Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
« Zurück Vorwärts »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


[166]

Barometerstand war mehr tief und veränderlich, der höchste war 2". 12"', 0, und der tiefste 20". 11"', 0. Die größte Kälte war am 12 und 13ten +2°, am Morgen –2°, und die größte Wärme am 26ten +15°. Die herrschenden Krankheitsformen waren Seitenstiche, Husten und Katarrhfieber, katarrhalisch-entzündliche Ophthalmien, Rheumatalgien und verschiedene entzündliche Drüsengeschwülste. Die wahren Kindsblattern herrschten in einigen Dörfern ziemlich stark, doch starben nur 4 bis 5 Kinder daran. Das hitzige Nervenfieber kam hie und da zum Vorschein, und gegen Ende des Monats stellten sich häufig gastrische Zufälle, besonders Anorexie, Kardialgie und Durchfälle ein, welche im verstärkten Maaße in den nächsten Monat übergiengen. Schwangere bekamen hin und wieder mehrere Monate vor ihrer Niederkunft einen abwechselnd stärkern oder schwächern Wasserabgang, der jedoch keinen nachtheiligen Einfluß auf jene äußerte. Von 50 Kranken d. M. starben mir drey: eine 69jährige Frau an nervöser Peripneumonie; ein Kind an den Blattern, und ein 14jähriges Mädchen an der Lungensucht.

Der April hatte in der ersten Hälfte mehr kalte als warme, meistens trübe und regnerische Tage abwechselnd mit Schnee; in der Mitte und gegen Ende desselben wurde es wärmer und angenehmer, es fiel wenig Regen und selten Schnee. Der herrschende Wind war anfangs O. dann W. und S. O. mit meistens mittlerm Barometerstand. Am wärmsten war es den 26 und 27ten +16°, und am kältesten den 4ten +3°, am Morgen –2°. Durchfälle, Kardialgie und Anorexie waren, wie

[167]

zu Ende des vorigen Monats, auch zu Anfang d. M. ziemlich frequent, und der bisher vorherrschende katarrhalisch-rheumatische Krankheitscharakter schien mehr ins Biliöse übergehen zu wollen; indessen waren die häufiger herrschende Pleuresien und Brustaffectionen, Katarrhfieber, die mancherley topische Hals- und Augenaffectionen größtentheils jener Natur, die durch den Gebrauch diaphoretischer und resolvirender Mittel geheilt wurden. Schleimichtes Asthma, Lungensucht und Apoplexie, welche letztere gewöhnlich in partielle Lähmung übergieng, kamen mehrmal vor, so wie auch zu starke Menstruationsflüsse bey Frauen häufiger als sonst waren; und eine Frau auf dem Lande ward dadurch bereits in einen allgemeinen hydropischen Zustand versetzt worden, wovon sie nur durch anhaltenden Gebrauch der Martialien und Zimmt’s geheilt wurde. Von 40 Kranken d. M. starb ein 70jähriges Weib am Nervenschlag.

Der May war in den ersten acht Tagen noch ziemlich frostig, windig und trübe, mit den kommenden Tagen aber nahm die Wärme schon fühlbar zu, und gegen Ende desselben stiegen bereits schon einige Gewitter auf. Im Ganzen war die Witterung abwechselnd heiter, wolkicht und regnerisch. Der Barometerstand war mehr hoch als niedrig: am höchsten war er am 20ten 28". 2"', 0. Die größte Wärme war am 19ten +24°, und die geringste am 6ten +8°, des Morgens +1°. Der herrschende Wind war W. und S. W. Der katarrhalisch-arhenmatische Krankheitscharakter schien diesen Monat neuerdings mehr herrschend zu werden; die