Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Weihwasser“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 487488
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Weihwasser. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 487–488. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Weihwasser (Version vom 11.10.2022)

[487] Weihwasser (lat. Aqua lustralis), in der römisch- und griechisch-katholischen Kirche das durch die Geistlichen feierlich geweihte Wasser, welches von den Gläubigen in den Wohnungen aufbewahrt wird und bei den Römisch-Katholischen sich auch in jeder Kirche und Kapelle in einem eingemauerten oder aufgestellten

Weihwasserbecken, aus Silber getrieben (Museum in Stuttgart).

Gefäß (s. unten) nahe dem Eingang befindet, damit die Eintretenden und Weggehenden die Finger oder den Weihwedel (aspergillum) eintauchen und sich so in Kreuzform mit ihm besprengen können. Die Sitte ist jedoch vor dem 9. Jahrh. nicht nachweisbar. Die Weihe des Wassers, das nach dem römischen und gallischen Ritus, der mozarabischen Liturgie und den Vorschriften der armenischen und abessinischen Kirche mit geweihtem Salz gemischt wird, geschieht an jedem Sonntag vor der Messe mit Ausnahme des Oster- und Pfingstsonntags, in der griechischen Kirche nur zweimal jährlich: am Vorabend und Tag der Wasserweihe [488] (s. d.) und 1. Aug. Vgl. Pfannenschmidt, Das W. im heidnischen und christlichen Kultus (Hannov. 1869). – Weihwasserbecken oder Weihbecken werden seit den Anfängen der christlichen Kirche entweder vor der Kirchenthür oder hinter derselben in der Vorhalle an der Wand angebracht oder auf niedrigen Säulen aufgestellt. In ersterm Fall haben sie meist die Form eines Viertelkugelschnitts, in letzterm die einer halbkugelförmigen Schale oder auch die des Taufsteins. Sie sind zumeist aus Stein (Granit, Sandstein) oder aus Stein mit metallener Einlage oder aus Metall hergestellt und bisweilen an der äußern Ausbuchtung oder Rundung mit Reliefs verziert. Die Weihwasserbecken für den Hausgebrauch wurden meist aus Metall, bisweilen auch aus Gold und Silber verfertigt und erfuhren demgemäß eine edle künstlerische Ausschmückung, welche sich auch auf die zur Befestigung an der Wand dienende Rückenplatte erstreckte (s. Abbildung, S. 487). Weihkessel sind eimer- oder kesselförmige Gefäße, früher aus Elfenbein, später aus Metall (Bronze, Rot- oder Gelbguß), mit halbkreisförmigen beweglichen Henkeln, aus denen das W. mittels des Sprengwedels verteilt wurde. Der Sprengwedel war ursprünglich ein Baumzweig, dann der Schwanz eines Tiers oder der Flügel eines Vogels, später ein Stab aus Holz oder Metall, in dessen tannenzapfenförmigen, durchbrochenen Kopf ein getränkter Badeschwamm eingelassen war. Die Weihkessel sind häufig mit biblischen Reliefs geschmückt.