Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Zaunkönig“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 837
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Zaunkönig. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 837. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Zaunk%C3%B6nig (Version vom 17.01.2023)

[837] Zaunkönig (Troglodytes Vieill.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel und der Familie der Schlüpfer (Troglodytidae), kleine Vögel mit kurzem, schlankem, komprimiertem, pfriemenförmig zugespitztem Schnabel, kurzen, gerundeten Flügeln, kurzem, abgerundetem, aufrichtbarem Schwanz und mittelhohen, ziemlich schwachen, kurzzehigen Füßen. Der gemeine Z. (Zaunschlüpfer, Schnee-, Winter-, Meisenkönig, Zaunschnerz, Troglodytes parvulus Koch, s. Tafel „Sperlingsvögel II“), 10 cm lang, 16 cm breit, auf der Oberseite rostbraun mit schwärzlichen Wellenlinien, auf der Unterseite ähnlich, aber heller gezeichnet; durch das Auge zieht sich ein brauner Zügelstreif, und über demselben verläuft ein rostbräunlichweißer Streif; die mittlern Flügeldeckfedern sind an der Spitze mit länglichrunden, weißen, hinterwärts schwarz begrenzten Punkten gezeichnet; die Schwingen sind auf der innern Seite dunkel braungrau, auf der äußern abwechselnd licht rostgelblich und schwarz gebändert oder gefleckt; die Schwanzfedern sind rötlichbraun, seitlich lichter, mit wellenförmigen, dunkelbraunen Querstreifen durchzogen. Die Augen sind braun, Schnabel und Füße rötlichgrau. Das Weibchen ist etwas blässer als das Männchen. Der Z. findet sich in ganz Europa, auch im nordwestlichen Afrika und in Kleinasien. Er bewohnt am liebsten mit Gebüsch bewachsene Thalwände, kommt auch in die Gärten bei Dörfern und Städten und siedelt sich in der unmittelbaren Nähe der menschlichen Wohnungen an. In Deutschland weilt er als Stand- oder Strichvogel das ganze Jahr hindurch; er ist ungemein munter, hält sich beständig in niederm Gebüsch und Gestrüppe, schlüpft gewandt durch die dichtesten Büsche, fliegt nicht häufig und huscht wie eine Maus über den Boden. Sein Gesang ist sehr kräftig und voll und erschallt bei Sonnenschein auch im Winter. Er nährt sich von kleinen Insekten, den Eiern und Puppen derselben, von Spinnen und andern kleinen Tieren, im Herbst auch von Flieder- und andern Beeren. Sein Nest baut er auf Bäumen oder auf dem Boden, in Baum-, Erd-, Mauerlöchern; es ist rundlich mit seitlichem Eingang und stets sehr versteckt. Übrigens baut der Z. auch Nester, welche nur zum Schlafen, nicht zum Brüten dienen. Gewöhnlich brütet er im April und im Juli. Das Gelege besteht aus 6–8 weißen, braunrot gefleckten Eiern (s. Tafel „Eier I“, Fig. 23), welche Männchen und Weibchen in 13 Tagen ausbrüten. Die Jungen bleiben lange im Nest, halten auch später noch geraume Zeit zusammen und schlafen miteinander im Nest. An die Gefangenschaft gewöhnt sich der Z. schwer.