Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Wasserhuhn“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 422423
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Wasserhuhn. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 422–423. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wasserhuhn (Version vom 25.01.2023)

[422] Wasserhuhn (Fulica L.), Gattung aus der Ordnung der Stelzvögel, der Familie der Rallen (Rallidae) und der Unterfamilie der Wasserhühner (Gallinulinae), kräftig gebaute Vögel mit mittellangem Hals, ziemlich großem Kopf, kurzem, kegelförmigem, zusammengedrücktem Schnabel mit scharfer, etwas gezähnelter Schneide und großer Stirnschwiele, ziemlich hohem, starkem Fuß, langen, mit Lappen bekleideten Zehen, mittellangen Flügeln und sehr kurzem Schwanz. Das W. (Böll-, Bläßhuhn, Pfaffe, Zoppe, F. atra L.), 47 cm lang, 78 cm breit, ist schieferschwarz, mit hellroten Augen, weißem Schnabel und grauen Füßen, findet sich in ganz Europa und Mittelasien, weilt bei uns von der Schneeschmelze bis Oktober und November, wandert gesellschaftlich bis Afrika, Südasien und Australien, überwintert aber auch in Südeuropa und selbst in Deutschland. Es bewohnt Seen und größere Teiche, die am Rand mit Schilf bewachsen sind, lebt vorzüglich auf dem Wasser, schwimmt vortrefflich, auch unter Wasser, läuft ziemlich gut, fliegt aber schlecht und deshalb selten. Es ist zutraulich, aber vorsichtig, ungemein regsam, mutig, kampflustig, nach der Brut sehr gesellig. Es nährt sich von Insekten, Schaltieren, Pflanzenstoffen, nistet im Schilf oder auf dem Wasser und legt 7–15 blaß braungelbe, dunkelgrau und schwarzbraun gefleckte Eier, welche in 20–21 Tagen ausgebrütet werden. Obgleich das Fleisch des Wasserhuhns schlecht ist, wird es doch hier und da eifrig gejagt. In der Gefangenschaft gedeiht es nur auf einem größern Wasserbecken, wo es sich auch fortpflanzt. Dem W. sehr nahe verwandt ist das Teichhuhn (Moorhuhn, Rotbläßchen, Gallinula chloropus Lath.), 31 cm lang, 60 cm breit, dunkel schiefergrau, an der Stirn rot, auf Mantel und Unterrücken dunkel ölbraun, an den Weichen weiß gefleckt, am Steiß weiß, mit gelbem, schwarzgrauem und rotem Augenring, rotem, an der Spitze gelbem Schnabel und gelbgrüben Füßen, findet sich in ständigen Abarten in allen Erdteilen, weilt bei uns von März bis Oktober, kommt und geht einzeln, überwintert auch zum Teil bei uns, bewohnt kleine, am Rand mit Schilf und Ried bewachsene und teilweise mit schwimmenden Wasserpflanzen überwucherte Teiche, und zwar sucht jedes Pärchen einen Teich allein zu besitzen. Es siedelt sich in unmittelbarer Nähe des Menschen an, schwimmt sehr schnell, auch unter Nasser, läuft leicht und behende auf dem Boden und über den mit Pflanzen bewachsenen Wasserspiegel, fliegt aber matt und schwerfällig. Es zeigt sich sehr munter und keck, kampflustig gegen Artgenossen und fremde Vögel, gewinnt aber leicht eine gewisse Zutraulichkeit. Mit großer Geschicklichkeit weiß es sich zu verstecken. Es nistet im Schilf auf dem Wasser und legt 7–11 rostgelbe, grau und braun gefleckte Eier (in der zweiten Brut weniger), welche beide Eltern in 20–21 Tagen ausbrüten. [423] Die Familie hält treu und zärtlich zusammen und bietet ein sehr anmutiges Bild. Das Teichhuhn nährt sich von Insekten, Wasserschnecken und Pflanzenstoffen, erträgt die Gefangenschaft sehr gut und wird sehr zahm. Im Süden wird es trotz seines moorig schmeckenden Fleisches gejagt.