihr zum theil abgenommen, das sie mir nicht mehr so stolz hertretten muß.

[20]
13. Juni 1640.

Den plötzlichen Fall mit Johann Schneideweins seel. Sohn hab ich ungerne vernommen, eben an diesem Tage hat sich eins Soldaten in der Unter Guardi alhier weib, die vor 2 Jharen mein Kindt gestillet, in der Elbe ertrencket. Folgenden Sontag ein Lackeyen weib sich mit einem brotmeßer entleibet, den Montag darauf ein Bauer sich auch in der Elbe ertrencket, und wie man ausgibt, sol zu Pirna ein weib ihr kindt erstochen und sich hernach erhencket haben, Ingleichen sol zu Meissen auch geschehen sein. Gott behüte uns vor solchen bösen fallen.

M. Conrad hat vergangen Sontag in der Sophien Kirchen gepredigt, vor der Mitwoch hat er mit mir in meiner Muhmen garten Abentmalzeit gehalten und deiner offt erwehnet, lest dich freundlich salutiren, er wünschet, das du möchtest hier seyn; uf künftige Johannis ziehet er von seinem Edelman weg und zu H. Salomon Tauchern Advocaten zu Oschatz, er bleibt aber noch eine weile mit seinem herrn hier, denn er Feindes gefahr halber sich hier ufhelt. – –


21. Dezember 1641.

– – Christoff Seidel, das ungerathene Kindt, ist vor acht Tagen anhero kommen und eine Nacht und Tag hier gewesen und mir nicht zugesprochen, bis Thorschließen ist er mit seinen Cameraden zu mir geritten kommen und gefragt, ob ich und die meinigen noch wol auf weren, und wenn ich gelegenheit hette, solte ich dich und sonderlich seine Mutter, Vater und geschwister freundlich grüßen; hab ihn gefragt, ob er nicht einmal von dem Gottlosen leben abstehen wolte, ja wol, hat er geantworttet, wenn er nur könnte; wenn er lust darzu hette, würde er wol loß kommen können, allein er ist dem Soldatenleben ergeben, hat sich gar stattlich in kleidung ausmundiret, man hat keine noth an ihm gespüret, liegt zum Senfftenberg, 7 Meilen von hier. – –


9. März 1642.

– – Berichte dich hiermit, das Vetter Thomas Diez am Sontag Invocavit zu mir kommen und mir zugesprochen, hab ihn [21] zwar bey mir behalten wollen, weil es seine gelegenheit dismal nicht gebe, hab ich ihn passiren laßen müßen; es kombt mir sein thun gar seltzam vor, so variirt er sehr in seinen reden, er hat sich etliche wochen, wie mich Wolff Ferber Sohn Georg berichtet, der mit ihm alhier geredet, aufgehalten und mir nicht zu gesprochen, hat zwar vorgeben, er hette das Quartier bei seinem Vetter, do er doch nicht eine stunde bey mir blieben, hat in Preußen hinein gewolt; es hette mir beßer gefallen, wenn er bey seinem herrn were blieben und hette die wenige Zeit vollendt ausgestanden, aber die Junge Pursche wollen nur Junckern sein und sich nicht straffen laßen, er wird mit der Zeit auch ein Soldat, wie sein Bruder, wenn sie hernach krumb und lahm heim kommen, haben sie große Rittermäßige thaten gethan.


18. September 1642.

– – Sonsten vernehme ich auch, das du nunmehr gesinnet in dem Stande der heyl. Ehe dich zu begeben und zu deinem Ehegenoßen Martha Fickenwirthin uf gutachten der Freunde ausersehen, darzu ich dir von dem Allerhöchsten alles glück, heyl und segen wünschen thue. Aus was ursachen du solches vorhabende Christl. werck angefangen, kan ich leicht erachten, denn ichs auch ein 11 Jhar getrieben, das ich niemandt gehabt, der meiner umbsonst gepfleget, wenn aber der beutel darbey gelegen hat, hab ich mich umb die wärterin nicht bekümmern dürffen; weil es nun nicht deine gelegenheit in das hauß allein zu begeben und du dir gedachte Fickenwirthin, mit der du eine lange Zeit umbgangen, ausersehen, und dir vor andern gefellig, auch mit ihr getrauest fortzukommen, so kan ich meinen willen gar wol darzu geben. Gott helffe, daß es Euch beiderseits wol gehet, denn uf geldt und guth allein zu sehen, viel weniger uf schönheit thuts nichts, sondern ein ehrlich, aufrichtig und redlich gemüth ist besser. Wenn nun die hochzeit, die der H. Vetter[41] euch beiderseits auszurichten zugesagt, angestellet wirdt, wirst du mir wol zu wißen fügen, wünschen möchte ich wol, darbey zu seyn, weil aber mit weyb und [22] Kindt einen solchen weiten und gefehrlichen weg zu reisen sich nicht will schicken, so wirdt es wol verbleiben. – –

Kan dir auch nicht verhalten, das Vetter Christof Seidel, der beym Feindt 18 wochen im stockhaus geseßen, endlich mit einem Cameraden darvon geloffen, bey mir gewesen und eine mahlzeit bey mir geblieben, ist ganz zerrißen ufgezogen kommen. Unser gnädigster herr hat ihm ein Paß an General Schleinitz geben und 1 Thaler zehrung, da hat er müßen wieder dahin lauffen, wil gerne loß seyn, weil er aber nichts zu spendiren hat, wirdt er wol bleiben müßen; ich hab ihm vor diesen treulich gerathen, das er abdancken soll, aber er ist noch immer bey dem Gottlosen leben. –


10. Oktober 1642.

Herzlieber Bruder Christiane!   Wenn deine hochzeit glücklichen und wohl abgangen, hörete ich es gerne, wünsche dir nochmals zu deinem Ehegatten Gottes reichen Segen und alle gedeyhliche wolfarth. Es hat der H. D.[42] zu 2 mahlen an mich geschrieben, etwas von Obst unterschiedlicher arten zu deiner hochzeit hienauf zu schaffen, aber er hatt es alzeit zu langsam bestalt, so seind auch die bothen, sonderlich die Voigtländischen wegen der Kriegsunruhe nicht hier gewesen, das mans einem, wie wol mit großen uncosten hette mitgeben können. – – Wie nun deine hochzeit abgelauffen, auch wenn du in deine Losament einziehest, wirst du mich wol zu berichten wißen. –


11. Januar 1643.

– – Thue dich berichten, das den Sontag vor Weinachten Christof Seidel von Leipzig zu mir kommen ist und bey mir pernoctiret hat, folgendes Tages hat er ordre bekommen, nach dem Großenhayn sich zu begeben, welches auch geschehen. – – Vor den Weihnachtferien hab ich wieder schreiben von Wien[43] bekommen und begert die Frau Muhme nachricht, was [23] noch vor nahe Freunde im Meißnerlande vorhanden weren, hab so viel ich gewust, hienein geschrieben. Die Frau Muhme hat meiner Tochter ein schön Ringlein zum gedechtnüs geschickt, ihr herr heist Johann Baptista Suttinger, ist Röm. Kay. Mait. Rath und LandSteuerschreiber. –


4. Februar 1643.

– – Morgen 14 Tagen ist Christof Seydel zu mir kommen und 3 Tage bei mir blieben, und weil gleich etliche studenten einen schmauß bey mir gehabt, seind wir sehr lustig und frölich unter einander gewesen. Er hat unlengsten eine stattliche Beuthe von 3 Pferden und andern sachen bekommen, hat sich nunmehr wieder fein ausmundirt, lieget noch zum Hayn, hat mir zugesagt, diese fastnachten wieder zuzusprechen.

Auch, herzlieber Bruder, berichte ich dich hiermit, das ich dir mit dieser gelegenheit das weiße gerethe[44] gerne mitschicken wollen, inmaßen dann der Bothe solches willig und gerne mitnehmen wolte, allein weil die Tage etliche Compani Soldaten alhier in die Vorstädte geleget und dieselben, wie ich vernehme, uf den straßen den leuthen das ihrige nehmen, habe ich bedencken getragen, dem Bothen es mitzugeben; weil nunmehr die Princeßin gelegen, wirdt das Kindttauffen nun bald angestelt, und hernach H. Wolf Ferber dimittiret werden, so könte ich dir das gerethe am sichersten und ohne Trinkgeldt zuschicken.


18. März 1643.

– – Mit dem Tischtuche und handtquele wolt ich dir willig gratificiren, allein ich besorge mich, weil die Kay. Parthien starck hin und wieder gehen, es möchte unterweges abgenommen werden, wie denn H. D. Göts seine bücher, die ich ihm hab alhier binden laßen, itzo auch nicht begeret, so baldt die armeen werden wegkommen, wil ich dirs schreiben, unterdeßen magst du dich behelffen. Mit der versprochenen Küchenspeiß hette ich dir damals gerne was schicken wollen, wenn es were fortzubringen gewesen, [24] allein itzundt ist der Vorrath fast weg, weil man nichts denn Küchenspeiß zu verspeißen hat, kein Fleisch ist nicht zu bekommen, wie ich denn in die 4 wochen keinen bißen grün fleisch geßen hab; uf dem Marck ist das Zugemüße auch gestigen, das der gemeine Mann baldt nicht bezahlen kan; so baldt der liebe Gott ein wenig Friede gibt und das volck, welches in großer menge alhier ist, wieder von dannen begiebt, wil ich sehen, das ich kan was wieder schaffen und meiner Zusage eine genüge thun. Christof Seidel ist ein 8 tage bey mir gewesen, hab Ihm wenig tractamenta fürsetzen können, hab gleich ein Schwein schlachten laßen, davon haben wir miteinander etwas genoßen. Er ist wie die Keyserl. zum Senfftenberg ruinirt worden, auch darbey gewesen, hat mit seinem Pferde durch das wasser schwimmen müssen und in wehrendem schwimmen hat er ein schön Pferdt zur beuthe bekommen und mit anhero bracht; heut 8 Tage ist er mit 35 Reuthern uf die futterage geritten und von einer Schwedischen Parthy überfallen, da er selb 8 darvon kommen, die andern seind alle gefangen worden. Die gefangenen seind aber von ein Tropff Reuthern, den Churf. Durchl. als baldt aus commandirt, wieder loß gemacht und die Schwedische Parthy ganz mit herein gebracht worden. Also hat Christof Seidel zweymal glück gehabt, das er frisch und gesundt darvon kommen. Vergangen montag ist er wieder nach dem Hayn in sein Quartier verreiset.


14. Dezember 1643.

– – Vetter Christof Seidel ist die vorige woche etzliche Tage hier gewesen, hat neben seinen cameraden gefangene anhero bracht, lest euch sembtlichen freundlich grüßen und wann er kan abkommen, wil er die ferien zu Zwickau halten. –


5. Februar 1644.

Herzlieber bruder!   Vor die überschickten Exemplaria thue ich mich freundtbrüderlichen bedancken. Wegen der Käse berichte ich dich, das mir der both Christof zwar eine mandel gebracht, die andern aber hernach kommen sollen, es seind aber die Käse ziemlich neu gewesen, daher zu praesumiren, das die Käse müßen [25] ausgewechselt seyn worden, berichte mich nur mit wenigen, ob in deinen Käsen, die du den bothen zustellet, Kümmel gewesen sey, so wil ich baldt darhinder kommen. Summa Summarum; die bothen seyn und bleiben schlimme hudler, es muß einer ihnen allen guten beförderlichen willen erweisen, hernach geben sie einen den Danck darfür. – – Von Wien hab ich von der Frau Muhmen wie auch von H. Vetter Hanns Jacob Daumen neulichst schreiben bekommen, die laßen dich und dein liebes weib freundlich salutiren und gedenckt der H. Vetter deiner mit diesen wortten: Ein baar Zeilen von dem H. Vetter Christian erfreueten mich höchlichen, will aber seinen negotiis die Schuldt zumeßen, und ich ihme mit negstem auch schreiben. – – Bene vale et cum tuis salve. Dab: Dresdae den 5. Febr: da ich gleich an diesen Tag vor 7 Jahren hochzeit gehabt und itzo bey meines weibes bruder eine gevatterschafft verrichten muß.


27. Januar 1645.

Negst wüntzschung eines fried: und freudenreichen Neuen Jhares, guter beständiger gesundtheit sambt aller zeitlichen und ewigen wolfarth zuvor, herzlieber Bruder! Ich berichte dich hiermit, das ich die 4 Exemplaria zurecht empfangen und darvon eins H. M. Böhmen[45] und das andere H. Brehmen[46] übergeben habe, denen es sehr wol gefallen, die übrigen habe ich sonsten unter gute freunde vertheilet, hettest du noch was übrig und köntest mir mit ein baar Exemplar aushelffen, hette ich drumb zu bitten. Das Schreiben an H. Fiedlern[47] soll ehist bestalt werden. Sonsten vernehme ich ungerne, daß du dich bißher etwas unpaß gefunden, aber Gottlob sich wieder gebeßert. Das Malum Hypochondriacum [26] ist ein malum incurabile, derwegen sich wol in acht zu nehmen, unser H. Superintendens[48] alhier soll darfür Kümmelöhl brauchen. Von unsern außenstehenden schulden sehe ich gerne, das sie einbracht werden, damit ich doch einmal etwas bekommen möchte. Die besoldung bleibt wieder stecken, denn ich nun gerade 13 Jhar zu fordern habe, die accidentia haben sich bisher auch abgeschnitten; den ich in 6 wochen nicht einen Heller (ist ein schlechts geldt) eingenommen, muß bloß von der schnur itzo zehren, so wirdt mir auch, weil der liebe Gott mein liebes weib mit leibesfrucht gesegnet und nach Ostern geliebts Gott darnieder kommen wirdt, was ufgehen, und wann ich nichts einnehmen werde, werde ich verstoßen müßen, was ich habe.


22. Februar 1645.

Herzlieber Bruder Christiane!   Die 4 Exemplaria der Meditatorum H. Barthii[49] hab ich zu recht empfangen, bedancke mich derselben. H. M. Böhmes schreiben hab ich überantworttet, das andere nach Mügeln[50] soll ehist auch bestelt werden. – – Von gebrauch des Kümmelöhls wirdt dasselbe tropfenweiß in warmen wein eingenommen, also hab ich dasselbe uf der Reiße selber gebraucht, es ist ein sehr bequem ding, wann man etliche Tropfen also früe oder vor der Malzeit einnimbt. Ich hette gerne ein wüllen Wiegenbandt von 7 Ellen von Blau und Weiß oder Grün und Weißen garn, die zu Zwickau gemacht sein. Die wollest du oder die Frau Schwägerin bey des Kleinen Michaels Sohn oder sonsten bestellen, das sie fein wehrhaftig gemacht werden, wie auch mir ein baar blaue schmale wüllene hosenbänder von 4¾ Ellen, wie inliegendt muster besaget.


20. März 1645.

Herzlieber Bruder Christiane!   Vor die gehabte bemühung des wiegenbandts thue ich mich freundtbrüderlichen bedancken, und [27] hast hierbey das uberschickte muster wieder zu empfahen; es kömbt mir zwar etwas hoch vor, jedoch wenn der Bortenwircker mit sich handeln ließe die Elle pro 5 gr., wollte ich 6 Ellen solche gattung, darein das grüne gewürcket, behalten, solte es aber zu 5 gr. nicht zu erhalten seyn, kanst du ein 3 oder 4 Pf. hernachsetzen lassen. – –

Mit der Münze ist itzo eine Confusion entstanden. Es seindt die Erfurdischen groschen zu 10 ₰, die Dreyer, außer die Chur Sächsischen, Chur Brandenburgischen und alten Weimarischen zu 2 ₰, die Zweyer zu 3 heller und die 3 hellers₰ zu 1 ₰. zu nehmen geboten worden; es hat es Ihr Churf. Durchl. also anordnen müßen, weil das gute geldt außer landes und dargegen das böse hereingeführet worden, wie aus beiliegendem exemplar zu ersehen.


2. Juni 1645.

Herzlieber Bruder Christiane!   Von H. M. Daniel Friederichen[51] hab ich dein brieflein zu recht empfangen und daraus vernommen, das du meine 2 schreiben zurecht überbringen laßen. – – Von des Pfarrherrs zu Schneeberg Fabian Heidens[52] Leichpredigt möchte ich gern ein Exemplar haben, denn ich sie lieb, auch alle colligire und zusammen binden laße. Mit meinem lieben weibe verzeihet sich lange; denn gestern ihre Rechnung umb gewesen, es ist mir gar bange darbey. Gott verhüte es nur, das es mir nicht gehet, wie das vorige mahl. Zacharias Hermann hat sich ohne noth wieder von hinnen begeben, die herrn wollen nur Junckeriren, sauffen und spielen und der Information nicht abwartten, ist von mir ohne Abschiedt, wie des Ziegel Jacobs des Beckens Sohn weggezogen; ich wil mich kunftig [28] meiner landsleuthe nicht mehr annehmen, denn man hat nichts dann schande darvon; an Hermanns stelle ist der junge Sander kommen. –

Vetter Christoff Seidel wirdt verhoffentlich eine gute beuthe bekommen haben, denn sie den Obr. BeerAnders Sohn gefangen und das ganze Regiment ruinirt und gestern die gefangenen und 5 Standarten anhero gebracht haben.

Heute den 3. Junij frue  ¾ uf 4 Uhr hat der liebe Gott mein weib in gnaden entbunden und ihr eine junge Tochter bescheret.


28. Juni 1645.

Herzlieber Bruder Christiane!    Aus deinem überschickten Schreiben hab ich vernommen, daß du mir und meinem lieben Weibe zu unserer von Gott bescherten Tochter Annen Magdalenen viel glück, Segen und alle wolfarth wünschen thust. Darfur thun wir uns freundlichen bedancken. Der Allerhöchste helffe, das wir dir baldt auch einen solchen wunsch zuschicken mögen[53]. – –


11. April 1646.

– – Sonsten hette ich eine große bitte an dich, wenn von den neulichst überschickten gedruckten materien ein exemplar, deßen Titul mir ausgefallen, das Balduinische[54] betr., vorhanden, wollest du mir eines schicken, damit ich sie alle beysammen habe. H. M. Rasch hat es von mir abgeborgt und hernach einem andern geben. Da bin ich darumb kommen. H. M. ist ein sehr gelerter Mensch, zehenerley Sprachen kundig, ist bey H. General Maior Arnimb[55] Hoffmeister gewesen, itzo will er in Italien verreisen, an seiner stelle ist unser landtsmann H. Wolffgang Reyer kommen. –

Ich möchte gerne nachrichtung haben, ob man von geschmälzter [29] Butter itzo was haben kan, ich bedörffte derselben etwan ein 4 Kannen, und wenn sie mit den Schmieden, die uf den Sontag Cantate anhero uf den Altdresdenischen marckt kommen, mit hieher könte gebracht werden, geschehe mir solches zu großen gefallen.


8. Juni 1646.

Herzlieber Bruder Christiane!    Vor das uberschickte exemplar[56] thue ich mich freundtbrüderlich bedancken, hab es bey der Canzley meinen herren Collegen sehen laßen, denen hat es sehr wolgefallen und sonderlich herrn Secret: Preußern, der ein feiner gelerter Mann und hiebevor zu Spandau in der Marck Conrector gewesen, dem hat es über die maßen wol gefallen, hab es auch einem guten freundt verehren mußen, hoffe, du wirst mir mit einem andern exemplar, welches ich neben andern zum gedechtnüs einbinden laßen will, willfahren. Hierbey verwarth hast du etliche carmina, die ich duppelt gehabt, neben etwas von bindtfaden zu empfahen, bitte, wollest vor dißmal vorlieb nehmen. Es wirdt der Zwickauische bothe Toffel dir einen Thaler zustellen, darfür wollest du mir 8 Kannen geschmeltzte butter kauffen laßen. – –


26. Juni 1646.

Herzlieber Bruder Christiane!    Vor das überschickt exemplar deines Büchleins, welches ich so lange bis das andere darzu kombt, beylegen will, thue ich mich freundtbrüderlich bedancken. Das erste exemplar hab ich meinem gewesenen Tischwirth H. Hans Martin Vatern, weil er viel Söhne, auch viel leuthe bey ihm auß und eingehen, verehret. Gestern hab ich meinem Schwager H. Medern, Pfarrern zu Radeburgk[57], und H. Andr. Christiani, der Schulen zu Bautzen Collegen bey mir gehabt und über diesem büchlein ihre meinung vernommen, haben dasselbe, weil es lauter kunst, gelobet, aber es were zu nichts zugebrauchen und schade das du nichts anders vor dich nimbst, das [30] man es mit beßern nutzen brauchen könte, laßen dich beide freundtlich grüßen. – –


29. Mai 1647.

– – Es hat vergangen Fasten die Frau Muhme Auerbachin[58] mich einmal gewürdigt mit einem brieflein zuersuchen und meines zustandes zu erkundigen, Und das der liebe Gott ihr in ihrem hohen Alter unterschiedliche Kinder und KindesKinder erleben laßen, und weil ihr Sohn der Magister einen Sohn von 15 Jahren hette, der lust zur Schreiberey und auch zu mir herüber hette, hat sie gebeten, ihm einen herrn zuweisen, und weil er nun[WS 2] nicht allerdings geübt, ihn in schreiben mit informieren solte. Darauf hab ich mich gegen ihn verlauten laßen, Sie solten den Knaben zu mir schicken, ich wolte ihm einen herrn ausrichten. Vergangen Osterfeiertag bekomm ich von Magister schreiben, der bedanckt sich gegen mir, das ich mich erbothen, den Knaben, der 13 Jhar alt ist, zu mir zu nehmen undt ihn in schreiben unterweisen wolte, und er wolte mir Ihn ehister Tage zuschicken. Nun ist einen herrn ausrichten oder den Vetter bey mir zu behalten, nicht einerley. Die Mutter schreibt, der Knab sey 15 Jhar alt, der Vater 13 Jhar, weil nun der Knabe nur 13 Jhar des alters ist, hab ich dem Vater geschrieben, er solte ihn noch in die Schule gehen laßen, damit er noch etwas lernete. Dörfften mir also einen Knaben ohne Cost uf den halß welzen, hab ohn das einen Knaben von 10 Jharen bey mir, den hab ich nun baldt 2 Jhar am Tisch gehabt und diese stunde noch keinen heller Costgeldt gesehen, und mus viel Plackerey mit ihm haben. So hab ich auch meines weibes StieffSchwester, das mir die Kinder wartet, bey mir am Tisch, das mir also niemandt mehr von nöthen, bey mangelnder besoldung das brodt zu verzehren. Wenn man einen bedarf, so finden sich freunde, hiebevor hat man meiner wenig geachtet. –


14. August 1647.

Herzlieber Bruder!   Bey dieser gelegenheit hab ich nicht umbgehen können, dich zu berichten, wie daß der liebe Gott mein liebes [31] weib ihrer bißher getragenen weiblichen Bürden in gnaden entbunden und uns am vergangenen Mitwoch kurz vor 10 Uhr vor Mittage abermals mit einer Jungen Tochter erfreuet hat, die ist folgendes Tages zur heyl. Tauffe befördert und Anna Dorothea genant worden. Der Allerhöchste helffe, das ich Sie mit gesundtheit auferziehe und so viel freude wie an der andern Tochter, Annen Magdalenen, Gott behüte Sie, erleben möchte. –

Die Dennemarckischen Abgesandten seind gestern anhero kommen. Sobaldt Ihr Churf. Durchl. von der Jagt werden herein kommen, wirdt baldt anstalt gemacht und die Königl. leiche von hier weg geführet werden[59].


8. März 1648.

Herzlieber Bruder Christiane!    Ich thue dir hiermit zu wißen, daß das mir überschickte exemplar dem Herrn Rector durch sein Aidam H. M. Bertram Conrectorn[60] alhier, der heut 8 Tage bey uns zum Alantwein[61] gewesen, übergeben und darneben bitten laßen, das er mir ein exemplar von seiner Grammatica zukommen laßen wolle. Der hat sich gar höchlichen entschuldiget, es were kein Exemplar mehr vorhanden, sonsten solte ich vor andern eines haben. Im buchladen ist dergleichen keines zu bekommen, hab also dißmal dir nicht gratificiren können. – –


20. März 1649.

– – – Dem herrn Rector hab ich deinetwegen gleich wie ich aus der Kirchen und er aus der Schulen nacher hauß gehen wollen, zugesprochen, der hat mich gebethen, dich freundlich zu salutiren, hab ihm die geschriebene sachen, die du hierbey wieder zu empfahen, zugeschickt, hat mich, wie aus seinem hier inliegendem [32] memorial zu ersehen, gebethen, ihm eine stunde zu beniemen, wenn ich weilig, er wolte zu mir kommen und mit mir weiter reden, er hat es auch gestriges Abent gegen meinem weibe, die gleich bey dem H. Cantore zum Tauffeßen, und der H. Rector Gevatter gewesen, wiederholet, das er wolte zu mir kommen, ich hab ihm aber selber zusprechen wollen, hab es aber wegen vieler ufwartung nicht enden können, wil es aber, gelibts Gott, morgendes Tages thun, ich bilde mir ein, es wirdt sein Aidam der H. Conrector[62] Pfarrer zu Schönfeldt werden, er wirdt etwan an seine stelle dich hieher haben wollen, ich will es nun hören, was sein begeren sein wirdt und dich mit ehisten berichten. Kanst du ihm des Barthii sachen communiciren, hette ich selber zu bitten.


24. Mai 1649.

Herzlieber Bruder!    Von unserm Herrn Rectore hab ich vor wenig Tagen ein brieflein überkommen, welches du hierbey gefügt zu empfahen. Sonsten berichte ich dich, daß unser Schwager, der Pfarrer zu Cösteritz, herr Simon Volckmar, kurz vor deines briefleins ankunft der Frau Muhmen Auerbachin Todt mir vermeldet, hab ihn auch wieder beantworttet, aber der both hat das schreiben unabgefordert liegen gelaßen, do ich Ihm doch eine Kanne Wein zum trinckgeldt hab langen laßen, muß sehen, wie ich es in andere wege fortbringe. Ich bin willens, ich will es ehist nach Wien berichten, hast du etwas darbey zu schreiben, wollest du es ehist thun, ich will noch so lange innen halten. Von M. Tülßnern wie auch von H. Fiedlern hab ich nichts empfangen, so baldt was kömbt, soll dirs zugebracht werden. Vetter Christoff Seidel hat diese Feiertage zu mir kommen wollen, ist aber verblieben, hette es gerne gesehen, denn ich ihn mit nacher Radeburg zu H. Medern Pfarrern daselbst nehmen wollen; denn ich die Feiertage mit Weib, Kinder und Gesinde daselbst gehalten und ziemlich lustig gewesen. Es ist H. Herrmann neulicher [33] Zeit hier gewesen und umb eine Pfarr angehalten, hat mich nicht so würdig geachtet, das er mir hette zugesprochen, do ich ihm doch hiebevor allen guten willen erwiesen. H. Martini ist itzo auch hier, ist wol ein guter zechbruder, lest dich freundlich salutiren.


7. Juni 1649.

Herzlieber Bruder Christiane!    Bey dieser gelegenheit hab ich nicht umbgehen können, dich zu berichten, wie das am vergangenen Montag unser Schwager H. M. Christian Schnee, Diaconus zu Spandau, gleich wie wir eine hochzeit im hause gehabt, mit Thorschließen zu mir kommen und bey mir eingesprochen, den Ich auch willig und gern auf- und angenommen, hat bey seiner anwesenheit gute promotion gehabt, das ich mich selbst verwundert hab, wie er denn hierbey gefügten gnädigsten befehlich, den der Herr Praesident Metzsch über Tisch, weil ein Kahn von hier nach Wittemberg gangen und er die gelegenheit nicht verseumen wollen, zu desto eher beförderung vollzogen, mir zurückgelaßen und mich treulich und vleißig gebethen, dir solchen cito zu überschicken, daß du solchen dem Herrn Superintendenten H. M. Stepnern nebenst freundlicher salutation alsobaldt zustellen wollest, bei dem H. Ambtschößer aber umb die vocation anhalten, das mir solche ehister Tage zukommen möchte, damit ich sie uf der Post nacher Spandau verschaffen kan, bei dem Herrn Superintendenten und H. Ambtschößer ihn auch entschuldigen, daß er nicht selbsten hat an sie geschrieben, denn ich den guten H. Schwager selbsten entschuldigen helffen muß: heute umb 9 Uhr ist ihm der Vorschlag nacher Langenbernsdorf gethan worden, darauf hat er eine unterthänigste supplication übergeben, umb 1 Uhr hat er den gnädigsten befehlich erhalten, hernacher ein baar bißen Speiße zu sich genommen und stracks mit den Schiffleuthen an die Elbe gangen und von dannen gezogen, er verhoffte aber, sie werdens in besten vermercken und hierinnen nicht hinderlich seyn. Weil er auch albereit im Predigambt were und albereit heut 8 Tage uf der Canzel zu Zwickau sich hören lassen, verhofte er auch mit der ProbPredigt verschonet zu bleiben. Denn einen solchen weiten weg der ProbPredigt halben herauszuziehen, Ihm beschwerlichen [34] allen wolte. Versehe mich, du wirst deinen vleiß nicht sparen und den guten ehrlichen Mann helffen befördern[63].


8. August 1649.

Herzlieber Bruder Christiane!    Es hat mich treflich verlanget uf dein jüngstes brieflein dich wieder zu beantwortten, allein es ist eine stete verhinderung da gewesen, das ichs nicht ins werck habe richten können: erstlich seind mir meine Kinder alle kranck gewesen, das ich auch nicht anders vermeinet, die mittelste Tochter würde drauf gehen, wie den H. D. Bertram ihr das leben abgesprochen und andere Personen mehr, allein der liebe Gott hat unser Gebeth erhört und uns dieselbe aus gnaden, darfür ihm lob und danck gesaget sey, wieder gegeben; es ist mir aber bey diesen Kranckheiten viel uf die Apothecke, Doctor, Barbierer und Wärtern gangen, das ichs zu zahlen genugsam gehabt habe. Vors andere hab ich so viel in Lehens- und andern sachen zu schreiben gehabt, das ich alle das meinige hab liegen lassen müßen und mir nicht möglichen gewesen, einem oder dem andern wieder zu antworten. –

Sonsten habe ich H. M. Schneen deine nachricht zuerkennen gegeben. Der hat mir am 30. Julij jüngsthin wieder geschrieben, das er sich uf Michaelis geliebts Gott oder folgenden Sontag hernach einstellen und die ProbPredigt ablegen will, kanst solches dem Herrn Superintendenten nebenst freundlicher begrüßung vermelden, wie denn H. M. Schnee den H. Superintendenten und dich auch salutiren lest. – –

Mein liebes weib und Kinderlein, sonderlich Anna Magdalena, die so sehr kranck gewesen und keinem Roß nicht gönnen wollen, was sie hat ausgestanden, und etliche wochen weder reden noch gehen können, wir auch in dem gedancken gestanden, sie würde stum bleiben, weil sie sich nur mit fingerweisen beholffen, Aber der Allerhöchste, dem Lob und danck dafür gesagt sey, hat nun wiederumb geholffen, das sie ihr Gebethlein wieder bethen kan, wiewol nicht so behende, als vor diesem, laßen euch freundlichen grüßen.

[35] Neues nichts als das am verschienen Sontag 3 Schwestern in einem hause mit einander verlöbnüs gehabt haben, dergleichen Exempel man nicht haben wirdt, ob nun die Hochzeiten auch zugleich angestellet werden, wird die Zeit geben. Die Mutter ist ein hurtig frisch weib, eine Hamburgerin, hat 25 lebendige Kinder gezeuget, 24 mit dem vorigen und eins mit dem itzigen Mann.


27. November 1649.[64]

Insonders geliebter Herr Vetter und werther freundt!   Auß seinem uberschickten Schreiben hab ich ungerne vernommen, daß er des Arrests noch nicht entlediget, sondern einen weg wie den andern darinnen enthalten wirdt und dahero muthmaßet, daß die sache, weil der H. Obriste leutenant uf seine Schreiben nichts wieder beantwortten will, muße anhero remittiret worden seyn. Nun hette den H. Vetter zu deßen eher entledigung ich jetzo gerne behülfflichen sein und H. S. Schwaben und H. General Auditeur dieser sachen wegen ansprechen wollen, weil aber verschienen Sonnabents ein Engeländischer Abgesandter anhero kommen, kan man bis zu seiner abfertigung nichts fruchtbarliches ausrichten; gibt es nun die gelegenheit, so will ich mich erkühnen und zu beiden bewusten Personen gehen und darüber vernehmen, ob die sache bey ihnen anhängig gemacht und wieweit in derselben verfahren, erfahre ich nun etwas gewißes, berichte dem herrn Vetter ich solches mit ehistem. H. Hoffmann, der itzo Regiments Schulteiß zu Wittemberg ist, hat sich ein 14 Tagen bei mir ufgehalten und beym General Schultheiß zu verrichten gehabt, der ist von einem zum andern gewiesen worden, das ers endlichen gar überdrüßig worden; wann die sache ihn selbst betroffen, were er wol darvon gelauffen, weil es langweilig dahergehet, ich will es nun versuchen, wie weit ichs bringen werde. –


3. Juni 1650.

Herzlieber Bruder Christiane!   Dein Schreiben, darinnen du [36] mir den großen Schaden der Kirchen[65] bey euch zu erkennen gibst, und das du selbst in Leib und lebensgefahr gewesen bist, hab ich zu recht erhalten, hab solches mit großen betrübnüs verlesen; weil aber der Allerhöchste die Kirche, dich und dein liebes weib vor solcher gefahr, darfür ich stets in engsten gewesen, ehe ich recht erfahren können, wie es mit deiner Person, weil du etwas nahe bey der Kirche wohnest, beschaffen, ob du bey dieser Feuersgefahr schaden gelidden; weil mir aber dein Zustandt zeitlich zu wißen gethan worden, habe ich mich hernach zufrieden geben, erhalten, ist dem lieben Gott darfür höchlich zu dancken. Der wolle ferner uns gnädiglich behüten. Diesen Abent, da diß Unglück geschehen, bin ich umb 11 Uhr ufgewacht. Da hat sich das wetter gekühlet, ist mir im bette salva venia so bange worden und eine hitze ankommen, das ich nicht gewust habe, wo ich bleiben sollen, und solches bis umb 2 Uhr nach Mitternacht getrieben, gleichwol meinem weibe nicht sagen wollen, sondern mich dem lieben Gott befohlen, hernach da ich wieder ein baar Stunden geschlaffen, ist mir Gott lob beßer worden. Hernacher da diese traurige Post anhero kömbt, hab ich die stunde observirt, das ich mich über euer Unglück geängstigt habe, Gott stehe uns in gnaden ferner bey. – – Dreßden am 3. Junij Ao. 1650, da meine Anna Magdalena vor 5 Jharen geboren, die gehet nunmehr in die Schule und lernet ihre Gebethlein Gottlob gar leichtlich. –

Die 3 Schwestern haben unlängst uf einen Tag hochzeit gehalten [37] und seind zugleich in die Kirche geführet worden. Ich bin selbst als ein Schwager zur hochzeit gebethen worden, hab aber wegen anderer verhinderung nicht erscheinen können.[66]


25. Juni 1650.

Herzlieber Bruder Christiane!   Vor die uberschickten Carmina thue ich mich freundtbrüderlichen bedancken, hast hingegen wieder von Papier und anderen Materien was zu empfahen, wollest mit diesem wenigen vor dißmal vorlieb nehmen, und so der liebe Gott, der uns den lieben vollkömlichen Friede beschert, darfur seiner Göttlichen Allmacht lob und Danck gesaget, was reichlicher förderhin, weil es bißher gar clem gewesen, geben wirdt, so soll auch was mehrers folgen. Ich vernehme, daß die Zwickauische Chronica etwas augirt und in Druck befördert werden soll, wollest derwegen gebethen seyn, mir mit einem exemplar behülfflichen zu seyn. Was itzo wegen des Fridens Schluß und sonsten bey der Canzley ausgehen wirdt, soll dir darmit auch gratificirt werden. –

Den dreyen Schwestern ist das hochzeitgeschenck allen in gesambt geschehen. Die eine hat einen Jesuiten von Breßla, der revocirte und Doctor Theologiae ist und nacher Brettin, da er Probst worden, vor weniges kommen, deßen nahme mir außgefallen, die andere hat einen Materialisten zu Leipzig und die dritte einen Floßschreiber ufm lande geheyrathet. –


11. Dezember 1650.

Herzlieber Bruder Christiane!   Bey dieser gelegenheit hab ich nicht unterlaßen können, deines Zustands einmal mich zu erkundigen, weil ich bißher wegen der Fürstl. Beylager[67], da es baldt hier [38] bald dort zu verrichten geben, wie auch schöne aufzüge und andere sachen anzuschauen gewesen, daß auch eine ziemliche nothdurfft von frembden leuthen, darunter viel Studenten und zwar zwei von Venedig, die uf der Post anhero kommen, und die Ceremonien, die bey dem Fürstl. Beylager vorgehen möchten, mit anzuschauen, anhero kommen seindt; es ist von menniglichen geruhmet worden, was von Cartel ist ausgetheilet worden, hast du hiervon etliche exemplaria zu empfahen; die bey dem Feuerwerg seind ausgeworffen worden, hab ich itzo nicht haben können, ein exemplar hab ich nur vor mich behalten. – –

H. Sebastian Preußer, Gerichts Secretarius alhier ist vor wenig wochen zu Zwickau gewesen, hat sein Töchterlein zu H. Macasio[68] in die Cur gethan, hat dir zu 2 mahlen meinetwegen zusprechen wollen, hat es aber jedesmal, weil er nicht gewust, ob es dir annehmlichen, bleiben laßen, ist ein feiner gelehrter Mensch und vor etzlichen Jahren zu Spandau in der Marck Conrector gewesen, hat H. Barthium bey seiner jüngsten anwesenheit in seinen sachen nachrichtung so viel vorhanden gewesen, geben. –


3. Februar 1651.

Herzlieber Bruder Christiane!   Vor die uberschickte Leich Predigt thue ich mich freundbrüderlich bedancken, hast hingegen die übrigen Chartel hierbey zu empfahen, wirst sie nun alle complet haben, wünzschen hette ich wollen, daß du die ufzüge und was darbey vorgangen, auch hettest sehen sollen. Denn viel Studenten und andere leuthe viel meil weges darnach gereiset seyn. – –

Es ist unlängsten ein Student mit nahmen Georg Erhard Pistoris von Gera erschlagen. Der Thäter hat am vergangen Freitag wieder seine straffe leiden sollen, ist aber, weil er als ein leichtfertiger gesell alles wieder geleugnet, verblieben. –

[39]
6. April 1651.

Herzlieber Bruder Christiane!    Ich habe dir unlängsten zu verstehen gegeben, daß wir neben unserer lieben Tochter nacher Zwickau kommen und euch besuchen wollen, maßen dann gedachte meine herzliebe Tochter sich sehr darnach gesehnet und ihren lieben Vetter sehen wollen. Es hat aber der liebe Gott diese ihre gesehnete Reise geendert und ihr gestriges Morgens früe ¾ uf 8 Uhr eine himlische Reise bescheret, ist am Andern OsterFeiertage frisch und gesundt zur Kirchen geführet worden, und hernach im hauße ohn einiges Clagen, das sie sich unpaß befunden, herumbgangen. Abents gegen 5 und 6 Uhr ist sie aus der untern Stube von der Muhme wieder kommen und zur Mutter gesaget: Ach wie thut mir mein Nabel und Herz so wehe, darauf die Mutter geantworttet: soll ich dir deinen schönen Rock außziehen und zu bette legen? Sie darauf gesagt: Ja, nach diesem ist ihr eine gehlinge hitze zugeschlagen, die ihr den Kopf alsbald eingenommen und darbey ein Durchfall sich ereignet, der nicht zu stillen rathsam gewesen; weil nun die darzu geordnete mittel nichts haben operiren wollen, hat sie der liebe Gott, wie oben gedacht, gestern abgefordert, das sie ihr Alter höher nicht gebracht, den 6 Jhar weniger 8 wochen, 3 Tage und 4 stunden. Nichts tauerts mich, als daß das liebe Kind so plötzlich kranck und so geschwinde durch den Tod hinweg gerißen worden; etliche leuthe vermeinen, weil sie ein schönes, wolgestaltes und geschicktes Kind, zumal wann sie ihren habith angehabt und manniches Adelkindt beschemet hat, auch daran menniglich, der es gesehen, eine freude ob diesen Kind gehabt, gewesen, Sie müste zum Tode beschriehen worden seyn. Sie hat zwar die vorige Kranckheit nicht recht überwunden und immer plaß darbey außgesehen, und will man immer eines in das andere mengen, es ist Gottes wille gewesen, dem hat es also gefallen. Denn ohne Gottes willen hette ihr nichts wiederfahren können. Ich habe es in den willen Gottes gestellet, aber die Mutter, weil es ihr liebes Kind, das sie vor andern geliebet, will sich nicht trösten laßen, es ist zwar nicht ohne, sie ist ein frommes gehorsames Kind gewesen, das den Eltern gefolget, wenn manns mit einem finger gewincket, hat es alßbaldt gethan, was es hat thun sollen. Vleißig ist sie ohn einiges erinnern in die Schull gegangen und [40] ihre gebeth und Sprüche perfect gelernet, das ich meine lust an dem lieben Kindt gehabt. Meine kleine Tochter hat gestern nach Mittage diese wort gebrauchet: wann kömbt denn der Vetter von Zwickau (H. Seideln hat es gemeint) und richt Anna Magdalenen auf, das sie wieder lebendig wirdt? Uf kommenden Freitag soll sie zur Erden bestattet und ihr dieser Spruch Als: Ich bin eine Blume zu Saron und eine Rose im Thal[69] zum Leichentext durch H. M. Herzogen[70] außgelegt werden. H. Vetter Christoff Seydeln wollest du meo nomine dienstlich salutiren und darneben berichten, daß sein Schreiben neben den handwergssachen mir gestriges Tages 6 stunden nach meiner lieben Tochter Todt zu kommen; weil mir nun nicht gebüren wil, außzugehen, bis das Kindt begraben ist, so wolle er sich diese woche mit seinen sachen gedulden bis nach dem begräbnüs. – –

Heute begraben sie H. D. Mag. Lebzeltern[71], der vor diesem zu Zwickau Assessor im Consistorio gewesen. –


27. Mai 1651.

Insonders vielgeliebter Herr Bruder!   Ich bedancke mich, daß du mit mir und den lieben meinigen uber den tödtlichen Abgang meines liebsten Töchterleins Christliche condolenz tragen thust und von herzen wünschen wollen, das du sie hettest sehen sollen; wenn die am verschienen Ostern angestellte Reiße seinen fortgang gereichet, hettest du sie zu sehen bekommen, vielleicht were das liebe Kind auch noch am leben; ich erinnere mich, das wir alle sterben müßen, kan mich auch deswegen gar wol zu frieden geben, allein darüber verwundere ich mich, daß das Kindt in einer stunde gesund und kranck und nur 4 Tage gelegen, es hat dem lieben Gott alßo [41] gefallen, dem muß ichs heimstellen. Ich laße sie abmahlen, wie sie in ihrem Schmuck gegangen, verhoffe, sie diese woche noch zu bekommen; es hat bey ihrem Leben geschehen sollen, hat sie sich deßen geweigert, mit vorgeben, sie müste hunger leiden, wenn sie uf den Simßen stünde. – –


24. Juni 1651.

– – Wegen der bewusten sache zu Altenburg ist dir wol zu rathen, das du bleibest, wo du bist, verhoffe, der liebe Gott wird dir dein außkommen zu Zwickau so wol geben, als dort. – Von unser allerwegen wollet ihr sembtlich von uns gegrüßet seyn, Ingleichen auch herr Vetter Seidel. Kanst ihm darneben berichten, daß am verschienen Sonnabent ein Soldat in der Unter Guardie alhier, so hiebevor seinen Vater gehauen und im gefängnüs Drauwort sich verlauten laßen, zum Schelm bey der Justiz in gegenwart der Soldaten gemacht und der Degen uf drey stucken zubrochen worden ist und soll ufu Bau ewig gefangen sitzen, ist in lachenden muth darvongangen. Der Obrister Leutenant Neitschitz ist unter den Ritterpferden Obrister Leutenant und Obr. Jung Schleinitz Obrister worden.


9. September 1652.

– – Ich hette dir gerne eher schreiben wollen, so hab ich noch mit meinem am verschienenen Ostern erkauften hause noch immer ufzureumen, denn ich wegen meiner verrichtungen nicht stets darüber bleiben können. Der liebe Gott hat mir ein fein ausgebaut hauß beschert, aber umb 1430 fl. als den halben teil in Jhar und Tag und das andre uf Tagzeiten bezalen müßen, hab mit der Badstuben 5 Stuben und im hof ein absonderlich groß Steinern gewölbe, 2 Keller, darein ich etzliche und zwanzig Vaß wein legen kan. Gott beschere nur gesundtheit, das ichs den meinigen zum besten bezalen kan. – –

H. D. Pöhler[72], M. Deckert[73] Andreas Menser, Nicol [42] Pezold und Caspar Ferber sind heuer zu neuen Rathsherrn bestetigt worden. Tace.


14. November 1652.

Herzlieber Bruder Christiane!    Vor die beschehene gratulation wegen meines haußkaufs thue ich freundbrüderlichen bedancken, der Allerhöchste helfe und beschere gute mittel, das ichs nach und nach bezahlen kan, es ist sonst ein fein wol ausgebautes und wolgelegenes hauß, kan in die Keller ein 28 Vaß legen, hab auch albereit ein 5 Vaß wein eingelegt, bescheret Gott mittel, sollen derselben noch mehr geschaffet werden. – –

Sonsten läßt dich mein Schwager, H. Tobias Winckler[74], anitzo Pfarrherr zu Greiffendorff unterm Ambt Nossen gelegen, freundlichen salutiren und bitten, du wollest ihme ein wenig carmina zu seiner bevorstehenden hochzeit ufsetzen, solche sobald müglichen zum druck anhero ubersenden, er hat zwar keinen gewißen Tag darzu, denn sein Juncker der H. Jägermeister will ihm solche ausrichten, wenn Churf. Durchl. zu Sachßen wieder von Prag anhero kommen werden, denn er will ein Pancket anstellen und die herrschafft darzu bitten, da soll er denn mit durchgehen; wenn sich Churf. Durchl. darzu resolviren werden, dörfte es noch wol in der Adventszeit geschehen. Seine liebste heist Dorothea Peckin von Rochlitz bürtig, ihr Vater ist bürgermeister daselbst gewesen, wilst du ihn nun mit was gratificiren, hette ich darumb zu bitten. –

H. M. Deckert wirdt nun wol bey seinem Schuldienst verbleiben, wie aber H. Menser, weis ich nicht. H. D. Pöhlern sol zu Pirna gestriges Tages eingekommenen bericht nach der Schlag gerüret haben.

[43]
18. Februar 1653.

Herzlieber Bruder Christiane!    Dein unterm dato den 29. Januarij jüngsthin abgelaßenes schreiben sambt den Paggetlein hab den 11. dieses gleich do mein Schwager H. Winckler mit seiner Liebsten vor 3 stunden von hinnen abgereiset, zurecht erhalten, hette gerne gesehen, das vor seinem abreisen, viel lieber an seinem ehrentage die Carmina ankommen weren; denn er die hochzeit nicht vor sich anstellen, sondern nach seinem Juncker dem H. Jägermeister, der sie ausgerichtet, sich reguliren müssen. Es seind vornehme Officirer und andere von Adel dagewesen, von PrivatPersonen hat der Jägermeister niemand bitten laßen außer der braut Schwester Mann und mich; ich hab mich aber deßen höchlich entschuldiget, denn ich mich wegen des großen trinckens gefürchtet; bey der heimführung, die H. Winckler bei seiner braut gemacht, und der H. Erbmarschalch, der Jägermeister, deßen Sohn und die weiber darbey gewesen, hab ich mich mit meinem weibe auch gefunden, seind ziemlich lustig gewesen, hat nichts als die Spielleute gemangelt; an seinem ehrentag hat der H. Jägermeister bey Churf. Durchl. solche erhalten, da haben sie die zeit beßer hinbringen können. –

Vetter Christof Seideln wolstu meo nomine freundlichen grüßen und ihm zu seiner jungen Tochter viel glück wünschen. –

Was mir aus Glücksburg unterm dato den 31. Januarij geschrieben und vergangenen empfangen, hastu inliegendt zu ersehen.

(Beilage.)

Hierbey berichte ich denselben kürzlich, daß negst gewesenen Umbschlag zum Kiel alhier in Holstein nach Mittag ein großes praußen in der Luft sich erhoben und darauf, jedoch unsichtbar, als wenn grose heer Kriegsvolck gegen einander zöge, mit Trommeln, Pfeiffen und schießen aneinander gangen, also das viel leuthe gar betöhret. Nachdeme dann bey solches gedümmels aufhörung 2 Canonen oder Cartaunenschoß angefürter maßen geschehen und da des herzogs zu Gottorf haußvoigt in einem Teiche fischen laßen, eine solche grose Kugel nebst ihnen in das waßer geschlagen. Der liebe Gott helfe, es ist auch der faule winter in nichts gutes anzeigen. In Schweden ist auch ein Löwe mit einem halben [44] Türcken an den himmel streitend gesehen worden, welches den Gottorffischen Canzler geschrieben ist.


9. Mai 1653.

– – Was sonsten Johann Rauen von Danzig anlanget, der Professor zu Wittemberg worden, soll ein gelerter Mann seyn, und von Ihr Churf. Durchl. bey itzigem Landtags proposition gerühmt worden, dahero ihm die landtschaft 1 ₰ vom schock bewilliget. Der H. Rector alhier läst dich officiosissime salutiren und bitten, daß du ihm verzeihen wollest, das er dir nicht wieder beantworttet, denn er wegen unmüßiger Zeit nicht hat darzu kommen können. H. Winckler hat nichts drucken laßen, weil ihm die Carmina nach der Hochzeit zukommen, hat vor wenig Tagen an mich geschrieben, läst dich freundlichen salutiren, sein dorf Greiffendorf liegt 1 Meile von Noßen, als 5 Meilen von hier und 1 Meile von Waldtheim, hat gar eine gute Pfarr, darf weder Zugkvieh noch gesinde halten. –


17. Oktober 1653.[75]

– – Wegen der bewusten zwei Personen, die sich anhero begeben und den Tisch neben einem Losament haben wollen, haben mein weib und ich uns miteinander beredet, gedachte Personen ufzunehmen, wofern einer 2 Thaler 6 Gr. vor Tisch, Lager und Losament wöchentlich geben will, und das die bezalung auch gewiß sey; denn Dreßden, wie er wol weiß, ein heißes Pflaster ist, und man alles baar bezahlen muß. So haben sie auch bey mir ihren freyen willen, sie mögen über ihren deputat trincken oder nicht, wie sonsten an andern orten alhier geschiecht, das sie mehr extra geben müßen, als Costgeldt außträgt. Stelle es nun zu ihren gefallen, ob sie solche gelegenheit annehmen wollen oder nicht; solte es aber geschehen, wolte er mirs mit ehisten wißen laßen, das ich mich hiernach zu richten hette. – –

Sinder Herr Winckler von hier weg ist, leb ich des Sontags gar privatim, und bleibt manches kännigen wein, das sonsten [45] vertruncken worden were, nach; der wintzer Michael, der immer bey mir ist, lest ihn freundlich grüßen und hat mich gebethen, wenn er hieher kehme, ich solte es ihn zu wißen machen, er wolte uf ein trunck herein kommen, denn er seiner nicht vergeßen könte, weil er keinen frömmeren Soldaten gesehen hette, denn Ihn, ingleichen sein weib auch. –


29. Januar 1655.

– – Ich vernehme das die Zwickauische Chronica[76] wird ufs neue ufgelegt und die alte cassiret werden soll, zu deßen verlag Ihr Churf. Durchl. 400 fl. deputirt haben sollen; wenn dieselbe verfertiget, wollest du uf ein exemplar vor mich bedacht sein, wenn Ich gleich ein weniges spendiren solte. Was neues passiret, hast du aus inliegendem zu ersehen. –

Den 17. 18. 19. und 20. Januarij 1655 hat zu Ortrandt ¼ Meil weges von der Stadt gelegen zu Ponickau einem von Polenz zuständig, in 5 kleinen dorfteichlein das waßer sich in blut gefärbet alßo das es platzweise durchs neue Eiß als brunne herfür gequollen, unter dem alten Eiß aber es ganz clar und rein gewesen.


13. Mai 1655.

– – Bedancke mich vor die willfahrung der Zwickauischen Cronicken. – Was die absetzung der Münze belanget, höret man darvon nichts, wenn der in anfangk des May angesetzte Probation Tag zu Leipzig[77] hette seinen Fortgang erreichet, hette es wol geschehen dörffen, weil er nun uf 3 Monate ufgenommen, verbleibet es inmittels im vorigen stande. Den 30. Aprilis jüngsthin ist der vor wenig Jharen aus dem Closter entlauffene und anhero [46] gekommene Münch D. Schobert[78], der alhier revocirt und die Pfarr zu Alten-Dreßden bekommen, wieder ausgetretten und folgendes tages etliche Schreiben[79], darvon von zwei Abschrifften ich dir übersenden thue, wie auch was zu Leipzig[80] vorgangen. Die hierbey gefügten einzeln buchstaben, die D. Schobert an seinen Stul in der Kirchen geschrieben und alhier verdeutscht worden[81], seind gleichsfals hierbey zu befinden; was nun von einem solchen leichtfertigen Schelm dem alles gutes wiederfahren und bey der herrschaft stets aus und eingangen, zu halten, laße ich einen jedweden drüber judiciren. – Ins Ober Consistorium hat D. Schobert auch ein schreiben eingeben laßen, darvon nicht abschrift haben kan, weil soviel injuriosische wortte drinnen sein sollen. –

[47]
26. Juni 1655.

– – Vor die überschickten zweyerley gedruckten Sachen thue ich mich freundbrüderlich bedancken und hette gerne gesehen, wenn die vorhergehenden 13 bogen der Zwickauischen Chronica were mit darbey gewesen. Das große Gewäßer, welches bey euch ohne Zweifel wird übel haußgehalten haben,[82] hat hier und umb den umbliegenden orten größern schaden gethan, als der im vergangenen Lichtmes. Gott der Allerhöchste erstatte den Armen leuten diesen schaden reichlichen wieder und behüte uns weiter vor waßerfluten. Das Vetter Christoph Seidel bißher an Stein laboriret hat, ist kein wunder, er hat bey dem Kriegswesen viel eingesamlet, itzo findet sichs nun, so hilfft auch die haußarbeit darzu, grüße ihn von unsertwegen. –


5. Februar 1656.

Brüderliche Liebe und treue zuvor, Nechst hinwieder wünschung von Gott dem Allmächtigen eines glückseel. fried- und freudenreichen Neuen Jahres, guter beständiger Gesundtheit und aller zu leib und Seel ersprießlichen wohlfarth. Herzlieber Bruder! Ich habe ungerne vernommen, daß der Rath bey Euch noch einen Collegen in der Schulen einführen, euch das Brodt vor dem Maul wegnehmen und Heinrich Dittmann[83] mit gewalt darzu haben will, wie die ufgesetzte vocation oder Concessionschrifft mit mehrerm weiset. –

[48] Hierbey überschicke ich dir den Alten unserer Gros Eltern Geburtsbrief, wie auch des Vaters 3 Paßporte, die ich künftig uff bedürffen bey dir wieder haben kann, aber immittels wollest du sie in verwahrung behalten, das sie nicht von abhanden kommen mögen. Der Böhmische Rector Tob: Hausconius[84] ist mir unbekannt, So bekümmere ich mich auch nicht gros nach ihnen, weil ich bey solchen Böhmischen Leuten weder Stern noch glück gehabt habe; denn mir neulicher Zeit ein Böhmischer Junger gesell mit 12 Th. 6 Gr. haußzinß darvongezogen, sich nacher Prag gewendet und daselbst zum mamelucken[85] worden, was mir in meinem witberstande von solchen Böhmischen leuten wiederfahren, wie sie mich betrogen haben, da hab ich noch das lebendige Exempel an meiner Eltisten Tochter, wie sie ist verderbt worden, das ich sie zu nichts brauchen kan. Des Herrn Lehen Secretarii Titel latine, hab ich solchen, weil ich nicht ausgehen kan, nicht haben können, hat zwar hiebevor den gradum Magistri gehabt, weil er aber in Churf. Diensten eine geraume Zeit sich befunden, hat er solchen fahren laßen und wird insgemein also titulirt der Ehrenveste, Vorachtbare und Wolgelarte H. Christoph Wildvogel, Churf. S. bestelter Lehen: und Gerichts Secretarius, willst du etwan an ihn was dediciren, so thue es, er hat etlich mal nach des Barthii Sachen gefragt, ob dieselben baldt in druck herauskähmen. Mit der Zwickauischen Chroniken gehet es auch langweilig zu, wie gedachter H. Lehn Secretarius sich über die nachläßigkeit [49] beschwert, denn sie ihm versprochen, weil er das geldt zu wege gebracht, das wergk ehist zu befördern. –


18. April 1656.

Herzlieber Bruder! Ich hette verhofft, du würdest bey dieser gelegenheit zu uns gekommen seyn und uns einmal besuchet haben, wie dann mein liebes weib und andere gute Freunde ein sehnliches verlangen darnach gehabt haben, weil es aber andere geschäffte verhindertt, müßen wir deiner Gott geb glücklichen anherkunfft zur andern Zeit hoffen. Wie es mit euern Sachen im Obern Consistorio abgelauffen, wirdt euer herr Conrector,[86] der mir gestriges Tages zugesprochen, darvon relation thun; wann künfftig vom gegentheil, Ditmann[87], Iniurien vorgehen, wie er deßen gewohnet seyn soll, wollet ihr nur mit einer supplication einkommen, daß ihm das Maul gestopft wirdt.[88] – –


12. Juni 1656.

– – Sonsten berichte ich dich auch, daß von dem Stadtschreiber Kletten[89] ich ein Exemplar der Zwickauischen Chronica bekommen, aber ich habe sie in meiner Niederlage, da ich darinnen gelesen, meinem Schwager, dem Herrn Pfarrer zu Radeburg, H. Balthasar Medern, der ein stattlicher Historicus ist, der mich gleich besuchet, leihen müssen, weiß nun nicht, ob ich sie wieder sehen werde; bleibt sie außen, müste ich sie wieder kauffen, wie wol das geldt seltzam. – –


18. Juni 1656.

Herzlieber bruder! Bey dieser gelegenheit thue ich dir zu [50] wißen, daß am verschienenen Sonnabent[90] gleich an meinem Geburtstag der liebe Gott mein liebes weib in gnaden entbunden und uns mit einer gesunden Tochter, die mit Nahmen Johanna Margaretha heißet, erfreuet, dafür wir dem Allerhöchsten zu dancken. Die Mutter befindet sich nunmehr sehr unpaß. Gott helffe baldt zur besserung. Mit nechstem ein mehrers, weil ich gleich ein Diploma zu schreiben bekommen. Der H. LehenS. Wildvogel ist Bathe. –

Wie es mit der mutation bey der Schulen abgelauffen, möchte ich gerne benachrichtiget seyn.


10. Juli 1656.

Herzlieber Bruder!  Ich kan dir hiermit aus betrübtem hertzen nicht verhalten, wie das Gott der Allerhöchste nach seinem Väterlichen willen und wolgefallen mein herzliebes Weib, die mich recht geliebet, am verschienenen 1. Julii ¾ uf 6 Uhr nach Mittage nach ausgestandener großer leibesbeschwerung von dieser welt abgefordert und mich mit hinterlaßung eines kleinen Kindes, wie dergleichen fall vor 19 Jharen mir auch begegnet, in betrübten witberstandt versetzet; weil es nun dem Allerhöchsten also gefallen, so muß ich mich hierein ergeben, derselbe verleihe mir hierzu Christliche gedult. – Vielfeltig hat sie gewünschet, Zwickau und die lieben freunde zu sehen; weil es nun keine gelegenheit darzu geben wollen, hat es verbleiben müßen. Ich muß mich abermals, wie vor 19 Jharen geschehen, mit gesinde behelffen. Gott helffe, das sie mir wol vorstehen. Ich solte nun ein weib, die meiner wartet, weil ich stets siech und kranck bin, haben, so muß ich derselben beraubet sein.Ich befehle dich und die lieben Deinigen, die du meo nomine salutiren wollest, der Göttl. obacht zum treulichsten. Raptim Dreßden, am 10. Julij, da gleich mein liebes weib seel. vor 35 Iharen geboren. Ao. 1656.


19. August 1656.

Herzlieber Bruder! Dein geliebtes Schreiben, darinnen du über den tödtlichen hintritt meines lieben weibes mit mir Christliche [51] Condolenz trägst, hab ich wol erhalten, bedancke mich darfür freundbrüderlichen. Meinen und der lieben meinigen Zustandt belangendt, ist derselbe itzo gar schlecht, nichts kömbt ein und die außgabe muß täglich vorhanden seyn. Das liebe Kindt befindet sich noch wol Gott lob auf, es ist ein schönes wolgestaltes Kindlein. Gott behüte es vor allem übel! wenn nur die liebe Mutter dabey were, die könte es desto beßer pflegen, die haußhaltung in acht nehmen, das nicht so viel aufgienge, darüber ich mich itzo sehr bekümmern muß. Das erste mahl hab ich mich 2½ Jhar in witberstandt und geruhsamer befunden, itzo werde ichs nicht so lange tauren können; ich hab zwar einen vorschlag, aber ich schieb denselben etwas auf, denn es ist mir kein huhn gestorben, das ich so baldt vergeßen soll. Gibt Gott hernach die gelegenheit darzu, will ich schon sehen, was mir gutt seyn wirdt. In gutem vertrauen berichte ich dich, es ist der Churfürstin Cammermägdgen, ist ein 40 Jhar alt, soll über 1000 fl. Geschmeide ohne die Kleider haben, zur ausstattung bekombt sie auch ein 300 Th. werth mit, und hat zu der Churfürstin täglich einen Zutritt; was sie von meiner besoldung heraußer bringen könte, das hette ich auch zu gewartten. Kanst du mir nun hierinnen ingeheim deinen rath mittheilen, hette ich drumb zu bitten; meinen freunden begere ichs nicht zu offenbaren, denn ich soll leben wie sie wollen, wenn sie mir mit was zu willen sein sollen, ists alles bey ihnen vergeßen, so gehet die Magdt, wenn man Eßen soll, zu Marckte, so bleibt mir alles außen, was ich bedarff, so heist es hernach mit mir, man muß es Gott befehlen. Hast du etwan einen andern vorschlag vor mich, thue mir denselben zu wißen, allein ich habe mich dahin erkleret, ein junges Mensch nicht zu nehmen, sondern ein Mensch, es sey Jungfer oder Witfrau, die meiner pfleget bey dem Alter, wie oben gedacht, jedoch ohne lehre handt, denn ich sie in ein voll hauß setze. – –


17. September 1656.

– – Die begerte nachricht wegen meiner Liebsten, So seind wir am vergangenen Sontag in einen Garten zum Ersten mal einander anzuschauen, weil es zu hoff keine gelegenheit bey mir [52] hat geben wollen, beysammen gewesen, ist zwar meiner verstorbenen Frauen seel. statur und höffligkeit nicht gleich, jedoch aber an geschicklichkeit wegen guter haußhaltung ist sie berümbt und von der Churfürstin sehr lieb und werth gehalten, des wegen ich nicht hoffe zu verderben. Bey den verstorbenen beiden weibern habe ich stets die brüder über den hals gehabt, die haben mir das meinige, was ich etwan hette erübrigen können, helffen verzehren. Da bedarff es nicht, denn es ist niemand da vorhanden, unter deßen, was geschehen, muß man mit gedult verschmerzen. Jetzo diese Stunde erfahre ich nachricht, daß sie nach beschehenen anschauen sich gerühmet, mich gerne zu nehmen, wofern ich lust darzu hette; weil sie nun lust darzu hat und Gottes wille sein wirdt, werden wir wohl verhoffentlich einander werden, allein ich muß darmit nicht eilen, denn das ¼ Jhar gehet uf Michael aus, als dann werden wir einen Tag beniemen und miteinander sich verloben, hernacher unserer gnädigsten Churfürstin und Frauen solches zuverstehen geben; was nun weiter vorgehen wirdt, berichte ich dir mit ehisten. Vor die bestellung der briefe nacher Wiesenburg thue ich mich freundbrüderlichen bedancken und hat das Mensch, dem die sache angehet, zur danckbarkeit die heyrath angestifftet. Gott helffe zu guten glück, das es mir zu meiner wartung und haußhaltung dienlichen. Von H. M. Hauschkonio hast du hierbey gefügtes brieflein zu empfahen, der läst dich officiosissime salutiren. –

Es ist vor 14 Tagen ohngefehr ein Franziscaner der Böhmischen Provinz mit nahmen M. Balthasar Dauman, der zu Leipzig revocirt und die Predigt aus dem Obern Consistorio mit communiciret worden, alhier gewesen, weil er nun ein Geschlecht der Daumen ist, hette ich gerne mit ihm reden mögen, hab auch bey der Canzley, weil er da umb ein Allmosen, es sol zwar nicht so heißen, angehalten, bestallung gemacht, aber nicht zu ihm kommen können, der Vater hat geheißen Hans Dauman, ein Schmidt zur Neiß in Schlesien. Nun ist ein Pfarrer zu Langenbernsdorf bei Zwickau gewesen, auch ein Daum[91], [53] der hat etliche Kinder gelaßen, darunter einer ein Schneider mit nahmen Theophilus Daum, ist zu Prag gestorben; ob nun dieser Schmidt auch etwan von dießen geschlecht herrüren möchte, hette ich gerne nachrichtung, kanst wo Zeit übrig und es gelegenheit gibt, ein wenig erkundigung einziehen.


20. Oktober 1656.

– – Es wird dir nicht unbewust seyn, wie das Gott der Allerhöchste nach seinem unerforschlichen willen und wolgefallen Unserm gnädigsten Landes Vater Ihr Churf. Durchl. zu Sachßen, glorwürdigster und Christmildester gedächtnüs am verschienen 8. hujus ¾ uf 5 Uhr nach Mittage bey wahrer Erkentnüs Gottes, guter vernunft und Christlicher gedult aus dieser betrübten welt durch den zeitlichen Todt in sein ewiges Gnadenreich abgefordert und der Seelen nach in sein ewiges Reich versetzet, deßen abgeleibten Cörper aber der Allerhöchste eine sanffte Ruhe und an jenem großen Tage eine fröliche Aufferstehung zum ewigen leben väterlich verleihen wolle. Heute[92] Seind Ihre Churf. Durchl. seel. in die Schloßkirche gesetzt und darbey eine Leichpredigt gethan worden, wenn das Leichbegengnüs wirdt gehalten werden,[93] weiß man nicht, es werden wol in 4 oder 5 Tausent Diener gekleidet werden, darbey ich auch sein werde, wir haben ein 4 Tage uffwartten und die notificationsSchreiben ins Röm: Reich, dem Keyserl. [54] Könige, Chur- und Fürsten, wie auch den Haubtleuten und Räthen in Städten im Churfürstenthumb Sachßen verfertigen müßen.

Meinen Zustandt betr. ist derselbe bishero sehr schlecht, in dem mir die Amme von einer vornehmen Frauen abspenstig gemacht, daß ich das Kindt, weil es in die 17. woche gegangen und zur 5 ten Milch nicht hab kommen wollen laßen, abgewehnet, und eine Kinderfrau, die ich auch mit großen mühe erhalten, angenommen, daß mir das liebe haußcreuz je mehr und mehr größer gemacht wirdt. Nun wolte ich alles verschmerzen, wenn nur die Rabens Magd nicht so wiederwertig were. Ich muß es alles dem lieben Gott anheim stellen und umb fernere gedult, die er mir bißher verliehen, bitten.

Herzlieber Bruder, ich kan dir nunmehr nicht verhalten, wie das nach schickung Gottes des Allmächtigen, ich mich mit Jungfer Annen Marien Rosen, unserer gnädigsten Churfürstin und frauen Cammerdienerin ich mich verlobet und das jawortt Ihr Churf. Durchl. durch dero hoffmeister dem von Miltitz[94] den Tag vor Ihr Churf. Durchl. absterben mir andeuten laßen. Wir haben beide das glück gehabt, daß es noch vor Ihr Churf. Durchl. tödlichen hintrit ist vorgebracht worden, itzo durfften wir unter ½ Jhar mit diesen Sachen nicht vorkommen; es ist ein frommes, stilles und eingezogenes Mensch, liebet mich von herzen gerne, alleine, das ist zu beklagen, das wir nicht zusammen kommen können, müßen es nur mit Briefe wechseln verrichten. Wir haben einander nur Ringe, wie wir uns miteinander versprochen, gegeben, von Geschmeide begert sie nicht, sie hat desselben gnug, Verlöbnüs ersparen wir auch, da sonst auch was uffgehet, denn die Churfürstin keiner kein verlöbnüs machet, außer die hochzeit. Ich erspare itzo ein merkliches, daß mir bey meinen 2 Weibern nicht begegnet, sondern stets, wenn ich sie besucht habe, was ufgangen. Sie kan nicht allein mit gesponnener Arbeit, sondern auch mit Zuckerbacken und andern eingemachten sachen umbgehen, deßwegen sie von der Churfürstin geliebet worden und sie nicht gerne von sich laßen wollen, aber dem Ehestandt zu ehren hat sie drein willigen müßen. Sie kan aber doch noch mit zur handt gehen und etwas von hofe noch was genießen. Gott gebe mir seinen Segen. [55] Von unserm Schwager Marx Suttingern, Tischlern zu Penig, habe ich vor wenig Tagen ein gruß und diese nachricht bekommen, daß die Fr. Muhme zu Wien ihm hette geschrieben, daß ihr herr verstorben were und er sollte hinein kommen und die nahen Freunde mitbringen und sie besuchen. Nun were es wol eine sache, wenn wir ihre Brüdere, die beide verstorben, erben solten, welches uns von Rechtswegen gebüret, wer will ihnen solches zumuthen? Komme ich bis uf dieses, so komme ich weiter, bleibe daheim bey dem Meinigen und darf deswegen keine gefahr ausstehen. –


13. Dezember 1656.

– – Vor die beschehene glückwünschung zu meiner Liebsten thue ich mich zwar freundbrüderlich bedanken, wolte wünschen, das mich Gott nicht in solchen betrübten witberstandt, darinnen ich mit meinen Leuten, der freunde zu geschweigen, nicht solch hauscreuz ausstehen dürffte, gesetzet hette, weil es nun dem Allerhöchsten also beliebt, muß ich mich in deßen willen ergeben, der stehe mir wie bißher geschehen, noch ferner bey. Sie ist ein frommes, stilles und eingezogenes Mensch, etwas betagt, und verhoffe ich, wie es sich anläßet, sie wirdt meiner beßer pflegen als die vorigen weiber, wie wol ich sie auch geliebet habe, ist eines Mahler Tochter, ihr Vater hat Hieronymus Rose geheißen, ist von Nürmberg mit seinem weibe anhero kommen, sich alhier gesetzet und seiner Kunst sich gebrauchet, wie nun Vater und Mutter verstorben, hat sie itzige Churf. Frau Witbe zu sich ins Frauenzimmer genommen, darinnen sie so lange verblieben, biß ich sie in ehren begeret. Hette ich nun in der Stadt eine, wie wol mir mehr als soviel Vorschläge gethan worden, geheyrathet, hette ich stets zu ihr gehen und vieleicht, wenn freunde da weren, mit zechen müßen, wie mir zu zweyen mahlen begegnet. Deßen bin ich nun Gottlob überhoben, ich darf nicht zu ihr nach hofe gehen, sondern sie kömbt des Sontags nach Mittag herunter zu mir. So ist sie auch keine Weinsäufferin, ihren deputat den sie alle Malzeiten bekömbt, macht sie zu gelte, Gott helffe und gebe weiter glück darzu. Es gefelt manchen in der Stadt nicht, daß ich nach Hofe gefreyet habe, bevoraus [56] meines lieben weibes seel. freunden, die mir doch nichts gutes, wo nicht mein gelt lieget, thun, Sondern auch das maul vielmals bey mir mehr gewischet, denn ich bey ihnen. So hat gedacht mein weib seel. bey ihren lebzeiten mich offtersmahlen gebethen, wann sie stürbe, ich solte nicht lange trauern und mich eher als erstmal geschehen, nach einer wirthin umbthun, auch darbey meines Nachtbarn des Oberforstmeisters Bernsteins gewesene Zoffe vorgeschlagen, die auch wie meine liebste heist Anna Maria. Darauf hab ich sie gescholten und gesagt, sie solte diese gedancken fahren laßen, darauf sie wieder geantworttet: in Rechten Ernst es ist war, wann sie nun diese wort brauchte, mochte ich künlich dencken, das es ihr ernst war. Nun es ist geschehen, Gott helffe uns je ehe je beßer zusammen, welches schwerlich vor des Churfürsten seel. gedechtnüs Begräbnüs geschehen wirdt, wiewol ich sie lieber bey mir wünschen wolte wegen der beschwerlichen haußhaltung, daß sie mir zur handt gienge. Weil es nun mit dem Begängnüs etwas langsam hergehen wirdt, werde ich mich wiewol wieder meinen willen auch noch gedulden müßen. 15 Ellen gut Landtuch bekomme ich zu meinem Trauerhabit, meine liebste hat schon das ihre weg. – –

PS. Auch, lieber Bruder Christiane,  vernehme ich ungerne, daß H. Johann Kirchhof[95] mit Tode abgangen ist, da hette ich auch mit der Zeit was liebes an seiner hinterlaßenen witben, weil sie mich zuvor, ehe sie H. Kirchhofen geheyrathet, geliebet, haben können, wenn ich nicht mit meiner itzigen geeilet, allein es ist mir beßer mit dieser, denn sie ist des Schlampampens[96] nicht gewonet, als wie die bey euch, ich bleibe nunmehr bei meiner. Gott helfe mit gnaden.


25. Juni 1657.

– – Meinen Zustandt mit der hochzeit zu erfahren, hette ich dir solchen lengst gerne wißend machen wollen, wenn es die [57] verhinderung zu hoffe itzo nicht gebe, maßen dann die Alte Churfürstin unsere gnädigste Frau sehr zuwieder ist, das man ihre leute so lange uffhelt, weil man nun itzo einen solchen modum ergriffen hat, das man niemand nichts geben will, muß manns geschehen laßen, es soll aber ehist das Christliche werck welches wol plötzlich, wie es zu hof pfleget herzugehen und ohne gefehr in ein 3 oder 4 wochen ins werck gerichtet werden, ich hette solchen fortgang längst gerne wüntzschen mögen, zumal weil mir die haußhaltung ohne ein accidens zimlichen schwer wirdt, nun wolte ich es noch verschmerzen, der liebe Gott hat mir noch je und allewege in meinem haußwerg gedult verliehen, dafür ich ihm lob und danck sage, wenn ich nur von meiner frauen Schwester nicht so geplaget würde. Ich habe den leuten alles gutes gethan, hab ihnen mit geld und andern Sachen ausgeholffen, nun bekomme ich den danck, mein weib seel. ist ihnen auch nicht allerdings gut gewesen, weil sie uns umb das unsere wegen so eines grosen haußzinses gebracht. Nun was wil man machen? man muß doch geschehen laßen, der Bruder sitzt auch bei mir im hauß, begeret nicht heraußzuziehen, ich hab unlängsten eine Lügen erdacht, als wenn unsere Muhme in Österreich wegen der Religion heraußer ziehen wolte und mich umb ein baar Zimmer angesprochen, daß ich ihr auch versprochen hette. Das verblümte Schreiben hab ich dem Schwager gezeiget, hat er sich verlauten laßen, er merckte ohne das wol, das ich ihn nicht lenger leiden wolte, wolte das losament uf Johannis reumen. Die Zeit ist vorhanden, vermercke nicht, das jemandt begeret außzuziehen, muß uf ein stratagema[97] zu meinem schaden bedacht seyn, sonsten bleibt er sitzen. Gott erbarme es, das ich so getrilt[98] bin.

Herzlieber bruder, ich wolte dir gerne einen gewißen Tag zur hochzeit benennen, so weis ich solchen selber nicht, gleichwol hette ich etwas von wenigen Carminibus ohn gefahr ein 30 oder 40 Exemplar und sonderlich wenn die überschickten exemplaria nur das Teutsche könte in etwas geendert und durch einen verblümbten Nahmen mit eingebracht werden, vor das druckerlohn wollest du inmittelst spondiren, wil solches uf dein Zuschreiben schon gutt machen. Gros wesens darffst du nicht machen. H. Georg Ferbern [58] köntest du auch hierzu vermögen, das er was ufsetzete. Uff den Titul könte zum hochzeit Tag spatium gelaßen werden, denselben wolte ich hernach ersetzen. –

Die Copulation soll in der Schloßkirchen geschehen und die Speißung dem Schloß gegenüber in Herzog Augusti hauß.


26. August 1657.

– – Den 3. dieses hat meine hochzeit seinen fortgang gehabt und seind unser 5 zugleich getrauet worden. Die vornehmsten Officirer zu hoffe haben Braut und Breutigam geführet alß 2 Hofräthe, der von Vitzthumb[99] und der von Burckersroda[100] mich, der StadtObrister der von Liebenau[101] und der H. Praesident, der von Miltitz[102] meine Braut. Die andern haben andere Officirer gehabt. Ich hab den Vorzug gehabt, seind also gar solenniter in der Schloßkirchen durch den hoffprediger[103], der zuvor einen langen Sermon vom Ehestande gemacht, copuliret worden, nach der Copulation seind wir uf den KirchSaal zur Taffel geführet worden und fürstlich tractiret worden, seind 2 lange Taffeln und ein Tisch gewesen, uf anordnung des herrn Praesident Miltitzens hab ich die Carmina austheilen laßen und von meinen Freunden hat niemand können was bekommen, denn sie unter die Adelichen Personen vertheilet worden. Ich bin Gott lob ohne Rausch darvon kommen, die andern seind ziemlich bezecht worden, ich hatte 3 vornehme Patronen, die wolten es nicht zugeben, das ich starck trincken solte. Die hochzeit kost mich etwan ohn gefehr ein 12 oder 15 Thaler, die Kleider, mein und der Braut ihres, kosten uns nichts, außer das macherlohn, so hab ich nicht 1 Groschen uf sie spendiren durffen, außer den trauring, und hette ich einen ersparen können, wenn ichs gewust hette, das unsere gnedigste Churfürstin und Frau den Breutigam jedwedern [59] ein trauring würde machen laßen, nun der andere Trauring verleihret sich nicht, man kan ihn sonsten zu was brauchen. Gott helffe nur, das wir beiderseits friedlich mit einander leben und mit guter gesundheit einander beywohnen mögen. –

Vergangene woche ist H. Johann Weiser von Weisenfels zu mir kommen, – – der hat mich berichtet, daß die Frau Muhme ziemliches Alters und bey guten mitteln were. Ihre pretiosen und baarschaft hette sie bey der Tochter zu Wien, was sie des Jhars erwürbe, das legte sie zum Schatz. Sie hette vorgeben, sie wolte ein Testament machen und die freunde in Meißen auch bedencken. – – Ich hab ein brieflein H. Weisern mitgeben, aber darinnen des Testaments nichts erwehnet, wil sie uns was vermachen, so mag sie es thun, wo nicht, so wirdt uns doch der liebe Gott erhalten. Es hat darnach gleichwol mühe, wenn uns was vertestiret würde, ehe wir solches heraußer bekehmen. Die Catholischen sein sonsten nicht weit her, wie denn der Tochter Mann, der RegimentsCanzler H. Suttinger, ein Erzverfolger der Evangelischen sein soll. Satis est.


1. März 1658.

– – Sonsten hat der ungewöhnliche winter mir vor 7 wochen ziemlichen zugesetzt, das ich stets zu hause bleiben müßen, darauf ich vor 4 wochen die Rose an beiden Schenkeln bekam, weil ich mich gleich in der wochen, da es mir ankam, nicht wol abwarten könte, weil Ihr Churf. Durchl. sich uf die Reise nacher Franckfurth begeben[104] und die vornehmen Grandes ihre Sachen gerne befördert haben wolten, hab ich das meinige in dem Bette und, wie ich gekont, verrichten müßen. Wann nun das wetter sich etwas endern wolte, das ich mich der lufft wieder gebrauchen könte, wolte mit Gottes hülfe ich mich etwas beßer befinden, hab ich vor diesen einen trunck wein genießen können, muß es itzo nachbleiben, denn er mir nicht mehr bekommen will, ich behelfe mich mit gutem Bischofswerder Bier, das laß ich mir viertel weiß einlegen. Das bekömbt mir am besten. – – Vor die uberschickten Carmina thue [60] ich mich freundbruderlichen bedancken und vernehme ungerne, das euer neuer Cantor[105] von Ditmann so übel tractiret worden, das er darüber in eine Kranckheit gefallen, wenn es nur allezeit sich verantwortten läst; gerne möchte ich wißen, wie er zu Jehna bey der Academi bestanden. Ob des Obristen Bosen,[106] wie auch Wolff Ferbers LeichPredigten in Druck kommen seyn oder nicht, möcht ich gerne nachricht haben. Von H. Hauschkonio hast du hier ein brieflein zu empfahen.


13. September 1658.

– – Heute ist die Zwickauische Rathswahl zur Confirmation einkommen und befinde darinnen, das Christoff Weise (unser Vetter) denominiret worden, behalte dieses in geheim bey dir, uf den wahltag werdens die andern wol erfahren. – –


29. November 1658.

Herzlieber Bruder!  Von Vetter Christoff Weisen hab ich dein Brieflein nebenst Obrist Bosens LeichPredigt, die mir [61] wolgefallen, zu recht erhalten, wil auch solche nebenst andern zumahl wenn H. Barthii darzu kombt, binden lassen. – – Damit ich mir die Zeit bisweilen vertreibe, so nehme ich mein kleines Töchterlein Johanna Margaretha zu mir, die vertreibet mit ihrem waschen,[107] bethen und uffsagen maniches mal die Zeit, das ich nicht weiß, wo sie hinkombt; ich wolte wünzschen, das ihr sie bey euch haben solt, wiewol die Andere Tochter sich herzlich nach euch sehnet. Ich vor meine Person were selber zufrieden, daß wir noch einmal könten zusammen kommen und ein valet machen. – – Dreßden am 29 Novembris, da vor 21 Jahren meine Eltiste Tochter Maria Elisabeth jung worden und folgendes tages die Mutter dorauf verschieden. Ao. 1658.


22. Februar 1659.

– – Durch den tödtlichen abgang unserer gnädigsten Churfürstin und frau,[108] welche den 12. hujus in der Nacht umb 12 Uhr verschieden, ist abermals ein trauern worden, müßen uns mit den langen Mänteln wieder schleppen, sol, wie man vorgibt, uf Palmarum, wo anders der Sarck kan verfertiget werden, nacher Freiberg in ihr Schlaffkammerlein gebracht werden, ist nun keine stelle mehr übrig, man suchet hier alle winckel aus, ein ander Begräbnüs uffzubauen, obs noch hier geschehen, wirdt die Zeit einmal eröffnen. –


12. September 1659.

Ob des verstorbenen Superintendenten[109] LeichPredigt in Druck kommen und ob die vacirende stelle baldt wieder ersetzet wirdt, möchte ich gerne nachricht haben. – [62] – – Hierbey gefügt hast du ein exemplar des MünzMandats[110] zu empfahen und hette das büchlein, darauf sich das Mandat referiret auch darbey seyn sollen, weil aber dasselbe nicht bei Unß, sondern in der Geheimen ReichsCanzley ausgefertiget worden, hab ich nur ein exemplar zu meiner nachricht bekommen, ich hab schon schaden an gelde gelitten und werde noch uf kommendes Quartal schaden leiden müßen. –


25. Oktober 1659.

– – Daß sich solche omina an Glocken und andern sachen sich ereignet, mag wol ein vorboth des H. Superintendenten Todesfall gewesen seyn. Daß Herr M. Schmidt [111] auch neulicher Zeit mit Tode abgangen, hab ich nicht gerne vernommen, es wundert mich, daß die Junge Leute so baldt wegsterben und nicht ein wenig zum Männlichen Alter kommen, ob sie sich etwan des Studirens so sehr annehmen, daß sie so geschwinde dahin sterben oder ob es wieder Gottes strafe ist, weiß ich nicht. – –


12. Januar 1660.

– – Was es nun mit euers neuen Superintendenten[112] Anzug, das es sich darmit verzeucht, vor eine beschaffenheit habe, darvon habe ich keine gewißheit, hette mich derselben, wenn ich were außgangen, erkundigen und dir gerne nachricht, wie auch, ob der Rath das Jus Patronatus verscherzet, communiciren wollen, will aber, so bald ich außgehe, darvon Bericht thun. Wunder were es nicht, daß sie das Jus Patronatus verscherzet hetten, weil sie mit den Armen Bürgern so übel umbgehen, überdiß so liegt der [63] Stadtschreiber fast Jhar und Tag hier, und geben nicht beßer uf ihre schanze acht.

Meine Tochter läst dein liebes weib freundlich grüßen und ein glückseeliges neues Jhar und ein baar Söhne oder Töchter, daß sie kan hienauff kommen und dieselben wiegen, wünzschen, und thut ihr die versprochene haube übersenden, jedoch mit dieser bedingung, wofern sie ihr möchte zu klein seyn, soll sie nur ein maß, wie groß dieselbe ohngefehr seyn muß, hierher schicken, will sie ihr eine andere machen. –

Auf Österreich bekomme ich keine schreiben mehr, ich spreche, die frau Muhme wirdt sich auch zu der Catholischen lehr bequemen, darzu sie der Eydam, der RegimentsCanzler ist und das Reformationwesen unter sich hat, bereden kan. – Dreßden, am 12. Januarij, da ich vor 20 Jharen zu meiner verstorbenen Frauen seel. zum ersten mahl uf die freyet gieng. Ao. 1660.


19. Februar 1660.

– – Hierbey hast du einen Extract auß der Fraw Muhmen zu Wien schreiben zu empfahen, darauß wirst du ersehen, was sie an Uns begeren thut. Nun hab ich darauff also baldt wieder beantworttet, weil von den Daumischen meines bewusts niemand mehr vorhanden, ich auch keine Söhne, sondern nur Töchter und du keine Erben hettest, daß ich also nicht absehen könte, worzu Uns dieser Brieff[113] in Unserm Alter dienen solte, könte sie aber solchen vor die Ihrigen gebrauchen, so könte ichs geschehen laßen, daß bei Kay. Mait. erwehnter Nobilitation oder Wappenbrieff erhoben würde, darzu ich ihr in meinem Nahmen die supplication schicken wolte, allein sie müste die ablösung selbsten thun und denselben vor sich behalten. Denn ich darzu wegen entstehung der Geldmittel nichts herschießen könnte. – Die Catholischen gedencken vielleicht, wir sein dem Ehrgeiz auch ersoffen und haben des geldes [64] so viel als wie sie. Ich begere diese Ehre nicht, viel weniger hoffe ich sie von dir. – Solte über verhoffen noch jemand von den Daumischen vorhanden seyn, so werden es wol blutarme leute seyn und diesen bettelbrief nicht begeren. –

Der Wienischen brief war uff einen vergülten bogen geschrieben, ich hab dergleichen auch wieder gethan, damit sie sehen, das wir auch vergült Papier haben.

Euer Superintendenz wird noch nicht anziehen, biß seines bruders hochzeit alhier wird vorüber sein.

Unsere Abgesandten werden binnen 14 Tagen zu der Reichslehensempfahung nacher Wien von hinnen abreisen,[114] da werde ich meiner Collegen einem ein briefflein mitgeben, ich hette selbsten mit fortkommen können, allein der Osterreichische Wein möchte mein verderb seyn, so mangelts mir auch an Mitteln zur ausstaffirung. Ich halte es nunmehr vor das bequemste, man bleibe bey den lieben seinigen und nehme mit dem wenigen vorlieb, was der liebe Gott bescheret. Das Reisen will sich nicht mehr mit mir practiciren laßen, wenn ich nicht von den meinigen jemandts bey mir habe, die mich in acht nimbt.


12. März 1660.

– – Mit Unsers Fräulein heyrath wird viel geredet, ich noch andere wißen den Rechten grundt nicht, uf unserer seiten möchte woll der will, weiß aber nicht, wie uff jener Seiten seyn. Es ist diese Fastnachtswoche über das fest zu hoffe ziemlich celebriret worden, auch also daß am verschienen Sonnabent der Unterhoffmarschalch und Cammerherr der von Krahe[115] abents gegen 7 trunken heimkommen, uf den stuhl sich gesetzet und alsobald des Todes worden. Gott helffe, das solcher Schlampamper nicht mehr folgen werden. Des Churfürsten pferde sterben mächtig weg, dargegen bleiben der gemeinen leute pferde lebendig, wie man auch die Diener helt, so gehets auch hernach. –

[65]
7. Mai 1660.

– – Vergangenen Sonnabents Abents zwischen 9 und 10 Uhr hat ein junger Mensch, eines handelsmanns Sohn alhier, der neulichst aus Indien kommen ist, sich selbstens erschoßen und umbbracht. Die judicia gefallen unterschiedlich darvon. –


7. Mai 1660.

Herzlieber Bruder!  Dein Schreiben ist mir neben H. Barthens seel. exemplar der LeichPredigt, dafür ich mich bedancke, wol worden, das darbey gewesene Convolut an H. Hauschkonium hab ich auch zu überbringen laßen. Was vor judicia von deinem büchlein, darvon du gerne nachricht haben möchtest, gefallen, so berichte ich dich hiermit, das zwar etliche Pfarrherrn solches werk hoch gerühmet, etliche haben hinwieder gesaget, du werest ein guter Grammaticus, der H. LehenSecretarius spricht, ich kan es nicht genug mit verwunderung lesen, und er möchte gerne die Person sehen, vom Herrn Rectore hab ich nichts erfahren. –

Das löbliche OberConsistorium ist innerhalb wenig wochen der weltlichen Herren Assessores beraubet worden, die eine stelle ist zwar mit H. D. Gottfriedt Berringers Person wieder ersetzet, die andere aber vaciret noch. –


3. Juni 1660.

Herzlieber Bruder!  Dein Schreiben nebenst dem Memorial an den H. LehenSecretarium, dafür ich mich freundbrüderlichen bedancken thue, hab ich wol erhalten. Mit des herrn Regierungs Canzlers Titul kann ich dir nicht willfahren, hab meinen Collegen gebeten, mir solchen zu Wien zu wege zu bringen, erwarte solchen täglich, will bey der Post wieder erinnerung thun, das mir selbiger nebenst dem Lateinischen möchte communiciret werden. Aus hierinliegendem Abdruck[116] ist zu ersehen, daß uff seinem Petschafft stehet [66] Rath und Canzler, so baldt ich denselbigen erhalte, soll er dir zugeschicket werden, ich stelle dir nun frey ob du ihm ein exemplar deines Palponistae[117] neben etwas von Carminibus wilst zu schicken, ich zweifele sehr dran, das er etwas von büchern hat laßen ausgehen, mag vielleicht ein andrer Suttinger seyn, er ist erstlich Keyserl. Rath und landrenthschreiber gewesen, hernach RegierungsCanzler in UnterOsterreichischen Landen. Die Verßlein, die ich der Fr. Muhmen geschickt, seind Sprüchlein uf Pergamen geschrieben gewesen, hat sie sehr wol uffgenommen. – –


18. Juni 1660.

– – Heute geschehen unterschiedene Proben von jungen Artollerieverwandten, deren 18 in der Anzahl seyn, darunter ich 2 feine Purschigen habe und meine Vettern seyn, werden nach vollbrachter Proba ihre Kunst uff der Vestung mit Feuerwaffen auch beweisen. Kommende woche, wofern es nicht der Jharmarckt verhindern wirdt, wirdt hier zum ersten mahl nach dem Kriege ein Vogelschießen gehalten, das wirdt dem Rath alhier über die 2000 fl. kosten, denn er muß die ganze herrschafft und die vornembsten Officirer gastiren. –


25. Juni 1660.

– – Gestern ist das Vogelschießen hier wieder angangen. Darbey haben die BauerMägde und Knechte, die dazu aus den Dörffern außgelesen werden, müßen tanzen, ist auch eine stange, darauf ein hahn geseßen, aufgerichtet gewesen, darnach haben sie müßen steigen, so ist auch nach der Ganß geritten worden und was dergleichen Narrenwerg mehr gewesen. Den Vogel hat der Landvoigt und Obrister, Freyherr von Callenberg[118] abgeschossen. Morgen, geliebts Gott wirdt ein anderer auffgerichtet, den hat der Rath laßen machen. Darnach folget der Gesellen Vogel. Es dürffte das schießen wol die ganze woche weren. –

[67]
28. Juni 1660.

Herzlieber Bruder!  Dein Schreiben hab ich wol erhalten und berichte dich hiermit, daß die beiden Artollerieverwandten des alten Zeugwarters Hanßen Buchners seel. Söhne, meiner verstorbenen seel. Frauen nahe Vettern seyn, dahero nennen sie mich auch also, seind feine junge geschickte Menschen. –


19. Juli 1660.

– – Weil nun unsere herrn Abgesandten wieder von Wien anhero kommen, hab ich von der Frau Canzlerin schreiben erhalten und hat nochmals umb beförderung des bewusten Nobilitationbrief gebeten. – – Meinen Kindern hat sie 3 duppelte Ducaten geschickt. Hab uf ihr begeren 2 blanqueta und ein Verzeichnüs unserer freundschafft und was sie bedienet gewesen, hinein geschickt. Darauf mag sie nun eine supplication extendiren laßen und den Nobilitationbrief erheben, weil ihr so viel daran gelegen ist. Meinen herrn Collegen hat sie 2 mahl gastiret und so in ehren gehalten, das ers nicht gnugsam hat beschreiben können. Es hette der H. Canzler auch meine gesundtheit zu trincken angefangen und solche über der ganzen Taffel, darbey sich eitel Keyßerl. Räthe und andere Officirer befunden, laßen herumbgehen. Der H. Canzler soll ein feiner glimpflicher Mann seyn, hat zu Leipzig studiret. –


28. Juli 1660.

Herzlieber Bruder!  Hierbey gefügtes Brieflein, wenn es der ungehangene Schelm, Moritz[119], wie ihn herr Secret: Küsel nennet, nicht hette liegen gelaßen, hette dir lengst sollen zu kommen, weil es aber wieder meinen willen verblieben, hast du es itzo nebenst H. Hauschkonii Schreiben hierbey zu empfahen. Vor die überschickte LeichPredigt thue ich mich freundbrüderlich bedancken, hette dir gerne darvor wieder was schicken wollen, so ist vor dismal nichts vorhanden. –

Die Buchner alhier seindt mit dem H. Professore zu [68] Wittemberg[120] nur mit Vetterschafft verwandt. Von neuem passiret hier wenig, alß das am vergangenen Dienstag bey der Pulvermühlen etliche Stücken seynd probiret worden, darbey sich Ihre Churf. Durchl. auch befunden. Ihre Churf. Durchl. haben stets uf Ihre Carette, wo sie sich hinbegeben haben, gefahren. Diesen Tag aber seindt Sie nauß geritten und wie sie nun vom Pferde herabsteigen wollen, bleiben Sie hengen und werden also mit dem Pferde geschleppet, also das Sie sich zu wagen haben wieder herein begeben – N. B. ehe das geschehen, ist ein Stuck beim loßbrennen zersprungen – und sich zu Bette innen halten müßen, Seind aber gestern Gottlob wieder herumbgangen. Sie haben sonsten als heute uff die Jagt ziehen wollen, wie den der Jagtzeug albereit voran gewesen. Derselbe ist gestern wieder zurückkommen.

Den 20. hujus zu Mittage ist so überaus ein starcker windt entstanden, daß er vor des Freyherrns und Oberhofmarschalchs Rechenbergs[121] Garten eine große Linde, darauf der Altan geruhet, entzwey gebrochen, das die anwesende Gäste, weil er gleich eine Gastung in seinem schönen Lustgarten gehalten, ziemlichen erschrocken. So haben auch die Würzkrähmer uf dem Markt ziemlichen schaden empfunden, denn ihnen der windt alles übern hauffen geworffen. Gott helffe, das dieses der gröste schaden sey, und nicht ein anderer darauf erfolgen möchte. – –

Im Octbr. wirdt ein Landtag[122] hier wieder gehalten werden. –


30. September 1660.

– – Mein kleines vorwitziges Töchterlein, Gott behüt es, thut dich vor den geschickten Catechismum freundmühmlichen bedancken. Sonsten vernehme ich aus deinem einen schreiben, daß du gerne benachrichtiget seyn wollest, wer die dir unlängst überschickten [69] Carmina H. M. Jenzschen, PestilenzPfarrherrn betr. gemacht und mir gegeben hat. Wer sie nun gemacht, daß wirst du aus dem exemplar ersehen, wer die autores seyn, und H. M. Jenzsch hat mir sie in seinem Loiament, da ich mit ihme wieder meinen willen in seinem Garten hab eßen und trincken müßen, ich hab ihm zwar wollen entgehen, hat mich aber doch noch ertapt, das ich ihm hab folgen müßen, solche leute bringen nicht viel brot ein, wenn man mit ihnen ißet, sie wollen hernacher, wenn sie zu einem kommen, beßere tractamenta haben.

Ich vermercke, daß Zeigerin sich wieder nacher Zwickau vermiethet, es wird ihr zwar nach Dreßden bang thun, sie werden ihr nicht solche tractamenta als wie hie geschehen, auftragen, sondern mit einem wenigern müßen vorlieb nehmen, wenn sie Morgens einen Topff von ein 2 oder 3 Kannen Suppen gehabt, hat sie nicht wollen darmit zufrieden seyn, ja ich muß bekennen, daß sie ihre Mahlzeit stattlich ißet. – Daß es dir mit der Besoldung auch so schlecht ergehet, vernehme ich nicht gerne, müßen es, weil es der welt lauff also ist, dem lieben Gott befehlen. Der gebe nur, das wir das tägliche außkommen haben. Den überfluß mögen die großen hansen hinnehmen und ihn wohl bekommen laßen. Übermorgen hab ich eine hochzeit des Schuldieners H. Samuel Hellmerths Tochter, deßen weib H. Tobien Wincklers weibes Schwester ist, weil eine solche große Pralerey von 7 Tafeln ist, will ich morgen geliebts Gott mit allen den meinigen nacher Lockewitz zu meinem Schwager, dem H. Pfarrer[123] zur Kirmeß fahren und mich ein wenig erlustiren. Die vorige woche habe ich meinen Schwager zu Plauen H. M. Lembachen, 3 Tage besucht. Der weg ist etwa in einer guten ½ stunden zu gehen, hab mich Gott lob bey guter gesundheit befunden. Ich weiß nicht, ob es mein Todt oder was anders seyn wirdt, daß die leute so über mich schreien, daß ich itzo Gott lob so fein außsehe und eine so leberliche farbe hette als vor vielen Jharen ich nicht gehabt hette. – –


22. März 1661.

Herzlieber Bruder!  Dein geliebtes Brieflein hab ich wol erhalten [70] und das beygefügte Exemplar H. Barthii LeichPredigten, dafür ich dir freundbrüderlichen dancksage, hab ich alsobaldt meinem H. Collegen Christian Goldhainen zugestelt, der sich gleichsfals gegen dir bedancken thut, der hat mich berichtet, daß er sich nicht erinnern könte, daß er einen freund zu Leipzig gehabt hette, allein zu Lauterstein, da were seines Vatern Bruder Schößer und gedachter sein Vater Hammermeister gewesen. Der Barbierer, der unsern Bruder in der Lehr gehabt, hat geheißen Daniel Fritsch, des Organisten Christian Fritschens bruder zu Zwickau.– –


2. April 1661.

– – Herr M. Graf[124] hat mir das brieflein durch einen Knaben uf der Canzley zustellen laßen, hette gerne gesehen, daß er mir selber zugesprochen hette, bin auch ans Thor zu dem Thorschreiber gangen, mich erkundiget, wo er eingekehret, hab aber seinen nahmen im verzeichnis nicht finden können, wie er nun hereinkommen und wie die Thorschreiber ihre Verzeichnüße so fein richtig halten, weiß ich nicht. Ich werde dir künftig außführlich schreiben, weil es die Zeit wegen heutiges Tages angestaltem Fürstl. Begräbnüs[125] nicht leiden will, und dir meinen zustandt ein wenig entdecken, weil ich so wiederwertige Freunde habe, wie es nach meinem und meiner Kinder Todt soll gehalten werden. – –


13. Mai 1661.

Herzlieber Bruder! Bey dieser gelegenheit, weil ich sonst keine andere haben können, thue ich dir H. Hauschkonii brieflein überschicken und darneben berichten, daß bey H. M. Malmo[126] ich zu dreyen mahlen gewesen und wegen des bewusten buchs mit ihm reden wollen, so hab ich ihn niemals antroffen, sondern er [71] ist mit den jungen Freyherrn von Friesen uf die güther[127] gezogen und hat etzliche wochen sich draußen aufgehalten. Ich hab aber im Lojament bestellung gemacht, daß, sobald er möchte hereinkommen, mirs zu wißen gethan soll werden. Daß gemelter M. Malmo eine Pfarr bekommen haben soll, will im hause niemand darvon was wißen. – –


9. Juni 1661.

– – Bey H. M. Malmone kan ich dir wegen des bewusten buchs nicht willfahren, weil er sich mit den Jungen Freyherrn noch uf den güthern befindet, verhoffe weil uf kommende Mitwoche das Vogelschießen alhier gehalten wirdt, so werden sie hereinkommen und der lust auch mit genießen, wenn er sich hinnen befindet, will ich ihn deinethalben gewißlichen zusprechen. Auch hette ich eine große bitte an dich, wenn du mir einen kleinen dienst wollest erweisen und zu meines lieben Schwagers, H. M. Michael Lembachs Treufleißigen Pfarrherrns zu Plauen nahe bey Dreßden gelegen, Weibes LeichPredigten wollest etliche wenige Carmina uffsetzen und dem guten Mann, der bißher deine Sachen sehr gerühmet, in seinem haußcreutz auch mit zu statten kommen. Sie hat geheißen Frau Margaretha, ist 53 Jhar 16 wochen minus 2 Tage Alt gewesen, den 25. Maij gestorben und den 30. hernach zu Plauen in der Kirchen begraben worden. Sein erstes weib und mein verstorbenes weib sein leiblich geschwister Kinder gewesen, ist ein sehr lieber Mann, ist zwar ein hiesiges Kindt und nach herr M. Eulenaues[128], gewesenen Pfarres zu Werdau, abzug auß Dreßden, an seine stelle Conrector worden und darnach die Pfarr bekommen. – –

Vale Dreßden, den 9. Junij, 5 Tage vor meinem und meiner kleinen Tochter, dem goldEngelein, Gott behüte es, Geburtstag, da ich das 61. Jhar cum Deo werde erleben. Da werde ich zu Plauen diesen Geburtstag, wie vor dem Jhar auch geschehen, begehen [72] und wolte wünschen, das du mit deinem lieben weibe auch hier seyn soltest. –


20. Juni 1661.

Herzlieber Bruder!  Dein Schreiben sambt dem beygefügten hab ich wol erhalten, bedancke mich dafür freundbrüderlichen. Herrn Schwager M. Lembachen wil ich das Carmen, sobaldt ich abkommen kan, ehister Tage überliefern und gebetener maßen erinnerung thun, daß dir die Bogen, darauf dein Carmen ist, möchten in duplo zugeschicket werden, verhoffe auch solche zu erhalten. Die LeichPredigt soll zu Budißin in OberLausitz, da hat er einen Sohn, der ein Buchdrucker Gesell ist, gedruckt werden. Sonsten vernehme ich ungerne, daß das Regenwetter am 15. hujus dir in deiner Bibliothec ziemlichen schaden gethan, weil der Geistlichen und Schuldiener heuser nicht in baulichem wesen erhalten werden, es gehet itzo also daher, man fragt nicht viel nach dem schaden, wenn diejenigen, die die Inspection über das Bauwesen und der Schuldiener außzalung haben, nur vor sich bleiben können, es gehet hier zu hoff auch so zu, sie dörffen der Obrigkeit die Obligationes und Quittungen, die sie von leuthen mit condition abgeschwatzet haben, daß sie die Zalung ehist erlangen sollen, anstatt baares geldes zurechnen und halten darmit ehrliche Leuthe von einer Zeit zur andern auff und kauffen immittels gärten, laßen sie dieselben schön ausbauen, ich hab darunter einen, der heiß Knorr von Schneeberg bürdig, ist Geheimer Cammer: ja Jammer Meister armer Leuthe, ist so ein stolzer ufgeblasener Mensch, hat vor wenig Jahren Gott gedanckt, daß man ihm im AppellationGericht hat das nachschreiben vergönt, daß er sich hat behelffen können, itzo ist so mächtig Mann auß ihm worden.

H. M. Malmo ist mit den Jungen Freyherrn von Friesen zu diesem Vogelschießen nicht herein kommen, ingleichen der ChurPrinz auch nicht, hat sich eine Zeit lang uf dem Lande uffhalten müßen, fürchten sich vor den blattern, als wenn Sie dieselben uff dem Lande nicht auch bekommen könnten. –


22. Juli 1662.

– – Sonsten vernehme ich gerne, daß dein Dach gemachet [73] worden, das du deine Sachen nunmehr sicherer vor dem Regen haben kanst. Ich hab auch meine unterstube laßen renoviren, Ofen und Fenster neu machen laßen, nunmehr muß ich die Fenster, weil sie der Tischer, der ein Soldat ist, so zierlich gemachet, das ich sie nicht darff sehen laßen, so gehets, wenn man was ersparen will, das mans darnach muß doppelt bezahlen. Nun wolan es ist geschehen und muß man mit schaden klug werden. –

Ich sehe, daß der Leyermacherin Tochter, die zu Zwickau nicht hat tauern können, sich wieder hier befindet, ja die gut Schlampampe kan nicht gnugsam gesettiget werden, derowegen ziehet sie von einem ort zum andern. –[129]


9. September 1661.

Herzlieber Bruder!  Aus deinem jüngsten Schreiben hab ich den betrübten Zustandt, der über die Stadt Zwickau und derselben gegend neulicher zeit ergangen, gar ungerne vernommen, weiß nicht, wie der liebe Gott über diese Stadt so erzürnet ist, das immer eine straffe der andern die handt langet, alhier hat man von keinem waßerschaden Gott lob gehört. – – Dieser Tage ist ein SchullCollega, mein lieber Schwager, von herr Wincklern her, und lieber Gevatter, herr Samuel Helmerth, von Pauscha aus dem Voigtland bürtig, mit Tode abgangen, wirdt nahe an die 80 Jhar alt seyn, hat nie keine krankheit gehabt, ist Dienstag etwas unpäßlich aus der Schul gangen und Donnerstag darauf verschieden. –


1. November 1661.

Heutiges Tages seynd Ihr Churf. Durchl. mit dero hoffstatt wieder anhero kommen, werden kommenden Sontag communiciren, Mitwochs des General Hanauens[130] Leichenprocess beywohnen [74] und folgendes Tages sich wieder nacher Moritzburg begeben und daselbst zu dem neuen Kirchenbau den Ersten grundstein legen.[131]


17. Dezember 1661.

– – Überschicke dir auch mein geschriebenes Gebethbüchlein, das wollest du mir zu gefallen, jedoch in deinem Nahmen binden laßen, zuvor aber dich erkundigen, was der bundt in schwarz Corduan und schlecht vergült uffn schnitt kosten möchte und mir so dann wieder berichten, soll alsbaldt das binderlohn hienauf geschickt werden. Es ist auch etwas von Pergamen darbey, darvon kan ein futteral, das man das büchlein darein legen und ohne schaden bey sich tragen kan, gemacht werden. –

Es ist eines Nadlers Sohn von Zwickau hier, der ist bey dem HaußMarschalch und wartet uf seine Söhne, der soll in deiner Information gewesen sein. Den kan ich nicht zu mir bringen, das ich von ihm vernehme, was er denn gutes da lernete. Denn ich nichts denn Eßen und trincken von hofe zutragen sehe. Der haußmarschalch hat seinen uffenthalt uff dem Schloß, aber die Kinder wohnen hier unten im hause neben mir, es ist schadt umb den Knaben, das er etwan so verderben soll, ich möchte gerne seiner Eltern nahmen wißen, denn mir niemandts mehr bekandt ist. –


21. Dezember 1661.

– – Heinrich Spillners[132] Beschreibung über Alt und NeuDreßden hab ich nicht erlangen können, überschicke dir mein Exemplar, welches der Autor mir selber verehret und mich teuer genug ankombt; denn er mir übers Jhar 1 fl. schuldig verblieben und ich mich darmit muß contentiren laßen, er hat ziemliche vitia [75] darinnen begangen, wie du solche wol wirst finden, er hette es wol unterwegens laßen mögen und einem andern, der es beßer verstanden, die Ehre gönnen mögen. Er hat vor der Churf. Regierung dem Rath zu Zwickau eine Abbitte thun müßen. –


13. Januar 1662.

– – In meinem vorigen Schreiben, wenn meine Tochter mich nicht daran erinnert hette, were es im itzigen auch vergeßen worden, hab ich des H. Hauschkonii tödlichen hintritt dir wollen wißent machen – soll nur 9 Tage kranck gelegen haben – weil es aber mein kurz gedächtnis, das ich itzo habe, verursachet, wirst du mich entschuldigt halten, hast nun abermals einen guten Freundt und die Knaben einen guten Lehrherrn verlohren, nun was hilffts, wir müßen alle den weg. Gott helffe, das er nur selig ist.


18. Februar 1662.

– – H. Hauschkonij seel. verlaßenschafft hat seine Schwester, die sich in Böhmen uffhalten soll, abgeholet. Den Tag, wenn er verschieden, hab in seinem gewesenen Logiament nicht erfahren können, aus was ursachen sie mirs nicht haben sagen wollen, weiß ich nicht. –


31. Mai 1662.

– – Hier schickt und rüstet man zu uff künfftige Beylager, welches prächtig gehalten werden soll. Gott gebe, das es dem armen Landmann nicht am meisten betrifft, der zu dieser Pracht geben muß. Wie der neue Rector, der von Annaberg nacher Zwickau vociret wirdt[133], heiße, berichte mich mit nechstem, wie auch ob des verstorbenen[134] seine LeichPredigt baldt in Druck ist.

[76]
26. Juni 1662.

– – Ich wünsche dir zu deinem RectoratAmbt viel glück, Seegen, gute gesundtheit und alles wolergehen. Der Allerhöchste helffe, daß du solchen Dienst viel Jhar verwalten mögest: welchen Tag du angenommen worden bist[135], wollest du mich berichten. –


14. Juli 1662.

– – Was das Fürstl. Beylager im Lande vor beschwerung wird verursachen, denn die armen leute sollen über ihre Steuern noch etwas von gelde herschießen, damit der Pracht desto beßer kan getrieben werden, hat man aus den einkommenden supplicationibus genugsam zu vernehmen. Ich meines teils muß morgendes Tages, da die ganze Bürgerschafft, er sey auch Adel oder unadel, keinen ausgeschloßen, gemustert werden soll, ein kerl ausstaffiren, der vor mich auffzeicht, mit einem gelben Röcklein mit schnüren ausgebremet, daß kost mich auch über 4 Thaler, ohne was sonsten andere accidentien mehr seyn, und den Kerl ½ Thaler, und nehme in 6–8 wochen nicht einen ₰ ein, so bleibt über dieses unsere besoldung auch stecken und wirdt alles von tag zu tag theuer. Gott erbarme es. –

Wenn du nun wirst dein einzug in die Schule gehalten und wir das leben haben, wollen wir dir in deinen Garten, der in der Schulen ist, etwas von Roßmarien und Citronenbäumlein schicken. –


15. Juli 1662.

Herzlieber Bruder!  Dein schreiben sambt dem dabey gewesenen Pacquet hab ich gestriges Abents wol erhalten und soll dasselbe morgen, geliebts Gott, weil heute die Thoren wegen der angestellten Musterung zugehalten werden, nacher Pirna geschaffet werden, weil täglichen fuhren zu waßer und zu land hin und wieder gehen. –

[77] Morgen wirdt ein Einspenniger, der am vergangenen Sontag seinen Schwähervater, der ihm das Geleidt in heimgehen gegeben, unterweges erstochen, das er also baldt todt blieben, decolliret werden. –

– – Erstlich wegen deines Soldts, das sie dir so viel abgebrochen haben und zu vorhero dich eine geraume Zeit patientiren müßen, welches du nicht groß achten mußt, denn ich gerne etliche 100 fl. fallen laßen wolte, wenn mirs so gut werden könte. Vors 2., das du viel neider hettest, nun pfleget man zu sagen, je mehr neider, je mehr glück, es ist der welt lauff also. Zum 3., das sie dir nicht soviel besoldung als deine vorfahren gehabt haben, geben wollen, so fraget sichs nun, ob du nicht auch soviel labores und noch viel mehr, weil die Jugendt sehr unbändig ist, als deine Vorfahren haben wirst. 4. Daß du die witfrau neben ihrer Schwester bey dir einnehmen solst, solche bürde were wieder die billigkeit, wolte nun der Rath oder wer diese anordnung gemacht, erwehnte witbe in der Schulen wißen, so möchten sie ihr ein sonderliches Zimmer einreumen, damit du mit den deinigen unmolestiret bliebest. Summa Summarum, es ist allenthalben wiederwertigkeiten, du kannst dich wegen der besoldung und der witben in acht nehmen, das sie dir keine einführung machen, damit deine Nachkommen über dich nicht zu klagen haben mögen.

Das Fürstl. Beylager ist biß uf den 19. Octobris verschoben. Da werden die in der Michaelismesse eingebrachten Gelder alle weggenommen werden, das kein diener wird was bekommen, Gott erbarme es. Wir haben vermeint, wir würden der frembden Völcker bald loß werden, so führet der Geier wieder neue Croaten her, die die Mägde müßen vollend beschicken, weil die alten scilicet so faul seyn.[136]

Der Einspenniger ist noch nicht decolliret worden, sondern [78] es soll ihm die handt erstlich abgehauen und hernacher archibusiret[137] werden. –


28. Juli 1662.

– – Den 20. hujus ist unsere gnädigste Churfürstin und Frau mit dem jungen ChurPrinzen in Dennemarck gereiset, alda mit der jungen Princeßin eine heirath zustifften. Gott helffe mit gnaden, daß es glücklich abgehandelt und die weite Reise auch wol volbracht werde. Mehrers in einem und andern zu schreiben, were wol vorhanden, wenn der feder zu trauen were. Mit deiner vocation ob dieselbe confirmiret oder wie es darmit bestehet, möchte ich gerne nachricht wißen, verhoffe, du wirst dich nicht über den Tölpel werffen laßen, wie D. Gebhard[138] solches wol practiciren kan. –


4. September 1662.

– – Heut Acht Tage hat unsere gnädigste Frau mit dem ChurPrinzen, die wieder aus Dennemarck kommen, seynd zwar nicht nach Coppenhagen, sondern der König mit dero Gemahlin und vier Freulein, darvon das Eltiste, mit nahmen Anna Sophia, des ChurPrinzens alhier seine Liebe, bis nach Neuköping entgegen kommen, ihren einzug alhier gehalten, welcher schön anzusehen war, und darbey die Stücke uf den wahlen zu dreyen mahlen gelöset worden und die Soldaten uf der Vestung 3 Salve geben. – –


13. November 1662.

– – Das Fürstliche Beylager ist Gottlob nun zum ende und hat des Zusehens so viel gegeben, daß ich es gar satt bin und ist Gott lob und danck ohne schaden und gefahr glücklich abgangen, zuförderst das kostbare Feuerwerg, da wir Uns mit waßer nicht allein vor den Thüren, sondern auch uf den böden haben versehen müßen, haben wir nun der Freude und herrligkeit, da [79] wir nicht länger denn 3 Tage seind gespeißet worden, mit genoßen, wird uns dasselbe teuer gnug ankommen, nunmehr nach vollendetem Beylager wirdt ein Ausschuß von der Landschafft erfordert werden, da wir eine Beysteuer werden erlegen müßen, es will nunmehr nichts compensiret werden, wer was schuldig ist, der muß es geben, er nehme es her, wo er wolle.[139]


9. Dezember 1662.

– – Es hat eines Rathherrns und Riemers zu Bischofswerda Sohn, auch seines handwergs ein Riemer, sich diesem Fürstl. Beylager über alhier ufgehalten, in meinung, sich mit Mauserey zu nehren, der hat sich nun erkünt, uf dem Churf. S. Schloße etwas von Silber zu entwenden, den hat man, weil in die 22 stücken und sonderlich große Silber, daß sich zu verwundern, sie bei einer solchen großen wache außm Schloße zu bringen, vermißet worden, vleißig nachgetrachtet und ihn zu Bauzen, weil das Silber zerschlagen, bei einem Goldschmiede ertapt, den hat man neulicher Tage anhero bracht, er will es aber nicht gestolen, sondern gefunden haben, wo aber, weiß ich nicht, der Scharffrichter wirdt es wol herausbringen, er hat von seinen Landsleuten das Lob, das er den Galgen längst verdienet, ist er nun reiff darzu, wirdt er ihn wol zieren müßen. Mann sagt auch von einem zu Altenburg, die Zeit wirdts geben. Sie wißen, daß es verboten ist, und haben einen Silberdieb, der zierlich mit Blechschalen behangen, vor augen hengen, noch kehren sie sich nicht dran. –

Die Schlittenfarth wirdt hier von der herrschafft täglich in acht genommen.

[80]
10. Januar 1663.

– – Berichte dich hiermit, wie daß die Frau Muhme, die Canzlerin, mir am 7. hujus auß Wien geschrieben undt mir ihren betrübten Zustand berichtet, darneben einen Abriß des wapens, welches Sie von Kay. Mait. uf das Daumische geschlecht allergnädigst erhalten, zugeschickt. Nun ist gedacht Wapen zwar herrlich schön, habens auch in Unserer Canzley, weil mein schreiben alda ein kommen, denen ichs zum teil weisen müßen, sehr gerühmt, daß ichs vor eine große ehre halten solte, denn es dem 100.ten nicht wiederführe. Nun stehet es zwar einem jeden frey, ob einer unter Uns dasselbe führen will oder nicht. Ich zweifele fast dran, ob ichs thun werde, dir alß einem gelerten stunde es ein wenig beßer an, wie H. M. Böhmen alhier. Laß ich nun das Wapen nicht in ein Petschaft bringen, so darff ich nicht mehr nach Wien schreiben, denn sie es sonsten vor eine große verachtung aufnehmen möchten, das ich des Kaysers Begnadung verachtete, weiß noch zur Zeit nicht, wie ich mich hierinnen verhalten soll. – –

Von der Frauen Muhmen hast du von ihrem schreiben eine abschrifft zu empfahen, das kanst du bey dir behalten. –

Beilage.

Edler, Bester. Ingebühr freundlicher lieber herr Vetter, dem herrn sampt seinen lieben angehörigen wünzsche ich von Gott dem Allmächtigen ein glückseel. gesundes, fried: und freudenreiches neues Jhar neben aller glückseeligkeit zu Seel und Leib.

Und hette zwar wol dem herrn Vettern schon vorlängsten sollen schreiben und denselbigen meinen betrübten traurigen Zustandt sollen erinnern, Indem Gott der Allmächtige mir mein herzliebsten herrn und Ehegemahl schon den 1. Maij des 1662. Jhars hat aus diesem elenden zergenglichen Jammerthal abgefordert, welchem Gott am jüngsten Tage mit allen außerwöhlten eine fröliche aufstehung verleihen wolle. Wie schwer mir nun dieser betrübter Zustandt, in welchen mich Gott gesetzt hat, fürkömbt, kan ihm der H. Vetter selbst einbilden, Indeme wir inn die 29 Jhar weniger 5 Monat inn solcher lieb und einigkeit gelebet haben, daß eins dem andern nicht einmal ein böses wortt geben hat. Ist allein mein Trost, mein lieber Vetter, daß mich Unser lieber herr Gott [81] baldt hernach wird zu ihm nehmen. Und weil mein herzlieber Herr seel. noch bey seinem Lebzeiten hat diese vorhero von mir verlangte Nobilitation außgebracht, Ich aber dieselbige erst vor 6 wochen völlig außgelöst und bezalt hab, Alß schicke ich hiebey dem Herrn Vetter das Wapen, welches nicht allein der h. Vetter, sondern auch der herr Bruder, wie auch alle, welche von Unserm Grosvater als Martin Daums seyn, gleich Mann- oder Weibes Person herkommen, führen dörffen, und weil mich die Taxe 200 fl. völlig kost, so begehr ich aber von dem h. Vetter oder seinem herrn Bruder ganz nichts, sondern wil Ihnen diese vom Kayser Uns zugethane außgebrachte Nobilitation sambt der ganzen Freundschaft zum neuen Jahr geschenckt haben. Die Abschrifft aber will Ich dem Herrn Vetter mit nechsten hernach schicken. Ich main, es sollen sich alle, die von denen Daumischen noch leben, zu erfreuen haben. Thue hiermit den herrn Vetter in den Schutz Gottes befehlen, und sey der herr Vetter sambt seiner Frawen und Kindern von mir und den Meinigen zu Tausentmal freundlich gegrüßet. Wien, den 6. Januarij Ao. 1663.

Des herrn Vetters Inngebüer Dienstwil.
     Benigna Suttingerin, Witbe.

          An

Johann Daumen, Churf. S. Canzleyverwandten.


27. Januar 1663.

– – Ich hab in meinem jüngsten an die Fr. Muhme abgelaßenes Schreiben gedacht, daß du dich auch wegen der überschickten sachen bedancken würdest, stehet dir nun frey, ob du nun solches ins werg richten wilst und mir zuschicken, hierbey ist ihr Titul zu befinden.

Der WolEdlen und vielehrentugentreichen Frauen Benignae geborne Daumin (:Tit:) Herrn Johann Baptistae Suttingern zum Thurnhoff, weil. Kay. Mait. gewesenen Raths und der NiederÖsterreichen landen RegierungsCanzlers hinterl. Witben zu Wien, Meiner ingebüer hochgeehrten Fr. Muhmen.

[82]
12. Mai 1663,

Herzlicher Bruder!  Am 8. hujus hab ich von der Frau Muhmen Schreiben und den NobilitationBrief erhalten, darvon du Abschrifft eben in dem format, wie ichs bekommen, ohne das es ufs Pergamen geschrieben und das wappen darzu gemahlet ist, hierbey zu empfahen[140]. – – Das Wappen ist noch schöner alß der vorige Abriß, den ich dir zu sehen zugeschickt, ist in der größe, wie in der Abschrifft das spacium weiset, neben dem wappen ist zur rechten handt der Kayser und zur lincken der Churfürst zu Sachßen in dem ChurRock gemahlet, und über das Wappen des Kaysers und der 8 Churfürsten wappen, welches sehr schön zu sehen ist. Es ist immer schade, das wir nicht Söhne haben sollen, die fr. Muhme wünschet mir, weil ich eine junge Frau (non est verum) hab, noch ein baar junge Söhne darzu, haben wir nun nicht Söhne, so haben wir Töchter, dieselben genießen es so wol alß Söhne. Ich werde mich mit dem Schößer zum Hain, der auch ein geborner Daum ist, müßen bekandt machen, ob er uns mit Freundtschaft zugethan. Wie das ConcordienBuch ist auffgerichtet worden, finde ich, daß in der Inspection Hain ein Geistlicher Johann Daum sich mit unterschrieben hat[141]. –


11. Juli 1663.

– – Das Gedicht zur Musin in folio von Bontempo[142] kostet Herr Löfflers[143] Bericht nach 2 Thaler, hat mirs alsobald geben wollen, weil ich aber nicht gewust, ob es in solchem werth dir annemlichen, hab ichs verbleiben laßen, sondern deine meynung drüber einholen wollen. –

– – 1200 Mann sollen geworben werden und die neben 4 stück Geschütz sambt darzu gehöriger Munition dem Kayser wieder [83] dem Türcken zugeschickt werden. Es werden viel leute von hauß und hof lauffen müßen, wenn sie die Römerzugs- und andere gelder sollen geben, es wird mich ziemlichen auch betreffen, denn ich 175 Schock uf meinem hauß zu versteuern hab. Die Accidentia und besoldung bleiben außen, weiß nicht, wo ichs nehmen werde. Die Töchter wollen sich auch sehen laßen, daß Sie neben andern auch hergehen können. Nun Gott wirdt helffen.

Das wetter hat innerhalb wenig Tagen 2mal hier eingeschlagen, einmal an dem Kreuzthurm, aber Gottlob nicht gezundt, zum 2. in Zwinger bey dem Viehehause. Gott strafe uns doch nicht.


9. Oktober 1663.

– – Weil sich nun das leidige Türckische Kriegswesen in Ungarn angesponnen, kann ich keine schreiben mehr erhalten, die Fr. Muhme wird zwart zu Wien auch hart bedrenget werden, aber Sie hat noch Gott lob Mittel, das sie noch wol wirdt dauren können. –

Sonsten passiret hier nichts sonderliches, weil die herrschafft nicht bey der hoffstadt sich befindet. H. M. Malmo hat zum Altenberge eine Pfarr bekommen und des Churfürstens Mundkochens Tochter N. Nohr genant, deßen Vater zu Glauchau Ein Koch gewesen, geehlichet. –

Verschienen 16. Septembris seind die 6 Compagnien Fußvölcker, nachdem sie 5 Tage alhier außgeruhet, fort marchiret und zu den andern auxiliar Völckern geschicket worden, was sie nun gutes werden tentiren, wird die Zeit geben, haben an den Böhmischen gränzen, do sie in quartieren gelegen, alles zerschlagen und den wirthen nichts gelaßen. Das sein brave Soldaten, so seynd auch die herrenMägde von hier ziemlichen mitgelauffen, die hernach ausgezogen bis uf das hembde wieder zurücke kommen seyn.


24. Oktober 1663.

– – Daß du nu schreibest, die Zeiten werden immer schlimmer, wiewol es die pur lautere warheit ist, So muß man gleichwol nicht gar verzagen, sondern mit dem lieben Gebeth anhalten, das der [84] liebe Gott die vorstehende gefahr in gnaden abwenden wolle, allein die Geistlichen herren beschweren sich über die langen Gebethe uf den Canzeln abzulesen, und die Unterthanen zu dem Geldgeben. Wenn wir nun diese beide stücken in acht nehmen und kehmen die auxiliarhülfe im Röm: Reichs völlig, wie auch die an die Könige von Spanien, Frandkreich, Schweden, Engeland, Dennemarck und Pohlen, dahin Abgesandte von Röm. Kay. Mait. umb eilende hülfe abgeschickt worden, zusammen, würde eine ziemliche Macht beysammen seyn, die den Feindt mit Gottes hülffe wol bostant würde seyn, wenn aber verrätherey vorgehet, wie bißhero geschehen, so hat der Feindt gut spiehlen. –

H. M. Zechendorf hat mir nicht mehr als einmal nach der übergab deines Schreibens zugesprochen, wil eine condition flugk geblasen haben, ja wenn er allein hier were, ich habe hin und wieder bestallung gemacht, das mirs soll angedeutet werden, ehe mirs nun wißent gemacht wirdt, hat sie ein anderer schon wegk, es seyn der Praeceptores so viel hier, man möchte die Elbe baldt ausfüllen mit ihnen. –

Nun wolan, Gott stehe einem jedwedern bey und helffe, das wir alle seelig werden. Hab ich vor meine Person nicht viel geldt, weil die Besoldung, wie vor alters, derer ich auch mit meinem weibe über die 11 000 fl. zu fordern habe, in stocken gereth, – so habe ich doch einen gnädigen Gott, der hat mich bisher erhalten, der wird es ferner thun. –

Unser gnädigste Frau die Churfürstin mit dem jungen ChurPrinzen werden nun wieder mit ehistem aus Dennemarck[144] alhier erwartet, bringen den Königl. Prinzen mit, wird wol ein stattlich einzugk seyn.


21. November 1663.

– – Von neuem wenig, alß daß unsere Churfürstin mit dem ChurPrinzen wieder aus Dennemarck zwar angelanget, aber den einzug hieher noch nicht gehalten haben, welcher inner wenig [85] Tagen solenniter gehalten werden wirdt. Mein Vetter H. Kitzkatz[145] hat mir neulicher Zeit aus Coppenhagen geschrieben und beklaget sich, das ihme nicht wegen seiner gehabten mühe, die er wegen seiner verrichtung beym hofe hat haben müßen, were vergolten worden, sondern andern, die es nicht verdient hetten, gegeben worden were, welches nun bey allen Fürstl. höfen pfleget herzugehen. Darmit muß er vorlieb nehmen, ich wüste auch darvon zu reden, wenn ich alles sagen dörffte. – –


27. Januar 1664.

– – Es haben Ihre Churf. Durchl. kurz vor Weinnachten sich nacher Regenspurg erheben und die Feyertage zu Zwickau halten wollen, ist aber nachblieben, bin ich gänzlich resolviret gewesen, mich nacher Zwickau mit zu begeben, – itzo, do nun der uffbruch uf die kommende woche geschieht, muß ich wieder meinen willen wegen meiner beschwerung an füßen zurückbleiben, verhoffe aber, wenn Gott friede und Gesundheit gibt, mich ein 14 Tagen vor Ihrer Churf. Durchl. rückkunft[146] zu Zwickau aufzuwarten und mit der Geheimen ReichsCanzley wieder anhero zu reisen, da denn zu unsere Gott gebe glücklichen Zusammenkunft ein mehrers in einem und dem andern geredet werden soll. – –

Sobald ich H. Beuthmann[147] antreffen werde, will ich ihn deinetwegen resalutiren, er helt sich sonsten zu Alten Dreßden auf und practiret, wenn gute Bauern kommen, die fein viel bringen, die sache mag darnach gerathen, wie es wolle. Solche Practicanten gibt es mehr alhier denn holzschneider, gut leder zum maul hat er, wil auch die sachen gar wol verstehen, denn wenn er mit einer supplication einkömbt, ist es nur ein gewäsch. – –


28. März 1664.

– – Heut hat der Oberhoffmarschalch, der Freyherr von [86] Rechenberg, die welt gesegnet und viel güter verlaßen, weil nun dieselben nicht alle bezalt, werden viel Arresta einkommen. –


29. April 1664.

– – Mein haußgenoß, der Koch, ist von der Regenspurgischen Reise kranck heimkommen, hat immer himmeln wollen, allein es läst sich Gott lob zur beßerung wieder an. – Ihr Churf. Durchl. befinden sich noch zu Berlin bey dem Churfürsten zu Brandenburg.


19. Mai 1664.

Herr D. Weller[148] befindet sich nach der Regenspurgischen Reise nicht wol auf, hat zwar verschienen Sontag zu hoff geprediget, aber die geschwulst, die ihm zum herzen dringt, will ihn nicht wol aufflaßen. Gott stehe ihm bey!

Kommenden Freytag wird des ChurPrinzen hoffmeister, herr Leßt,[149] und darnach den 2. Junij der hoffmarschalch, Freyherr von Rechenberg zur erden bestattet werden, des letztern soll über 6000 Thaler kosten, einem armen alten Diener kosts nicht, denn man gibt ihnen nichts.


14. Februar 1665.

– – Von neuen nichts alß das mir 131 fl. landsteuer, die uff meinem hause hafften, bei der Execution abzutragen anbefohlen worden und nichts compensiret werden will, weiß nun nicht, wie ich aus meinen nöthen kommen werde. Denn ich mich bißhero gar kümmerlich, weil alles zurück blieben und der H. Lehen Secret: mir in das 4. Jhar meine gehörige gebüren auch zurück helt, behelffen müßen. –

Hier seind allerhand freudenfeste als Comoedien, Königspiel, Jagten und andere kurzweyl diese Fastnacht über gehalten, wie das [87] Königspiel heut 8 tage ist gehalten worden, hat ein Bär im löwenhause seinen Speißer vormittage zerrißen, das er gar heßlich ausgesehen hat. –


2. März 1665.

– – Der Tuchmacher Vetter (Georg) Seydel kömbt bißweilen zu mir und speist mit mir, bisweilen spielet er auch mit den Kindern, da gibt es denn wegen der Zwickauischen sprache, die der Vetter brauchet, bey meinen Kindern, weil sie derselben nicht gewohnet, ein gelächter, sonsten haben sie ihn gerne bey sich. – Vor wenig Tagen ist H. M. Bohemius in der Schul kranck worden, das man ihn hat nacher hauß führen müßen, gehet nunmehr wieder auß. –


24. April 1665.

– – Heute Morgens frue umb 4 Uhr ist unter der leib Compagnie einer von Adel, einer von Döbschitz, uf der Vestung alhier gerichtet worden. Der hat trunckener weise vor 5 wochen einen Meuergesellen uf der gassen ohne einig gegebene ursach erstochen, hat die grose gnade gehabt, das die execution in der stille verrichtet worden. Verschienen Freitag ist ein Trommelschläger von denen aus Ungarn kommenden Völckern, der auch einen entleibt, von Hain hieher gebracht und uf dem Neumarckt decollirt worden. –


26. Juni 1665.

– – Vergangenen Sontag ist ein vogelschießen alhier solenniter gehalten worden und hat der ChurPrinz den Vogel abgeschoßen. Es ist ein ungläubige Summa Volcks beym zuschauen gewesen, da hett man eine Steuer aufflegen können, wenn von jedwedes haubt 3 ₰ geleget were worden, was das vor eine starcke Post wurde getragen haben. Nun begere ich solche aufflage nicht uffzubringen. Denn es mich und die meinigen auch betroffen hette. –

[88]
12. September 1665.

– – Ich vernehme gerne, daß Vetter Peter Seidel und Vetter H. M. Auerbachs Tochter verlöbnüß gehabt haben, und wenn nun gedachtes M. Auerbachs Tochter solte von dir genommen werden, wolte ich dir wol ein ½ Schock faule und hoffertige Mägde, wenn du sie haben wilst, schicken, damit die frau Schwägerin nicht hülfflos gelaßen würde, es wird das Gesinde so hoffertig, wenn sie nur an der Frauen oder Töchtern was sehen, wollen sie es alsbald nach thun, wie ich auch ein solch muster habe, es ist eine Wendische Bauer Magdt und wird so stolz, das ich mich verwundere, nun wer kan es ändern? man muß es passiren lassen.

Daß mein haußgenoß, der Silberdiener, dir nicht zugesprochen, gefelt mir nicht, er ist ein guter stiller Mann, ist nicht von großem gesprech, vielleicht hat ihn das oder der Trunck, denn die Bursch wollen immer zu schlucken haben, abgehalten. Er ist ein guter Vorschneider, wird alhier auff vornehmen hochzeiten, Kindtauffen und anderen Gastereyen sehr gebraucht, er ist Silberdiener uff des herrn Oberhoffmarschalchs Taffel. Die Speisen, die nach der Taffel übrig bleiben, seynd sein und seinen Cameraden, die werden von den weibern wieder verkaufft, darvon genieß ich es auch umb ein billiges, welches mir bisweilen wol zu statten kommet.

Uff den 2. Septembris 1666 geliebts Gott ist das Beylager mit dem Dännemardischen Freulein alhier angestelt. Meiner jüngsten Tochter Nahmen und Geburtstag, den du zur nachricht haben wilst, hast du hierbey. Sie heist Johanne Margaretha und ist den 14. Junij 1656 ¾ uff 9 Uhr vormittage geboren, ist eben an dem Tage, als den 14. Junij und an einem Sonnabent geboren, gleich wie ich, außer das ich nach Mittage bin jung worden. Sie hat schon lernen schreiben, befleißet sich itzo des Strumpffstrickens. –


6. März 1666.

– – Von neuen ist wenig zu berichten, als das wir armen diener nunmehr bezalen sollen, was wir an Steuern schuldig seyn, die compensation ist ganz abgeschlagen, nun muß ichs erwarten; wie es andern ergehen wirdt, also werde ichs auch leiden müssen. Gott erbarm es, das so übel hergehet. Was gestriges Tages uf [89] den Landtag[150] proponiret worden, habe ich noch keine nachricht, weil ich darnach nicht hab ausgehen können, sondern zu hause wegen nothwendiger verrichtung verbleiben müssen, werde es wol erfahren, was vor gelder wir geben müssen. Das Land gehet drüber zu Boden. Der vorige landtag hat ganzer 5 Monat geweret, dieser wirdt sich wol lenger erstrecken.


10. September 1666.

– – Von neuen nichts, alß das vor etzlichen Wochen H. S. Preusers Tochter, die vor diesem zu Zwickau in der Cur gewesen, aus manglung eines Mannes, den sie gerne haben wolte, auch sich an einen jungen lecker gehenget, den die Eltern nicht haben wollen, sich heimlicher weise aus dem staube gemacht, Kleider und geschmeide eingebackt und darvon marchiret, hat aber die Kleider, wiewol sie aus dem hause gewesen, nicht fortbringen können, seynd ihr dieselben durch darzu bestelte Personen wieder abgenommen worden. Sie hat sich aber nach etzlichen Tagen, weil vielleicht die lebensmittel werden gemangelt haben, wieder eingestellet.

Zu der Fürstlichen heimführung[151] werden allerhand praeparatoria gemacht und über Tausend Kleider verfertiget, ich vor meine Person werde wenig darvon zu sehen bekommen, denn mir die warme Stube lieber ist, als bey solchen Uffzügen, die ich Gott lob gnug gesehen, gänaffen feil zu haben. –


24. November 1666.

Herzlieber Bruder!  Dein schreiben ist mir unter unten gesetztem Dato wol zukommen, daraus ungerne vernommen, das der liebe Gott unsern Vetter, H. M. Auerbachen, Pfarrherrn zu Dieschitz seel., von dieser welt abgefordert und in sein ewiges freudenreich genommen, dadurch die lieben seinigen seynd betrübet worden. – –

[90] Die Person, die in dem hinwieder überschickten Postscripto gedacht, betr. hat man in solcher eil keine nachricht haben können, ob ein herr vorhanden seyn, der einen in Musicis die seinigen zu informiren annehmen möchte. Wann nun gleich ein studiosus eine condition bekömbt, hat er doch nicht mehr als den Tisch zu genießen, anstatt des salarij mag er knaben annehmen zu informiren, davon er ein accidens bekombt. Ich hab einen HeerPäucker in meinem Logiament, der muß in der hoffCapel mit der Paucken helffen uffwartten, den hab ich darumb begrüsset, und mich vertröstet, wenn sich eine occasion bey einem herrn zutrüge, er mir solche zu wissen machen wolte. – – Ich kann wegen der Kirmeße, so zu Plauen bey meinem Schwager H. M. Lembachen gewesen, die ich mit meinen 2 Töchtern und andern guten Freunden habe helffen celebriren, und nur diesen Mittag wieder hereinkommen bin, nicht mehr schreiben. –


2. März 1667.

– – Itzo hat mich mein Schwager, H. Tobias Winckler, Pfarrer zu Greiffendorff, angelanget und gebeten, an dich zu schreiben, ob du nicht seines Nachtbars, des Pfarrers zu Etzdorff[152], Sohn umb ein billiches aufnehmen wolst, wie aus seinem hierbeygefügten schreiben mit mehrern zu ersehen. – Den 24. Febr: itzthin, da gleich vor 27 Jharen mit meiner verstorbenen Frauen hochzeit gehalten, den 24. darauf ist H. Winckler sein liebes weib, welches lange Zeit in schwermuth gelegen, verstorben, wirds nun auch erfahren, man hat mirs nicht glauben wollen, wie mirs ergangen ist. –

Die 9 ₰ und 4 groschenstücke schaffe aus dem wege, damit du nicht schaden leiden darfst.

Beilage:

Es hat mein H. Nachtbar alhier, der Pfarr zu Etzdorff, seinen Sohn bißhero eine gute Zeit zu Freybergk gehabt und wolte selbigen nun gerne anderweit in eine wohlbestalte schule [91] verschicken, seine Studia daselbst wohl fortzusetzen. Wenn ihm denn sonderlich die löbliche schule zu Zwickau als itziger Zeit vor anderen in gutem lobe vorgeschlagen worden, und er darbey gehört, daß der H. Rector da selbst Meines H. Schwagers H. Johann Daumens gel. Bruder sey, Als hat gedachter Herr Pfarr mich gar sonderlich angesprochen und gebeten, von seinetwegen an den H. Schwager zu schreiben und Ihn honorifice zu salutiren mit dienstlicher bitte, ob der H. Schwager nicht so wohl thun und bey ehester gelegenheit an seinen H. Bruder den H. Rector zu Zwickau schreiben und seinen Sohn bester maßen recommendiren wolte, ob der H. Rector Ihn nicht etwa selbst in sein hospitium umb ein leidliches wolte auf- und annehmen, da Ihme Er denn als ein feines ingenium verhoffentlich nicht undienlich sein würde, oder ihm doch etwa selbst ein fein hospitium in der Stad grosgönstig zuwege bringen, damit er seine Studia desto beßer continuiren und nachmals mit guten ehren auf eine Löbl. Universität zihen könte, weil er itz nur noch von 16 biß 17 Jharen und gleich wohl seine profectus in linguis hat, des wegen Ihn der vater gerne wohl angebracht wüßen wolte.[153]


4. Juni 1667.

– – Wenn unsere Schüler unserm Rectori uf Johannis was drucken lassen, will ich sehen, das ich dir ein Exemplar zu wege bringen kan. – Die zusammen geschrenkte Buchstaben DG   bedeuten: das Glück, das Gott dir gibt, das gibt dir Gott durch gnaden. Man kan es Creuzweise lesen, hats ein Müller alhier gemacht, von dem habe ichs gesehen und also nachgemacht. –


29. April 1667.

Herzlieber Bruder!  Ich habe nicht unterlassen können, an dich zu schreiben, wie das gegenwertiger unser Vetter H. Jonas Kitzkatz, der mit der Princeßin in neulicher Zeit aus Dennemarck, daselbsten [92] und in Holstein er sich in die 15 Jhar, wie auch zuvor in Polen, Danzig und anderen Orten uffgehalten hat, herausser kommen ist, und nun an hofe alhier uff bestallung warttet. Ihre Churf. Durchl. haben über seinen Nahmen sich verwundert und wollen gerne den Ursprung haben. H. Kitzkatz aber, der in der Jugent wegkommen ist und darumb sich nicht bekümmert, der hat keine wissenschaft, kan selbigen auch nicht erforschen. Es hat ihn aber der Schösser zu Stolberg, H. Johann Drummer, der bey dem Hoff: und Bergrat herr Voigten alhier in Quartier lieget, und H. Kitzkatz sich gleich daselbst aufgehalten, berichtet, daß du ihm wegen deiner hin und wiederhabenden wißenschaft wol nachricht mittheilen köntest, denn er zu Eger und Zwickau freünde hette. Sein Vater ist sonsten der Geburth von Eger, ist alhier ein guter, Künstlicher MünzEisenschneider gewesen, hat Ruprecht Niclas Kitzkatz, die Mutter aber Sabina geborne Streitin von Nördtlingen geheißen, von gedachter Streitin kömbt die Freundschafft her, H. Vetter Andreas Streit, itzo Apotheker oder Cramer zu Tangermünde, wie auch H. Wolff Zobel zum Schneeberg haben gute Freundtschaft, wenn sie seynd alhier gewesen, mit dem Alten H. Kitzkatzen, wie auch ich, gehabt. Kanst du nun diesem unsern Vetter, der diese Reise zu erfahrung des Kitkatzens Ursprung nach Zwickau auf sich genommen, mit nachrichtung an die handt gehen, hette ich drumb zu bitten, er ist ein feiner gereister und geschickter Mensch, helt sich immer bey mir auff. – –


26. Juni 1667.

– – Wegen mittheilung nachricht mit Graf Hoffkirchen begangenen Excess müßen wir Unß, was die bauern und andern darbey gewesenen Leuten gesehen und gehöret haben, behelffen. Denn die Acta, daraus man glaubwürdigen bericht haben könte, kan man nicht haben, es ist auch nicht viel von solchen sachen zu reden, er ist in seiner uf unserer gaßen gelegenen behausung in Arrest, wirdt mit 4 Soldaten und 2 Einspennigern bewachet, die stündlich auf- und abziehen, lassen niemand zu ihm hinein. Es seynd in dieser sache 8 vornehme Personen zu commissarien und [93] 2 Secretarien als zeugen und der AmbtsNotarius verordnet. Die müssen ihn und die Zeugen abhören, vergangene woche seynd die herren Schöppen von Leipzig hieher erfordert worden, die werden nun das Urtel baldt fellen. Graff Kinzky,[154] der Churf. Cammerherr und ChurPrinzl. Hoffmarschalch gewesen, der sich auch darbey befunden, ist dimittiret worden und schon von hinnen gezogen. –


12. Juli 1667.

– – Den 1. Julij jüngsthin ist Graff Hoffkirch des Arrests wieder erlassen, dem sonst vermöge des Urthels eine Faust abgehauen und die Landesverweisung darauf hette erfolgen sollen, und durch Churprinzliche Intercession erlassen worden. Der Urphede, den er auch hette praestiren müßen, ist in einen schriftlichen Revers, den er mit einem Cörperl. eidt hat erhalten müßen, verwandelt worden, gedachter Graff hat grose Gnade bekommen, er mag sich nun beßer in acht nehmen und seinem unruhigen kopff, wenn er voll ist, nicht so viel raum geben, das er mehr unglück stift. Das hofflager, wo dasselbe je und allzeit gehalten wirdt, soll er meiden. –


14. September 1667.

– – H. M. Schmidt[155] hat in die 3.te woche schwerlich darnieder gelegen, der gute herr ist in Predigten bißweilen gar zu eiferig, darvon bekömbt man Leibesbeschwerung. Nun müßen scharfe Predigten gethan werden, weil bey dem Hofflager viel Gott- und Ruchloß volck gibt. Herr Bürgermeister Christian Brehme, der vor diesem Bibliothecarius gewesen, wirdt morgen, geliebts Gott, begraben. –


21. Oktober 1667.

– – Sonsten hat sich mit H. M. Schmieden Gottlob [94] wieder gebeßert, hat gestern 14 Tage die erste LeichPredigt gethan, verrichtet nun sein Ambt wieder wie zuvor, allein das er in Predigten etwas abbricht, wie er sich in wehrender seiner Kranckheit hat verlauten lassen, daß er nicht mehr so lange würde predigen können, als geschehen. Der gute Herr hätte in seiner Kranckheit wol einen verständigen Medicum und keinen Apotecker können zu rath ziehen, hat vielleicht den Apotecker vor seinen guten freundt gehalten und vermeint, etwas neher wegzukommen. Der Raht hat den Apotecker in beyseyn der Medicorum examiniren laßen, was er eigentlich vor Medicamenta gebraucht, daß der H. M. ist darvon so schwach worden, was nun seine Außage gewesen, darvon hat man keine nachricht. –


12. Oktober 1668.

– – H. Weinmanns Sohn ist nun auch anhero an bau[156] gebracht worden, wirdt ihn bange thun. Diese woche hat der ChurPrinz in abwesenheit des herrn Vaters, der zur Augustusburg fischen läst, den Stadtgraben vor dem Pirnischen thore fischen lassen und einen Hecht von 23 ℔ wie auch einen großen wölß gefangen, den er ins Fischhauß, bis uf Sr. Gemahlin Einkunft behalten werden soll, geben lassen. Bey diesem Fischfang haben sich die gefangene alle, aus ihrem Carcere[157] begeben und gebeten, bey dem herrn Vater eine Vorbitte einzulegen, damit Sie dieser beschwerung möchten loß kommen, unterdessen wolten sie vleißig beten, daß der liebe Gott Dero herzgeliebteste Gemahlin mit einem frölichen anblick erfreuen wolle, hat er ihnen diesen bescheidt geben, sie sollen vleißig beten und wenn der liebe Gott in gnaden hilft, sollen sie alle loßkommen. Es seyn aber lose gesellen drunter, wenn sie die Zeit, die ihnen angesetzet, nicht ausstehen sollen, werden sie es hernacher erger treiben. Doch stehets bey Ihrer Churf. Durchl. anordnung. – –


12. November 1668.

Herzlieber Bruder!  Auß deinem anhero gethanen Schreiben [95] hab ich ungerne vernommen, daß der liebe Gott dir beschwerung an Füßen, dafür du unterschiedliche remedia gebrauchet, zugeschickt. Davon wolte ich dir auch ein Liedlein singen. Denn ich dergleichen beschwerung bisweilen auch habe. Die Leute mögen es nun täuffen, wie sie wollen, so bleibe ich bey meiner meinung, daß es scharffe Flüße seyn. Were es nun das Zipperlein, so hette ich reisen und stechen, wie die Zippianer haben, derer keines nun Gottlob da nicht vorhanden, sondern wenn es mich hart angreifft, so bekomme ich frost, hernach hitze, und sehen die Füße blau- und röthlicht, wie auch geschwollen aus. Ich brauch auch unterschiedliche mittel als wild Katzenbalg, wie auch hasenbälge, sowol hunde- und Gülden loden, und andere sachen mehr, es hilft so viel es kan. Denn ich muß ihm doch seinen willen lassen, an meiner verrichtung schadt er mir nicht, kan ich nicht gehen, so laß ich mich auf einer lehneband in die Stube tragen und auf einen Sthul setzen und einen sitz machen, das ich darauf das meinige verrichten kan. Das Lumpending kömbt bloß von dem steten sitzen, zorn und erschrecknüs her, nun man muß gedult haben. –


28. Oktober 1668.

– – Sonsten berichte ich dich hiermit, wie das ich deine nunmehr vor vielen Jahren zugeschickte Lateinische sachen, die ich keinem Buchbinder, weil bey ihnen allerhand wiederwertige gesellen sich befinden, nicht hab binden lassen wollen, bis endlich mein Schwager, H. Andreas Kraut, SchulCollega alhier, zu mir kommen und selbige gesehen, hat er mich gebeten, ich solte sie ihm schicken, weil er nun darmit umbgehen kan, hab ich seinem begeren nach gethan, und mir das buch vorgestern schön eingebunden, das ich mich darüber verwundert, gebracht und gebeten, dich zu salutiren. Wenn etzliche exemplaria, wie inliegend verzeichnüs noch vorhanden weren, du wollest ihn damit gratificiren, denn er sich mächtig darüber verwundert hat und gesagt, der H. Schwager muß stattliche bücher haben. –

Vergangen Sontag ist das Junge herrlein getauft und Johann Georg[158] genant worden. –

[96]
Beilage.
1. Fiat Justitia et pereat mundus bis millies[159].
2. De causis amissarum quarundarum latinae linguae radicum[160].
3. Sententia versiculi Graeci[161].
4. Palponista Bernhardi Geystensis[162].
5. Dionysii Catonis Disticha de moribus ad filium[163].


28. Februar 1669.

Herzlieber Bruder!  Auß deinem an mich unlängst gethanen und durch den Pritzschmeister H. Georg Ferbern reimweise überreichten Schreiben hab ich nicht allein den NeuenJahrswunsch von Herzen gerne vernommen, sondern auch die darbey gewesenen gedruckten sachen wol empfangen, bedancke mich erstlich des neuen Jahrswunsch, der Allerhöchste gebe dir, was dir an leib und Seel mag nützlich und gut seyn, darnach auch vor die überschickten Sachen, die mir sehr lieb. Herr Krauten, der dich officiosissime salutiren läßt, hab ich das darbey gefügte convolut auch übergeben, ist ihm über die massen sehr angenehm gewesen, hat mich mit seinen leuthen und Costgängern, in die 16 Personen starck, weil ich in etlichen wochen nicht hab ausgehen können, des Abents überfallen und eine gute Music mitgebracht. Nun seynd mir die guten Gäste zwar lieb gewesen, allein das hat mich verdrossen, daß ichs nicht eher hab wissen sollen, damit ich mich mit den speisen hette in acht nehmen können, weil es nun so stillschweigend zugangen, haben sie müssen mit einem haasen und Schöppskeule und mit den ihrigen, was sie mitgebracht, vor lieb nehmen. Verschienen Sontag ist es über meines seel. weibes Bruder, herr Bleyen gegangen, ich were gerne jedesmal darbey, alleine das ist meine beschwerung, daß sie so lange in der Nacht nein sitzen, weil die Nacht mir schädlich, also kan ich in meinem hohen Alter nicht mehr tauren, sondern [97] nehme meine Reise nacher Betleheim zu. Nach Ankunft deines Schreiben hab ich aus Österreich Schreiben erhalten, befehlen dich Österreichischer art nach, gar schön zu grüßen. Sie will mir den Keyser und die Keyserin abgemahlet hieraus schicken, ich soll aber uf mittel bedacht seyn, wie es hieraus zu bringen sey, muß nu uf gelegenheit bedacht seyn, daß ichs erlangen möge. – –


9. Mai 1669.

– – Den 29. Aprilis haben wir alhier ein groses unglück gehabt, in dem das Gewitter, das damals entstanden, in dem Creuzthurm, da die größte Kirche ist, geschlagen, und denselben baldt halb abgebrandt, daß man des Saigers, wie auch der glocken – die grose aber ist noch vorhanden, wiewol sie nicht zugebrauchen hängen soll – entrahten müßen, mit einem noch vorhandenen glöcklein wird gelautet, ein Saiger hat gestern wieder angefangen zu schlagen, allein in der Kirchen, unter dem glockenthurm ist alles verschlagen, das die leute zu ihren Ständen nicht kommen können, wie denn meiner frauen auch wiederfähret, muß sich mit den Kindern in andern standt behelffen. So seynd auch die ufm Thurm stehenden Stücken zum teil verdorben, daß sie zum loßbrennen nicht alle können gebraucht werden. Gott stehe uns weiter bey und strafe uns nicht, wie dismalß im lande hin und wieder geschehen[164]. –


25. Juni 1669.

– – Gestrigen JohannsTag hat Unß der liebe Gott mit einem schweren Gewitter heimgesucht, in dem das wetter in einer Gassen nicht weit vom Churf. Stall in eine Cammer, darinnen 2 betten gestanden, eingeschlagen und gezündet, aber bald darauf ein ander schlag gefolget, darvon das Feuer verloschen, im Churf. Zwinger Garten ist alles von Schloßen nieder geschmissen worden, maßen denn in meinem vor meinem hinderstübgen habenden würzgärtigen auch geschehen, so ist auch nicht allein im Churf. Forwerge, sondern auch an denen in der nähe gelegenen Dörfern alles verderbet worden. Gott stehe uns bey. –

[98]
16. August 1669.

– – Den 26 Julij bin ich plötzlich in eine kranckheit gefallen also, das ich ganz sprachloß gelegen und nach dem Priester und dem Doctor schicken müßen, aber der liebe Gott hat die Kranckheit geendert, daß ich auf künftigen Sontag deo volente werde wieder zur kirchen gehen können. – – Deinem begeren nach überschicke ich dir H. M. Schmiedens Predigten, darmit du vorlieb nehmen wollest. –

Bey herr Krauten, der dich dienstlich salutiren lest, ist ein student Adam Weißbach von Annaberg bürtig neben andern zu Tisch gangen, der ist durch anstifftung dahin kommen, daß er zu meiner Tochter in liebe gerathen, allein ich habe bald anfangs keine lust zu dem Menschen gehabt, biß in der Fasten, da hat ihn das Fieber, also das er etliche wochen sich bey mir ufgehalten, angestoßen, bis endlich das Fieber ein wenig nachgelassen, so ist er zwar mit abschiednehmung darvon gangen und nicht wieder kommen. Es haben gute freundt mir solches vor übel halten wollen, daß ich meine Tochter einem solchen müssiggänger geben wolte, der uf der Universität Jehna und Leipzig über 2000 Thaler verstudiret und nichts darvor gelernet hat, do er nun keinen dienst bekommen kan, will er nun ein einspenniger werden, nicht ein schlechter, sondern wie sich die Edelleuten halten, verhoffe aber, er werde einen Ploßen schlagen, es warten schon andere gute Freunde auf, die sich noch was versucht haben. –


13. September 1669.

– – Der Student Weißbach ist nun zum Schelm worden, ist mit einem Pferdt, das er geborget, davon geritten und viel schulden gelaßen hat, die der Vater nicht zahlen, auch den Sohn nicht kennen will, ich dancke Gott, daß ich seiner mit ehren loß worden bin. Was das Diploma belanget, habe ich in solcher eil nicht weiter nachfragen können, was sie darvon nehmen und das selbe mahlen wollen. In meines Nachtbars des herrn Hoffmarschalchs des von Metzradt[165] hauß helt sich ein Mahler auf, und [99] hat ein anderer Mahler Morgendes tages darinnen hochzeit, also das es die nachzufragen nicht geben wollen, muß es sparen, bis die hochzeit auß ist, nach derselben will ich mich erkundigen und dir darvon bericht geben. –

Diese woche hat ein Schweizer einen ChurPrinzlichen Lacqueien, wie er von der Aufwartung hat heim gehen wollen, des Abents entleibet, folgendes Tages hat man alle Thore zugehalten und gute nachsuchung gethan, aber nicht finden können, bis endlich gestriges Tages er sich selbsten hinder dem holz, darhinder er gesteckt, und wegen der Schlangen, die ihn so geplagt haben, herfür gemacht und sich gutwillig vorn Thäter angeben. Der wirdt nun seinen lohn bald erfahren. Der entleibte ist heut begraben worden und hat ihm der ChurPrinz 40 Thaler zum begräbnüs geben lassen.


26. Oktober 1669.

– – Daß du unterschiedliche hochzeiten besuchet hast, vernehme ich gerne, und das du darbey lustig gewesen bist, mit mir seynd nunmehr die hochzeiten aus, ich kan nicht so lange fasten und stehen, viel weniger Eßen, denn die obern zeene mir alle mit vorlöb ausgefallen, das ich nicht mehr wol mahlen kan, ich werde innerhalb 3 wochen meiner Magdt, die ein 10 Jhar bey mir gedienet, hochzeit bey mir haben, weiß nicht wie ich darmit zu recht kommen und derselben beywohnen werde. Befehle dich und dein liebes weib die du unser allerwegen freundlich grüßen wollest, zum treulichsten. Datum Dresden, am 26. Octobris Ao. 1669.

     T. Fr: Chariss:
J. Daum.



Bericht über Johann Daums Tod.
(Brief Andreas Krauts an Christian Daum).

Tit: Herrn Christian Daumen Wohlverdienten Rectori der berühmbten StadtSchulen zu Zwickau, Meinem insonders hochgeehrten und großgünstigen Hn. Schwager, Zwickau.

[100]
A quo cuncta fluunt bona dona beante,
JEHOVAH
in TE derivet coelitus omne bonum!

Tit. Hochgeehrter Herr Schwager, Derselbe wird sich itzo nicht so wohl meiner Zuschrifft, als seines lieben Herrn Bruders Antwort versehen: Alleine seine Hoffnung wird dießmahl vergeblich harren, und nichts mehr erwarten, denn diese Trauer-Post: Daß Sein herzlieber Bruder selig entschlaffen und diese Welt gesegnet habe; Wolte Gott, ich solte Ihm was erfreulichers berichten, als seine letzten Abschieds-Worte, die der Sel. Mann vor seinem Ende inständig zu überschreiben begehret: Doch kan ich mich dessen aus Schwägerlicher Schuldigkeit nicht entbrechen. Will demnach des Seligen Unbässligkeit erst kürzlich berühren, und dann sein Begehren und ultimum Vale anfügen. Verwichenen Dienstags[166] hat der Selige in Gegenwart der Herren von Werda einen kalten Trunck Bier getruncken, welcher Ihm nicht wohl bekommen, denn Ihm eine weile darauf ein Brechen, folgends Reissen im Leibe, endlich ein Bauchfluß ankommen, welches alles Ihn ziemlich krafftlos gemacht, daß er sich einlegen müssen, wiewohl er unterweilen noch aufgestanden und an den Tisch gesetzen. Wie solches geschehen, gleich als des Herrn Schwagers Brieff d. 2. Feb. ☿ h. l.[WS 3] pomeridiana überbracht worden, den Er begierig erbrochen, durchlesen und beantworten wollen. Indem Er nun lieset, vermercket unser Schwager, H. Bley, so eben bey Ihm gewesen, daß Ihm die Zunge schwer und die Rede undeutlich wird, fraget derhalben, wie Ihm würde? Und weil der Selige sich vorhin fürgenommen folgenden Donnerstags mit seiner ältesten Tochter zu Hause zu communiciren, ermahnet Ihm H. Schwager Bley, weil Er nicht wüste, ob Ihm sein Ziel nahe oder fern gestecket wäre, Er wolle den[WS 4] Beichtvater, H. M. Schmieden, zu sich fordern und berichten lassen, damit seine Seele versorget und zur Sel. Hinfahrt bereit seyn möge; welches er auch beliebet, und gegen 3 Uhr andächtig genossen. Darauff hat Er sich mehr und mehr gefühlet, daß sein Stündlein schier würde ausgelauffen seyn. Dahero hat Er befohlen, seinem H. Bruder zu schreiben mit diesen

[101] Worten:

„Seines Bleibens und Zuschreibens würde hier nicht mehr
„seyn, liesse also seinem treugeliebten Bruder seinen letzten Abschieds-
„Gruß vermelden und sich für alle erzeigte Liebe und Treue herz-
„lich bedancken, der höchste Vergelter wolle Ihn dafür zeitlich segnen
„und ewig ergeben und beseligen; Auch wolte der Selige Mann
„noch diese letzte Bitte thun; nemlich, daß Er diese Treue noch-
„mahls wolle spüren lassen und wie Er, der Selige, sie im Leben
„rühmlich genossen, also nach seinem Tode Seiner Waisen Einer
„würcklich geniessen lassen und an seine Statt versorgen, GOTT
„würde es hier zeitlich und dort ewig nicht unvergolten lassen.“

Dieses hat der Selige H. Schwager folgenden Donnerstags noch einmahl befohlen, als Ihm schon die lincke Hand und Seite gerühret: Wie er denn die Mittags-Nacht[167], und folgenden Tag ohne Regung und Zuckung einiges Gliedes stille gelegen und fleissig nachgebetet, bis Ihn Gott ¼ auf 1 Uhr ♃[168] selig einschlaffen lassen. Gott tröste all, die durch seinen Hintritt schmerzlich betrübet sind. Nunmehro sind die betrübten Waisen und Wittwe entschlossen, ihren lieben Vater und Mann aufn Sonntag Esto mihi d. 13. Febr. ehrlich zu bestatten und wollen hiermit die Leidtragenden gebeten haben, der H. Schwager wolle, dafern es sein Zustand litte, auf ernannten Tag seinem Sel. H. Bruder das Geleite zu seiner Ruhestatt geben helffen. Entfehlen indessen nebenst mir der H. Schwager und geliebte Ehekrone Göttlicher Beschirmung.

     Meines hochgeehrten Herrn Schwagers

dienstschuldigster
Dreßden d. 4. Februarij Andreas Kraut,
Ao. 1670. Lyc. Dresd: Coll. V. m. p.

[102]

Anhang.


Von Christian Daum und Anderen seinem Bruder Johannes
gewidmete Gelegenheitsgedichte[169]

1. Hyporchema eucharisticum, hoc est psalmus CIII. Regis et Prophetae Davidis, Brevibus Syllabis emodulatus a Christiano Daumio Cycn. Et Rever. Clariss. Humaniss. Prudentiss. Doctiss. Chariss. suis Dun: M. Johanni Zechendorf, M. Johanni Eulenario, Johanni Kirchhofio, Johanni Nagkio[170], Johanni Daumio, Johanni Fidlero[171] onomasteria S. Johannis Bapt. Festo celebrantibus nuncupatus. Addita sunt et vota gratulatoria. Anno: M. DC. XXXVII. Cycneae, Typis Melchioris Göpneri. 6 Seiten in Quart.

Hierin auf Seite 8:


An seinen Bruder
Johann. Daumen,
Churf. S. Cantzley-verwandten in Dreßden.

DEm Schöpffer aller Ding, dem Auffgang aus der Höhe,
Sey itzo Lob gesagt, so nimmermehr vergehe,
     Weil dir, O Bruder werth, heut auffgegangen ist
     Der vielgewünschte Tag, darob du frölich bist,
Johannis Frewden Tag, der deinen Namen führet,
Da alles Kümmerniß zu fliehen dir gebühret.
     Der, wünsche ich bereit, der geh' dir öffter auff!
     Den zeig' dir hundert mal der güldne Sonnenlauff!
GOtt gebe, daß doch auch zugleich der liebe Friede
Itzt wiederumb auffgeh', so sol ein newes Liede
     Ihm stets gesungen seyn, Er segne uns und dich,
     So sol sein werther Nam' erschallen ewiglich!

Christianus Daum.

[103] 2. άγαδή τύχη Ita faxit Deus! Praestantissimo, Politissimoque Dn. Johanni Daumio, Inclutae Electorali Saxonicae Dresdensi Cancellariae ab Epistolis Cum Lectissima, Pudicissmaque Virgine Martha, Reverendi, & Doctissimi Viri, Dn. Johannis VVinckleri, Eccles. Dresd. Diaconi vigilantissimi, dignissimi, p. m. relicta Filia, Matrimonium Dresdae a. d. v. Februarii, contrahenti, quod ut άνευ τινός περνζοησίας καί έγκλήματος transigatur Votis hisce animitus vovere voluerunt Cognati, Frater, Fantores et Amici. Anno

FaX tIbI qVInta toros febrVI qVos strVXIt, laue,
     VsqVe hlLares, DaVMI, sInt UtI, IhoVa IVVet!

Cygnae, Typis Melchioris Göpneri. 4 Blätter in Quart.

Darin gratuliren Nicolaus Göts, Johann Zechendorf, Erhard Deggius,[172] M. Jakob Illing,[173] Thomas Graff,[174] Christian Daum, Johannes Fiedler, Chilian Callistorgius, Christof Seidel.

3. Auff Herrn Johann Daumens Churf. S. Cantzley verwandtens, Vnd Jungfrawen Annen Margarethen Bleyin in Dresden den 23. Febr. Anno 1640 angestellte Hochzeit. Gedruckt zu Zwickaw bey Melchior Göpnern. 4 Blätter in Quart.

Darin gratuliren D. Nicolaus Göts, Johann Zechendorf, Zacharias Thümling[175] und Christian Daum. Letzterer widmet dem Bruder nicht weniger als sieben deutsche Gedichte. Wir teilen das erste, vierte und siebente mit.

 1.

Du waise Leyer, meine Lust
Bisher versteckt ins Staubes Wust,
Der Spinnen Rittersitz erkohren,
Dieweil du deinen süssen Hall
Zerschöllert durch der Waffen Schall,
Beynahe gantz und gar verlohren.

[104]

Laß dich gewehnen auff das new
Herfür zu kommen ohne schew,
     Und fliehe dein gepflognes fliehen.
Laß wieder hören deinen Klang,
Und stimm an einen Lustgesang,
     Den Phöbus Gunst dir hat verliehen.

Stimm an ein Glück zu! diesem Paar,
Welchs Venus und der Nymfen Schaar
     Zu newgewündschter Frewd begleiten,
Die in der ungehewern zeit
Des milden Himmels Gütigkeit
     Anfänget Ihnen zu bereiten.


 4.

Die BLEYIN ist nun dein, Sie thut dich Ihren heissen,
Du rühmest Ihre Lieb, Sie thut auch Deine preissen,
     Ihr Hertz in Deinem ist, und Deines ist in Ihr,
     Sie ist dein Augentrost, du bleibest ihre Zier.
Was dir der Menschen Fraß in jener weggenommen,
Das hastu wiederumb in dieser überkommen.
     Nun schwingstu dich empor hoch über allen Neid
     Und lebest trübnuß-loß in übersüsser Frewd.


 7.

Glück zu, ihr lieben Hertzen,
Glück zu den Liebes Kertzen,
     Die Ihr jetzt zündet an.
Kein Wind, kein Schnee, kein Regen
Sey ihrer Flamm entgegen,
     Kein Nebel beygethan.

Euch schein in steter Wonne
Die Rosenschöne Sonne,
     Mit goldgefärbtem Strahl,
Der Winter muß Euch schneien,
Der Sommer auch außspeien
     Nur Blumen überal.

[105]

Es müsse Lieb und Lachen
Bey ewern Bette wachen,
     Es müße lauter Lust
Ohn unterlaß da stehen
Und süsses Wolergehen
     Ihm seyn allein bewust.

Nun wachset, Hertze Hertzen,
Bey diesen LiebesSchertzen,
     Und nehmet jährlich zu,
Das ewer Stamm gedeye,
Die Freundschafft offt erfrewe,
     Und weiter machen thu.

Daß ihr auch möget grawen,
Und Kindes Kinder schawen,
     Das gebe Gottes Güt:
Dieselbe Euch vor plagen
Und allen Hertzens Nagen
     Von nun an stets behüt.


4. Ad Praestantissimum ac Literatissimum Virum, Dn. JOHANNEM Daum, Cyeneum, Grammatophylacii Aulici Electoralis Amanuensem meritissimum, Fautorem, Amicum ac conterraneum-meum singulariter dilectum, Bigamiam Dresdae jam intrautem. 2 Blätter in Quart.

Hierin gratuliren M. Caspar Cunrad, A. S. Z. G. E. und C. C. Den Schluß bildet das C. C. unterzeichnete

 Hochzeit Rätzel

denen ingesambten Hochzeitgästen in vermercklicher Ergetzlichkeit
 per prosopopoliam vorgestellet.
Merckt auff, ihr HochzeitGäst, was nach Gebrauch der Alten
Ich auffzurathen geb und euch jetzt thu vorhalten,
     Wers nicht errathen kan, dem sol die Humpe Wein
     In einem schmalen Zug zu einer Strafe seyn:
Ein schlechtes Ding ich bin, ihr alle mich wol kennet,
Weil die Natur mir euch zu dienen hat gegönnet.

[106]

     Was ihr nur greiffet an: Ob ich gleich kurtz und klein,
     Doch noch viel dicker bin, denn meine Brüder seyn.
An Glied der Glieder all mein Wohnung ist und bleibet,
Weil ich verbunden bin mit dem und einverleibet,
     An dem, was ich verricht, kein Mensch außreden kan,
     In allem Thun und Werck da sol und muß ich dran.
Ich stehle, raub und nehm, mach Beuthen auff den Strassen,
Ich schencke, bring und geb, ich muß mich brauchen lassen
     Von allen Muttern Kind, es sey böß oder gut,
     Wer mich nicht bey sich hat, nicht viel außrichten thut.
Kein Schneider, Schuster, Schmidt, Balbierer, Seidenstücker,
Kein Org-, Harff-, Lautenist, kein Pfeiffer und Buchdrücker
     Meiner entrathen kan, kein Handwerck, was es sey,
     Mich wol zu brauchen weiß die Edle Schreiberey.
Der Adel ehret mich, Doctores schön mich zieren,
Ich ihre Wappen trag, ob mich gleich sehr schimpfieren
     Die Weiber, wann ich muß ertödten in gemein
     Das schwartze BlutGesind und was Schildbürger seyn.
Wolt Gott, daß ich nicht wär mit unsrer Feinde Händen,
Der jetzge BeutelKrieg gar bald sich sollte wenden
     Von unserm Meißnerland, der Bawer solt in Mund
     Dem Soldat wiederumb geben ein Schwedentrunck.
Nu rathet was es sey, so schwer ist nicht die Sache,
Weil ich es gar zu sehr euch auffzulösen mache.
     Die Humpe ist bereitt, nun keiner sey verzagt,
     Fangt an, Herr Bräutigam, Herr Daum, ich habs gesagt.




Nachbemerkung zu S. 42: Das von Joh. Daum erworbene Haus ist das jetzige Haus Scheffelstraße Nr. 16. [107]


II.
Aus den Reisetagebüchern
almosensammelnder Dresdner Bürger
nach dem


Brande von Alten-Dresden im Jahre 1685.


Bearbeitet
von
Dr. phil. Georg Beutel.



[108] [109] Am 6. Aug. 1685 legte eine Feuersbrunst ganz Altendresden (das heutige Dresden-Neustadt) in Asche, über 300 Häuser mit Kirche, Pfarr- und Schulgebäuden. Nur das Jägerhaus, das Rathaus, und gegen 20 nach der Elbe zu stehende Häuser wurden gerettet. Rasch rührten sich viele Hände, das große Elend der Einzelnen zu mildern. Daneben aber empfand es der Sinn jener Zeit als erstes Bedürfnis, so schnell wie möglich an den Wiederaufbau der Kirche, sowie der Pfarr- und Schulgebäude zu gehen. Ein gewaltiger Eifer wurde entwickelt, die Mittel zu schaffen. In den Kirchen der Stadt standen die Sammelbecken, und ein Almosenkasten ward aufgestellt; in den Häusern ging ein Almosenbuch herum. Die Innungen leisteten Beiträge. Auch freiwillige Gaben gingen ein. Ferner wurden im ganzen Lande Collecten veranstaltet. Man ging noch weiter. Da man sich von dem gerade in jüngster Zeit durch Brandschäden viel geschwächten Lande nicht sehr viel verhoffte, beschloß der Rat, die Hilfe der Städte und Höfe in den evangelischen Strichen des Reichs, sowie der Schweiz und der Niederlande, die der Deutsche jener Zeit immer noch als zum Reiche gehörig fühlte, dazu in Anspruch zu nehmen. Da in jener Zeit infolge der im damaligen Verkehrswesen bedingten weiten Entfernungen, sowie infolge des Mangels an einheitlicher staatlicher Zusammenfassung jedes Gemeinwesen ein vielmehr als heute in sich und nach außen abgeschlossenes Sonderleben führte, so genügte es nicht wohl, schriftliche Gesuche in entfernte Gegenden zu richten, sondern es galt, durch eigens dazu ausgeschickte Männer persönlich zu interessiren. Man entschloß sich also, mehrere Männer auszuschicken: zwei sollten den Norden, zwei den Süden gemeinschaftlich bereisen. Am 22. April 1686 wurden die vier in Vorschlag gekommenen Männer als Gesandte bestimmt: Christoph Rincke, Viertelsmeister, und Barthel Hunger, Materialist und Viertelsmeister, für den Norden, Stadtrichter Johann Georg Knoche (wird 1689 Ratsherr) und Johann Schelley für den Süden.

[110] Es ward eine Instruktion für sie aufgesetzt, die 10 Punkte enthielt. An zweiter Stelle werden die Bemühungen, die von ihnen zur Erreichung eines guten Ertrags erwartet werden, in folgender Weise dargelegt: „So bald sie an einen Hoff, Reichs oder andere Stadt anlangen, [sollen sie] sich bey dem Vornehmsten des Hoffs oder Stadt an- und das Schreiben übergeben, zuvor aber wo möglich von den Geistlichen oder sonsten Erkundigung einziehen, bey wehm sie das beste Gehör und guthe expedition zu gewartten, und demselben nach Gelegenheit nachgehen, dabey sie denn den schlechten Zustand der Einwohner und wie durch andere Unglücksfälle als die Contagion, der vor etlichen Jahren erlittene Brand an der Creutzkirche, die piae causae aller Mittel entblößet worden, es wehre auch Alten Dreßden selbst ein ganz steriler Orth, die Vestung Dreßden aber mit so vielen armen Landtvolck, in gleichen vertriebenen[176] Böhmen und Ungarn angefüllet, daß durch Allmosen dieselben kaum erhalten werden könten, so wehren auch dergleichen Brandtschäden seithero im Lande so viel geschehen, der hiesige Schaden aber so groß, daß von dem Landallmosen wenig zu hoffen und ohne andere Beyhülffe die Kirche nicht würde können erbauet werden. Von den übrigen Armuth und Zustand des Landes werden die Herren Abgeschickten, wo es nöthig und es sich thun läßet, selbst Nachricht zu geben wissen.“ Ferner legt ihnen die Instruktion ans Herz, nach Möglichkeit die Reise zu beschleunigen und Kosten zu sparen. Hauptsächlich aber wird ihnen darin die Verbindlichkeit auferlegt, durch die Post in regelmäßiger Folge Nachrichten nach Dresden gelangen zu lassen und außerdem über die ganze Reise Tagebücher zu führen.

Wenige Tage nach der Ernennung der Gesandten ward im Verein mit ihnen in ungefähren Zügen der Reiseplan aufgestellt, den sie einhalten sollten. Im Norden sollten nach einander berührt werden: das Magdeburgische, Niedersachsen, Westfalen, Niederlande, Nord- und Ostseeküste, Mecklenburg, Brandenburg; im Süden: Südthüringen, Franken, Baiern, Schwaben, Schweiz, Rheinlande, Hessen, Nordthüringen. Es waren Rundreisen, die in ihrem Zuge alle hervorragenderen Höfe und Städte des evangelischen [111] Deutschland aneinanderreihten. Dabei waren die Reisenden angewiesen, auch die ihrem Wege naheliegenden Orte mit zu besuchen. Beide Teile erhielten eine Beglaubigungsurkunde vom Rat, außerdem vom Kurfürsten eine Empfehlung „Vorschrift“ bezeichnet. Der Rat ließ sich vernehmen: „...Und ergehet diesen nach an iedermänniglich, welchen dieses vorgetragen werden wird, Unser nach Standes Gebühr unterthäniges gehorsames dienst- und fleißiges Bitten, Sie wollen nicht allein Unsern Abgeschickten [Namen folgen] gnädiges, geneigtes und güttiges Gehör und dero Suchen stattgeben, und zur Ehre Gottes und aus Christlichen Mitleyden gegen diesen abgebrandten Orth zu obigen Behuff etwas steuern, sondern auch dieselbe iedes Orthes frey und ungehindert passiren und zu ihren Fortkommen allen beförderlichen Willen erweisen zu laßen ....“ Gleichermaßen der Kurfürst: „... Undt beschiehet demnach an alle und iede, so hiermit angelanget werden, Unser respective dienst- und freundtliches Ersuchen, gönstiges Gesinnen und gnädigstes Begehren, Sie wollen sich gegen die Imploranten aus Christlicher Liebe mit einer milden Beysteuer in solchen ihren Elend trost- und hülffreich erzeigen und ihren zu solchem Ende Abgeordneten hierinnen allen geneigten Willen, Vorschub und Beförderung wiederfahren laßen.“ In beiden Schriftstücken folgt auf diese Bitte die Verheißung der göttlichen Huld und das Versprechen, in ähnlichen Fällen zu Gegendiensten bereit zu sein. – Weiter ward ihnen ein Buch mitgegeben, bestimmt, die behördlichen Bescheinigungen über das, was beigesteuert würde, aufzunehmen. Diese Maßregel war ein praktisches Bedürfnis. Denn hie und da, z. B. in Ulm, wurde direkt nach den Bescheinigungen anderer Reichsstädte gefragt – man wollte eben wissen, wer schon gegeben hätte und wieviel. Auch sollten diese Bescheinigungen dem Dresdner Rat die Nachprüfung ermöglichen. Wo die Erledigung der Angelegenheit etwa durch Collecte oder sonstwie sich in die Länge zog, war den Gesandten vorgeschrieben, damit für sie kein Aufenthalt entstünde, sich ein „recepisse“ zu erbitten. Es galt für sie dann blos, einen Vertrauensmann zu gewinnen, der die weitere Schlichtung übernahm und die Übersendung der Summe besorgte. – An Fürsten und[WS 5] Herren sowie an Reichsstädte wurden besondere Bittschreiben ausgestellt und mitgegeben. Es kamen dabei auch Versehen vor: manche [112] waren falsch titulirt, was nicht immer ohne Einfluß auf den Erfolg war, andere waren gänzlich übersehen worden. Das stärkste war jedenfalls, daß das Schreiben an den Markgrafen in Durlach den Namen und Titel des seit 9 Jahren verstorbenen Vorgängers trug. Sie entschuldigten sich aufs beste und spürten hier gerade keinen Schaden davon: der Markgraf selbst war verreist, die Regierung versprach ihnen Collecte. In Stuttgart aber kam ihr Schreiben an den Fürsten, weil es einen ungeziemenden Titel trug, uneröffnet zurück, wobei ihnen ein für allemal 25 Thlr. verabreicht wurde. Alle Entschuldigungen halfen nichts. Sie bedauerten es sehr, denn gerade in diesem stattlichen Lande hatten sie sich von einer Collecte guten Erfolg versprochen. –

Das war ihre Ausrüstung. – Die Bestreitung der Reisekosten sollte einfach von den während der Reise gesammelten Geldern geschehen. Die vier Abgeordneten hatten in besonderer Abmachung einer jeden Gruppe mit dem Rat für den Einzelnen 10 Thlr. wöchentlich für Zehrung und Fortkommen gefordert, sowie nach der Zurückkunft eine „discretion nach Gelegenheit ihrer expedition und Verrichtung.“ Beides war ihnen zugestanden worden. Die Gesammtsumme war dann vom Sammelergebnis abzuziehen. Nur um für den Anfang gesichert zu sein, erhielten sie eine Summe vorgeschossen. Die Gesandten für den Süden bekamen zusammen einen Vorschuß von 50 Thlr., die für den Norden 150 Thlr. Die Beiden für Norddeutschland, die sehr schlechte Geschäfte machten, – ob man dies vorausgesehen und ihnen deshalb mehr Vorschuß gegeben hatte? – gerieten bald, in Braunschweig schon, in arge Verlegenheit und sahen sich gezwungen, von einem gutem Bekannten, dem fürstlichen Commercienrath David Köhler, ein Darlehen von 30 Thlr. zu erbitten, um weiter zu können, „mit welchen Gelde,“ schreiben sie, „wir gelanget haben, biß wir churbrandeburgisches Geld bekahmen, anders hetten wir müssen liegen bleiben und crepiren.“ – Schließlich ward den Gesandten noch ein Eid auf treue und gewissenhafte Pflichterfüllung abgenommen. Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, machten sie sich noch vor Pfingsten auf den Weg, nach dem Süden am 12. Mai, nach dem Norden erst am 26. Jene kamen am 30. Aug., diese erst am 10. Okt. nach Dresden zurück.

[113] Gemäß der in der Instruktion gegebenen Anweisung führten beide Teile Tagebuch während ihrer Reise. Außerdem verfaßten sie nach der Reise noch kurze zusammenfassende amtliche Berichte. Diese Tagebücher, sowie die Berichte sind erhalten und mit andern diese Angelegenheit betreffenden, auch hier benutzten Schriftstücken zu einem Actenstück vereinigt, das im Dresdener Ratsarchiv aufbewahrt ist und die Signatur C. II. 16 trägt. –

Die beiden Tagebücher schildern mit ziemlicher Ausführlichkeit ihre Reiseschicksale. Sie sind von Rincke und von Knoche geschrieben, den hervorragenderen unter ihren Genossen. Knoche war Jurist und fühlte sich als Gelehrter. Sein Tagebuch trägt die lateinische Aufschrift: „Diarium ad collectas sacras deputatum.“ Er beschließt es mit dem Distichon:

     Quicquid cum Christo rerum primordia sumsit,
     Illud perfectum non nisi fine bono.

Die Aufzeichnungen sind reich mit lateinischen Brocken gespickt. Unter den vielen Fremdwörtern, deren er sich bedient, finden sich einige kühne Bildungen: assequiren von assequi im Sinne von verstehen, incaminiren von spätlat. caminus, frz. chemin, für in Gang setzen, einrichten. Als Beamter an strenge Ordnung gewöhnt, hat er alle gelegentlichen Reisebemerkungen, die seine Mission nicht direkt angehen, an den Rand verwiesen. – Auch Rincke war nicht ohne Bildung: er beherrschte die französische Sprache; sie kam ihm in Utrecht zu statten, wo der Bürgermeister schlecht Deutsch verstand. Reisebeobachtungen und geschäftliche Mitteilungen gehen bei ihm ungetrennt durcheinander, doch stellt er die Übersichtlichkeit durch kurze Inhaltsauszüge am Rande her. Seine Schreibweise ist etwas frischer, lebendiger und unmittelbarer als die Knoches. Schon die Aufschrift, die er seinem Tagebuch giebt, ist gemütlicher und breiter: „Diarium uber die Reißen, so ich nebenst meinen Colegen Herrn Barthol Hungern auff Befehl Eines Edlen und Hochweißen Raths der Stadt Dresden durch Gottes Gnade und seiner Engel Schutz gethan und verrichtet haben.“ Wenn Knoche viel Fremdwörter anwendet, so verschmäht Rindke es nicht, selbst Provinzialismen in Ausdruck und Aussprache zu gebrauchen. Für Baum, d. i. Schlagbaum, schreibt er immer gut sächsisch „Bohm“. – Es sind keine bedeutenden, auch nicht gerade neue Dinge, die wir in diesen Tagebüchern [114] erfahren. Aber wer sich darein versenkt, kann sich gerade in diesen dem Augenblick entstammenden, dem Augenblick gehörenden Aufzeichnungen leicht in den Geschäftsgang, in die Sitten und Anschauungen jener Zeit versehen. Fühlt man ja selbst große weltgeschichtliche Ereignisse am tiefsten nach, wenn man ihren mächtigen Hauch verspürt in dem kleinsten Tagesleben. – Da beide Tagebücher nach Zweck und Inhalt nicht verschieden sind, haben wir es in der Darstellung verschmäht, sie auseinander zu halten und gesondert zu behandeln, sondern sichten ihren Inhalt gleichzeitig nach den gleichen Gesichtspunkten. Nach den oben dargelegten Reiseplänen erkennt der Leser leicht, welchem der beiden Tagebücher ein Beleg entnommen ist.

Es war keine leichte, noch weniger eine angenehme Aufgabe, die diese vier Männer auf sich genommen hatten. Schon das Reisen in jener Zeit war beschwerlich: vor allen Dingen war der Stand der damaligen Verkehrsmittel dem Bestreben, zugleich billig und schnell vorwärts zu kommen, wie es hier im Interesse der Sache geboten war, sehr wenig günstig. Die regelmäßigen Posten gingen selten, kamen auch nur langsam vorwärts, waren teuer und gewährten außerdem gegen Witterungseinflüsse keinen genügenden Schutz, wie auch unsere Reisenden zu ihrem Schaden erfahren mußten. Oft benutzten sie, um eher weiterzukommen oder um billiger zu reisen, andere Gelegenheiten, gemietetes Fuhrwerk, den Wasserweg, wo es anging. Vereinzelt ritten und gingen sie auch. Die öffentliche Sicherheit war mangelhaft. Um sicherer zu reisen, sollten sie nach ihrer Instruktion überall den Magistrat „umb eine Fehde ohne Entgeld“ bitten, d. h. um freies Geleit.

Die Wege außerhalb der großen Poststraßen waren meist schlecht, selbst gefährlich. Zwischen Ottersberg und Stade mußten die Gesandten eine sehr gefährliche Stelle passiren. Rincke erzählt: „Nun solten wir balt an ein gefährliches Loch kommen, dadurch wir musten passiren, anders in die 2 Meilen umbfahren, das wolte der Bauer auch nicht gerne thun und doch furchte er sich sehr darfür, fragte alle, die uns begegneten, wie es darmit beschaffen sey, die alle sprachen, man solte sich wohl darfür hütten, den vor weniger Zeit sey einer durchgefahren und wehren Menschen und Pferde darinnen unttergangen, als wir nun endlichen dahin kahmen, [115] wahr es ein finsterer dicker strüpiger Busch, aber nicht groß und ging der Weg ganz enge und gleich tieff in selben hinuntter, und stund das Wasser biß ins Felt herauß in Wege. Wie nun die Pferde in Wege eingingen und wir sahen, das es so ein schändlich Loch war, ließen wir stille halten und muste der Fuhrman sehen, wo man sonsten hindurch kommen könte, alßdan bathen wir einen Müller und gaben ihme ein gutt Trinckgelt, das er ein par Bretter uber sein Wehr legte, das man den Wagen kundte hinüberschieben und der Gefahr entgehen. Bey der Mülen kundten wir das Loch in etwas erkennen, welches furchtsahm außsahe, aber in dürren Sommer soll es gar wohl zu passiren sein.“ Der Weg von Saalfeld über Gräfenthal und Neustadt nach Coburg war ein „unvergleichlicher bergichter, obscurer und furchtsamer Weg, da mancher seinen Halß gelassen.“ – Die elende Beschaffenheit der Wege verteuerte sogar die Posten, da man in solchem Falle allein aufs Fahren angewiesen war. Von Oldenburg benutzten Rincke und Hunger Ersparnis halber den Bremer Bierwagen. „Als wir nun durch Delmenhorst passiren wolten, liß unß der Burgemeister auffhalten, weil wir mit einen Bierwagen reiseten. Wir sagten, das wir umb geringern Preißes halber das gethan hetten und hette der Burgemeister in Oldenburg unß wegen unser habenten Comision passiren lassen. Er sagte, der Burgemeister in Oldenburg hette ihme nichts zu befehlen, wir solten von Wagen heruntter, er wolte unß auf den andern Tag einen Wagen schaffen. Wir sagten nein, wir wollen heutte in Brehmen sein. Als er nun sahe, das er unß keinen Wagen gleich schaffen kundte und wir auch auff keine andere Condition bleiben wolten, straffte er unsern Fuhrman umb 12 Gr. (welches wir ihme in Brehmen wohl musten wieder geben) und liß unß passiren, hatte unß aber verhalten, das wir ¼ Weges ausser der Stadt bleiben musten. Auff unser ganzen Reise sind die Posten nicht so teuer gewehsen, alß in diesen Landen, denn immer die Meilen zu 6 biß 6½ Gr. kommen, und sind noch kaum zu bekommen, das macht, das Niemant kan weder zu Fuß noch zu Schiffe reißen, wegen des grossen Morasts. Gehet ia Jemand von ihnen, die die Wege kennen, zu Fuße, so trägt er einen Sprinckstock mit sich, damit springen sie hinüber; der es aber nicht weiß, muß es wohl bleiben lassen, wen [116] er nicht ersauffen will.“ – Die beiden anderen fuhren, auch um das Postgeld zu sparen auf dem Rhein von Worms nach Mainz, „jedoch wegen des Sturmes mit Leibes und Lebens Gefahr.“ – Sehr gefährlich galt damals dem Schiffer der Dollartbusen bei Emden, hier „Tullermeer“ genannt: unsere Gesandten kamen ohne Anstoß und glücklich hinüber. – Die den Norden bereisten, hatten gleich im Anfang mit Mißgeschick zu kämpfen: sie hatten sich einen Kahn von Dresden bis Magdeburg gedungen, hatten aber während der ganzen Fahrt sehr von einem „ziemlichen harten Contrariwind“ zu leiden, der sie nur sehr langsam vorwärts kommen ließ. Seinetwegen wagten sie es nicht, zu Meißen durch die Brücke zu fahren, sondern stiegen aus und erst unterhalb der Stadt wieder ein. Unterhalb Torgau von der Dunkelheit überrascht „wolten wir der Nacht in einem so kleinen Kahne nicht trauen, sondern logirtten unß in eine abgebrannte wüste Schiffsmühlen ein.“ Vor Wittenberg erhob sich der Wind wieder, mit Lebensgefahr kamen sie endlich am vierten Tage in Wittenberg an, entließen aber hier den Kahn und bestiegen die Post. – Auch erfuhr die gerade Richtung der Reise Ablenkung durch politische Ereignisse. Nach Hamburg, das damals Christian V. von Dänemark mit Kriegsmacht überfallen hatte, um es seinem Reiche unterthan zu machen, konnten sie von Stade aus wegen der auf der Elbe liegenden dänischen Schiffe nicht kommen: erst oberhalb Hamburgs, von Lüneburg aus erreichten sie es zu Schiffe. Und wie es schwer gewesen war, nach Hamburg hineinzukommen, so machte es auch Mühe wieder herauszukommen: denn wegen einer während der dänischen Belagerung vorgekommenen Verrätherei war der scharfe Befehl ergangen, in dieser unsichern Zeit Niemanden ohne Paß aus- und eingehen zu lassen. – Wie man damals in der Post vor Witterungsunbilden geschützt war, beweist der Bericht der Reise von Wismar nach Rostock: „gegen der Nacht 7 Ur gingen wir mit der Post fort und kahmen Morgens 4 Ur in Rostock ein voller Kälte und Nässe, das nicht ein Faden von uns allen trüge wahr, den es die ganze Nacht regnete und schlosste.“

Neben solchen Reisebeschwerlichkeiten begegneten den Gesandten allerlei Schwierigkeiten und Verlegenheiten bei der Ausrichtung ihrer Geschäfte selbst. Der Geschäftsgang damaliger Zeit war viel [117] weniger als heut zu Tage an bestimmte und fest geregelte Formen gebunden: er ruhte einfach auf den Persönlichkeiten und war infolge dessen nicht selten recht gewunden und verwickelt. Selbst untergeordnete Personen konnten Einflüsse ausüben. Nicht die kleinste Schwierigkeit bestand zunächst darin, die Angelegenheit überhaupt nur erst am rechten Orte vorzubringen. Darüber läßt einmal der Tagebuchschreiber der nördlichen Reise seinen Unmut aus: „Welches (scil.: auff was Art man es könnte vorbringen) an allen Orthen das aller mühsamste und verdrisslichste Ding gewehsen ist, da man hat müssen Jungen und solchen Kerln auffwartten, schmeicheln, Gelt offeriren, das sie uns nur an ihre Herren anmelden möchten, welches doch nur der Anfang unser Expedition wahr, und den ging es erst recht an.“ Hie und da kam es selbst mit solchen untergeordneten Leuten zu verdrießlichen Auftritten, wie mit dem ungeschliffenen und widerwilligen Glöckner der lutherischen Kirche in Amsterdam, der sie warten ließ und ihr Schreiben erst nach heftigem Wortwechsel in die Sitzung des Kirchenrats trug, als bereits die meisten Räte weggingen; oder mit dem „Vorträger“[177] des Raths in Magdeburg, der mit seinem leichtfertigen Maul gar von Betteleien sprach und andere „spitzfindige“ Worte führte. – In Wolfenbüttel machte sie das kärgliche Geschenk von einem Thaler aus der fürstlichen Kammer stutzig. Sie meldeten sich nochmals; als man ihr Bittschreiben wieder hervorsuchen wollte, fand man es erst nach langem Suchen: durch Nachlässigkeit der Beamten war es verloren gegangen und dem Herzog nie zu Gesicht gekommen. Nun erst nahm die Sache ihren geregelten Gang und sie erhielten die Zusage einer Collecte. – Nicht selten war die Sache einfach vergessen worden, häufiger wol mit als ohne Absicht. In Lüneburg, wohin sie bereits von Zelle aus ihr Schreiben gesandt hatten und wo auch schon ein Regierungsrescript, das die Collecte anordnete, eingetroffen war, hatte man die ganze Angelegenheit völlig vergessen. Der Bürgermeister „wahr gar ein rauer Man und war ihme nicht recht, das wir solche Dinge erinnerten.“ — Vielfach konnte ihre Sache zunächst gar nicht Erledigung finden, da die Behörde, der die Entscheidung zustand, nicht am Orte sich befand, [118] und sie mußten ohne bestimmte Antwort abreisen. So mußte für die fürstliche Kammer in Saalfeld erst Verordnung vom Gesammtconsistorium in Altenburg eingeholt werden, ebenso in Helmstädt vom Generalsuperintendent in Wolfenbüttel. In Kassel, sowie in Merseburg war der Fürst verreist: die Entscheidung wurde daher ausgesetzt. Stadtbehörden machten nicht selten ihre Entscheidung von dem Vorgange des Landesfürsten abhängig, wie in Wolfenbüttel, oder gar von einem direkten Befehl, wie in Berlin und Weissenfels. Beim letztgenannten knüpfen die Gesandten die Vermutung daran, „daß Sie [scil. der Rath von W.] auf Rechnungen sitzen und dencken müßen, daß, wenn Sie etwas sonderliches zahleten, es in Rechnunge nicht möchte passiret werden.“ In Halle war die Entscheidung des Rats vom Befehl des Consistoriums abhängig: beinahe hätte es ihnen geschadet, daß sie nicht ein Schreiben an das Consistorium statt an den Rat hatten: doch verfügte das Consistorium durch Rescript an den Rat Collecte. Der Bürgermeister von Schaffhausen erklärte direkt, man pflegte sich hier in solchen Fällen nach den Vororten, also zunächst nach Zürich zu richten. In Zürich wurde ihnen denn auch ein Schein zum Ausweis für die anderen Stände mitgegeben. – In Hamburg konnte die Angelegenheit wegen der Kriegswirren nicht erledigt werden und wurde bis zu ruhigerer Zeit aufgehoben. – Mitunter trafen sie auch auf solche Dürftigkeit, daß sie von vornherein am Erfolg zweifelten und nur, weil sie einmal da waren, die Sache vorbrachten, So erkannten sie sofort die Lage in Lippe: „dieses ist wohl eine Haubtvestung ziml. groß, ganz lutterisch aber sehr arm. Derohalben stunden wir bei unß an, ob wir ihnen etwas zu muthen solten. Jedoch weil wir in loco, den Leuthen ins Herz und Beuttel nicht sehen kundten, versuchten wir es,“ sie erhalten einen Thaler, tiefgerührt über dies Witwenscherflein gestehen sie: „wir hatten Mitleiden mit diesen guten Leuten.“ Oldenburg war von Brand und See fast ganz verwüstet. Hier nahmen sie mit dem Bürgermeister blos um deswillen Rücksprache, eine billigere Fahrgelegenheit zu erlangen. Das ganze Land Mecklenburg fanden sie sehr erschöpft. Die Hälfte von Rostock – über 800 Häuser – lag schon seit 9 Jahren in Schutt. Hier erhielten sie nichts, wie sie voraussahen. Eine seltsame Veranlassung der Mittellosigkeit der Stadtbehörde [119] vernahmen sie „per discursum“ in Zeitz: „Der Rath hatte vor diesem sehre geschmauset, daß der Cämmerer, wann vorhero über eine geringe Sache deliberiret worden, des Sonntags pro dignitate tractiren müßen, und dieser dahero einmahls 50 fl. vor Petersielien liquidiret hatte.“ – Öfter aber noch, als sie wirkliche Not und Dürftigkeit trafen, mußten sie solche als Vorwand und Entschuldigung hören, auch selbst wenn schließlich doch noch etwas gegeben wurde: ja vielleicht sollte diese anfängliche Entschuldigung nur als wirksamer Hintergrund für die dann doch noch erfolgende Unterstützung dienen.

Gegenüber solchen mehr allgemeinen Hindernissen stießen die Gesandten hier und dort auf Schwierigkeiten, die in der Eigentümlichkeit und den besonderen Verhältnissen und Beziehungen der Landschaft oder Stadt begründet waren. So lagen in Baireuth seit länger schon 100 Thlr. Collecte, der Entnahme harrend, für sie da, aber in einer in Sachsen nicht geltenden Münze, weshalb auch die „Übermachung“ unterblieben war, in einer Münze, die sie noch nie vorher gesehen hatten und die selbst hier im eigenen Lande „verächtlich“ war. Ihr Versuch, die Auszahlung oder auch die spätere Nachsendung in anderem Gelde zu erlangen, wurde von dem Beamten kurz abgewiesen. Gutes fremdes Geld wollte man offenbar nicht dazu verwenden. Über die Schererei, die sie mit diesem Gelde hatten, hören wir Knoche selbst: „Quid nunc? Viel zu expostuliren wolte sich nicht schicken. Wir musten diese 100 Thlr. unkentliche Münze einheben und darüber quittiren, wir erkundigten unß sofort hinc inde, ob dieses Geld nicht zu verwechseln sey, ob mann irgents lage[178] darvon geben müste, da war Niemand zu Hauße, doch wolten einige zu Gefallen etwas an sich wechseln, aber nicht anders alß auf ein 16 Gr.-Stücke 1 Gr. lage, wie hier gebräuchlichen; nolentes volentes musten wir solches eingehen, befunden aber nacher, daß mann unß nur verrueffene 16 Gr.-Stücke geben und aus dem Regen in die Trauffe verweisen wolte, sagten dahero den Kauff wider auf und bemüheten uns so lange, biß wir endlich 43 Thlr. gegen gangbahre Münze los wurden, darzu aber auch 2 Thlr. 21 Gr. lage geben musten.“ Das übrige [120] suchten sie gelegentlich auf der Reise auszugeben. – In ziemliche Verlegenheit brachte die Gesandten ein Ansinnen des Nürnberger Rats. Der wollte anfänglich einen Teil der Forderung, die er an die kurfürstlich Sächsische Kammer hatte, als Beisteuer für Altendresden abtreten. „Wie nun hierauf zu respondiren dubios fallen wolte, so bedanckten wir unß zwar anfänglichen,“ dann aber sprachen sie die Befürchtung aus, daß der Rath zu Dresden kaum darauf eingehen könne, weil es wol der Kurfürst sehr ungnädig aufnehmen würde, „als wann mann E. WohlEdl. und Gestr. Rathes alhier Anforderung an sich bringen wolte, implorirten dießfals, Ihr Hochadl. Gestr. möchten geruhen und, in Ansehung mann die größeste Confidentz auf diesen weltberühmten Ort gesetzet, einen andern modum vorschreiben.“ Sie wurden daraufhin noch einige Male vorgeladen und erhielten schließlich 50 Gulden. –

Die gebräuchliche Art der Beisteuer war, wie wir sahen, Collecte, und daher diese Erledigung der Sache auch den Abgeordneten selbst am geläufigsten. Damit nahm die Behörde eine gewisse Mühe auf sich. An manchen Orten aber war man dieser Mühe abgeneigt und überließ sie den Bittstellern selbst, indem man ihnen erlaubte, die Almosen, die sonst die Collecte ergab, selbst einzusammeln. Zugleich war diese Erlaubnis eine ziemliche Zumutung. In Darmstadt sollten sie neben einem Almosenknecht herumgehen und um Almosen bitten. In Frankfurt erfuhren sie geradezu, „es were styli, daß einer von unß [d. i. die Abgesandten] neben der Almosenbüchse müste mit herumbgehen.“ Auch in Straßburg und Güstrow sollten sie selbst „ostiatim“ einsammeln. Abgesehen, daß dies viel Zeit erfordert hätte, und ihre Instruktion nicht dahin ging, hielten sie es für ihrer Würde durchaus nicht angemessen. Wenn es ihnen daher nicht gelang, eine andere Erledigung zu erwirken, verzichteten sie entweder ganz oder beauftragten untergeordnete Leute damit, machten aber einmal die Erfahrung, daß selbst solche dies Geschäft unter ihrer Würde hielten. In Lübeck nämlich dingten sie einen Mann, die Almosen einzusammeln und gaben ihm ein Buch dazu, die Einträge aufzunehmen, nebst Vollmacht und Abschriften ihrer Creditive. Aber „der Man den wir dungen, hat nicht wollen herumbgehen, sondern sich geschehmt, darauff gehet viel gedachter Herr Thestorff mit Herrn Hunger zu [121] einem Grabebütter, die sonsten alle Dinge verrichten, aber sie haben ihme durchauß nicht darzu bereden können, sagende, er könte nicht auf den Brant betteln gehen.“ – Anderwärts wieder war Collecte und dergleichen überhaupt nicht im Schwunge. In Nymwegen hat ihnen die Erwähnung der Collecte, wie sie meinen, sogar geschadet. „Das Wort Collecten war den Burgermeister zuwieder.“ Sie knüpfen daran die allgemeine Bemerkung: „...und kan man in allen Landen und allerhand Zustände nicht einerley Concepte gebrauchen, sondern sich vielmehr nach ihren Sitten und Gebräuchen richten.“ So ward auch in den Brandenburgischen Landen die Concession zur Collecte keinem Fremden vergönnt. Der Kurfürst mochte mit diesem Verbot den Strom der auswärtigen Bittsteller andämmen wollen. Ergötzlich ist die Erzählung des Tagebuchs, wie sie sich vergeblich bemühen, ihr Gesuch um Landescollecte persönlich vor den Kurfürsten zu bringen. „Nun war der Befehl gegeben, das kein Mensche, er sey auch wehr er wolle, ohne die Churfl. Bedintten, in Schloß gelassen würde, in welchen auch die Canzeley wahr. Und dieses ist ein Griff, der mehrentheilß wieder die Solicitanten ersonnen wirt. Alß nun gar nicht ein zu kommen wahr, suchte ich Gelegenheit, zu den Bettmeister[179] zu kommen, welcher in fordern Hoffe sein Auffenthalt hatte und ein Franzoß war, zu deme ging ich hinauff und bath ihme, wie und auff was Arth man doch köntte das supplic ubergeben, da führt er mich ins Schloß hinein und in den Gartten und sprach, es würde der Churf. in Gartten kommen, (wie denn auch ein rother sambtener Stuhl darstundt) denn köntte ichs ihme nur gleich in die Hände geben. Ich ging hin und ruffte H. Hungern auch hinein. Wir gingen ein wenig an den Gartten hin und weil wir sahen, das die Churfl. Fenster uberall zugegen, auch in ganzen Garten und Schloß kein fremden Mensche zu finden war, fürchteten wir unß dazubleiben, noch den Churf. zu erwarten, in Ansehung des scharffen Verboths, gingen wir wieder herauß.“ Sie machten dann noch einen Versuch, das Gesuch durch die Kanzlei an den Kurfürsten zu bringen, aber vergebens: man wies sie auf die 100 Thlr. hin, die sie in Wesel vom Kurfürsten erhalten hatten.

[122] In der That war es nicht ganz überflüssig, sich gegen den Zudrang von Bittstellern zu schützen. An vielen Orten trafen unsere Reisenden mit andern, die denselben Zweck verfolgten, zusammen. In Hessen fanden sie das ganze Land von Sollicitanten überschwemmt. Es war eben diese Art der persönlichen Hilfsanrufung den damaligen Verhältnissen entsprechend und notwendig. Kein Wunder aber, daß man die Träger dieser Sendung nicht mit einem Übermaß von Freundlichkeit und Entgegenkommen aufnahm. Sie mußten gar manche bittere Unbill ertragen und dazu schweigen, wollten sie anders ein günstiges Ergebnis erreichen. Auch unsere Tagebücher legen davon ein beredtes Zeugnis ab. Man ließ es die Gesandten fühlen, wo man glaubte bei ähnlichen Gelegenheiten von den sächsischen Behörden vernachlässigt worden zu sein. Da gab es Sticheleien, auf die sie doch nicht so erwidern konnten, wie sie gern gewollt hätten. In Straßburg mußten sie den Vorwurf hören: „Warumb hetten wir zu Sachsen nicht ihre Abgebranten zu Barr auch in dieser Zuflucht betrachtet, so weren Sie uns etwas zu geben auch nicht schuldig.“ Sie erhalten nur 6 Thlr. und die Erlaubnis, selbst in der Stadt Almosen sammeln zu gehen. Darüber machen sie sich in ihrem Tagebuch lustig: „quasi vero als weilen Sie unß mit 6 Thlr. trefflich vorgeleuchtet und der Bürgerschafft einen animum erogandi gemacht hetten.“ – Vielfach wurden sie sehr lange hingehalten, ehe sie nur überhaupt vorkamen. Auf die Entscheidung des Kurfürsten von Brandenburg, den sie in Wesel antrafen, mußten sie 5 Tage warten. Unmutig über den langen kostspieligen Aufenthalt schreiben sie nieder: „die Leuthe dencken vielleichte, wir können Steine fressen.“ Im Schloß zu Güstrow wurden sie immer von einem zum andern Male bestellt, bis sie erst am 3. Tage dem Herzog das Schreiben übergeben konnten. Ein thüringischer Almosensammler hatte hier 14 Tage warten müssen, bis er endlich 2 Thlr. erhielt. Unsere Abgesandten erhielten gar nichts. Ihren Mißerfolg schreiben sie einem einflußreichen Beamten, dem Sektretär Friderici zu, der selbst unter seinen Mitbeamten für einen „hochmütigen Teufel“ gilt, der „nicht gerne Jemand neben sich dulde, den der Fürst liebe.“ Er äußerte sich sehr beleidigend: „Man hat sich doch wohl in Acht zu nehmen, dergleichen Leuthe gehen viel herumb“, [123] in welchen Worten Rincke eine Verdächtigung erblickt und entrüstet antwortet: „O, ho, wenn er des Churfürsten von Sachsen Hant und Siegel und unseres Raths Schreiben verdächtig halten wil, so bin ich vergäblich anhero kommen.“ Außerdem rächt sich Rincke noch vor der Abreise dadurch, daß er ihm ein Schreiben ins Haus spielt, in dem er ihm die Vereitelung ihrer Sache Schuld giebt. – Ihre Collegen hatten es in Darmstadt, wohin sie wegen der Verwandschaft der Herzogin mit dem sächsischen Hause sehr hoffnungsfreudig gingen, mit einem noch widerhaarigen Beamten zu thun, dem Hofrat Beckmann. Er brachte es fertig, daß ihnen der Faden der Geduld, der ihrer Sendung angemessen sehr dauerhaft war, endlich doch riß. Der Schreiber des Tagebuchs schildert den Zusammenstoß in einem längeren Absatz: „Dieser Beckmann hatt unß dermaaßen angefeundet, daß wir unß in praesentz so vieler Leute haben schämen müeßen. Er brauchte unter andern diese vorwerfliche Wortte, der Churf. von Sachsen hette zu ihrer gebauten Kirchen nichts gegeben, er könte uns nicht aufhüpfen (?) und immer mit vollem Brummen die Treppe hinunter. Wir recolligirten unß und gingen nach der Mittags Mahlzeit zu ihm ins Hauß und wartteten so lange, biß er seiner Gelegenheit nach aus der Stube kahm. Hierauf bathen wir mit aller Höfflichkeit umb Gehör: er hierauff mit grober vehementz! brennets brennets? (wie mann so vulgariter pfleget hinzureden) ich kann euch keine Antwortt sagen, Euer Churf. hatt unß nur 4 Thlr und keine Collecten gegeben. Wir excusirten unß omni modo und bathen nur umb ein gutes Wortt und Abfertigung, sintemahl wir einen Wagen von Franckfurt mit genommen und derselbe viel Geld kostet. Er wider hierauf: Kombt morgen (wahr der Sontag) wider und schlug die Thüre zu. Wir hierauf erschienen in seinem Hauße nach der Mittagspredigte, vermeinende, seine importunität würde sich geleget haben, aber nein, er continuirete wie ein wilder Mensch. Wir hierauf bewogen sagten also: hört, Herr Hoffrath! wir versiren in pio negotio und müßen unsern Nachbarn zu Erbauung unserer Kirche und Schulen durch Gottes Willen zuruffen; wir bitten unß mit dergleichen ungestümen Wortten zu verschonen. E. E. Rath zu Dreßden hatt solch Gesinde nicht ausgeschicket, daß sich so tractiren laßen will; und wenn der Herr Hoffrath so continuiret, müßen [124] wir es so wohl auf Seiten der Churfl. S. gn. Vorschrifft als auf Seiten eines E. Raths pro maxima injuria aufnehmen, wir wüsten nicht, wie ihr Collectensuchen bei unsern gn. Herrn were vorbracht worden, hetten darvon keine relation zugeben, wir erwartteten andere Bescheidenheit. Er hierauf schwieg stille und sagte: Auf der Cantzeley liegt die Vorschrifft, ein Copiste würde sie unß geben. Wir holeten solche ab ..... Sonst sagten sie hier, – Beckmann were ein Financenfreßer und doch so reich darbei, ita ut avaro tamen desit, quam quod habeat quam quod non habeat[180]! Sein Beginnen solte ungestrafft nicht hingehen, glauben nicht, daß die Herzogin darvon weiß.“

Hier zeigen sie also einmal offen, daß sie auch Galle haben. Sonst aber üben sie sich im Interesse ihrer Aufgabe wacker im Schweigen und Hinunterschlucken. Dafür halten sie sich in ihren Tagebüchern schadlos, hier laden sie ihren verhaltenen Groll ab; sie wimmeln, wie wir schon gelegentlich bemerkt haben, von bittern Bemerkungen und boshaften Hieben. Fast spaßhaft ist es, wie sie in Heidelberg ihren Groll gern entladen möchten, aber aus bestimmter Rücksicht es vermeiden. Vom Kurfürsten erhalten sie hier die Kleinigkeit von 6 Thlrn., vom Rath aber gar nur 16 Groschen. „So Ihre Churfl. Durchl. nur ein mehrers gethan, solte mann dem Rathe allhier die 16 Gr. in einem Schreiben nicht wider zurück geschickt und sich per ironiam bedancket haben? Es ist doch schimplich, daß E. E. Raths zu Dreßden Schreiben nur mit 16 Gr. angesehen worden.“ Also sie getrauen sich in Rücksicht auf den Kurfürsten, der ja auch wenig gegeben, nicht, ihrer Entrüstung in der angedeuteten Weise Ausdruck zu verleihen.

Eine fast ununterbrochene Kette von schlechter Behandlung und Miserfolgen stellte die Reise durch die Niederlande sowie durch die calvinischen Striche des deutschen Nordens dar. Nirgends werden ihnen so viel Schwierigkeiten bereitet, nirgends finden sie so lieblose Aufnahme, so wenig Entgegenkommen und Freundlichkeit als gerade hier. Der unheilvolle Gegensatz, die unglaubliche Gehässigkeit zwischen den beiden Schwesterconfessionen der Lutheraner und Calvinisten kann kaum irgendwo greller, lebendiger und unmittelbarer [125] vor's Auge treten, als in diesen einfachen geschäftlichen Tagesaufzeichnungen, die ohne jede weitere Absicht nur für die Gegenwart geschrieben sind, aber gerade deshalb den Geist des Lesers am besten mitten in diese Gegenwart versetzen. Diese friedlichen, nüchternen, etwas steifleinenen Männer werden ganz Gift und Galle, wenn sie daran gehen, in ihrem Berichte, die schlechten Erfolge zu verzeichnen. Die erste calvinische Stadt, die sie berühren, ist Hamm. Aber von vornherein mit starkem Mistrauen gehen sie hier an ihr Werk: „Weil nun wir sahen, das dieser sonsten reicher Ordt ganz Calvinisch, wolten wir es doch probiren und gingen hin und presentirten den Burgermeister unsere Schrifften nebenst einen Schreiben, das wir machten, welcher feine hönisch zu unß sprach, die Herren werden hir gewiß nicht recht an kommen, das sie mir solche Dinge vortragen. Wir sagten, es würde ein Magistrat hirmit höffl. ersuchet, das sie es aber nicht wohl auffnehmen, köntten wir nichts dafür. Idoch ließ er uns einen Thlr. auszahlen .... Nun dachten wir, solte das wohl eine Calvinische probe heisen, was solte wohl drauß werden. Und ob wir es wohl seinen hölzernen Humor (den er war ein hochmüthiger Man) zuschrieben, so befunden wir es doch in der Warheit hernach, doch sind diese Calvinisten hir erger den die Holländer.“ Sie machten in der That auch weiterhin sehr schlechte Erfahrungen in den calvinischen Städten. In Wesel erhielten sie ihr Schreiben, „ziemlich besudelt“ wieder zurück; der Bürgermeister schlich mehrmals an ihnen vorbei, den Hut in die Augen gedrückt und that, als ob er sie nicht sähe. Dies Verhalten entlockt dem Schreiber die ironische Bemerkung: „Das mögen ehrenfeste Calvinisten heißen.“ An einer späteren Stelle beehren sie den Mann mit dem Ausdruck „Holzbeißer“. Noch schlimmer ergehts ihnen in Nymwegen. Nachdem sie dort mehrere Tage bis zur Ratssitzung, auf die die Entscheidung über ihre Sache vertagt worden war, gewartet hatten, ward ihnen nach Beendigung derselben vom Bürgermeister, den sie darum befragen, ruhig gesagt: „Ewerer ist vergessen worden, warumb habt Ihr es denn nicht erinnern lassen. Wir sagten, das es geschehen wehre, wir hetten aber keine Andwort erhalten. Denn sprach er: der Rath ist geschieden, ich kan euch nun nicht helfen .... Wie wir nun sahen, das dieses ein rechter betrigl. Calvinischer Abschidt [126] war, und wir so liederlich ia leichtfertig umb unserer Gelt gebracht worden, eyleten wir weg zu kommen.“ Es vergeht ihnen die Lust, weiter nach Westen zu dringen, wie ursprünglich in ihrem Plane lag, und sie wenden sich gerades Wegs über Utrecht nach Amsterdam, dem Herzen von Holland. Was ihnen schon vorher und auch hier wieder von befreundeter Seite prophezeit worden war, erhalten sie hier als amtlichen Bescheid vom Bürgermeister: „sie geben hir Niemand nichts, ausser waß nicht ihrer Religion wehre, denen wehren Sie schuldig beyzustehen, und hetten wir uns fernerweit nicht auffzuhalten.“ Dazu bemerken sie bitter: „Das war ein Stückgen auß der Kunst, der aller Calvinisten Herzen hat können die Ader schlagen. Die Creditifa hat er nicht begehrt, sie sindts auch nicht wehrt, selbe zu sehen.“ Den Prinzen von Oranien anzugehen, wird ihnen vom hochdeutschen Prediger von vornherein abgeraten, da er alle Tugenden habe, nur die Freigebigkeit nicht.

Selbst bei dem lutherischen Kirchenrat in Amsterdam hatten sie nicht viel Glück. Sie erhielten 10 Thlr. „mit der condition, das wir nicht in die Heuser gingen und bäthen oder bettelten, wir sagten, sie solten unß nicht vor solche Leuthe ansehen, wehren auch auff solche Manier nicht außgesendet worden.“ Diese Erfahrungen wirkten Mißtrauen und Bitterkeit in ihnen. „Wir sahen, das die Evangelischen hir auch nicht viel nütze wehren, c'est un comme l'autre.“ Sie eilten deshalb, wieder nach Deutschland zurück zukommen. Der Boden brannte ihnen in diesen Landen unter den Füßen. In Gröningen fragte sie der Bürgermeister, sonst ein höflicher Mann, ob die abgebrannte Kirche reformirt wäre, und schüttelte auf ihre Verneinung den Kopf. Sie warteten aber gar nicht erst auf den Ratsbeschluß, „es möchte ein Nimwegisches decretum drauff folgen, davon man nur kranck wird“, sondern baten nur, für den Fall, daß sich der Rath zu einer Schenkung entschließe, diese an einen Hamburger Freund zu übermachen. In Emden verlangte man ihre Creditive. Sie hoffen schon: „Hilff Gott, diese Leuthe werden alle Calvinisten zu Schanden machen.“ Aber mit der Entschuldigung eigener Bedrängnis werden sie dann entlassen. Darüber sind sie sehr verdrossen, zumal ihnen Verlust an Zeit und Geld daraus erwuchs: „das sie die Creditifa gefordert, acht ich nur auß Spidt (?) geschehen zu sein.“ Manchmal scheint [127] es doch auch, daß ihr eigenes mächtiges Vorurteil ihnen die Aufnahme, die sie finden, gehässiger erscheinen läßt, als sie ist – wenigstens sind sie in den lutherischen Landen viel leichter geneigt, Ausreden als wahr gelten zu lassen. Thatsache ist allerdings, daß sie in allen den calvinischen Landstrecken von calvinischen Behörden nichts erhalten: wo die Aufnahme nicht geradezu gehässig war, wurden sie mit Ausreden abgespeist. – In Aurich angekommen athmen sie ordentlich auf und fassen frischen Mut: „Alß unß nun Gott gesund und frisch hieher gebracht und geholffen hette und wir auß der Calvinisterei zu dem reinen Evangelium kommen wahren, gingen wir in die Kirchen, Gott zu dancken.“ Sie berühren dann später nur noch eine Stadt calvinischen Bekenntnisses, Bremen. Sie werden hier ja mit ausnehmender Höflichkeit behandelt, erhalten aber auch nichts, da die Stadt in Folge von Brand und Krieg sehr mit sich selbst zu schaffen hatte: als besondere Aufmerksamkeit jedoch giebt ihnen der Rat ein verbindlich abgefaßtes Entschuldigungsschreiben an ihren Rat mit. – Hier schreibt Rincke im Tagebuch ein sehr scharfes Gesammturteil, gewissermaßen als Schlußwort nieder: „Dieses war nun die letzte Stadt Calvinischer Herrschafft und hat man sich hoch zu verwundern, wie sie alle, sogar von Hamm an, biß hieher eines Sinnes gewehsen sein, nur das sie nicht einerley Excusen sich bedinet haben, unß nichts zu geben, als wehre es expresse mit in ihren GlaubenßArtickeln geschrieben. Sonsten hat man noch wohl Exempel, das sie etwas gegeben haben, aber nur nicht zum Kirchenbau. Und wo sie können, nehmen sie sie wohl gar hinweg, wie zu Ham und Wehsel geschehn ist. Ich halte weder von ihren Glauben noch ihren Gottes od. Kirchen Dinste etwas, den sie sind rechte heimliche Feinde der Evangelischen und sind die zu Hamm die ergsten.“ Am Rand ist noch bemerkt: „Die Hugenotten sind alle uber einen Leisten geschlagen und unsere stolzen Feinde.“

Übrigens war wol bei den Niederländern nicht lediglich der Glaubensunterschied die Ursache ihrer Zurückhaltung, sondern auch ihre stark entwickelte Geldsucht. Diese spürten unsere Gesandten auch anderweit. Das teure Leben in den Niederlanden war für sie ein zweiter Grund zu beschleunigter Durchreise. Sie klagen drastisch: „Wen man einen nur ansiehet, muß man Gelt geben oder wie die [128] Holänder scherzen, wenn sie zu einen sagen min Heere, so kostets einen Deut.“ Gewinnsucht auf der einen und Sparsamkeit auf der andern Seite! Vom Geben waren die Holländer keine Freunde. In Utrecht erhielten unsere Dresdner zwar kein Geld, aber mit großer Bereitwilligkeit ward ihnen ein „recepisse“ ausgestellt: „den das geben sie lieber als Gelt“ berichten sie sarkastisch. Jedenfalls scheuten die Niederländer überflüssige Ausgaben und für solche galten ihnen eben Almosen an Andersgläubige. Andern erging es dort nicht besser. In Oldenburg klagt der Bürgermeister, daß ihre Gesandten dort auch nichts bekamen, sondern ihnen noch überdies 100 Thlr. nachgeschickt werden mußten, nur daß sie wieder herauskommen konnten.

Auch die schweizerischen Städte waren reformirt. Zudem waren sie sehr stark von französischen Emigranten, ihren Glaubensgenossen heimgesucht. Es wimmelte förmlich davon. In Schaffhausen waren 30 000 Thaler, in Zürich schon über 100 000 auf sie verwendet worden. Dennoch fanden die Gesandten hier weit besser ihre Rechnung als in den Niederlanden. In Zürich erhielten sie sogar 100 Thaler. – Französische Emigranten treffen die Gesandten übrigens auch in den Niederlanden und im Reich. In Amsterdam erfahren die Gesandten von Freunden, daß der Rat auch viel auf die „heuffigen Franzen“ wende. Im Fürstentum Baireuth fanden die Franzosen freundliche Aufnahme, sodaß sie sich in Bayersdorf anbauen wollten.

Katholische Landstriche mieden sie ganz: sie hatten zwar ein Schreiben an den Kurfürst von Mainz, gaben es aber gar nicht erst ab. Nur in einzelne halbkatholische Städte wie Dinkelsbühl, Biberach, Augsburg, Straßburg kamen sie, wo auch der Rat gemischt war: sie suchten hier zunächst Anknüpfung bei den evangelischen Ratsmitgliedern, hatten aber doch Gelegenheit, der „Papistischen Kaltsinnigkeit“ wahrzunehmen. Ihre Collegen im Norden machten einige Male im Vorübergehen den Versuch, was von Katholiken zu erlangen sei: sie hatten Grund, ihn zu bereuen. Von einem Kloster bei Helmstädt, bei dem sie vorsprachen, „umb eine probe zu stellen,“ empfingen sie 2 Groschen, die sie gleich wieder weggaben, Aber auch von dem reichen lutherischen Kloster Bergen bei Magdeburg erhielten sie nur 8 Groschen. Den Umweg [129] nach Hildesheim scheuten sie und schickten das dahin bestimmte Schreiben von Hannover aus: sie zweifelten aber sehr am Erfolg. Auch den Entschluß, nach Münster zu gehen, gaben sie auf.

Neben solchen Drangsalen und Abweisungen hatten sie sich aber doch auch freundlichen Entgegenkommens und wolwollender Aufnahme zu erfreuen, sowie nicht selten liebevoller Förderung und allerlei nützlicher Winke seitens einzelner Personen, die sich ihrer Sache besonders annahmen, wie in Wolfenbüttel der Generalsuperintendent Celarius, in Lübeck der Patrizier Tesdorpf. In seltenen Fällen kam es sogar vor, daß sie von einzelnen Personen eine Beisteuer erhielten. In verschiedenen Städten, wie in Rothenburg, Nördlingen, Lindau wurden sie frei tractirt. Manche Städte bezeugten große Teilnahme und richteten ein besonderes Schreiben an den Rat zu Dresden, was sonst nicht üblich war, oder ließen ihn freundschaftlichst grüßen. Die günstigste Aufnahme nach ihrem eigenen Zeugnis fanden sie in Stade, wenngleich dies sehr verarmt war, und vor allen in Hannover. Hier übernahm es der Rat, als er erfuhr, daß sie ihren Wirt gegen hohe Entschädigung zur Einsammlung der Collecte gewonnen hatten, in der verbindlichsten Weise selbst, den Mann zu diesem Behufe auszurüsten und in Pflicht zu nehmen. Im Tagebuch finden wir die von herzlichem Dank erfüllten Worte: „Hilff Gott, ein solches redliches Gemüthe der Stadt Dresden zu Ehren haben wir in ganzer Reise nicht angetroffen“. Die süddeutschen Abgeordneten machen zwar nicht viel Rühmens von guter Aufnahme, aber vielleicht gerade deshalb, weil sie ihnen häufiger wurde als ihren Collegen.

Ihre Geschäfte ließen ihnen sehr wenig Zeit nur übrig, sich sonst auf der Reise umzusehen. Eine Reisebeschreibung liefern uns daher ihre Tagebücher nicht. Gänzlich mangelt die Naturbetrachtung, zu der sie ja unterwegs bei der Langsamkeit des Fortkommens Zeit genug gehabt hätten. In den Städten aber lassen sie ihre Augen tüchtig umgehen, soweit sich Zeit und Gelegenheit bietet. Da haben sie denn zunächst als echte Kinder ihrer Zeit ein scharfes Auge auf kirchliche Dinge. Rinke berichtet sogar, wo sie jeden Sonntag zur Kirche gegangen sind und fällt auch manchmal ein kurzes Urteil über die Predigt. In Wesel wohnten sie [130] einmal einem reformierten Gottesdienst bei; von dem Prediger sagt Rinke: „er wußt es wol auff sein Calvinisch auszulegen, das die Lutteraner nicht viel darvon bekommen werden“. In Hamburg wurden sie von einer Predigt, die den betrübten Zustand der Stadt mit ins Auge faßte, so gefesselt, daß sie Thema und Teile der Niederschrift im Tagebuch würdigten. In den niederländischen Städten und an der Grenze machten sie die Bemerkung, daß auch der lutherische Gottesdienst in seinen Ceremonien ganz nach calvinischem Muster eingerichtet war. An den Ceremonien in Zelle fanden sie großes Gefallen. In Worms fiel ihnen der Überfluß an allerhand Sekten auf. – Ferner achten sie gut auf öffentliche Einrichtungen, Merkwürdigkeiten, Verwaltungs- und Verfassungsangelegenheiten einer Stadt. In Torgau bewundern sie die berühmte Mehlwage, in Braunschweig die faule Magd, ein großes Geschütz, in Minden die schöne steinerne Brücke, in Rothenburg ein prächtiges Orgelwerk und den gewaltigen Stein, das Wahrzeichen der Stadt, in Augsburg das unvergleichliche Rathaus, die Kirchen in Zelle und in Hall. In Wismar nehmen sie den Hafen in Augenschein. In Quedlinburg rühmen sie die ganze löbliche Ordnung dieser Stadt, Brodtax, Brau-, Feuerordnung. In Minden preisen sie als herrliche Gerechtigkeit das allgemeine Jagd- und Fischrecht der Bürger im Weichbild, in Regensburg die gute Kleiderordnung. In Eisenberg verwundern sie sich, daß nur ein einziges Röhrwasser vorhanden ist, das die Leute umstehen, als kauften sie das Wasser. In Regensburg, Nürnberg und Zürich machen sie sich näher mit den Verfassungseinrichtungen bekannt. Knoche interessirt sich auch für akademische Verhältnisse, er bemerkt, daß die Lehrer des Gymnasiums in Coburg sich Professoren nennen, und daß auf der Nürnberger Universität Altorf kein Dr. theol. ernannt wird, damit kein Prediger die Ratsherren im Rang übersteige. Hier und da geben sie in ganz kurzen Worten ein Gesammturteil über die Stadt ab. Bielefeld nennen sie „ein fein reich lutterisches Städtgen". Amsterdam bewundern sie „als die Crone von Holandt und izo die vornehmste in Europa, und bestehet sie hirinnen an Macht, Reichthum, Schönheit, Größe und Befestigung". Bei Nördlingen und Hall fällt ihnen die Altertümlichkeit, die winkelhafte und hölzerne Bauart ins Auge. Ottersberg bei Bremen rühmen sie als [131] „eine rechte Hauptfestung und Baß, die ganz im Wasser liegt“. Sie freuen sich, daß die Festung Memmingen sich in der schwedischen Belagerung gut gehalten hat. – Auch für antiquarische Merkwürdigkeiten haben sie Interesse. Sie vermerken, daß das Dorf Mecklenburg früher eine große Stadt gewesen sein soll, und daß Dinkelsbühl von der Frucht dieses Namens so heiße. Endlich zeichnen sie Vorgänge auf, von denen sie auf ihrer Reise Augenzeugen werden, merkwürdige Vorfälle, die ihnen gelegentlich erzählungsweise zu Ohren kommen. Sie schildern den Einzug des Churfürsten von Brandenburg in Hamm und Wesel, und erwähnen die pompöse Pracht der Frohnleichnamsprozession, die sie in Regensburg sahen. Mit Ausführlichkeit erzählen sie eine Spukgeschichte, die sich während ihrer Anwesenheit zu Schwerin im Dom zugetragen haben soll. Mit einem Wort: es sind eine Masse Eindrücke, die sie unterwegs in der Eile zusammenraffen.

Und was war das Ergebnis der Reise für ihren Zweck? Der Baarertrag, den sie erhielten, war sehr kärglich. Aus dem Süden brachten die Verordneten 33 Thlr. 14 Gr. 6 Pf. mit: der größte Teil der Gesammtertragssumme, die 441 Thlr. 8 Gr. ausmachte, ging unterwegs für Reise und Zehrungskosten auf. Der kleine Restbetrag, den sie mitbrachten, wurde ihnen als „Discretion“ überlassen. Im Norden war das Misverhältnis zwischen Baarertrag und Reisebedarf ein schreiendes. Die Reisekosten betrugen 412 Thlr. 13 Gr., der Almosenbaarertrag nur 130 Thlr. 10 Gr., davon waren 100 Thlr. vom Kurfürsten von Brandenburg. Wie im Anfang zu Braunschweig, so gerieten sie gegen Ende der Reise wieder in Berlin in große Geldverlegenheit. Kein Wunder, daß sie reisemüde wurden und sich in Wismar schon nach Hause sehnten.

Nach und nach gingen die Ergebnisse der Sammlungen von auswärts in Dresden ein. Die folgende Liste, aus den Rechnungen entnommen, zählt die Einzelbestände auf:


[132]
6 fl. 18 Gr. Pf. Herzog Johann Ernst zu Sachsen-Gotha 24. Juni 1686
179 = 1 = = Regensburg 9. Aug. =
12 = 4 = = Dinkelsbühl 13. = =
38 = 2 = = Nördlingen 26. = =
59 = 1 = 8 = Hz. Christian z. Sachsen-Eisenberg 4. Sept. 1686
15 = 5 = = Schwäbisch Hall 15. = =
38 = 2 = = Ulm 28. = =
28 = 12 = = Goslar 19. Okt. =
28 = 12 = = Schweinfurt 19. = =
45 = 15 = = Rothenburg 19. = =
60 = 20 = = Reutlingen 2. Nov. =
57 = 3 = = Lindau 3. = =
25 = 3 = = Fürstentum Quedlinburg 14. Febr. 1687
34 = 6 = = Erfurt 18. Febr. =
34 = 6 = = Hz. Julius Franz zu Sachsen-Lauenburg 23. = =
204 = 8 = 6 = Herzogtümer Bremen und Verden 8. März =
45 = 6 = 3 = Fürstentum Halberstadt 21. = =
68 = 12 = = Basel 27. April =
28 = 12 = = Wismar 24. Mai =
20 = 12 = = Speier 5. Aug. =
152 = 8 = = Augsburg 29. Okt. =
145 = 11 = 6 = aus Braunschweig, Lüneburg und Hannover.
197 = 7 = = Frankfurt 2. Jan. 1688
45 = 15 = = Breslau 5. April =
34 = 6 = = Worms 22. Mai =


Der Gesamtertrag dieser Eingänge war also 1607 fl. 19 Gr. 11 Pf. Auf die Länder der nördlichen Reise entfallen davon nur 511 fl. 18 Gr. 3 Pf. – Eine einzige Stadt finden wir darunter, die nur brieflich ersucht worden war, Breslau. Eine ziemliche Reihe Briefe aber hatten sie mitbekommen, unterwegs zu bestellen an Städte, in die sie nicht selbst kamen. Von allen hat nur Breslau ein Lebenszeichen von sich gegeben. Ebenso wenig haben Fürsten, an die die Schreiben unterwegs von Nachbargegenden aus bestellt wurden, sich gerührt. Es war eben die persönliche Hilfsanrufung nötig, wenn ein Erfolg erzielt werden sollte. – Die sächsische Landcollecte ergab 1786 fl. 19 Gr. 5 ½ Pf., der in [133] Dresden durch Almosenkasten, Kirchenbecken und Almosenbuch eingesammelte Betrag 1450 fl. 10 Gr. 11½ Pf. Damit verglichen erscheint jenes Gesamtergebnis, wenn man die Kosten, mit denen es erlangt war, berücksichtigt, nicht sehr bedeutend. – Die Gesamtkosten des Kirchenbaus betrugen etwas über 11700 fl. Der Bau wurde mit ungemeinem Eifer betrieben. Bereits zu Ostern 1688 wurde die von Johann Andreas Voigt und Johann Benedikt Knöffel erbaute Kirche geweiht und dem Gottesdienst übergeben.





[134]

Inhalt.



Seite
I. Dresdner Briefe 1625 – 1670. Ein Bild aus dem Dresdner Leben im 17. Jahrhundert. Mitgeteilt von Lic. Dr. Georg Buchwald, Diakonus in Zwickau 1
II. Aus den Reisetagebüchern almosensammelnder Dresdner Bürger

nach dem Brande von Altendresden im Jahre 1685. Bearbeitet von Dr. phil. Georg Beutel, Ratsarchiv-Assistent in Dresden

107

  1. 29. März 1612 zu Zwickau geboren, 1633 in Leipzig immatrikulirt, im März 1642 Tertius an der Zwickauer Lateinschule, im Juli 1662 Rektor derselben, gestorben 15. Dezember 1687, in der St. Marienkirche zu Zwickau beigesetzt. Bz. einer ausführlicheren Biographie vgl. Note 4.
  2. Novarum aedium gymnasii Zwiccaviensis inaugurationem etc. Zwicc. MDCCCLXVIIII. – Vgl. Johannes Ilberg, Hugo Ilberg. Leipz. 1885. S. 63.
  3. Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 4 S. 770.
  4. Mitteilungen des Altertumsvereins für Zwickau und Umgegend. Heft III. 1891. S. 1–43.
  5. Ersch und Gruber, Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, Bd. XXIII, S. 199 macht ihn zu Christian Daums „Eltervater“.
  6. Vgl. Luthers Werke. Altenburger Ausgabe. Bd. VIII, S. 970. 1000. 1001. – Buchwald, Andreas Poachs handschriftliche Sammlung ungedruckter Predigten Luthers. Leipzig 1884. Bd. I, S. XI. – Mitteil. des Altert.-V. f. Zw. u. Umg. III, S. 85 f.
  7. Der Balbierer David Daum in Zwickau.
  8. Der mittlere der drei Daumschen Brüder. Das Zwickauer Kirchenbuch enthält über ihn folgende Angabe: Getauft 8. April 1604. Pathen: D. Vitus Wolfrum, Sup.; Erhard Heuberger, Wirt zu den drei Schwanen und Anna, Tochter des Protonotarius Johann Schneidewein.
  9. Herzog Friedrich von Sachsen-Altenburg (Müller, Forschungen. 2. Lieferung, S. 20; Zirschke II. S. 69).
  10. Christian Wilhelm, Markgraf von Brandenburg, jüngster Sohn Kurfürst Joachim Friedrichs, Bruder des Kurfürsten Johann Sigismund, Erzbischof von Magdeburg 1598–1631. Er ward Erzbischof mit 11 Jahren, 1626 in die Acht erklärt, bei der Zerstörung Magdeburgs (10. Mai) 1631 durch Tilly gefangen, und convertirte sich später in Wien. (Vehse VI, 12, 2. Theil. S. 183).
  11. Friedrich Metsch, zu Reichenbach und Friesen, Präsident des Consistoriums in Dresden.
  12. Gabriel T., geheimer Rat.
  13. Johann Georg O., Hofrat.
  14. Albrecht von Kalckstein, Obrister eines Regiments zu Roß 1632 (Zirschke II, S. 70).
  15. Christoph Vitzthum von Eckstädt, 1594 zu Quedlinburg geb., Obrister eines Regiments zu Fuß (gest. 1653), (ebenda S. 71) oder Johann V. v. E., der 1631 Obrister war (ebenda S. 58).
  16. Dietrich Freiherr von Taube, richtete 1630 ein Regiment Reiter und drei Fähnel Infanterie auf (ebenda S. 55).
  17. Der Zwickauer Bote.
  18. Vgl. Hasche III, S. 165.
  19. An Christian, adressirt nach Leipzig (Uf dem kleinen Fürsten Collegio zu erfragen).
  20. Vgl. Herzog, Chronik II, S. 429 ff. In diesem Jahre sollen in Zwickau gegen 6000 (ohne die Soldaten) verstorben sein.
  21. Besitzer von Marienthal.
  22. An Christian, nach Leipzig adressirt.
  23. Erst am 2. Dezember erfolgte die amtliche Aufnahme der Hinterlassenschaft durch den Gerichtsschöppen Matthes Winter und den Oberstadtschreiber August Thiel in Gegenwart des Daumschen Bevollmächtigten, des Tuchscherers Nicol Diz (Amtsgerichtsarchiv Zwickau. Unmündiger Kinderbuch 1626 – 1634, S. 561 ff.).
  24. Geborgt.
  25. An D. Nikolaus Göts in Zwickau.
  26. Vgl. Müllers Annales S. 352: „12. Juni. Wurde der Pragische Frieden-Schluß zu Dreßden, uff dem Churfürstlichen Schloße, in der Rath-Stube in Gegenwart des Churfürstens und seiner vier Herren Söhne, so wohl aller geheimer Räthe, Generalen, wie auch Hof- und anderer hohen Kriegs-Officirer, bey eröffneten Thüren solenniter publiciret und abgelesen, der Churfürst thate selbst den Vortrag, und eröffnete, warum Er die Anwesende convociren lassen, darauff erzehlte Er die Ursachen, den Anfang, auch verwechselten Fort- und (dem damahligen Vermeynen nach) endlichen Ausgang des bishero teutschen Krieges und nunmehro erfolgten Friedens. Nach solchem wurde das Instrumentum Pacis laut abgelesen, daß es jedermann hören und vernehmen konnte. Stracks hernach und auf gegebene Loßung wurden die Stücke auffm Walle und so dann rings um die Vestung, wie nicht weniger auf dem Kreutz-Kirch-Thurme gezündet, und das übrige vom Tage mit einem herrlichen Panquet verbracht“.
  27. Dieser wie alle folgenden, wo nichts Anderes vermerkt, an den Bruder nach Zwickau adressirt.
  28. Seit 1604 Diakonus an der Kreuzkirche, gest. 1620 (Rathsakten D. III. Bl. 487 flg. u. D. VII. Bl. 65).
  29. Das Zwickauer Kirchenbuch enthält über Johannes Daum folgende Angabe: Getauft 16. Juli 1600. Pathen: M. Johann Winckler, Schönburgischer Rath; Michael Wolff, Amtschreiber und Frau Anna, des Gestr. Juncker Hanßen Georg von Molßdorf zu Neukirchen Hausfrau.
  30. Kreyssig, Album S. 293.
  31. Christoph G., aus Auerbach i. V., 1617 Diak. in Auerbach, 1619 Pfarrer in Leubnitz bei Plauen, 1633 in Mosel, gest. 1645 (Kreyssig, Album, S. 17).
  32. Mosel oder Musel.   Decem: 47½ Scheffel Korn Alt Zwikkisch mas.
    47½ Scheffel Haffer
  33. S. unten Brief vom 9. September 1652.
  34. 1597 Protodiakonus zu St. Katharinen in Zwickau, 1608 Pfarrer in Neumark (Kreyssig, Album S. 573).
  35. d. h. darnach thäte, wenn es seinetwegen anginge.
  36. Über Zwickaus Drangsale in diesem Jahre vgl. Herzog, Chronik II, S. 447 ff. Schilling, Zur Geschichte der Stadt Zwickau 1639–1640 (Neues Archiv für Sächsische Geschichte IX, H. 3. 4).
  37. S. oben Brief vom 26. Juli 1631.
  38. Tuchmacher in Zwickau und Kurf. Pritschmeister.
  39. Schluß wie bei dem Schreiben vom 25. Dezember 1636, S. 9.
  40. Geb. 1608 in Dresden, 1632 Leipz. Mag. und dritter College an der Nikolaischule daselbst, 1633 Conrector an der Kreuzschule zu Dresden, 1640 Pfarrer in Plauen bei Dresden, gest. 1676 (Kreyssig, Album S. 405).
  41. Dr. Nicolaus Göts.
  42. Dr. Nic. Göts.
  43. In einer Erbschaftssache.
  44. d. h. Leinenzeug.
  45. Vgl. O. Melzer, M. Joh. Bohemus, kais. gekrönter Poet, Rektor der Kreuzschule 1639–1676, in den Neuen Jahrbüchern f. Philol. u. Pädagogik 1875.
  46. Kurf. Bibliothekar und Bürgermeister in Dresden, s. Allg. Deutsche Biographie, Bd. 3. S. 284.
  47. Johann Fiedler, geb. 1612 zu Reichenbach i. V., 1638 Diakonus in Mügeln bei Oschatz, 1652 Diakonus in Reichenbach, gest. 1672 (Kreyssig, Album S. 10). Zahlreiche Briefe, Gedichte u. s. w. von ihm in der Zwickauer Ratsschulbibliothek.
  48. Ägidius Strauch.
  49. Kaspar von Barth, geb. 21. Juni 1587, gest. 17. September 1658 (Allgem. Deutsche Biographie, Bd. 2. S. 101 f.)
  50. An Johann Fiedler.
  51. Geb. 1607 in Crimmitschau, 1629 Leipziger Magister, 1633 Protodiakonus zu St. Katharinen in Zwickau, 1642 Diak. zu St. Marien daselbst, gest. 1657 (Kreyssig, Album S. 574). Sein und seines Vaters David Fr. Bild in der Marienkirche zu Zwickau, des Vaters Stammbuch in der Zwickauer Ratsschulbibliothek (V, IX, 9).
  52. Geb. 1575 in Bischofswerda, 1590 Grimmenser, 1601 Wittenberger Magister und Rektor in Radeberg, 1602 Pfarrer in Liptitz, 1614 in Schneeberg, gest. 1644.
  53. Die (erste) Ehe Christian Daums blieb kinderlos. „Meine Frau“, schreibt er im September 1656 an Johannes, „war 44 Jahr, als ich sie heirathete, darf mich noch nicht reuen, obgleich ich nichts mit ihr bekommen“.
  54. Phalencus pro natali 41. D. Balthas. Balduini. Cygn. 1646.
  55. Wolff Christoph von Arnim auf Pretzsch u. s. w., geb. 1607, seit 1645 Generalmajor, 1664 Generallieutenant, starb in Pretzsch 24. März 1668 mit Hinterlassung von 6 Söhnen. Weiteres über ihn bei Zirschke II. S. 60 f.
  56. Vertumnus poeticus. Vgl. Mitt. des Alt. f. Zw. u. Umg. III., S. 19.
  57. Balthasar M., aus Pirna, 1624 Afraner, 1643 Pfarrer in Radeburg, gest. 1673 (Kreyssig, Album S. 419).
  58. In Gera.
  59. Christian, Kronprinz von Dänemark, Schwiegersohn des Kurfürsten Johann Georg I., starb, auf der Reise nach Karlsbad begriffen, am 2. Juni 1647 auf dem Vorwerke Gorbitz; die feierliche Abführung seiner Leiche nach Dänemark erfolgte am 29. August (Müllers Annales S. 372).
  60. An der Kreuzschule.
  61. Mit Alantwurzel gegohrener Wein.
  62. Der oben erwähnte Peter Bertram, aus Bamberg, 1649 Pfarrer in Schönfeld bei Pillniz, 1661 in Lausigk, 1671 in Brießnitz, gestorben 1678 (Kreyssig, Album S. 470).
  63. Schnees Hoffnung, das Pfarramt zu Langenbernsdorf bei Werdau zu erhalten, erfüllte sich nicht. Statt seiner wurde Matthäus Abbas daselbst Pfarrer.
  64. Adresse: Meinem lieben Vetter Christoph Seideln unter Rittmeisters Hans Ernsts Compag. zum Annabergk zubehändigen.
  65. Vgl. Herzog, Chronik II, S. 477 f.: Am 17. April 1650 Abends halb 10 Uhr dröhnte plötzlich ein furchtbarer Donnerschlag und Feuerlärm rief die erschreckten Bewohner der Stadt auf die Straßen. Der Blitz hatte in den Thurm der Marienkirche geschlagen und dieser stand in lichten Flammen, gleich einer ungeheuren Fackel weithin das Dunkel der Nacht erleuchtend. Bald sah man, daß an Rettung desselben nicht zu denken sei, und beschränkte sich daher blos auf die Erhaltung der Kirche, welche auch den angestrengtesten Bemühungen der Bürgerschaft und Garnison gelang, mit Ausnahme des Dachs, das beträchtlichen Schaden litt. Denn nicht blos das gesammte Holzwerk des Thurmes wurde ein Raub der Flammen, sondern es zerschmolzen auch die beiden großen Lautglocken nebst der Seigerglocke und dem Uhrwerke und ein heftiger Wind trieb die Feuerflocken und das geschmolzene Zinn des Thurmdaches bis ans Tränkthor und in die Burggasse hinunter, so daß die ganze Stadt in die größte Gefahr gerieth. Christian Daum's Brief, in dem er dem Bruder das Unglück anzeigt, ist abgedruckt in Mitt. d. A. f. Z. u. U. III. S. 42.
  66. Zwickauer Ratsschulbibl. VI, 5, 18b (Nr. 56) findet sich ein Gedicht zur Hochzeit dieser drei Schwestern verfertigt, betitelt: „Auff Dreyer Schwestern Hochzeit, Glücklich gehalten, mit Herrn D. Walther Buschen &c. Herrn Heinrich Müllern &c Herrn Andreas Donat &c. in Dresden, den 22. Januar. im Jahr 1650. Eylig auffgesetzt von David Schirmern. Bergens Druck.“
  67. Die am 19. November stattgefundene Doppelhochzeit der kurfürstlichen Prinzen Christian (geb. 27. Okt. 1615) und Moritz (geb. 28. März 1619) mit den Schwestern Christiane und Sophie Hedwig, Prinzessinnen von Holstein-Sonderburg (Müllers Annales S. 387. Hasche III. S. 210). Die Feierlichkeiten sind ausführlich beschrieben bei Vehse V. 3 S. 244 ff.
  68. Dr. med. Johann Georg Macasius, Schönburgischer Leibmedicus und „vornehmer Praktikus“ in Zwickau (geb. 17. März 1617 in Eger als Sohn des Stadtphysikus Dr. Paul M., gest. 18. Juni 1653, beigesetzt in der Marienkirche zu Zwickau).
  69. Hohel. 2, 1.
  70. M. Johann Herzog, aus Naumburg, 1641 Pfarrer in Weesenstein, 1644 Diakonus an der Kreuzkirche zu Dresden, gest. 1657 (Kreyssig, Album, S. 530).
  71. Das Zwickauer Consistorium bestand nur von 1602 bis 1605. Dasselbe setzte sich zusammen aus Sup. D. Veit Wolfrum, Dr. jur. Dietrich Steinmetz aus Leipzig, Lic. jur. Magnus Lebzelter aus Leipzig, Prediger zu St. Katharinen, M. Walther und Johann Schneidewein aus Wittenberg als Protonotar (vgl. Herzog, Chronik von Zwickau, Bd. 2, S. 364 und Buchwald, Allerlei aus drei Jahrhunderten, S. 99 f. – Oben Br. vom 5. Sept. 1625).
  72. Dr. Daniel Pöhler, starb 1654 als Stadtvoigt.
  73. M. Johann Decker, geb. 1. Febr. 1606 zu Zeulenroda, studierte in Jena, wo er 1629 zum Mag. promovierte, wurde im Januar 1635 Tertius, 1642 Conrector, 1671 aber Alters halber, emeritirt nachdem er 1652 die Wahl zum Ratsmitglied (s. oben) ausgeschlagen. (Herzog, Geschichte des Zwickauer Gymnasiums. 1869. S. 91.) Er starb am 27. April 1673.
  74. Aus Dresden, 1628 Afraner, 1652 Pfarrer in Greifendorf bei Böhrigen, gest. 1694 (Kreyssig, Album, S. 171). Ihm widmete Christian Daum sein: „Μονοστιχοποιχιδυπαίγνιον“. Cygn. 1653.
  75. Adresse: Meinem lieben Vetter Christoph Seideln, Bürgern undt Tuchscherern zu Zwickau zu behändigen.
  76. Es handelt sich hier um M. Tobias Schmidt's Chronica Cygnea. Zwickau 1656. Vgl. die Einleitung zu der Ausgabe von 1656, Bl. b4b – Der von M. Schmidt und dem Buchdrucker Melchior Göpner eigenhändig unterzeichnete Contrakt zwischen dem Zwickauer Rate und Göpner befindet sich noch in der Zwickauer Ratsschulbibliothek.
  77. Vgl. Müllers Annales, S. 398.
  78. Johann Joachim Schober, Barfüßermönch in Wien, 1652 übergetreten zur evangel. Kirche, 1653 Pfarrer an der Dreikönigskirche zu Dresden-Neustadt, 1655 wieder abgefallen (Kreyssig, Album, S. 104).
  79. Die in Abschrift beigefügten beiden Briefe Schobers an seine Frau und an den Bürgermeister Valentin Scheffer sind gedruckt zu finden in dem Büchlein: Barnabas fugitivus, das ist Johannis Joachimi Schoberi, gewesenen Pfarrers zu Alten Dreßden, nach seiner Wiederkehr zur Römischen Catholischen Kirchen zurückgesendete vier Schreiben. O. O. 1658. 12°. Vgl. auch Brasch, Heinr., Labyrinthus apostatarum. Hamb. 1663. S. 110. 225.
  80. Extract Schreibens aus Leipzig vom 10. Maij 1655. Berichte Mons. zu gleichsfals dienlicher nachricht, daß der alhier wolbekante und berümbte Musicus Rosenmüller, eine zu hören abscheuliche that, D. Schoberten dem Ehrvergeßenen oder viel mehr Gottesvergeßenen Schelm gleich begangen. Dann wiewol es nicht ohne ist, daß er viel schoner Italienischen Musicalischen Kunststücke uf den Teutzschen boden gebracht, so ist doch auch leider Gott erbarm es, nun mehro klar, daß er das vermaledeiete Sodomitische Knabenschänden über 2 Jhar alhier mehr als mit 20 seiner untergebenen Schüler (dann er ein Collega bey der Thomas Schulen) auf gut Italienisch getrieben. Ungefehr vor 2 wochen hat ihm sein gewißen dergestalt gerühret, daß nachdem etzliche Knaben in der Thomas Schul – – – sich schrifftlichen bestellet, und die briefgen von Herrn M. Rappolten Conrectore zu St. Thomas gefunden, dem hiesigen Superintendenten Herrn D. Langen übergeben, Er Rosenmüller unerwartteter weiterer Inquisition das reißaus geben und ohne Zweifel nach Italia zu gewandert ist; wie es mit den uf dem Rathhauß deswegen sizenden 6 Knaben ablauffen wirdt, ist künftige Zeit zu vernehmen.
  81. O. S.   M. O. P.  M. M.    P.
    O Sancta   Maria   ora   pro   me   misero   peccatore.
    D. L. E.  V. F.  H.  H.
    Doct. Luther ein verfluchter hellen hundt.
  82. Im Jahre 1655 wurde Zwickau drei mal von Wasserfluten heimgesucht, am 3. Februar, 8. März und 6. und 7. Juni. Am 6. Juni durchbrach das Wasser des Mühlgrabens den diesen von dem Stadtgraben scheidenden Damm beim Kuttelhof und drang nach Anfüllung des Stadtgrabens durch die Fleischerpforte und das Tränkthor in die Stadt herein, wo es sich in der Hundsgasse und dem schönen Anger eindämmte. Bald stand der ganze nordöstliche Theil der Stadt unter Wasser, und die Gefahr wurde am 7. früh so groß, daß man sich, um dem Wasser Luft zu machen, genötigt sah, ein Stück Stadtmauer beim niederen Thor abzubrechen. Auch hatte die Größe der Gefahr den Superintendenten zur Abhaltung einer außerordentlichen Betstunde nebst Bußpredigt bewogen. (Herzog, Chronik II. S. 486).
  83. Sohn des Zwickauer Rathsherrn und Obervorstehers Heinrich D., wurde 1662 Tertius, nachdem er seit 1656 für den altersschwachen Rector Zechendorf als Collaborator extraordinarius vicarirt hatte, und starb den 4. Dezember 1682 an der Pest. Die Wahl zum Rathsmitglied hatte er 1673 ausgeschlagen. (Herzog, Gesch. d. Zw. Gymn. S. 91.)
  84. Tobias Hauschkon, 1600 geboren, trat schon mit 19 Jahren ein Lehramt an, wurde dann Rektor in Rakonitz in Böhmen. Seine Dichtkunst wurde vom Kaiser gekrönt. Nach seiner Vertreibung (1628) hielt sich H. zwei Jahre in Wittenberg auf, besonders mit dem Professor Buchner verkehrend. 1630 siedelte er für ebenfalls zwei Jahre nach Leipzig über, 1632 zog er nach Pirna, wo ihm die Schweden seine geringen Ersparnisse abnahmen. Von dort zog er nach Dresden, wo er Verwandte hatte. Wie bisher, so lebte er auch jetzt noch von dem wenigen, was Privatunterricht ihm abwarf. Doch war er eine durchaus geachtete Person und stand mit hochstehenden Gelehrten in enger Verbindung. Er gab die Poetae rhythmici unter dem Titel Pensum sacrum ecclesiae Christianae heraus und widmete das Werk dem Kurfürsten Johann Georg. Über seinen Tod s. unten. (Mitteilungen des Altertumsvereins für Zwickau und Umgegend. Heft III. 1891. S. XIV).
  85. d. h. katholisch geworden.
  86. M. Johann Decker (s. oben S. 41).
  87. S. oben S. 47.
  88. Über die Zwistigkeiten im Zwickauer Lehrer-Kollegium vgl. Mitteilungen des Altertumsvereins für Zw. u. Umg. H. III. S. 21.
  89. Bartholomäus Klett, kaiserlicher Notar und Stadtschreiber in Zwickau. Einige Briefe des Dresdner Buchhändlers Andreas Löffler an Klett befinden sich in dem Aktenstück betr. Schmidts Chronik (Zwickauer Ratsschulbibliothek).
  90. 14. Juni.
  91. Michael D., seit 1580 Pfarrer in L., gest. 1600 (Kreyssig, Album, S. 254). – Ein Johann Daum aus Zwickau war 1540 Pfarrer in St. Afra bei Meißen, 154. Schullehrer in Rochlitz, 1543 Diak. in Weißenfels, 1547 das. Archidiakonus, 1561 das. Superintendent, 1568 entlassen, 15.. Pf. in Markwerben, 1583 Pf. und Superint. in Kurland, wo er auch starb (a. a. O. S. 2). Er schrieb eine Reihe erbaulicher und polemischer Schriften (vorhanden in der Zwidauer Ratsschulbibliothek). – Ein Johann Daum war 1593 Pfarrer in Borack (bei Fichtenberg, Provinz Sachsen; eine Hochzeitspredigt von demselben im genannten Jahre gehalten, in der Zwickauer Ratsschulbibliothek). Von einem M. Severus Daum verfaßt, liegen ebendort (IX, V, 6) „Klagegedichte“ bei dem Tode der Gattin des Hof- und Justitienrats Dr. Johann Hasse in Wittenberg. Ein Conrad Daum, der 1666 in Jena studierte und 1672 Pfarrer in Nieder- und Oberulrichsdorf in Schlesien war, stand mit Christian Daum in Briefwechsel (erhalten in der Zw. Ratssch.)
  92. Am Rande: Verschienen Donnerstag.
  93. Es fand am 4. Februar 1657 statt. Die ausführliche Beschreibung desselben steht bei Weck, der Residentz- und Haupt-Vestung Dresden Beschreib- und Vorstellung. Nürnberg 1680. S. 422 ff.
  94. Haubold von Miltitz.
  95. Geb. 1592 in Zwickau, 1624 Diakonus in Kirchberg, 1633 Diakonus an der Marienkirche zu Zwickau, 1642 Archidiak. daselbst, gest. 1656 (Kreyssig, Album, S. 230).
  96. In Essen und Trinken viel drauf gehen lassen.
  97. Kriegslist.
  98. Geplagt.
  99. Christoph Vitzthum von Eckstädt.
  100. Hans Friedrich Freiherr von Burckersroda.
  101. Johann Siegmund von L. 1652–1671 Oberkommandant von Dresden.
  102. Haubold von M., seit 1656 Präsident des Oberkonsistoriums.
  103. Valentin Heerbrand, geb. 1611 in Zeithain, 1633 Pfarrer in Canitz, 1638 in Ganzig, 1640 Hofprediger in Dresden, gest. 1674 (Kreyssig, Album, S. 62).
  104. Die Abreise von Dresden war am 11. Februar erfolgt (vgl. Müllers Annales S. 417).
  105. Balthasar Tröger, geb. in Belgern, war seit 1646 Cantor in Wayda, wurde im April 1657 Cantor in Zwickau und starb den 3. Februar 1691 plötzlich auf einer Reise in Hof 68 Jahre alt (Herzog, Gesch. d. Zw. Gymn. S. 96).
  106. Karl von Bose, geb. 10. August 1596 zu Bosenhof, ging in seinem 18. Jahre in französische, beim Beginn des 30jährigen Krieges aber, während dessen er vielen Schlachten mit Ruhm beiwohnte, in kaiserliche Dienste, und hatte es bereits bis zum Obristwachtmeister gebracht, als sich 1631 Sachsen gegen den Kaiser erklärte. Dies veranlaßte ihn zur Rückehr in sein Vaterland. Er trat nun in die sächsische Armee als Obristleutnant ein, erhielt aber schon nach Jahresfrist das Obristenpatent und nahm 1638 ruhmbedeckt seinen Abschied. Elf Jahre später ernannte ihn der Kurfürst, bei welchem er in hohen Gnaden stand, mit dem Titel „Landeshauptmann“ zum Amtshauptmann in Zwickau und Obristen über das Defensionswerk des erzgebirgischen, voigtländischen und thüringischen Kreises. Bose war zu seiner Zeit der reichste Edelmann in Sachsen (Herzog, Chronik II. S. 491 f.). Bose, der Wohlthäter Zwickaus, starb am 12. Januar 1657 und wurde am 5. Mai in der Marienkirche beigesetzt. Eine ausführliche Biographie auf Grund der hier erwähnten von Superintendent D. Bartholomäus Stepner gehaltenen Leichpredigt befindet sich im Zwickauer Tageblatt 1887 Nr. 254 und 282. Vgl. auch Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. XII. S. 114 f. Festschrift zur Einweihung der erneuerten Marienkirche zu Zwickau 1891. S. 81.
  107. Schwätzen.
  108. Magdalene Sibylle, geb. Herzogin zu Preußen, Witwe des Kurfürst Johann Georg I.
  109. D. Bartholomäus Stepner, geb. 15. April 1615 als Sohn des Tuchmachers und Stadtvoigts Stephan St., durch die Zwickauer Lateinschule für die Universität vorbereitet, studirte seit 1633 in Wittenberg, wurde 1642 Pfarrer in Liebstadt bei Pirna, 1648 Superintendent in Zwidau, wo er am 24. Juni 1659 starb. Briefe desselben an Christian Daum befinden sich noch in der Zwickauer Ratsschulbibliothek.
  110. Vgl. Codex Augusteus. Th. II. S. 927 flg.
  111. M. Tobias Schmidt, geb. 11. September 1605 als Sohn des Tuchmachers Georg Sch., wurde 1633 Conrector, 1642 Diakonus zu St. Katharinen, 1657 Archidiakonus in Zwickau, gestorben am 16. Oktober 1659. Über seine Zwickauer Chronik s. oben.
  112. Lic. Gottfried Siegismund Peißker, geb. 27. September 1617 in Merseburg, 1645 Superintendent in Bischofswerda, 1660 in Zwickau, wo er, ein „gelehrter frommer Mann und geistlicher Liederdichter“, am 1. Oktober 1678 starb.
  113. Es handelt sich um den den vom Kaiser Leopold ausgestellten erneuerten Adelsbrief für die Familie Daum. Derselbe ist abgedruckt im Zwickauer Wochenblatt 29. August 1886. Die adlige Familie Daum soll schon 1150 in Regensburg geblüht haben und besteht noch heute in Preußen und Baiern. (Vgl. Ilberg a. a. O. S. 5.)
  114. Vgl. Müllers Annales S. 427.
  115. Alexander von Krahe, seit 1656 Untermarschall bei Kurfürst Johann Georg II. (Zirschke, Entwurf eines chronol. Verz. I. S. 18).
  116. Der Siegelabdruck liegt noch bei. Über dem Wappen stehen die Buchstaben: I. B. S. D. R. K. M. R. V. C. (Johann Baptista Suttinger Der Röm. Kayserl. Maj. Rath und Canzler).
  117. S. unten Brief vom 28. Oktober 1668.
  118. Curt Reinicke Fr. v. C., Oberhofmarschall, wirkl. Geheimer Rath, Landvoigt in Oberlausitz, Generalmajor, Kammerherr und Obrister zu Fuß, gest. in Mußka 1672 (Zirschke, I. S. 15. II. S. 61 f.)
  119. Der Zwickauer Bote.
  120. August Buchner, geb. zu Dresden am 2. November 1591, Professor der Dichtkunst und Beredtsamkeit zu Wittenberg, gest. 12. Februar 1661.
  121. Johann Georg Freyherr v. R. auf Reichenau, Hermsdorf u. s. w., seit 1657 Oberhofmarschall, gest. in Dresden 28. März 1664 (Zirschke I. S. 14 f. Weiteres über ihn Vehse V. 4. S. 21 ff.)
  122. Über diesen Landtag, „auf dem man von Seiten des Hofes und der Kammer einem förmlichen Bankrot ganz nahe war“ vergl. Hasche III. S. 225 f. und Böttiger II. S. 167.
  123. Christoph Nichtewitz, geb. 1615 in Dresden, 1638 Diak. zu Roßwein, 1642 Pfarrer in Lockwitz, gest. 1678 (Kreyßig, Album S. 446).
  124. M. Thomas Graf, 1642 Pfarrer in Stenn, 1657 Protodiakonus zu St. Katharinen in Zwickau (Kreyssig, Album S. 491).
  125. Eleonore Magdalena, Herzog Moritzens zu Sachsen älteste Tochter, war am 26. Februar 2 Jahr 4 Monate alt in Dresden gestorben und wurde in der Sophienkirche beigesetzt (Müllers Annales S. 444).
  126. Gabriel Malmo, geb. 1634 in Schönfels, 1663 Pfarrer in Altenberg, gest. 1704 (Kreyssig, Album S. 5).
  127. Nach Schönefeld.
  128. Johann Eulenau, aus Wurzen, 1615 Leipziger Mag., 1617 Conrector an der Kreuzschule in Dresden, 1627 Pfarrer in Werdau, gestorben 1642 (Kreyssig, Album S. 538).
  129. Vgl. den Brief vom 30. September 1660.
  130. August von Hanau, geb. 1591 zu Greifenberg, war am 24. August 1661 auf seinem Schlosse Gamich bei Dohna gestorben und wurde (nach unserm Briefe am 6. November) in der Schloßkapelle daselbst beigesetzt. Näheres über ihn bei Zirschke II. S. 58 ff.
  131. Hiernach wäre diese Grundsteinlegung am 7. November erfolgt, während sie Müllers Annales S. 446 auf den 1. November legen. A. a. O. wird auch von einer auf jene Feier bezüglichen Gedächtnismünze berichtet.
  132. Notarius Publicus in Dresden, Sohn des aus Magdeburg stammenden Schneeberger Kantors Heinrich Spilner (dessen Leichenpredigt befindet sich in der Zwickauer Ratsschulbibliothek). Bez. eines, auch am Ende dieses Briefes berührten Streites desselben mit dem Zwickauer Rat vgl. Herzog, Chronik II. S. 499. Das Buch erschien nachher in vielen Auflagen.
  133. Vgl. Mitt. des Alt. für Zw. u. Umg. III. S. 22.
  134. Johann Zechendorf.
  135. War am 21. Juni geschehen. An diesem Tage hielt D. seine Antrittsrede („de Rectoris officio scholastico“, gedruckt in [Gottfried Thyms] Vade mecum Daumianum. Lips. 1710 S. 301–314. Wieder herausgegeben von Hugo Ilberg in Novarum aedium gymnasii Zwiccaviensis inaugurationem etc. Zwiec. 1869. S. 15 ff.).
  136. Vergl Hasche III. S 223: Am 28. März 1660 wollte der Kurfürst die Leibkompagnie Kroaten in die Stadt einquartiren. Da aber schon 1000 Mann Ober- und Untergardi, die Leibkompagnie zu Roß oder Einspänniger, Artillerie und Büchsenmeister inne lagen und über 800 Häuser in Neudresden nicht waren, so stellte die Bürgerschaft die Unmöglichkeit vor und der Kurfürst befahl am 3. Mai anderweit die ganze Kompagnie zusammen in das Wirtshaus zum goldnen Adler und das Reußnerische Haus auf der Seegasse einzuquartieren. Ob es geschehen sei, finde ich nicht vermerkt.
  137. Erschossen.
  138. Bürgermeister von Zwickau.
  139. Vergl. Müllers Annales S. 452: den 19. Oct. „geschahe zu Dreßden das Beylager zwischen selbiger Churfürstlichen Princeßin Erdmuth Sophia und Marggraff Christian Ernsten zu Brandenburg-Culmbach. Bey diesen Solennien gieng es überall sehr prächtig zu, indem fast Königliche Auffzüge, stattliche Ring-Quintan- und kostbare Gesellen-Rennen uff uhralte Römische Pracht und Helden-Manier, wie auch ein Stahl-Schießen nebst einem fürtrefflichen Feuerwercke gehalten und loßgebrandt, auch hierüber noch ein besonderer Auffzug von allerhand lebendigen Thieren, so man nur haben mögen, praesentiret worden. Zum Andencken des Hauptschiessens wurde eine besondere Münze gepräget.“
  140. Abgedruckt im Zwickauer Wochenblatte vont 29. August 1886:
  141. Ausgabe von J. T. Müller. 1848. S. 739.
  142. Vgl. Vehse V. 4. S. 67: 1662 ward „Paris“, die, wie es scheint, erste italienische Oper, in Dresden gegeben, komponiert von Giovanni Bontempi, „italienischem Eunuchus“ und Kapellmeister, und dazu ein Textbuch, gedruckt unter dem Titel: „Il Paride, Opera Musicale. In Dresda 1662, italienisch mit deutscher Übersetzung.“
  143. Andreas Löffler, Daums Buchhändler in Dresden.
  144. Am 10. Oktober 1663 hatte die Verlobung des Kurprinzen Johann Georg III. mit Prinzessin Anna Sophie, Tochter des Königs Friedrich III. von Dänemark, stattgefunden (Müllers Annales S. 456).
  145. Jonas Kitzkatz, des Königl. Dennemärckischen Reichshoffmarlachs bestalter Secretarius (Brief vom 9. Okt. 1663).
  146. Am 12. April kam der Kurfürst wieder in Zwickau an (Herzog, Chronik II. S. 504).
  147. Sohn des Pfarrers Georg Beuthmann in Neumark
  148. Jakob Weller von Molßdorf, geb. 1602 zu Neukirchen i. V., 1631 Privatdozent in Wittenberg, 1635 Professor daselbst, 1640 Superintendent in Braunschweig, 1645 Oberhofprediger in Dresden, gest. 1664. (Kreyßig, Album S. 100).
  149. Hans Heinrich von Lest (Zirschke I. S. 40).
  150. Vergl. Hasche III. S. 234.
  151. Die Hochzeit fand am 9. Oktober zu Kopenhagen, die Einholung in Dresden am 31. Dezember statt (Müllers Annales S. 468 f.) Die Festlichkeiten beschreibt Weck, a. a. O. S. 380 ff.
  152. Michael Vogel, gest. 1668 (vgl. Kreyßig, Album S. 252).
  153. Ein Christian Andreas Vogel erscheint Ende 1667 zum ersten Male in Christian Daums „Schulgelds-Register“, das sich noch auf der Zwickauer Ratsschulbibliothek befindet.
  154. Ulrich Graf von Kinsky. (Zirschke I. S. 18; Vehse V. 4. S. 35.)
  155. Bernhard Schmidt, 1635 in Zwickau als Sohn des oben (S. 45. 62) erwähnten M. Tobias Schmidt geboren, 1659 Diak. zu St. Katharinen daselbst, 1666 Diak. an der Kreuzkirche zu Dresden, 1690 Stadtprediger daselbst, gest. 1697 (Kreyssig, Album S. 574).
  156. Als Baugefangener.
  157. Das Baugefängnis befand sich in der Salomonisbastei und die Gefangenen konnten sich daher vom Walle herab mit den im Stadtgraben Fischenden verständigen, vgl. Hasche, umständliche Beschreibung Dresdens, T. 1. S. 676 flg.
  158. Erster Sohn des Kurprinzen, der nachmalige Kurfürst Johann Georg IV. (gest. 17. April 1694).
  159. Vertumnus poeticus. Cygn. 1646. Vgl. oben S. 29.
  160. Cygn. 1642.
  161. Cygn. 1653.
  162. Ex bibliotheca Thomae Reinesii edidit Chr. Daumius. Cygn. 1662.
  163. Cygn. 1662.
  164. Vgl. Hasche III. S. 238 f. Klemm, Chronik I. S. 285, wo sich ein Bild dieses Turmbrandes befindet.
  165. Hausmarschall und Ober-Schenke Hans Wolf von M. (Müller, Forschungen I. S. 237).
  166. 1. Februar.
  167. Mittwoch?
  168. Donnerstag.
  169. Zwickauer Ratsschulbibliothek V, 1, 11.
  170. Notarius publicus et senator Cygn.
  171. Vgl. oben . 25. n. 3.
  172. Pfarrer in Plohn (vgl. Kreyssig, Album S. 407].
  173. Pfarrer in Crossen (vgl. ebenda S. 79)
  174. Vgl. ebenda S. 491.
  175. Sangemeister zu unser Frawen in Zwickau.
  176. Wegen der Religion.
  177. Dasselbe, was in Dresden der Ausreuter.
  178. verderbt aus l'agio = Aufgeld.
  179. Ein Beamter, der über alles Bettgerät, Bettzeug, wol auch Tischzeug des Hofs die Aufsicht hatte.
  180. Der geizige Mann hat von dem, was er besitzt, so wenig, wie von dem, was er nicht besitzt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Original Fußnote 2; soll vermutlich 3
  2. Vorlage: nnn
  3. Mittwoch hujus loci
  4. Vorlage: deu
  5. Vorlage: nud