Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Wehr“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 474
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Wehr. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 474. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wehr (Version vom 28.01.2023)

[474] Wehr, in fließende Gewässer eingebauter Damm aus Stein, Stein und Holz, Holz oder Stein und Eisen zur Aufstauung des Wassers, dessen Geschwindigkeit oberhalb des Wehrs ermäßigt, dessen Gefälle unterhalb desselben vermehrt und hierdurch für Triebwerke, Schiffahrt und Bewässerungsanlagen nutzbar gemacht wird. Nach ihrer besondern Bestimmung sind die Wehre Überfallwehre, wenn sie überflüssigem, nicht zu einem der genannten Zwecke erforderlichem Wasser Abfluß gewähren; Ablaßwehre, wenn sie mit beweglichen Vorrichtungen, z. B. Schützen, versehen sind, die nur dann geöffnet werden, wenn das Wasser vorübergehend, z. B. bei Hochwasser, Reparatur von Triebwerken u. dgl., abgeleitet werden soll; Grundwehre, meist aus Senkfaschinen oder niedrigen Steinwürfen bestehend, wenn sie zur örtlichen Hebung des Wasserstandes dienen; Schleusenwehre, wenn sie mittels Schützen das Wasser hoch aufzustauen gestatten, um ihm dadurch eine größere Wirkung auf das Triebwerk zu verschaffen; Gabelwehre, wenn sie das Wasser nach zwei oder mehr Richtungen abzuleiten haben, und Streichwehre, meist parallel zum Ufer laufend, wenn sie überflüssiges Wasser über sich strömen lassen und dadurch seitlich abführen. Je nachdem die Wehre aus Stein oder Stein und Holz bestehen, unterscheidet man die massiven oder halbmassiven Wehre. Nadelwehre sind solche, bei welchen die Stauvorrichtung aus einer Anzahl beweglicher hölzerner Pfosten oder eiserner Stangen besteht, wodurch der Stau zugleich reguliert werden kann. Schwimmwehre bestehen aus quer in die Stromrichtung gestellten Schiffen, welche sich an senkrechte, am Ufer befestigte Winkelschienen anlehnen und meist gleichzeitig zu Fußstegen dienen. Nach der Art des Abflusses unterscheidet man endlich vollkommene Überfälle, wenn das Unterwasser unter, und unvollkommene Überfälle, wenn dasselbe über der Dammkrone steht.

Wehr, Dorf im bad. Kreis Lörrach, an der Wehra, im südlichen Schwarzwald, hat eine kath. Kirche, mechanische Buntweberei, Türkischrotfärberei, Korden-, Wollplüsch- und Papierfabrikation, Sägemühlen und, (1885) 2910 Einw. Nahe bei W. die Ruine Bärenfels und der Eingang in das einsame, aber großartige, waldreiche Wehrathal.