Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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III.
Von den Krankheiten in Gmünd.

Lage und Klima machen Gmünd sonst zu einem[1] gesunden und angenehm bewohnbaren Ort; dem ungeachtet aber sieht man doch die meisten Arten und Gattungen von Krankheiten, einige mehr, andere weniger in jedem Jahr vorkommen. Endemische Krankheiten kennen wir, außer den in gar vielen Familien, so häufig vorkommenden und sich gerne in denselben gleichsam durch eine cacochymia strumali fortpflanzende dicke Hälse und Kröpfe, wenn man dieselben bey der noch zu wenig erkannten Ursache als solche annehmen will und kann, keine; doch ist der hiesige endemische Charakter sowohl der Schwind- als Wassersucht sehr günstig. Von beträchtlichen Epidemien wissen wir in neuern Zeiten, besonders nach der theuren Zeit, zu Anfang der 1770er Jahre nichts; wohl aber wurde unsre Stadt in frühern Zeiten mehrmal von tödlichen Epidemien heimgesucht: so soll um die Jahren 1307 und 1377 in Gmünd die Pest schrecklich unter den Bürgern geherrscht haben; von jener verheerenden Pest in Deutschland aber, der schwarze Tod genannt, in dem Jahr 1348–1350 konnte ich unsre Stadt betreffend bisher nichts aufgezeichnet finden. 1407 hat in ganz Schwaben, und besonders auch in Gmünd eine verheerende Pest gewüthet,

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wo auch im nemlichen Winter eine außerordentliche Kälte war. In den Jahren 1438 und 1482 auch 1501 war große Hungersnoth im Land, worauf allzeit die Pest und großes Sterben sollen gefolgt seyn. 1576–77 wüthete eine schreckliche Pest in Gmünd, woran gegen 3000 Menschen sollen gestorben seyn; die Todten wurden damal ohne Truche auf einem Karren hinausgeführt, und allzeit mehrere zusammen in eine große Grube begraben. 1623 war wieder großes Sterben und große Hungersnoth in[2] Gmünd; und 1634 und 1637 wurde dasselbe eben so schrecklich von der Pest und Hungersnoth, wie andere Gegenden Schwabenlands heimgesucht. Welcher Art epidemischer Krankheiten jene Seuchen aber gewesen sind, darüber giebt die Geschichte keine nähere Auskunft, und kann auch jetzt um so weniger bestimmt werden, da in jenen Zeiten mit dem Worte Pest jede epidemische Krankheit, an welcher in kurzer Zeit viele Menschen starben, bezeichnet und benennt wurde.

Blattern, Masern, Scharlach, Keuchhusten sind uns jetzt zwar keine seltne Erscheinung, haben aber im allgemeinen meistens einen so gutartigen Charakter, daß wir gewöhnlich nur wenige Individuen als Opfer derselben zehlen; und bey diesen ist der Tod oft mehr einer schwächlichen Natur, oder einem sonst in Körper haftenden Fehler, und nicht selten auch mehr der Vernachlässigung, als der Gewalt und Bösartigkeit der Krankheit zuzuschreiben. 1781 starben hier viele Menschen an der Ruhr; und 1794 raffte ein herrschendes hitziges Nervenfieber viele Menschen weg, wo der damalige Stadtphysikus Dr.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. einen Vorlage
  2. im Vorlage