1. Mit der Fie=del auf dem Nak=ken, mit dem Käp=pel in der
Hand, ziehn wir Pra=ger Mu=si=kanten durch das wei=te Christen=
land. Un=ser Schutzpatron im Him=mel heißt der heil=ge Ne=po=
[351] muk, steht mit seinem Stern u. Kränzel mitten auf der Prager
Bruck. Als ich da vor=bei=ge=gan=gen, hab ich Re=ve=renz ge=
macht, ein Ge=bet ihm aus dem Kopfe recht be=dächtig dar=ge=bracht.
2. ’s steht also in keinem Büchel, wie man’s auf dem Herzen hat:
Wanderschaft mit leerem Beutel und ein Schätzel in der Stadt! Wenn
das Mädel singen könnte, wär’s gezogen mit hinaus; doch es hat ’ne
heisre Kehle, darum ließ ich es zu Haus. Ei, da gab es nasse Augen,
’s war mir selbst nicht einerlei, sprach ich: 's ist ja nicht für ewig,
schönstes Nannerl, laß mich frei!
3. Und ich schlüpft aus ihren Armen, aus der Kammer, aus dem
Haus, konnt nicht wieder rückwärts schauen, bis ich war zur Stadt
hinaus. Und da hab ich ’s Lied gesungen, hab die Fiedel zugespielt,
bis ich’s in den Morgenlüften um die Brust mir leicht gefühlt. Man=
ches Vöglein hat’s vernommen, flög nur eins an Liebchens Ohr, säng
ihr, wenn sie weinen wollte, dieses frische Liedel vor!
4. Wenn ich aus der Fremde komme, spiel ich auf aus anderm
Ton, abends unter ihrem Fenster, Schätzel, Schätzel, schläfst du schon?
Hoch geschwenkt den vollen Beutel, ach, da giebt’s ’ne Musika! ’s
Fenster klirrt, es rauscht der Laden, heilige Cäcilia! All ihr Prager
Musikanten, auf, heraus mit Horn und Baß, spielt mir auf den Hoch=
zeitsreigen, morgen leeren wir ein Faß!
Wilh. Müller.