Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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vorgeschlagene und gebrauchte Mittel waren ohne heilsame Wirkung, wenn die Krankheit einmal in einem Stalle eingekehrt hatte. Außerdem weiß man nicht viel von epidemisch graßirenden Seuchen unter den Hausthieren; nur 1610 herrschte die sogenannte Uebergälle und zwar vorzüglich unter dem Vieh im Spital, und unter den Schafen soll 1789 auch eine kleine Seuche gewesen seyn; sonst sieht man unter letzten vorzüglich das Faulwerden, die Egelkrankheit, die Drehkrankheit, und in nassen Herbstzeiten gerne den Husten, so wie auch hin und wieder die Raude vorkommen. Ob übrigens die wahre bey uns vorkommende Raude ein Ausartung der spanischen gutartigen seye, indem durch die Translocation der spanischen Schafe (welche alle Jahre einen leichten gutartigen Ausschlag in Spanien haben sollen) sowohl durch das rauhere, feuchtere Klima, als die minder gute und zweckmäßige Nahrung in unsern Gegenden die Schafe in ihrer Natur gelitten, und dadurch auch eine Verschlimmerung des Gutartigen ins Bösartige erzeuget, und die Raude erst ansteckend für unsre Schafe wurde, wäre einer nähern Untersuchung und Beleuchtung sehr werth; denn die in der Raude vorkommenden Milben möchten wohl mit der Entstehung unsrer Krätzmilben viel ähnliches haben, und eher ein Product, als die Ursache der Krankheit und ihrer fernern Ansteckung seyn. Unsre Schweine leiden gerne an den Finnen, dem Husten, hie und da auch an dem Grind und der Borstenfäule; besonders werden solche von letzterer Krankheit gerne befallen, welche immer in verschlossenen dumpfen und selten gereinigten Ställen bey schlechter Nahrung stehen, und selten

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oder gar nicht gesäubert werden. Die Ziegen bekommen gerne das Ausfallen der Haare, das Mager werden und auch den Husten; und unter den Hunden kommt die Hundsseuche oder sogenannte Stauppe öfter vor. Die Hundswuth ist eine seltne Erscheinung, und ich sahe dieselbe in letztern 7 Jahren niemal unter hiesigen Hunden entstehen; wohl aber zeigten sich mehrmal hereingelaufne wüthig geschienene Hunde, welche aber entweder wieder entkamen, oder auf der Stelle getödtet wurden, weswegen nie mit Gewißheit bestimmt werden konnte, ob solche auch wirklich wüthig gewesen sind; was zwar in Fällen, wo keine Menschen von solchen Hunden gebissen worden, gerade nicht zu wissen nothwendig ist, und wo es vielmehr räthlich zu seyn scheint, dergleichen Hunde so bald als möglich zu tödten. Sollte aber ein oder der andere Mensch von einem solchen Hund gebissen worden seyn, so ists natürlich allzeit klüglich und nothwendig, denselben wohl eingeschlossen zu beobachten, ob die vermintliche Wuth auch wirklich an ihm nachher ausbreche; indem widrigenfalls die von ihm gebissenen Menschen immer in gefährlicher Furcht leben, die sie traurig und melancholisch macht, und zuletzt den Ausbruch der Hydrophobie bey ihnen ungemein begünstiget und befördert: wogegen solchen Menschen gar viele Leiden erspart werden, und ihre Genesung um so leichter und geschwinder erfolgt, wenn sie frühzeitig erfahren, daß ein solcher Hund nicht wüthig war. Unter dem Volke, mehr auf dem Lande als in der Stadt, ist bey dergleichen vorkommenden Fällen noch sehr üblich, daß sich derjenige Mensch, welcher in einige Berührung oder Annäherung mit einem wüthigen