Melpomene/Band 1/035 Bei dem Grabe einer alten Jungfrau
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35. Bei dem Grabe einer alten Jungfrau.
Melod. IV.
1. Hier schlummert sie, die Arme
In kalter Todesnacht;
Sie hat in Gram und Harme
Ihr Leben zugebracht.
2. Doch blieb sie Gott ergeben
In Leiden und Gefahr,
Und brachte so ihr Leben
Auf fünf und sechzig Jahr.
3. Nun war, statt sie zu nähren,
Ihr Magen schwach und krank,
Wodurch sie abzuzehren,
Aufs Krankenlager sank.
4. Da hatte sie mit Schmerzen
Zu kämpfen lange Zeit;
Doch mit Geduld im Herzen
War sie zum Tod bereit;
5. Bereute ihre Sünden,
Bekannte ihre Schuld,
Um dort bei Gott zu finden
Verzeihung, Gnad und Huld.
6. So starb mit Vorbereitung
Die stille Dulderin,
Und Gab sich Gottes Leitung
Voll süssen Trostes hin.
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7. Sie lebte stets zufrieden,
Als Jungfrau keusch und rein,
Und strebte ohn’ Ermüden,
Der Tugend sich zu weihn.
8. Wir können also hoffen
Daß, als ihr Hauch verschwand,
Ihr Geist den Himmel offen,
Und Jesum gnädig fand.
9. Laßt uns daher mit Freuden
Stets fromm und heilig seyn,
Um nach dem letzten Scheiden
Des Himmels uns zu freun.