Melpomene/Band 1/097 Bei dem Grabe eines ehrwürdigen Greisen

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 304–305
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[304]

97. Bei dem Grabe eines ehrwürdigen Greisen.

Melod. IV.

1. Mit schaudervollem Beben
Stehn wir an diesem Grab,
Es mahlet unser Leben
In einem Spiegel ab.

2. Es eilet schnell und flüchtig
Als wie die Zeit vorbei,
Da sehn wir, wie nichtig
Dieß Erdenleben sey.

3. Es lehret uns die Leiche,
Die dieses Grab verschließt,
Wie es vorüber schleiche,
Und unbemerkt verfließt.

4. Da schlummert in der Bahre
Der abgelebte Greis,
Und seine dünnen Haare
Sind wie der Schnee so weiß.

5. Verschwunden sind die Leiden,
Die hier sein Herz empfand,
Und namenlose Freuden
Verleiht ihm Gottes Hand.

6. Denn in dem Tod verschwindet
Der Leiden heisse Glut,
Und süsse Freuden findet,
Der hier im Grabe ruht.
[305]
7. Was nützen alle Freuden
Auf dieser eiteln Welt,
Was schaden alle Leiden,
Wenn uns der Tod befällt?

8. Denn Freud und Leiden schwinden
Gleich einem Traum davon,
Nur unsre Thaten finden
Dort Strafe oder Lohn.

9. Laßt uns daher verfluchen
Den Sklavendienst der Welt,
Und nur die Tugend suchen,
Die ihren Lohn erhält.