Melpomene/Band 1/042 Bei dem Grabe einer armen Jungfrau

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 165–167
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[165]

42. Bei dem Grabe einer armen Jungfrau.

Melod. IV.

1. Ach unsre Herzen beben
Vor Tod und Grab zurück;
Denn ach! das längste Leben
Ist nur ein Augenblick.

2. Es eilet schnell und flüchtig
Im Lauf der Zeit vorbei;
Da sehen wir, wie nichtig
Dieß Erdenleben sey.

3. Und dennoch glauben Viele,
Getäuscht von Trug und Schein,
Noch fern von ihrem Ziele,
Von Tod und Grab zu seyn;

4. Sie leben ohne Sorgen,
Als gäb es keinen Tod,
Der offen und verborgen
Uns hinzuraffen droht;
[166]
5. Sie hängen ihre Herzen
An Ehre, Lust und Gelt,
Bis unter frohen Scherzen
Auch sie der Tod befällt.

6. Was helfen dann dem Reichen
Sein Gelt, sein Überfluß,
Wenn er, wie andre Leichen,
Im Grabe modern muß?

7. Was schadet hier dem Armen
Der Sorgen schwere Noth?
Dort findet er Erbarmen
In einem guten Tod.

8. So weise Lehren schweben
Aus unsrer Schwester Grab,
Der Gott ein armes Leben,
Und wenig Freuden gab.

9. Doch wankte sie dem Grabe,
In stiller Seelenruh,
An ihrem Bettelstabe,
In stillem Frieden zu.

10. Sie that dem Willen Gottes
Und ihrer Pflicht genug,
Bis in dem Arm des Todes
Verschwand ihr Athemzug.

11. So war sie vorbereitet
Auf einen guten Tod,
Und Zuversicht begleitet
Sie hin zu ihrem Gott.
[167]
12. Seydt also weis, und[1] strebet
Nach Gütern jener Welt,
Damit ihr ewig lebet,
Wenn dieser Leib zerfällt.

Anmerkungen (Wikisource)

Jungs Errata (Bd. 2, S. 294) wurden in den Text eingearbeitet.

  1. WS:korrigiert - im Original uud