Maientraum (Kämpchen)
[27] Maientraum.
Hier wohnt die Fei, es kann nicht anders sein,
Waldeinsamkeit, von der ich oft geträumet –
Am Bergeshang das mosige Gestein,
Es ist der Grenzwall, der ihr Reich umsäumet.
Ein wunderbar geheimnisvolles Leben
Voll Glanz und Duft – das Dämmerdunkel hellt
Die Sonne nur, Goldfunken einzuweben.
Wie scheu das Brönnlein aus dem Felsen quillt,
Von Flechtenbart und Ranken eingehüllt,
Wie alle Stämme Runenzeichen tragen. –
Hier ist der Ort, der stille Waldesdom,
Den sie zum Aufenthalte sich erkoren,
Im Wurzelwerke und Geklüft verloren.
Die Sage, die von Merlin uns erzählt
Und von dem Zauber, der ihn hält gebunden,
Sie hat sich auch wohl solchen Ort erwählt,
Kein Laut ringsum – es ist der Platz gefeit,
Ob dem die Bäume ihre Kronen breiten,
Und wenn im Dickicht fern ein Habicht schreit,
So scheint’s an dieser Stelle abzugleiten.
Daß ihre Luftgewänder mich berühren,
Und daß, wie es zu Zeiten wohl geschah,
Sie will den Dichter in das Traumland führen.
O sei es drum – ich träume ja so gern
Der Lotos blüht – mir aber ewig fern –
Waldeinsamkeit, laß sie im Traum mich sehen. –