Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Wasserreiser“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 432433
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Wasserreiser. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 432–433. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wasserreiser (Version vom 19.10.2021)

[432] Wasserreiser (Nebenreiser, Wasserschosse, Wasserloden, Räuber), sehr kräftige, senkrecht aufwärts wachsende, nur Laubblätter tragende Triebe, welche aus den ältern Ästen oder dem Stamm der Bäume entspringen. Da sie unfruchtbar sind, aber wegen ihrer üppigen Entwickelung dem Baum Nahrung entziehen, auch in die Mitte der Krone, die möglichst astfrei sein soll, hineinwachsen, so muß man die W. scharf und glatt abschneiden. Wenn aber der Baum schon sehr Mangel leidet und ein Absterben von Zweigen und Ästen begonnen hat, so ist es ratsam, lieber einen Teil des alten Holzes zu entfernen und die W. zu veredeln. Die Ausbildung der W. ist immer der [433] Ausdruck einer Ungleichheit in der Ernährung gewisser Triebe auf Kosten andrer Teile, in denen keine oder mangelhafte Ernährung stattfindet. Sie kann daher unter verschiedenen Umständen eintreten, z. B. wenn die Bäume stark beschnitten worden sind, weil dann für die Nahrung nicht der gewöhnliche Gebrauch stattfindet, oder wenn durch eine ungünstige Bodenbeschaffenheit die Bewurzelung der Pflanze beeinträchtigt und die Ernährung beschränkt wird, so daß allmähliches Absterben der Zweige die Folge ist, bis bei Eintritt solcher Witterungsverhältnisse, welche der Vegetation besonders günstig sind, einzelne Augen geweckt werden und die ganze Energie des Baums in jener abnormen Weise auf sich ziehen. Junge Bäume kann man durch Umsetzen heilen; ältere muß man durch eine Düngung in einiger Entfernung vom Stamm zu einer kräftigern Wurzelbildung zu bringen suchen.