Melpomene/Band 1/099 Bei dem Trauergottesdienste für einen jungen Krieger

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 312–314
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[312]

99. Bei dem Trauergottesdienste für einen jungen Krieger.

Melod. IV. VIII.

1. Welche wehmuthvolle Schauer,
Welchen hoffnunglosen Schmerz
Fühlet hier in tiefster Trauer
Jedes edle Menschenherz!

2. Wir bejammern ja schon wieder
Eines Jünglings frühen Tod,
Der noch vielen unsrer Brüder
Dort im blutigen Kriege droht.

3. Unter tausend Kameraten
Kam auch Alois Aprel
In den Reihen der Soldaten
An der schon Gefallnen Stell.

4. Muthig flog er, voll Vertrauen
Auf die Vorsicht, in die Schlacht,
Kämpfte ohne Furcht und Grauen,
Von des Höchsten Aug bewacht.
[313]
5. Immer folgsam dem Gebiether
Kämpfte er voll Muth und Kraft,
Doch in diesem Kampf gerieht er
Zweimal in Gefangenschaft.

6. Endlich kehrte er zurücke
In das theure Vaterland,
Wo er von dem Lebensglücke
Schändlich sich betrogen fand.

7. Glücklich kam er, gottergeben,
Durch des Krieges höchsten Sturm,
Doch im Innern war sein Leben
Schon benagt vom Todeswurm.

8. Denn in schwer erkämpften Siegen
Wurde seiner Nerven Saft
Ganz erschöpft, und unterliegen
Mußte seine Lebenskraft.

9. Von der Schmerzen Wuth entkräftet,
Kam er in ein Lazereth,
Wo sein Aug auf Gott geheftet
Noch um Hülf und Rettung fleht.

10. Aber Alles war vergebens,
Alle Hoffnung schwand wie Rauch,
Und der Athem seines Lebens
Nahte sich dem letzten Hauch.

11. Doch, und seine Thränen flossen,
Doch er sprach: ich sterbe gern,
Denn so hat es Gott beschlossen,
Und ich sterb in meinem Herrn.
[314]
12. So entschlief am Nervenfieber
Dieser junge Kriegesheld,
Seine Seele flog hinüber
In das Reich der bessern Welt.

13. Dieses, Eltern! soll euch trösten
Bei der Söhne Todtenschein;
Denkt: sie gehn zu den Erlössten
In das Reich des Himmels ein;

14. Denkt: Gott höret unser Flehen:
Dort, ja dort, in jener Welt,
Werden wir sie wieder sehen,
Wenn auch uns der Tod befällt.