Mechanische Papierfabrik von Ferdinand Flinsch

Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Mechanische Papierfabrik von Ferdinand Flinsch
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 1, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 1, Seite 163–164
Herausgeber: Louis Oeser
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
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Erscheinungsort: Neusalza
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Mechanische Papierfabrik von Ferdinand Flinsch in Penig.

[163] Von der Zwickauer Mulde im Halbkreis umflossen liegt theils in einem romantischen Thal, theils am Bergeshang das uralte Penig (früher Penigk) eine Stadt slavischen Ursprungs, fünfzehn Stunden von Leipzig, zwanzig von Dresden und vier von Chemnitz und Glauchau entfernt. Es zählt gegenwärtig 4817 Einwohner, Unterthanen der erlauchten Grafen von Schönburg, welche zwei Schlösser mit großem, herrliche Parthien und Aussichten gewährenden Park hier haben. In der Nähe sind noch die romantischen Schlösser Rochsburg und Wolkenburg.

Penig zeichnete sich schon in früherer Zeit durch lebhafte gewerbliche Thätigkeit aus und im sechszehnten und siebzehnten Jahrhundert war der Einwohner Hauptbeschäftigung die Tuch- und Zeugmacherei, sowie die Schwarzfärberei. Seine beste Zeit hatte Penig im achtzehnten Jahrhundert, wo die Zeugweberei in schönster Blüthe stand und die Stadt großen Wohlstand erlangte; die Familien Roch und Zöllner, aus denen mehrere der angesehensten Fabrikanten und Handelsherrn hervorgingen, machten sich durch ihre Thätigkeit um Penigs Flor vorzüglich verdient. Fast alle große und schöne Privatgebäude der Stadt stammen aus jener Zeit, welche man mit Recht Penigs Glanzperiode nennen kann.

Doch bei Anfang unseres Jahrhunderts sank Penigs Blüthe, als die Wollenweberei von der Baumwollenweberei und Strumpfwirkerei verdrängt wurde, der Wohlstand schwand immer mehr und alle Zeichen der beginnenden Verarmung ließen sich blicken. Doch späterhin entstanden wieder ansehnliche industrielle Etablissements, die nicht nur den Einwohnern hinreichende Beschäftigung und Erwerb bieten, sondern auch den gesunkenen Verkehr wieder belebt haben, so daß die Verhältnisse der Stadt sich gegen früher wieder bedeutend günstiger gestalteten.

Die bedeutendsten Etablissements Penigs sind jetzt die mechanische Papierfabrik von Ferdinand Flinsch, die Wollendruckereien von Ambronn und Schreiber, und von J. D. Teichmann, die Plüschfabrik von Eberhard und die Spinnerei von J. G. Schmidt und Söhne. Uns vorbehaltend, auch auf die übrigen Etablissements in nächster Zeit zurückzukommen, wählen wir jetzt zur näheren Betrachtung die

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Mechanische Papierfabrik von Ferdinand Flinsch.
(Mit Abbildung.)


Dieses Etablissement liegt in der Vorstadt Mühlgasse, dicht an der Mulde und wir finden hier

ein Hauptgebäude, das eigentliche Fabrikgebäude, in welchem der Haderneinkauf, das Hadernlesen, die Hadern- und Leimkocherei, das Waschen und Mahlen der Hadern, das Leimen und Färben des Stoffes und die Anfertigung des Papieres betrieben wird;
ein zweites Hauptgebäude, wo sich das Comptoir, der Papierverkauf und das Papierlager befinden;
ein Nebengebäude zur Wohnung des Fabrikdirektors und des Comptoiristen;
fünf andere Nebengebäude zur Wohnung des Hausmannes, zur Aufbewahrung der Chemikalien, der Farbenstoffe, der Eisen- und Holzvorräthe.

Hierzu gehören zwei schön angelegte Lustgärten.

Die hier vertretene Branche ist die Maschinenpapierfabrikation, als deren Haupterzeugnisse alle Sorten feine schönfarbige Umschlag-, Affichen-, Carton- und Waarenpapiere, mittelfeine schönfarbige Waarenpapiere, Druck- und geleimte Papiere zu nennen sind.

Diese Papiere werden größtentheils an das Hauptlager nach Leipzig gesandt und finden von da aus nach allen Weltgegenden Absatz.

Zu der Anfertigung dieser Papiere besitzt die Fabrik eine aus England bezogene Papiermaschine mit acht kräftigen Holländern, die durch Wasserkraft betrieben werden, die vorhandene Dampfkraft wird nur zum Kochen der Hadern und zum Trocknen der Papiere angewendet.

Das hier beschäftigte Personal besteht außer einem Direktor, welcher das ganze Geschäft allein und selbstständig leitet und die in Leipzig wohnenden Prinzipale vertritt, und einem Comptoiristen, aus abwechselnd sechszig bis siebenzig Personen, männlichen und weiblichen Geschlechts.

Industrieausstellungen wurden bis jetzt absichtlich nicht beschickt, weil die Fabrik fortwährend so stark mit Aufträgen versehen ist, daß sie den Anforderungen kaum genügen kann, und die allgemein als sehr gut bekannten Fabrikate einer weiteren Empfehlung auch nicht bedürfen.

Besitzer des Etablissements sind die Gebrüder Gustav, Heinrich und Alexander Flinsch in Leipzig, deren Vater, Herr Ferdinand Traugott Flinsch es begründete und dessen Firma es noch führt.