Textdaten
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Autor: Friedrich Nietzsche
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Titel: „Mein Glück!“
Untertitel:
aus: Die fröhliche Wissenschaft. („la gaya scienza“) Anhang: Lieder des Prinzen Vogelfrei, S. 346-347
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: E. W. Fritzsch
Drucker: Adolph Mehnert
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Mit einem blauen Auge, Parodie von Kurt Tucholsky
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[346]

 „Mein Glück!“

Die Tauben von San Marco seh ich wieder:
Still ist der Platz, Vormittag ruht darauf.
In sanfter Kühle schick’ ich müssig Lieder
Gleich Taubenschwärmen in das Blau hinauf –

5
     Und locke sie zurück,

Noch einen Reim zu hängen in’s Gefieder
– mein Glück! Mein Glück!

Du stilles Himmels-Dach, blau-licht, von Seide,
Wie schwebst du schirmend ob des bunten Bau’s,

10
Den ich – was sag ich? – liebe, fürchte, neide

Die Seele wahrlich tränk’ ich gern ihm aus!
     Gäb’ ich sie je zurück? –
Nein, still davon, du Augen-Wunderweide!
– mein Glück! Mein Glück!

[347]
15
Du strenger Thurm, mit welchem Löwendrange

Stiegst du empor hier, siegreich, sonder Müh!
Du überklingst den Platz mit tiefem Klange –:
Französisch, wärst du sein accent aigu?
     Blieb ich gleich dir zurück,

20
Ich wüsste, aus welch seidenweichem Zwange …

– mein Glück! Mein Glück!

Fort, fort, Musik! Lass erst die Schatten dunkeln
Und wachsen bis zur braunen lauen Nacht!
Zum Tone ist’s zu früh am Tag, noch funkeln

25
Die Gold-Zieraten nicht in Rosen-Pracht,

     Noch blieb viel Tag zurück,
Viel Tag für Dichten, Schleichen, Einsam-Munkeln
– mein Glück! Mein Glück!


 *     *     *