Mein Harz!
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Mein Harz![1]
Von Adolf Ey.
Herbstsonne liegt auf Wies’ und Tann,
Rings feierliches Schweigen;
Nur manchmal hebts zu rauschen an:
Es atmet in den Zweigen.
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Und manchmal tönt es wie verstreutAus dunkler Bergschlucht Tiefe
Wie eines Waldglöckleins Geläut,
Das mich zur Andacht riefe.
Es hat mich wieder einmal ganz
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Das Licht der SpätherbstsonnenIn meiner Heimat Märchenglanz
Wie in ein Netz gesponnen.
Der graue Bergmönch ruft: Glück auf!
Winkt mit dem Grubenlichte,
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Der Wildemann steigt ernst herauf,In starker Faust die Fichte.
Zwerg Hübich grüßt vom hohen Stein
Die grimmen Waldgesellen,
Und bleich in grauem Dämmerschein
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Taucht Ilse aus den Wellen.
Mit hundert Augen schaut mich an
Des Harzwalds heimlich Leben.
Wie mein Harz, nichts Schönres kann
Es auf der Erde geben.
- ↑ Das Gedicht wurde mit frdl. Erlaubnis des Verfassers dem Bändchen „Gedichte eines Großvaters“ entnommen. Adolf Ey, der vielen unserer Leser persönlich oder seinen dichterischen Werken nach bekannt sein wird, ist ein geborener Clausthaler. Er war ehedem Gymnasialprofessor und lebt jetzt im Ruhestand in Hannover. Eine eingehende Würdigung dieses gemütvollen Harzer Dichters, dessen Herz mit starken Wurzeln an der Heimaterde hängt, wird ein späterer Jahrgang des Kalenders bringen. Wer sich inzwischen mit der Art Adolf Eys vertraut machen will, dem empfehlen wir außer dem bereits genannten folgende sämtlich bei Hofmann in Berlin erschienenen Büchelchen: „Von kleinen und großen Menschen“, (Pr. 2,80 M.); „Aus alten Schubladen“ (Pr. 2,80 M.); „Vor Toresschluß“ (Pr. 3,60 M.); oder die „Erinnerungen eines alten Schulmeisters“, welche eine mit vielen Denkwürdigkeiten aus dem alten Clausthal verknüpfte Selbstbiographie des Dichters enthalten.