Melpomene/Band 2/026 Bei dem Grabe der drei und achtzig Jahre alten Ursula Gropper

<<< 026 Bei dem Grabe der drei und achtzig Jahre alten Ursula Gropper >>>
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aus: Melpomene
Seite: Band 2, S. 85–86
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26. Bei dem Grabe der drei und achtzig Jahre alten Ursula Gropper.

Melod. X.

1. Hier in diesem Grabe ruht
Unsrer Schwester Leiche,
Und ihr Geist gieng wohlgemuth
Ein zum Himmelreiche.
Drei und achtzig Jahre lang
Lebte sie hienieden,
Endlich ward sie todesbang,
Und entschlief im Frieden.

2. Aber ach! was würden sie
Hundert Jahre nützen,
Sollte sie dort ewig nie
Gottes Reich besitzen?
Denn es kommt nicht darauf an,
Ob wir lange leben,
Sondern auf der Tugend Bahn
Nach dem Himmel streben.

3. Ja der Himmel ist das Ziel
Aller Menschenseelen,
[86] Das wir aber im Gewühl
Dieser Welt verfehlen,
Wenn wir nicht mit stetem Blick
Nach demselben trachten,
Und das angebothne Glück
Undankbar verachten.

4. Dieses hatte stets erkannt,
Die wir hier begraben,
Denn sie blickte unverwandt
Nach des Himmels Gaben,
Und vermied mit Schüchternheit
Auch die kleinste Sünde,
Daß sie dort in Ewigkeit
Gottes Gnade finde.

5. Ja sie suchte bis zum End
Gutes nur zu wirken,
Und im heil’gen Sakrament
Ihren Geist zu stärken.
Und in höchster Zuversicht
Auf die Gnade Gottes
Trat sie vor sein Angesicht
Durch die Nacht des Todes.

6. Wollt ihr nun im Lauf der Zeit
Auch voll Hoffnung sterben,
Und im Reich der Ewigkeit
Auch den Himmel erben;
O so lebet fromm und gut,
Meidet alle Sünden,
Dann läßt euch das höchste Gut
Dort Belohnung finden.