Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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Krankheiten waren wieder meistens die schleimichte Lungensucht, Kardialgie mit häufigen Erbrechen, Hysterie und Hämorrhoidalzufälle, die Gicht, auf welche auch selbst der herrschende Krankheitscharakter mehr oder weniger bestimmten Einfluß äußerte, und daher, wie allezeit, im Allgemeinen zu berücksichtigen war. Gestorben sind von 50 Kranken d. M. drey: eine 50jährige Frau an der Auszehrung von einer Magen- und Gekrösdrüsenverhärtung mit chronischem Erbrechen; ein lungensüchtiges 31jähriges Weib, und ein 78jähriger Mann an Altersschwäche.

Der Merz war in der ersten Hälfte meistens trübe, regnerisch und mehr gelind; die andere Hälfte aber brachte mehr heitre und frostige Tage mit noch vielen Schnee und häufig schneidenden Nordwind. Der Barometerstand war Anfangs mehr tief und veränderlich, dann meistens hoch, der höchste war 27". 13"', 0. Am kältesten war es am 26ten +5°, des Morgens 0°, und am wärmsten den 10ten +14°. Die herrschenden Krankheiten betreffend sahe man diesen Monat wieder meistens rheumatische Entzündungen, besonders des Halses und der Brust vorkommen, und die rheumatischen Lungenentzündungen waren sehr geneigt in Eiterung überzugehen, dem durch eine leichte Aderlaß und durch erweichende und gelind auslößende Mittel bey Zeiten angewandt vorgebeugt wurde; übrigens scheint es aber, daß dergleichen Lungenvereiterungen weniger gefährlich sind, als jene auf wahre Entzündung folgende. Leichte dysenterische Anfälle sahe man hin und wieder entstehen, die durch erweichende auf den Unterleib gelegte Mittel und durch öfters gereichte laue Emulsionen bald

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gehoben wurden. Sonst waren Flüsse, Schnuppen, Husten und Katarrhe sehr frequent; und von chronischen Uebeln waren blinde Hämorrhoiden, das feuchte Asthma und wieder die eiterichte Lungensucht am häufigsten vorkommend. Von 50 Kranken dieses Monats starben fünf: nämlich drey Lungensüchtige; eine 70jährige Frau an der Brustwassersucht, und ein Kind an den Gichtern.

Der April hatte abwechselnd heitre und noch ziemlich kalte, trübe und gelinde, manchmal auch angenehm warme Tage mit Regen und öftern Schnee, viel und stark wehenden O. und W. Winden, die auch den ganzen Monat die herrschenden waren. Der höchste Barometerstand war 28". 1"', 0, der niedrigste 26". 12"', 0. Die größte Kälte war am 13 und 14ten +4°, des Morgens +1°, die größte Wärme am 30ten +20°. Der Krankeitscharakter war vorherrschend rheumatisch-katarrhalisch, und die wieder häufiger vorkommenden Seitenstiche, Rheumatalgien, böse Hälse und Katarrhe erheischten vorzüglich Emollientia und gelinde Diaphoretica, nur hie und da war das rein Entzündliche noch zu sehr prädominirend, als daß man ohne Aderlaß seinen Zweck erreichen konnte; die Katarrhfieber, welche mehrmal vorkamen, waren außerdem leicht und bald heilbar. Gegen Ende des Monats zeigte sich unter den Kindern die Masern; auch die Diarrhoe und Gelbsucht fiengen an etwas häufiger zu werden. Unter den gewöhnlichen chronischen Krankheiten war auch der schmerzhafte Trismus des Gesichts einigemal zu beobachten, aber nur bey einem leisteten die Baldinger’schen Schierlingsblattwerge und äußerlich die Merkurialsalbe