Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Vignŏla“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 202
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Vignŏla. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 202. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Vign%C5%8Fla (Version vom 17.04.2023)

[202] Vignŏla (spr. winj-) eigentlich Giacomo Barozzi, ital. Architekt, geb. 1. Okt. 1507 zu Vignola bei Modena, deshalb gewöhnlich V. genannt, bildete sich in Rom, brachte später zwei Jahre am französischen Hof zu und wurde 1550 päpstlicher Architekt und nach Michelangelos Tod (1564) Architekt der Peterskirche, an welcher er die beiden kleinen Kuppeln errichtete. Er starb 7. Juli 1573 in Rom. Seine Hauptwerke sind der Palast Caprarola bei Viterbo und die Kirche del Gesù in Rom, welche Giacomo della Porta nach seinem Tod nicht getreu nach seinen Plänen vollendete. Seine Bauten zeigen vornehmen Geschmack und harmonische, wenn auch etwas kalte Wirkung. Am einflußreichsten ist V. durch sein Werk über die fünf Säulenordnungen („Regole delle cinque ordini d’architettura“, 1563; hrsg. von Lebas u. Drebet, Par. 1815) geworden, welches lange Zeit als Kanon galt, jedoch die Antike in gewisse starre Regeln brachte, die nicht ihrem wahren Wesen entsprachen.