Melpomene/Band 2/029 Bei dem Trauergottesdienst für einen Krieger
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29. Bei dem Trauergottesdienst für einen Krieger.
Melod. VIII.
1. Welche allgemeine Trauer
Zeiget heut uns Allen sich,
Weil im kalten Todesschauer
Einer Wittwe Sohn verblich.
2. Joseph Krek zog ohne Säumen
Seiner Pflicht gemäß, ins Feld,
Um ein wildes Roß zu bäumen,
Und zu kämpfen wie ein Held.
3. Mitten durch des Feinds Gewimmel
Schlug er sich mit blut’gem Schwerdt,
[91] Und aus Kampf und Schlachtgetümmel
Trug ihn unverletzt sein Pferdt.
4. Endlich keimte holder Frieden
Aus dem blut’gen Schlachtfeld auf,
Und verkündete den Müden
Einen sanften Lebenslauf.
5. Mancher tapfre Krieger kehrte
In die Heimath froh zurück,
Und sein Herz voll Sehnsucht nährte
Auch den Wunsch nach diesem Glück.
6. Aber ach! der Himmel wollte,
Daß er dort in fremden Land,
Wo er noch verweilen sollte,
Seine wahre Heimath fand.
7. Denn zur Sehnsucht in dem Herzen,
Die er nach der Heimath trug,
Kamen einer Krankheit Schmerzen,
Die ihn gäh zu Boden schlug.
8. Doch er gab sein junges Leben
Willig hin in Gottes Hand,
Um sich freudig zu erheben
In sein wahres Vaterland.
9. Trocknet also eure Thränen,
Denn er fand die wahre Ruh
Wallet auch mit heissem Sehnen
Stets der wahren Heimath zu.
Anmerkungen (Wikisource)
Jungs Errata (Bd. 2, S. 294) wurden in den Text eingearbeitet.