Melpomene/Band 2/049 Bei dem Grabe einer jungen Frau

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aus: Melpomene
Seite: Band 2, S. 139–141
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49. Bei dem Grabe einer jungen Frau.

Melod. III.

1. Nun endlich hat sie ausgerungen,
Die arme stille Dulderin,
Und sich zum Himmel aufgeschwungen
Nach ihres Herzens reinem Sinn;
Nun sind vollendet ihre Leiden,
Verschwunden jede Qual und Pein,
[140] Und zum Genuß der höchsten Freuden
Gieng dort ihr Geist in Himmel ein.

2. Schon mehr als Jahr und Tag vermisste
Sie der Gesundheit edle Luft,
Und keiner Hoffnung Strahl versüsste
Den bittern Schmerz in ihrer Brust;
Denn jedes Mittel ward vergebens,
Um sie zu retten, angewandt,
Bis endlich ihres jungen Lebens
Ganz abgezehrte Kraft verschwand.

3. Mit jedem Tage nahm das Fieber
In ihrem Lebenspulse zu,
Und ihre Augen wurden trüber,
Und sehnten sich nach Schlaf und Ruh:
Das Leben wich aus allen Gliedern,
Das Blut in Adern blieb zurück,
Und unter starren Augenliedern
Verblich im Tod ihr Thränenblick.

4. Doch litt sie alle diese Schmerzen
Mit unerschütterter Geduld,
Bereute noch von ganzem Herzen
Der vielen Sünden grosse Schuld.
Und ihrem Gotte ganz ergeben,
Und voll Vertraun auf Jesu Wort,
Fand sie gewiß das ew’ge Leben
Der Seligkeit im Himmel dort.

5. Denn wer nicht will zu Schanden werden,
Vertraue nur allein auf Gott,
Und trage willig die Beschwerden,
[141] Und halte pünktlich sein Geboth;
Dann mag es, wie der Rauch, verschwinden
Das kurze Leben dieser Zeit,
Er wird das wahre Leben finden
Im Reich der ew’gen Seligkeit.