Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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entzündlicher Natur eine Aderlaß nöthig, worauf ein Zugpflaster auf die leidende Stelle gelegt sehr nützlich war. Chronische Hautausschläge, besonders die Krätze, waren häufig, und selten sieht man letztere so einfach einfach und blos lokal vorkommen, daß man sie allein mit äußerlichen Mitteln ohne Schaden heilen kann und darf; sondern sie ist gewöhnlich entweder ein Erzeugniß aus einer eignen Dyskrasie der Säfte, oder ist schon so eingewurzelt und komplizirt, daß sie den Vor- und gleichzeitigen Gebrauch zweckmäßiger innerlicher Mittel nothwendig macht; man sieht daher nicht wenige Fälle von zurückgetrettener Krätze, besonders durch den unzeitigen und zweckwidrigen Gebrauch der Schwefel- und Bleysalben, und daher rührende oft gefährliche Krankheiten, besonders ein langwieriges und unbestimmtes Dahinkränkeln im Jahre hindurch bey uns vorkommen. Der Abortus war diesen Monat häufiger als gewöhnlich, und meistens giengen falsche Seitenstiche demselben voran, oder folgten bald nach. Von 60 Kranken dieses Monats starb eine 36jähriges Weib an der eiterichten Lungensucht.

Der April hatte Anfangs einige heitre und angenehme warme Tage, bald aber wechselten Regen und Schnee, trübe und schwüle Tage mit frostigen, seltner warmen bis zu Ende des Monats ab; den 24ten hatten wir schon ein starkes Gewitter mit häufigen Schlossen. Der Wind kam anfänglich von W. dann von O. und später von N. O.; der Barometerstand war sehr unbeständig, mehr tief als hoch, der höchste war 27″. 11‴, 0, der tiefste 26″. 13‴, O. Am wärmsten war es den 14 und 15ten +21°, und am kältesten den 11ten +5°, des Morgens +1°.

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Blatternkranke kamen im Anfang des Monats hie und da noch vor, verloren sich aber gegen das Ende desselben gänzlich. Die herrschenden akuten Fieber mit angreifenden Lokalaffektionen der Brust und des Halses verriethen durchgehends den katarrhalisch-rheumatischen Charakter, und das rein Entzündliche schien ganz verschwunden zu seyn; in den pleuritischen Brustaffektionen und den oft heftigen Katarrhen waren stark resolvirende Mittel, besonders die Senega, und äußerlich Blasenpflaster sehr nützlich, so wie auch im allgemeinen warmes Verhalten und dazwischen leichte Diaphoretica indizirt waren. Von chronischen Uebeln sahe man verschiedene Magen- und Unterleibsbeschwerden, letztere meistens von Hämorrhoidalien herrührend, die eiteriche Lungensucht, Bluthusten und asthmatische Beschwerden am öftersten vorkommen. Hie und da zeigte sich auch die Gelbsucht und Diarrhoe, welche im folgenden Monat erst frequenter und hartnäckiger zu werden anfingen. Von 43 Kranken d. M. starben drey; ein Lungensüchtiger; ein 50jähriger Mann an den Folgen eines Sturzes in eine Tiefe, und ein 60jähriges Weib an einer entkräftenden Diarrhoe.

Der May war in den ersten acht Tagen zwar warm, aber immer trübe und regnerisch; hierauf folgten heitre und heiße Tage, dann schwüle mit starken Gewittern und sie begleitenden Regen und Schlossen, und abwechselnd dauerte so die Witterung die ganze übrige Zeit des Monats an, der im Ganzen 8 bis 9 Gewitter brachte. Der herrschende Wind war S. und S. W. Der Barometerstand war mehr beständig und meistens mittelmäßig; der höchste war