Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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+25°, und die geringste Wärme den 11ten +14°. Die Diarrhoe und leichtere oder stärkere dysenterischen Anfälle dauerten an; gallichte Fieber und von gleichem Charakter beherrschte Rheumatalgien, leichte akute Exantheme, besonders Essera, Purpura etc. topische Cephalalgie und Migraine waren die meist vorkommenden Krankheiten in diesem Monat, welche vorzüglich Brech- und Ausführungs- und später stärkende Mittel erheischten. Sonst kamen wieder zu starke Menstruationsflüsse, Bluthusten und Lungensucht häufiger als gewöhnlich vor. Von 40 Kranken dieses Monats starben vier: zwey Weiber an der Lungensucht; ein 58 jähriger Bauer an der Auszehrung von einer Verhärtung des Pylorus mit chronischen Erbrechen herrührend, und ein Kind an der Dysenterie.

Im August hielt die Hitze an, nur gegen Ende desselben gemäßigt warme Tage mit öftern Regen ein; dieser Monat hatte mehrere und schwere Gewitter, meistens warme und schwüle Nächte, gegen Ende desselben aber wurden dieselben mehr kühl. S. und S. O. Winde waren die herrschenden; der höchste Barometerstand war 28". 1"', 0, der tiefste 27". 5"', 0. Die größte Hitze war an 19ten +26°, und die geringste Wärme den 28ten +14°, am Morgen +8°. Einfache Gallenfieber, starke, mehr zur Dysenterie neigende Diarrhöen, Kardialgie, Strangurie, heftig schmerzende Gesichts- Hals- und Gelenkgeschwülste mit stets prädominirender Colluvies biliosa waren die herrschenden Krankheiten, welche meistens Brech- und Auflösungs- selten leichte Abführungsmittel, nach diesem aber immer Amara

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und Tonica, und zur Beförderung der nöthigen Ausdünstung leichte Camphorata erforderten. Uebrigens waren die disjährigen Sommerkrankheiten in ihrer Natur und Heilung mit jenen des vorigen Sommers ziemlich gleich, nur herrschten im vorigen Sommer mehr Dysenterien. Von den 30 Kranken dieses Monats starb keiner.

Der September hatte Anfangs noch heiße und schwüle Tage mit starken Gewittern, bald aber fielen anhaltende Regentage mit beträchtlicher Kühle ein; um die Mitte desselben wurde es wieder mehr heiter, gegen Ende aber kamen abwechselnd trübe, regnerische und heitre Tage mit mehr kalten Nächten. Um die Nachtgleiche folgten stürmische O. und W. Winde, welche letztere sonst die herrschenden waren. Der Barometerstand war meistens niedrig; der heißeste Tag war der 2te +23°, der kälteste der 29te +5°, des Morgens +2°. In der ersten Hälfte des Monats war in den Fiebern immer noch der bisherige biliöse Charakter vorherrschend, hie und da aber sah man dieselben mit vorwaltenden nervösen Zufällen, als anhaltenden Stupor, Delirien, Sehnenhüpfen u. s. w. begleitet. Frequent und noch sehr entkräftend waren die Durchfälle, und die häufig vorkommende Gelbsucht war langdauernd und hartnäckig in der Heilung. Gegen das Ende des Monats schien der bisher herrschende Krankheitscharakter sich in den rheumatischen zu verlieren, und die jetzt häufig vorkommenden Hüft- und Gelenkschmerzen mit und ohne Geschwulst, die Brust- und Unterleibsaffektionen erheischten bereits in allgemeinen mehr diaphorrtische, als auflösende und ausführende Mittel, und äußerlich